PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Flachwasserzone



Guido67
28.03.12, 11:50
Hallo!

Wir haben bei uns am Baggersee (Badewanne) eine Flachwasserzone geplant und hatten heute eine Begehung mit dem Verpächter und der unteren Wasserbehörde. Die untere Wasserbehörde hat zwar ein Ok gegeben aber sie wird so klein ausfallen, dass es sich eigentlich gar nicht mehr lohnt eine zu machen. Weil der See in einem Einzugsgebiet für Trinkwasser liegt würden sie es am liebsten sehen, dass der See zu wäre, denn Fische verunreinigen das Wasser. Hat jemand schon so eine ähnliche Erfahrung gemacht und könnte man vielleicht über den Verband mehr erreichen?

Gruß Guido

Schnickes
28.03.12, 13:21
"Fische verunreinigen das Wasser" empfinde ich als eher fadenscheiniges Argument. Was ist denn eine Verunreinigung durch Fische?! Sind nicht eher landwirtschaftliche Eintrage eine Verschmutzung?!

Durch mehr Pflanzen im Gewässer werden dem Wasser auch mehr Nährstoffe entzogen. Die Fische sind einfach nur ein Teil des Nährstoffkreislaufs und des natürlichen Gleigewichts im Gewässer.

Helmuth
28.03.12, 13:36
Hallo zusammen,

Schnickes hat Recht, solange man nicht Massentierhaltung unter Wasser macht, durch Überbesatz.

Die Flach- und Uferzonen, die naturbelassen sind, sind hochwirksam in der Gewässerreinigung und ökologisch besonders wertvoll.

Solche Zonen nutzt man z.B. ganz gezielt für die Reinigung von Schwimmteichen und Abwasserklärteichen.

VG Helmuth

Albert
28.03.12, 17:10
Schließe mich Schnickes und Helmuth an.
Ich kenne einige Talsperren und Seen zur Trinkwassernutzung und mit Fischbesatz, die Verschmutzung ist gleich null.
Einfach nochmal das Gespräch mit der unteren Wasserbehörde suchen, vorher die Naturschutzbehörde ins Boot holen.
Die würden der unt. Wasserbehörde als gleichgestellte Behörde (leider) eine Empfehlung übermitteln.

Mattes
28.03.12, 18:47
Hi Guido,

mit welchem Argument wurde das Ansinnen verkleinert? Doch nicht wegen der Fische, oder?

Wie groß ist das Gewässer, wie groß war die Planung für den Zuschlag, um wie viel wurde reduziert?

Welchem Verband gehörst du am? Westfalen-Lippe oder Rheinischer FV?

Wenn der Weg über den Fisch nicht geht, kann man das ganze immer noch als Biotopserweiterung für Amphibien verkaufen. Dafür sind plötzlich alle zu haben. Wer nachher drin wohnt entscheiden dann nicht wir, sondern die Natur. :;:

rudi
29.03.12, 03:00
Hi Guido,

Wenn ich dir einen Rat geben kann, so ist es folgender:
Nimm die untere Naturschutzbehörde (Fischereibehörde) mit ins Boot.
Die Gewässerwarte der Behörde haben mindestens unsere Ausbildung. Und egal wie groß dein Baggersee ist, so verstehe ich doch deine Aussage so, schnell abfallende Ufer.
Deshalb auch das anlegen einer Flachwasserzone. Noch in den 90er Jahren verstand man darunter eine Ablegung einer U-Form oder einer 8 mit bis zu einem Meter Tiefe als ausreichend.
Und dann noch ausgelegt mit Schwemmsand, Sand kleiner 2 Millimeter!
Aus eigener Erfahrung, da kommt nichts bei raus.
Die Fischereibehörde wird dir bestätigen, dass ca ein Drittel des Gewässers als Flachwaserzone, a: als Selbstreinigung zur Verfügung stehen muss,
und b: dadurch eine Verbesserung der Gewässerqualität, für Mensch und Tier erreicht werden kann!
Und nun kannst du selbst entscheiden!
Und hast Argumente.
Gruß rudi

rudi
29.03.12, 03:13
Hallo Helmuth,
ab wann beginnt deiner Meinung nach Überbesatz?
Auch an alle anderen Forumsmitglieder!
:hmm:
Fischart, Kg / ha
Trennung :
Fließgewässer/See!
:hmm:
Nahrungsgrundlage der einzelnen Gewässer sei mal dahingestellt.
Rudi

Helmuth
29.03.12, 05:52
@Rudi,

sorry, aber darauf kann ich in diesem Zusammenhang garantiert keine vernünftige Meinung abgeben. Natur ist viel zu komplex.

Dazu muss man das jeweilige Gewässer sehr genau kennen, wobei die Sache mit dem hohen Anteil an fruchtbarer Flachwasserzone schon stimmig ist.
Dazu gehört natürlich auch die ökologisch intakte Uferzone mit eine typischen Vegatation.

Baggerseen wandeln sich, wie seenüblich, im Laufe der Jahre von nährstoffarm zu nährstoffreich mit allen Konsequenzen für die darin lebenden Organismen.

Irgendwann wird daraus ein Sumpf, wenn man nicht entgegen wirkt.

Da es kein Geheimnis ist, dass mir extrem naturorientierte Verfahren am meisten liegen, würde ich ganz einfach vorschlagen, sich an den Vorbildern die die Natur bei genauer Betrachtung an einigen Stellen NOCH liefert zu halten und mit allen Mitteln versuchen den Segen "moderner" Agrarindustrie so gut es noch geht vom Gewässer fern zu halten. Auch zu viele Badegäste mit dem üblichen Überdruck auf der Blase sind nicht immer nützlich, aber oft nicht fern zu halten.

Dabei muss es nicht nur um den Eintrag von Nährstoffen durch das Wasser gehen, sondern sogar Aerosole haben einen mächtigen Einfluß an so manchen Stellen.

Nur leider sind wir inzwischen so weit, dass man kaum noch in solche Details gehen kann, obwohl viele empfindliche Magerpflanzen schon deshalb ausgestorben wurden.

Wie die Bäche heute ausssehen, habe ich schon mehrfach betont und alleine die paar Bilder der Attel zeigen das üblich geworden Bild. Viel zu viele Nährstoffe sind fast überall die Regel, die vielleicht aus dem Baggersee einen fruchtbaren, aber pflegebedürftigen Karpfenteich übrig lassen.

VG Helmuth

Steini (verstorben am 06.09.2019)
29.03.12, 07:19
Hallo Rudi,
Helmuth hat das schon gut beantwortet.
Es gibt kein Regeln.
Selbst wenn der Bestand der Weißfische verbuttet, ist der Gedanke
dieses als Überbesatz anzusehen ja auch nur ein Gedanke bezogen auf die fischereiliche Nutzung.
Wenn sich durch Verbutten der Fischbestand angepasst hat,trotz Raubfische ist es auch gut.
Ich denke der beste Ansatz ist es noch, die Artanzahl der im Gewässer lebenden / vorkommenden Arten zu betrachten, die dort alle Ihr Auskommen haben sollen.
Entscheidend ist auch, dass Nahrungsketten nicht reißen, wenn einzelne Glieder übernutzt werden.
Man kann lediglich versuchen, einen Zustand einige Zeit zu erhalten, was danach kommt, wird immer unbekannt sein.

Eine Wasserfläche kann 25 kg/Ha oder über 1000 kg/Ha natürlichen Fischbestand haben, wie soll man da mal eben was festmachen.
Beispiel:
Wenn ein Bewirtschafter nun denkt, im ersten Gewässer sei zu wenig Fisch und 50 kg Rotaugen besetzt, sind dort 75 kg Fische am Verhungern.
Sie übernutzen die Nahrung,verbrauchen aber wegen der Suche noch mehr und verhungern trotzdem.
Was bleibt, sind erst einmal noch weniger Fische und Futtertiere im Gewässer.
Dabei hatte er ja alles richtig gemacht, 50 kg heimische Fische auf 1 Ha.

Helmuth
29.03.12, 08:11
Hallo zusammen,

hier liegt unser Aller Kernproblem:


Eine Wasserfläche kann 25 kg/Ha oder über 1000 kg/Ha natürlichen Fischbestand haben, wie soll man da mal eben was festmachen.
Beispiel:
Wenn ein Bewirtschafter nun denkt im ersten Gewässer sei zu wenig Fisch und 50 kg Rotaugen besetzt, sind dort 75 kg Fische am verhungern.
Sie übernutzen die Nahrung,verbrauchen aber wegen der Suche noch mehr und verhungern trotzdem.
Was bleibt, sind ersteinmal noch weniger Fische und Futtertiere im Gewässer.
Dabei hatte er ja alles richtig gemacht, 50 kg heimische Fische auf 1 Ha.

Die unendliche Kompliziertheit vernetzter Systeme und wir sind zu Lineardenkern erzogen, die Alles nur simpel und einfach sehen wollen oder können.

Ein unendliche Vielzahl von Interaktionen wird oft einfach ignoriert und die Folgen sind oft grausam.

Jüngstes Beispiel von gestern (28.3.2012)

Tatorte: Altwasserkaskaden zwischen Entfelden und der so genannten Vogtareuther Aue.

1. Wir hatten festgestellt, dass das Altwasser in der Sulmaringer Aue widerrechtlich abgelassen worden war.

2. Dadurch gingen zahllose Muscheln kaputt, weil sie die tieferen Zonen nicht mehr erreichen konnten.

3. Nun, hat man das Gewässer wieder mit Staubrettern angestaut, was auf den ersten Blick ja vermeintlich gut und vernünftig wäre.

4. im nächsten Anschnitt darunter (Vogtareuther Aue) aber hatten Grasfrösche in Massen gelaicht und die legen den Laich ins flache Wasser.

5. Genau in dieser Phase aber kam von oben, während sich dort der abgelassene, 1 KM lange Teich wieder füllt, zu wenig Wasser und somit herrschte Ebene im x Kilometer langem Froschlaichgewässer darunter.

Fazit: WAHNSINN! Massenhaft Froschlaich kaputt.

Das nennt man NATURSCHUTZ durch Behörden (die so dann angepisst fühlen, wenn man ihnen die Fakten unter die Augen hält).

Wie man versuchen kann, hochkomplexe Systeme halbwegs zu verstehen kann man hier lesen:

http://www.frederic-vester.de/deu/ecopolicy/

Was auf den ersten Blick richtig erscheint, stellt sich oft völlig überraschend, als Drama heraus.

Das "Spiel ECOPOLICY" zeigt ganz gut, wie schwach unser linear denkender Verstand ist.

VG Helmuth

Albert
29.03.12, 11:48
Hallo Helmuth,
ab wann beginnt deiner Meinung nach Überbesatz?
Auch an alle anderen Forumsmitglieder!
:hmm:
Fischart, Kg / ha
Trennung :
Fließgewässer/See!
:hmm:
Nahrungsgrundlage der einzelnen Gewässer sei mal dahingestellt.
Rudi

Besatz ist schon Überbesatz. Wer ermittelt schon eine natürliche Ertragsabschöpfung. Wir alle können nicht
unter die Wasseroberfläche schauen und können nur vermuten, was da abgeht.
Da kommt der Hecht nicht hoch, da meint man wenig Schleien sind drin, mal fehlt Plötze und Rotauge.
Wer sich mit den Ursachen auseinandersetzt, kommt auf Schlüsse, die andere verstören.
Deshalb ist Deine Frage, Rudi, falsch gestellt.
Wieviel primäre Fischbiomasse ist natürlich in dem oder dem Gewässer wäre angebrachter.
Unter Einbeziehung aller Parameter, welche keinen Gewässerstandard kennen.



Dabei muss es nicht nur um den Eintrag von Nährstoffen durch das Wasser gehen, sondern sogar Aerosole haben einen mächtigen Einfluß an so manchen Stellen.
VG Helmuth

Zu Aerosolen:


"Der Mensch atmet zwischen 10.000 und 20.000 Liter Luft täglich, jeder Atemzug enthält zwischen einer und zehn Pilzsporen. Über den Tag gerechnet nehmen wir mit dem Feinstaub sieben Nanogramm DNA auf. Das entspricht dem 10.000-fachen Informationsgehalt des menschlichen Erbguts", berichtet Viviane Després von der Universität Mainz.
Originalveröffentlichung: J. Fröhlich, D. Pickersgill, V. Després, U. Pöschl; "High diversity of fungi in air particulate matter"; PNAS, 13. Juli 2009

das die Pasatwinde von Westafrika wichtig sind um den Amazonas zu düngen, dann kann man sich ein kleines Bild davon malen,
was an Mineralien, Phosphaten,Chemikalien, Pilzen und Bakterien aus der Luft auf die Wasserpberflächen von Gewässer eingetragen wird.
Unsere aquatischen Bewohner kamen damit mal gut zurecht.

Guido67
30.03.12, 09:12
Hallo zusammen !
Habe gestern mit dem LFV telefoniert und und Ihnen erklärt was wir vorhaben und mitgeteil was die Unterewasserbehörde dazu gesagt hat .
Sie werden sich jetzt unseren See anschauen und sich dann mit der Unterenwasserbehörde in verbindung setzten .

Gruss Guido