PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tierische Einwanderer im Rhein



Mattes
18.06.12, 23:27
Vor allem seit Öffnung des Main-Donau-Kanals 1992 wandern Tiere und Pflanzen neu in das Flusssystem ein - auch gegen die Strömung. Jede fünfte Tierart zählt inzwischen zu den Neozoen, die zwischen 60 und 80 Prozent der Individuen bei den Wirbellosen stellen. Die Internationale Kommission zum Schutz des Rheins hat allein zwischen 2001 und 2007 knapp 40 zugewanderte Arten im Rhein nachgewiesen - die meisten davon Muscheln und Schnecken.


Rheinische Post online: Biologen machen Inventur (http://www.rp-online.de/wissen/forschung/tierische-einwanderer-im-rhein-1.2873901)

Anmerkung: Nicht ganz aktuell. Man geht noch von 5 Grundelarten aus. :Klatsche:

Gangfisch
19.06.12, 08:56
Hallo Mattes,

habe am Wochenende bei einem Vortrag zum Thema "Neozoen" Bilder aus dem Rhein gesehen die einen echt erschrecken können. Auf einer Vergleichsfläche bei der 1995 noch grobes und feines Kiessubstrat vorherrschte, liegen heute in mehreren Lagen Körbchenmuscheln und Borstenwürmer übereinander. Kies war gar keiner zu sehen!

Kennst Du Dich mit den Grundeln im Rhein näher aus?

Welche Grundelarten gibt es tatsächlich?

Grüßle

Gangfisch

Mattes
21.06.12, 08:36
Guten Morgen Gangfisch,

näher auskennen wäre nun übertrieben. Ich habe mir zwei, drei Vorträge angehört, in denen allerdings nur die Aussichtslosigkeit vermittelt wurde.

Freund Christian hat mir einen Link gesendet, aus dem ein wenig Wissen hervorgeht.


Rheinfischereigenossenschaft in Nordrhein-Westfalen: Grundel-Problematik (http://www.rheinfischerei-nrw.de/fischerei-themen/grundel-problematik/)

Daraus gehen die fünf bekannten Arten hervor:

Marmorgrundel (Protheorhinus semilunaris) - seit 1999
Kesslergrundel (Neogobius kessleri) - seit 2006
Schwarzmeergrundel (Neogobius melanostomus) - seit 2008
Flussgrundel (Neogobius fluviatilis) - 2009
Nackthalsgrundel (Neogobius gymnotrachelus) - 2010

Die Infos der letzten Seminare finde ich ad hoc nicht. Im Netz wird weiterhin über 5 Arten berichtet. Ich bin mir aber sicher, von 7 zu wissen. Werde ich nachreichen.

In den Nebenflüssen des Rheins findet die Ausbreitung stark verlangsamt statt. Dies liegt daran, dass dort die starken Steinpackungen häufig fehlen. In den Steinpackungen im Rhein liegt der Verbreitungsschwerpunkt. Dort können sie gedeihen und finden Sicherheit vor Freßfeinden. Der Zander dürfte der größte Profiteur sein.

Bei Fängen durch E-Befischung wurde festgestellt, dass trotz einer Entnahme von Tieren in dreistelliger Anzahl an bestimmten Punkten, der Bestand innerhalb eines Tages komplett wieder aufgefüllt wurde.

Dass neue Arten zugewandert waren wurde immer erst dann festgestellt, wenn sie schon massiv vorhanden waren. Meldeten Angler neue Funde und ging man diesen auf den Grund, war die Invasion schon geschehen.

Weiterhin:

Spiegel Wissenschaft - Invasion der kaspischen Grundeln (http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/fremde-fische-invasion-der-kaspischen-grundeln-a-458649.html)
NTV: Grundel bedroht Rhein-Fische (http://www.n-tv.de/wissen/Grundel-bedroht-Rhein-Fische-article850492.html)
NRZ: Warum ist die Grundel so erfolgreich? (http://www.derwesten.de/nrz/staedte/rees/warum-ist-die-grundel-so-erfolgreich-id3725690.html)
Sehr gutes Portrait und Bestimmungsschlüssel: Verbreitung, Lebensraum und Habitatansprüche von Gebietsfremden Donaugrundeln“ und mögliche Auswirkungen auf die Fischzönosen im Rhein und Main (http://www.gfg-fortbildung.de/web/images/stories/BT/BT16_2012/12_BT_v3.pdf)

Gangfisch
21.06.12, 10:17
Hallo Mattes,

vielen Dank für die Infos. Hoffe zwar, dass wir oberhalb des Rheinfalls noch eine Weile verschont bleiben - aber irgend ein Depp wird die Hürde auch für diese Fische nehmen...

Grüßle Gangfisch