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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fachtagung Fischartenschutz und Gewässerökologie



Albert
05.12.10, 10:59
Eines vorweg, das war das Beste, was ich bisher zu hören bekam.
Meine Begeisterung ist vollkommen und ich will Euch an meinem erworbenen Wissen umgehend partizipieren lassen.
5 Themen wurden ausführlich behandelt ,anfangen werde ich mit Thema 5 ,wo ich neueste Erkenntnisse vermittelt bekam

Thema 5 :Eine übersehene Ökosystemkomponente :Gelöste Huminstoffe
von Prof.Dr.Christian E.W.Steinberg
Der Beitrag hatte es in sich,Huminstoffe incl.Gerbsäure sind von dem Ersteller weltweit auf allen Kontinenten in Gewässern untersucht wurden.
Glücklicherweise konnte ich durch meine Aquarien/Terrarienerfahrungen gut mithalten und den armen Professor mit Fragen überschütten,mal im Sinne von Torstens Torfstiche ,mal zwecks eigenen Experimentierens und Erfahrungen.
Das hat dem Professor veranlasst,meine Frage 6 mit ja zu beantworten und mir mit dem auf Stick überspielter Präsentation seine Mailadresse zu hinterlegen und für Fragen meinerseits immer zur Verfügung zu stehen.Zusammenfassend folgendes:
-Gelöste Huminstoffe bewirken bei allen Wasserbewohnern einen milden chemischen Stress
-Dieser ist äußerst positiv zu betrachten,da die Zellmembranen die mikrokleinen Humin-Stoffe aufnehmen und verantwortliche Zellalterungsstoffe den umgekehrten Weg nach außen nehmen.
-Das wirkt für im Wasser lebende Tiere lebensverlängert,sprich eine Rotfeder/Schleie usw.
erreichen ein höheres Alter in Torfstichen,Braunkohlegewässern wie in Normaloseen und Kiesgruben.
-Gelöste Huminstoffe im Wasser haben ein nicht zu unterschätzendes östrogenes Potential
was bedeutet ,es gibt mehr Weibchen wie Männchen.

Desweiteren ist das Aussterben der Flussperlmuschel in Europa weitestgehend durch die Umwandlung der Laub/Mischwälder in Nadelwälder seit 1900 und verstärkt ab 1945 der Grund,da Humine der Nadelwälder lebensfeindlich für Wassertiere sind.
Eiche,Buche,Linde,Birke usw haben im Laub jedoch positive Humine in ausreichender Zahl.

Thema 1: Umsetzung EU WRRL : Bis 2015 werden 80 % aller Verbauungen in Thüringen beseitigt oder in Angriff genommen. Bis 2025 soll eine Durchwanderbarkeit der Fische von der Elbe,Rhein,Donaueinzugsgebiet bis in die Bachhöhenlagen erreicht sein.
Nur das Ziel der Phosphorbelastung wird bis 2015 höchstens um 15 % zu reduzieren sein.


Thema 2 Etho-Hydraulik von Dr. Beate Adam Universität Karlsruhe:
Ein neuer Wissenschaftszweig,der noch von sich hören macht.
Hier werden die Wanderaktivitäten der Fische anhand ihrer Sinnesorgane Kopf,Mittelstück und Schwanzstück wiss. untersucht und analysiert sprich Etho-Forschung betrieben und die Bezugsquelle Hydraulik (Wasserströmungen ) zusammen in Einklang gebracht.
Den Vortrag lasse ich mir morgen auf Stick von Ihr speichern :begeistert:
Hat sie mir versprochen.
Vorab nur soviel.
-Die Fischaufstiegshilfen in Deutschland wurden unter die Lupe genommen und mit 90-95 % als Schrott oder schwer zu durchwandern beschrieben.

Problem: Wasserbauingeneure haben keine Ahnung/Erfahrungen von Bedürfnissen der Flussfische.
-Die hohe Mortalitätsrate an Wasserkraftnutzenden Anlagen von Aalen ist nach Ihren Schätzungen vertraulich bei einer Ziggipause um das bis zu 7 fache Höher einzuschätzen.
Problem: die WKAS 20mm Rechen(Schutzgitter) entsprechen der gesetzlichen Vorschrift.
Aber Aale bis über 70 cm werden durch die Strömung durch die 20mm Zwischenräume gepresst und bleiben bis zum verlorenen Todeskampf drinn hängen.
Habe das auf 2 Videos angesehen :Heul:
Da wurden vielfach Strömungen falsch berechnet (Bewusst) von Wasserbauingeneuren.
Salmoniden,Cypriniden haben durch mehr Kraft im Rumpf und Schwanz (bessere anatomische Voraussetzungen) die Chance sich zu befreien.

Lösung : Noch Dieses Jahr wird von den Bundesministerien die Empfehlung der Forschungen
von Frau Adam und anderen in die Hydrovorschrift " DVWK 222 " als Gesetz veröffentlicht.

Da werden Wasserbauingeneure und Bauherren das wohl erstmal missachten,jedoch muss es von Behörden abgenommen werden und dann wird es teure Nachbesserungen geben müssen,
denn die zuständigen Behörden werden die Umsetzung der DVWK 222 einfordern oder es gibt keine Erlaubnis für die Wasserbauwerke .

Thorsten
05.12.10, 11:00
Bin grad irgendwo zwischen Hypochonder und Epileptiker.
Albert, das ist der Hammer, die Frau Dr. von Ka muss ich mir gleich mal notieren( lade ich zu nem Bier ein), die anderne Erkenntnisse, die du hier zum Besten gibst sind starker Tobak.
Bin ganz hibbelig und muss das am Sonntag nochmal in Ruhe lesen.
Die Huminstoffe ganz spannend.
Über die "Femininisierung" der Fische hab ich mal ne österreichische Studie über Fließgewässer gelesen, beängstigend. Hab bei mir am Kanal bei den Barschen im Spätjahr auch nur Rognerinnen gehabt, kein Milchner bei meinem liebsten Fsch, werde ich ab sofort statistisch erfassen und schauen ob sich Auffälligkeiten ergeben. Gibt es da praktikable Messmöglichkeiten für uns als GW wegen Huminstoffen???
Mein bisher bekannter Verdachtsmoment waren die Östrogene aus der Pille und andere medizinische Stoffe, die ins Gewässer kommen.

Thorsten
05.12.10, 11:01
So hab grad noch kurz die PHP von dir durchgemacht. Das ist wirklich spannend, bei dem PH von <3,5 dachte ich erst an einen grandiosen wissenschaftlichen Fehler, so wie beim Eisengehalt bei Spinat. Ne Flachs beiseite das ist höchstspannend, ich wäre gerne Mäuschen gewesen

Georg
05.12.10, 11:02
Thorsten:

Hab mal einen Bericht gesehen, in dem die Wassertemperatur für das vermehrte Aufkommen von Milchnern bzw. Rognern verantwortlich gemacht, weiß nicht, ob wir den selben Bericht meinen? :kratz:

Albert:

Haben Huminstoffe auch eine direkte Auswirkung auf das Wachstum?
Interessant ist auf der einen Seite die erhöhte Lebenserwartung der Flossenträger, bei gleichzeitig geringerm Aufkommen von Fischnährtieren.?

Albert
05.12.10, 11:02
Beängstigend muss es Dir nicht sein.Naturgesetze wirken hier. Bei zuviel Nachwuchs geht der Weibchenanteil extrem zurück, sei es durch Milieuverschlechterung,Futterknappheit usw.
Das ist noch nicht erforscht.
Die Menscheneinbringenden Ötrogene sind zu beachten,mit Huminstoffen aber nicht im Zusammenhang zu bringen.
Der norwegische und schwedische Wildlachsrückgang durch übersäuerte Flüsse ist wiederum durch sauren Regen und Nadelholzeintrag zurückzuführen.
Würden dort vermehrt Eichenwälder stehen,und saurer Regen ausgeschlossen,wäre das sehr interessant für das Alter und die Geschlechtsstruktur.
Übrigens wurde auf der grünen Woche ein Bier mit dem Huminstoff DOC präsentiert.
Mit der Werbung der Lebensverlängerung.
"Alles schön und richtig " sagte Prof.Dr. Steinberg ,aber um für Menschen eine positive Wirkung zu erzielen müsste man 300 Liter davon konsumieren,und das wöchentlich !
Dann besser eine Handvoll Mischwaldlaub und Sphagnummoos.
Das schlägt besser an.

Albert
05.12.10, 11:03
So,bin zurück :begeistert:
Der 2. Tag war mit Infos nur so gespickt.
Habe im Sinne von Mattes zur Bestandsaufnahme von Fischen viele Infos erhalten .

Bevor ich den 2. Tag ins Expertenforum einstelle, erstmal die Frage von Georg:
Haben Huminstoffe auch eine direkte Auswirkung auf das Wachstum?
Interessant ist auf der einen Seite die erhöhte Lebenserwartung der Flossenträger, bei gleichzeitig geringerm Aufkommen von Fischnährtieren.?

Wachstum:
Das wurde nicht behandelt, aber ich frag da Prof.Dr.Steinberg per Mail ,wie es sich damit verhält.
Fischnährtiere:
Nur der große Daphnien zeigt keine messbare Lebensverlängerung ,jedoch eine größere Vermehrungsrate.Das ist doch auch was.
Prof.Steinberg hat mir zugesagt,mir eine verständlichere Fassung zu schicken.
Na ,das lass ich mir nicht nehmen :)

Albert
05.12.10, 11:04
Vortrag 6:
Jetzt , Freunde der Expertenrunde was zum Komoran,wie gesagt mit Aha – Effekt:
Hier muss erstmal zwischen 2 Unterarten unterschieden werden.
Phalorcrolonax carbo carbo ist Standorttreu und kommt an der Atlantikküste vor.
Überwiegend in Norwegen,dann in Dänemark,Britische Inseln ,Benelux und Frankreich bis Spanien.
Es wurden 1980 insgesamt 63.000 Brutpaare gezählt . 2002 hat sich der Bestand auf 81.000 erhöht.

Ganz anders die neuesten Zahlen zu Phalorcrolonax carbo sinensis , der Europas Unterwasserfauna zu schaffen macht.Hier die Entwicklung:
1970 = 12.000 Brutpaare
1980 = 31.380 Brutpaare
2000 = 617.370 Individuen
Heutige Gesamtschätzung beläuft sich auf weit über 2 Mill .Individuen ,da auch verlässliche Zahlen aus Osteuropa vorliegen.Es wurden 372.336 Nester ermittelt.
Die vertilgen knappe 1.000 Tonnen Fisch pro Tag in Europa !
Für Deutschland folgende Zahlen,die Schätzungen sind ,da Fischer immer die selben Statistiken liefern und Anglers Statistiken überwiegend fehlen.
Entnahme Fischer /Angler pro Jahr 17,5 Tonnen. Versus Kommoran 23,0 Tonnen/Jahr .

Soweit die neuesten Zahlen von Prof. Dr. Werner Steffens -Berlin .

Vortrag 10
Neuartiger Aalabstieg in Wasserkraftanlagen.
Fakten: Letale Schädigung des Aales liegt je nach Gutachten bei 16 % bis 86 % Mortalität aller absteigender Aale.
Problem : Herkömmliche Abstiege (0,05-0,2 m/s ) haben keine Funktionalität durch höhere Konkurrenzströmung zur Turbine als zum Abstieg.Aale nehmen Abstieg nicht wahr.
0,5 m/s ist als Grenzwert bei Rechen (Schutzgitter)vor Turbine ohne Mortalität zu betrachten,
Abstiege sollten knapp unter 0,4 m/s Strömung haben,sonst wird der Aal abgeschreckt ,den Abstieg zu passieren.
Die Hydroakustik hat das aufgedeckt und Den Rechen von 20 mm auf bis zu 12 mm enger gelegt.
8 mm wurde verworfen,Laub verstopfte die Rechen.
Es wurde 8-15 Meter vor dem Turbinenrechen ein sogenannter Besen über die gesamte Breite
angebracht,da Aale vorwiegend an Rändern /Ufern von Flüssen /Bächen wandern,kaum in der Mitte.Man stelle sich einen Hartborstenbesen mit Borsten nach oben vor ,der auf dem Grund quer zum Gewässer montiert wurde.Der Effekt ist eine Strömungsberuhigung hinter dem Besen ,was Aale im Feldversuch dankbar annahmen.Das Video war spitzenmäßig.
Hinter dem Besen,so 1-1,5 Meter liegt ein Rohr mit Löchern aller 80 cm und unten seitlich zur Strömung gewandt mit Schlitzen wo Wasser mit bis knapp 0,4 m/s ausströmt.Die Aale erkennen die Strömung , verschwinden im Rohr und arbeiten sich bis unterhalb der Turbine in den Fluss durch.
Eine Pumpe teilt 0,7 l/s in die Rohre ,eine als Lockströmung ,eine als Abführströmung.
Mittlerweile laufen 5 Projekte in Deutschland mit der Methode.Nächstes Jahr kommen Fakten.

Konnte leider keinen weiteren Beitrag auf Stick kopieren lassen, Frau Adam war auch vor 9 Uhr abgereist.Aber Ihr bekommt alles in einem Heft zusammengefasst. Ende April/Anfang Mai.
Trotz allen zapfe ich im Austausch von Froschinfos den AAT an,mir alles per PDF zu mailen.
Da bleib ich dran.
Habe auch viele Infos zur Renaturierung von Bächen gehamstert.

Georg
05.12.10, 11:05
Vortrag 10
Neuartiger Aalabstieg in Wasserkraftanlagen.
Fakten: Letale Schädigung des Aales liegt je nach Gutachten bei 16 % bis 86 % Mortalität aller absteigender Aale.
Problem : Herkömmliche Abstiege (0,05-0,2 m/s ) haben keine Funktionalität durch höhere Konkurrenzströmung zur Turbine ...

Mal ne dumme Frage: 86% Mortalitätsrate - bezieht sich das auf eine einzelne Staustufe oder auf auf die Gesamtzahl, sprich 14% der abwandernden Aale schaffen es bis zur Nordsee?
Habe letztens erst einen Bericht gesehen, in dem von 30% Mortalität pro Staustufe/Kraftwerk gesprochen wurde. :Heul:

Albert
05.12.10, 11:06
Hallo Georg,
16-86 % Mortalität bezieht sich pro Rechen an Wasserturbine/n im Fluss.
Je nach Turbinenbetreibergutachten oder Gutachten der Gegner.Der Rest kehrt um ,wo soll er sonst hin.Ein 40-50iger Aal kommt locker durch die gesetzlich vorgeschriebenen 20mm Rechengitter.
Aber ob er es überlebt ?Kann ich kaum beurteilen.Abstiegshilfen sind nach den Aussagen fast alle ohne Wirkung (fehlende Lockströmung)

Georg
05.12.10, 11:07
Danke Albert.
Tja, das ist schon ein Dilemma, aus dem man nur schwer herauskommt,
wenn man bedenkt, das die Kraftwerksbetreiber kaum einen Schritt nach vorn machen,
auf der anderen Seite aber sehr wohl "Aalfreundliche" Turbinen in Schneckenform
auf dem "Markt" sind, die aber etwas weniger Energie liefern.
Hinzu kommen natürlich auch noch die hohen Zahlen von Staustufen,
in manchen Abschnitten sind es 40 bis 60 Kraftwerke bis zur nächsten Flußmündung.

Albert
05.12.10, 11:09
Hinzu kommen natürlich auch noch die hohen Zahlen von Staustufen,
in manchen Abschnitten sind es 40 bis 60 Kraftwerke bis zur nächsten Flußmündung.

Da habe ich gestern eine Karte der Mulde in Sachsen gesehen.Rund 800 (Achthundert) Verbauungen auf knapp 40 Km (incl kleine Nebenflüsse und Bäche) Ein Zehntel ist nach 1995
entstanden,Folge von Rot-Grüner Energiepolitik.Ist ja gut und schön,bin auch kein Freund der Atomstromgewinnung ,aber Trittin (BUM) hat nicht im geringsten was mit der Fischfauna am Hut gehabt.

Hier noch ein interessanter Vortrag :
Auswirkungen des Besatzes mit Graskarpfen auf die Libellenfauna einer Kiesgrube bei Ludwigshafen

Kiesgrube Schleusenloch (2,2 ha) entstand 1970/71 und ist isoliert,das nächste vergleichbare Habitat ist 3 km entfernt.
Studie begann 1985 bis 1986 mit knapp 200 Untersuchungstagen.Guter Baumbestand,
Schilfgürtel ,Unterwasserflora.Klares Wasser.
Intesiv beangelt und mit Karpfen,Schlei ,Rotaugen,Hecht besetzt.Desweiteren Sonnenbarsch,
Rotfeder , Amer.Flusskrebs und Rotwangenschmuckschildkröten beobachtet.
1983,84,85 wurden ,um Wasserflora und Ufervegetation auszudünnen 60 stück und 40 kg Graskarpfen eingesetzt.
Seit 1985 wurden 30 Libellenarten festgestellt ,wovon 19 als Bodenständig zu bezeichnen sind.somit waren 36 % aller 80 heimischen Libellen vertreten.
Über 1988/89/90 und 1991 hat sich das Gewässer vollkommen gewandelt.
Es wurden nur noch 3 Bodenständige Libellen nachgewiesen,und sporadisch 16 Gastarten.
Die Seekannenzone ,gesamte Wasservegetation war bis auf sporadische Restbestände der Seekanne verschwunden.Der Rohr/schilfgürtel ausgedünnt,die Sichttiefe ,sonst über
2 Meter,war zwischen 20-40 cm mit deutlicher Grün und Braunfärbung und der westliche Bereich zeigte deutlich Algenbewüchse.
2 Libellenarten scheint die Veränderungen positiv auf Vermehrung anzusprechen(Eierleger an Totpflanzensubstrat,Eine Libellenart hat keine Bestandsveränderung nachgewiesen gehabt,
jedoch sind 6 Bodenständige nicht mehr festgestellt wurden.16 Gastarten wurden weiterhin festgestellt ,aber weniger.
Zitat: "Anhand des Rückganges der Libellenfauna einer Kiesgrube innerhalb von nur 4 Jahren ist abzulesen ,wie durch falschen/überhöhten Besatz ein wertvoller Lebensraum für eine reiche Biozönose zerstört wurde.Die Libellenfauna reagierte als direkter Indikator nachhaltig
auf die totale Verarmung an erhöhten Vegetationsstrukturen."


Will das hier nicht zum Bio-Hochleistungsforum ausufern lassen,was einer Uni zur Ehre gereichen würde. Aber mein Buch Urania Tierreich Insekten ist jetzt mit von der Partie um die verschiedenen Libellen an meinem Kiessee zu bestimmen .

Albert
05.12.10, 11:10
So, die nächste Einladung ist mir zugegangen :begeistert:
Am 04.04.2009 von 10-16 Uhr nehme ich an einer Bildungskonferenz des TLAV zu folgenden
Themen teil:

1 . Vortrag von Dr. Helmut Wedekind ,Direktor des Bayrischen Institutes für Fischerei Starnberg.
" Die Aquakulturproduktion von Salmoniden für den Besatz freier Gewässer "

2 . Vortrag von Dr.Frank Rümmler ,Institut für Binnenfischerei Potsdam/Sacrow.
" Elektrofischerei heute-Anwendungsbedingungen und Einsatzmöglichkeiten "
- Anwendungsmöglichkeiten und grenzen im Rahmen der heutigen Gewässerbewirtschaftung
- Auswirkungen auf die Fische - aktuelle Ergebnisse
- Wirkprinzip , Rechtlicher Rahmen
- Aktueller Gerätetechnischer Stand
---------------------------------------------------------------------------------------------------------

Falls Ihr zu diesen Themen offene Fragen habt,nur her damit .

Albert
05.12.10, 11:10
So,hier mein Feedback von der heutigen Bildungskonferenz.

Zu „Die Aquakulturproduktion von Salmoniden für den Besatz freier Gewässer“
Dr. Helmut Wedekind -Direktor Bayr.Institut Starnberg

Leider nicht auf Stick überspielt bekommen,da er 15 Uhr einen Termin in Peitz hat.
Zusammenfassung :
-Bei dem Besatz mit Salmoniden gilt es nicht einen Put-and -Take -Besatz sprich Attraktionsbesatz zu planen,da das teuer ist und wenig bringt (10-20 % des Besatzes werden höchstens gefangen,der Rest bleibt verschwunden).

- eine genetische Varianz sollte bei Zucht von Vereinen im Hauptaugenmerk liegen.
Nicht die vollkommen bspw. schöngepunkteten Bf sollten selektiv zur Vermehrung herangezogen werden ,sondern ein breitgefächerter Stamm.Die Natur regelt ganz allein wer sich vermehrt und wer nicht. Man schließt damit eine Delta-Inzuchtreferenz aus.

- Bei Kauf von Besatz auf Zertifikat durch Gesundheitsamt bestehen.

Geschlechter der Salmoniden sollen ausgeglichen sein ,sonst verbreiten weniger Männchen ihre Gene an Nachwuchs.Ein großer Teil der Weibchen bleibt außen vor beim Laichen.

Beispiel: 1 M + 3 W = 3 Ind. Zum Laichen
5 M + 15 W = 15 Ind. Zum Laichen

aber 20 M + 20 W = 40 Ind. Zum Laichen.

M = Männchen
W = Weibchen


Beachtung bei Besatz mit Zuchtsalmoniden.

-Bei geringer Bestandsdichte wurde größere Positionseffekte festgestellt, wenn Besatzfische beigesetzt werden.

-Besatzfische unterliegen immer Wildbestandsfischen bedingt durch Eichung auf Menschen und Fütterung.
-Kein Fluchtverhalten,im Gegenteil .
-Territoriale Kämpfe im Zuchtbetrieb nur bei sogenannten Bio/Vitalforellen mit wenig Besatz üblich.Durch herkömmlichen höheren Besatz und Aufzucht wirkt es aggresionshemmend (Lustlos, da immer Futter )

-Gefahr für Besatzsalmoniden durch fehlenden Fluchtreflex in Unterstände wie Gefahr durch Komoran,Mensch,Mink .
-Einbringung von Sauerstoff in Zuchtbetrieben erhöht die Bestandsdichte ,bei Verbringung in freie Gewässer später äußerst nachteilig z.B. im Sommer oder nach starken Regen mit weniger Sauerstoffwerten.
Desweiteren dauert es Wochen ,vom Künstlichen Futter entwöhnt zu werden und sich umzustellen.
Das kann einen schädlichen Stress bewirken.

Wiederfangrate bei Besatz über 15 cm = unter 20 %
Gute Ergebnisse zeigen Brutfische bis 8 cm.Entspricht in Eigenschaften später den Wildfischen.

Dentex
05.12.10, 11:11
moin Albert,

vielen Dank für deine Zusammenfassung. Ist aber auch ein interessantes Thema in dem es immernoch mehr Fragezeichen als Fakten gibt. Tatsächlich habe ich mit ein paar Punkten so meine Probleme:


-Bei dem Besatz mit Salmoniden gilt es nicht einen Put-and -Take -Besatz sprich Attraktionsbesatz zu planen,da das teuer ist und wenig bringt (10-20 % des Besatzes werden höchstens gefangen,der Rest bleibt verschwunden).

Ich möchte doch glatt die 10-20 % anzweifeln. Mir erscheint diese Zahl deutlich zu niedrig, zumal bei einem "Attraktionsbesatz". Erstens hätte ich überhaupt keine Erklärung für den Verbleib von 80-90 % (!) des Besatz, dann wird auch nicht über den Zeitraum der Erfassung aufgeklärt, der wohl auch eine gewichtige Rolle spielt sowie die Gesamtsituation des besetzten Gewässers.


Beispiel: 1 M + 3 W = 3 Ind. Zum Laichen
5 M + 15 W = 15 Ind. Zum Laichen

aber 20 M + 20 W = 40 Ind. Zum Laichen.

Sicher sind hier nicht die "Ind. Zum Laichen" gemeint. Das wäre letztlich auch keine aussagekräftige Größe. Wenn es sich nähmlich nicht um "put and take"-Besatz handelt, sollte die genetische Varianz eine viel größere Rolle Spielen, als die schiere Anzahl der am Laichvorgang beteiligten Ind.



-Besatzfische unterliegen immer Wildbestandsfischen bedingt durch Eichung auf Menschen und Fütterung.

In Abhängigkeit des Alters zum Zeitpunkt des Besatz. Also nicht "immer".



-Gefahr für Besatzsalmoniden durch fehlenden Fluchtreflex in Unterstände wie Gefahr durch Komoran,Mensch,Mink .

Gewagte Aussage. Fehlende Fluchtreflexe sind sicher ein temporäres Problem. Fehlende Unterstände jedenfalls ein Permanentes.


-Einbringung von Sauerstoff in Zuchtbetrieben erhöht die Bestandsdichte ,bei Verbringung in freie Gewässer später äußerst nachteilig z.B. im Sommer oder nach starken Regen mit weniger Sauerstoffwerten.

Uups, das ist zumindest erklärungsbedürftig. Wo sollen denn "später" nach Verbringung in freie Gewässer die Nachteile liegen? Wie nachhaltig kann denn die Einbringung von Sauerstoff (ist wirklich von Sauerstoff die Rede, oder von Belüftung?) sein?

Gruß Thorsten

Albert
05.12.10, 11:12
Hallo Thorsten,
freue mich über Deine Fragen zu dem Thema.
Da es ein mitgeschriebener Vortrag ist,sind Fragen wie Deine eigentlich vorprogrammiert.
Ich antworte mal der Reihe nach.

-Bei dem Besatz mit Salmoniden gilt es nicht einen Put-and -Take -Besatz sprich Attraktionsbesatz zu planen,da das teuer ist und wenig bringt (10-20 % des Besatzes werden höchstens gefangen,der Rest bleibt verschwunden).

Ich möchte doch glatt die 10-20 % anzweifeln. Mir erscheint diese Zahl deutlich zu niedrig, zumal bei einem "Attraktionsbesatz". Erstens hätte ich überhaupt keine Erklärung für den Verbleib von 80-90 % (!) des Besatz, dann wird auch nicht über den Zeitraum der Erfassung aufgeklärt, der wohl auch eine gewichtige Rolle spielt sowie die Gesamtsituation des besetzten Gewässers.


Hier wurde von Salmoniden über 30 cm referiert,um ein Fließgewässer in kurzer Zeit attraktiv zu machen.Da hat das Institut Starnberg über 6 Jahre Material gesammelt.
Mit Kennzeichnung,Genanalyse und E-Fischen sowie Fangbücher von Vereinen der untersuchten Gewässer.Gutgemeinte Bestandserhöhungen zum Laichen und was für die Angler bieten,das funktioniert bei beileibe nicht so ,wie man das sich schön vorstellt.
Die über 80 % wandern aus der gepachteten Strecke einfach ab oder (geringer Teil ) sterben.Nur 10-20 % verbleiben um geangelt zu werden oder um zu Laichen.


Beispiel: 1 M + 3 W = 3 Ind. Zum Laichen
5 M + 15 W = 15 Ind. Zum Laichen
aber 20 M + 20 W = 40 Ind. Zum Laichen.

Sicher sind hier nicht die "Ind. Zum Laichen" gemeint. Das wäre letztlich auch keine aussagekräftige Größe. Wenn es sich nähmlich nicht um "put and take"-Besatz handelt, sollte die genetische Varianz eine viel größere Rolle Spielen, als die schiere Anzahl der am Laichvorgang beteiligten Ind.

Hier geht es nur um Besatz für ein in Mitleidenschaft geratenes Gewässer (Abwasserunfall,Komoran) um einen Bestand wieder aufzubauen.
Wenn Du z.B. einen betroffenen Bach/Kleinfluss von 10 km zur Pacht hast,und 1.000 BF
über 20-25 cm einsetzt ,wovon 720 Weibchen sind ,wäre es nur aus ökonomischer Sicht sinnvoll,auf ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis zu achten.
Da kann man viel Geld versenken und bei Beachtung auch sparen.Bei gleichen Effekt.



-Besatzfische unterliegen immer Wildbestandsfischen bedingt durch Eichung auf Menschen und Fütterung.

In Abhängigkeit des Alters zum Zeitpunkt des Besatz. Also nicht "immer".


Stimmt,wenn man Brut einsetzt . Das Institut Starnberg gibt die Empfehlung "so klein wie möglich"
So hat man die besten Ergebnisse.Und wichtig ist Frühjahrsbesatz (nach Hochwasser-Schneeschmelze) auch wegen des Nahrungsproblemes im Winter bei Herbstbesatzes.



-Gefahr für Besatzsalmoniden durch fehlenden Fluchtreflex in Unterstände wie Gefahr durch Komoran,Mensch,Mink .

Gewagte Aussage. Fehlende Fluchtreflexe sind sicher ein temporäres Problem. Fehlende Unterstände jedenfalls ein Permanentes.

Temporäres Problem ist auch Hunger und verangeln von 15-25 cm Besatz.
Zu Unterständen: Da gibt es eine Züchterei in Bayern ,die deckt ihre Zuchtgewässer mit durchsichtigen Planen ab.Periodisch zu verschiedenen Zeiten werden die Planen entfernt
und den Salmoniden ein Fluchtreflex angelernt.Laut Institut Starnberg sind diese Salmoniden für den Besatz freier Gewässer eindeutig Gewinner gegenüber B-Forellen die immer an der selben Stelle gefüttert werden und keine Reflexe verinnerlicht bekommen.
Fehlende Unterstände in Gewässer ist wirklich ein Problem,da geb ich Dir recht.
Wurde da aus Erfahrung vom Institut Starnberg gesprochen.Machen sich etliche Vereine nicht so die Gedanken .
Andere Gefahren wie Mink,Komoran sind nicht zu unterschätzen.Vor allen bei unsinnigen Herbstbesatz.


-Einbringung von Sauerstoff in Zuchtbetrieben erhöht die Bestandsdichte ,bei Verbringung in freie Gewässer später äußerst nachteilig z.B. im Sommer oder nach starken Regen mit weniger Sauerstoffwerten.

Uups, das ist zumindest erklärungsbedürftig. Wo sollen denn "später" nach Verbringung in freie Gewässer die Nachteile liegen? Wie nachhaltig kann denn die Einbringung von Sauerstoff (ist wirklich von Sauerstoff die Rede, oder von Belüftung?) sein?


Sauerstoff in reiner Form ,Thorsten.Um Verbiss an Flossen abzuwehren wenden Züchtereien einen Trick an,der an meine Aquaristik erinnert.
Was macht man um ein Zuchtfließgewässer oder ein Malawi-Buntbarschaquarium
mit Revierbildenden (zänkischen) Fischen zu besetzen ?
Man erhöht die Bestandsdichte :;:
Die Bachforellen wie die Buntbarsche geben Ihre Reviere auf und verteilen sich im Wasser ohne zänkisch zu werden.
Es gibt so keine "Betonforellen" ,was irrtümlich so genannt wird. Die fehlenden Brust-Rücken-Schwanzflossen sind ganz klar auf Verbiss zurückzuführen.
Hab ich auch dazugelernt.Hat das Institut Starnberg bewiesen und eine Formel für Besatz in Zuchtgewässern entwickelt.
Aber da geht es ohne O² wirklich nicht.Nun haben wir ,mal angenommen BF zum Besatz daraus bestellt und vorsichtig besetzt. O² -Werte sind in unserem Bach gleich oder geringfügig kleiner.
Aber 3 Wochen später gibt es Dauerregen,der Bach schwillt an und O² -zehrende Stoffe aller Art wird eingetragen,oder es regnet lange nicht und der Bachlaufstand sinkt rapide.
Laut I. Starnberg haben diese Besatzforellen keine Chance gegenüber dem trainierten
BF-Stammfischen.
Der Vortrag ist nur ein Stück einer Studie ,die in anderthalb Jahren veröffentlicht wird.
Zum Glück war ich anwesend.Leider konnte ich den Vortrag nicht auf meinen Stick kopieren lassen. Der Dr. Wedekind hatte 15 Uhr einen Termin in Peitz und klappte seinen Laptop
schneller zusammen als ich dachte. Aber ich versuch mein Glück mit einer Mailanfrage.
Wenns klappt, seid Ihr Mitleser.

Dentex
05.12.10, 11:13
Hi Albert,

danke für die ausführliche Antwort. In der Tat haben deine Erklärungen meine Fragen zum großen Teil beantwortet.
Bin im ersten Fall von völlig falschen Voraussetzungen ausgegangen. Zum einen habe ich nicht mit einem offenen Fließgewässer gerechnet, zum anderen nicht an adulte Tiere gedacht. Dann sind die Zahlen natürlich zu verstehen oder sogar zu erwarten.

Auch beim Wiederaufbau mit BF macht ein paritätischer Besatz der Geschlechter Sinn, wobei langfristig betrachtet ein gemischter Genpool einen nicht zu unterschätzenden nachhaltigen Einfluß hat. Zumal bei einem Wiederaufbau und keinem Stützbesatz.


Zu Unterständen: Da gibt es eine Züchterei in Bayern ,die deckt ihre Zuchtgewässer mit durchsichtigen Planen ab.Periodisch zu verschiedenen Zeiten werden die Planen entfernt

Das ist ein netter Ansatz. Auch hier gilt wie ich meine, bei einer Wiederansiedlung gibst du den Fischen ein Startvorteil mit auf den Weg. Die wissen schlicht was sie zu tun haben. Wenn es darum geht, "ein Fließgewässer in kurzer Zeit attraktiv zu machen", gehe ich immer davon aus, das bereits lokale Bestände vorhanden sind. Deren Vorteil ist, dass sie meist schon im Besitz von Unterständen sind. Da kann man nicht erwarten, dass Salmoniden sich mit dieser Situation abfinden, anstatt sich ein Fleckchen auszusuchen, an denen sie ihre (angemendelten) Bedürftnisse befriedigen können - und schwubs weg sind sie.


Aber 3 Wochen später gibt es Dauerregen,der Bach schwillt an und O² -zehrende Stoffe aller Art wird eingetragen,oder es regnet lange nicht und der Bachlaufstand sinkt rapide.
Laut I. Starnberg haben diese Besatzforellen keine Chance gegenüber dem trainierten BF-Stammfischen.

Den Abschnitt aus der Studie würde mich besonders interessieren. Lese ich doch aus dem Geschriebenen, dass die physiologische Umstellung auf verminderte O²-Werte etwas ist, was die Fische sich "antrainieren" müssen. Das aus einem mit Sauerstoff gesättigten Gewässer stammende Fische diesbezüglich nicht trainiert sind, ist sicher richtig. Allerdings bin ich mir fast sicher, dass es nicht von dauerhaften Erfahrungen abhängig ist, wie die Anpassung gelingt. Dafür gibt es mehrere gute Gründe. Eine Anpassung ist sicher nötig, aber in einem Bach gibt es ja auch schon mal längere Phasen der Sauerstoffsättigung. Das würde ja bedeuten, dass Forellen, wenn die Bedingungen sich verschlechtern für die Umstellung auf niedrigere O²-Werte auf ihr "Gedächtnis" angewiesen sind. Erblich bedingt ist das jedenfalls nicht.

Gruß Thorsten

Thorsten
05.12.10, 11:14
Ich wag jetzt mal einen Schuss ins Blaue hinein. Aber soweit ich weiß, trainieren z.B. Spitzensportler gerne im Gebirge, da weniger O² in der Luft ist, dadurch bilden sich dann über einen gewissen Zeitraum mehr Erythrozyten um das O² Defizit zu kompensieren. Im Flachland sind diese Sportler dann eine gewisse Zeit leistungsfähiger. Könnte bei den Zuchtforellen nicht der Umkehrschluss der Fall sein, dass sie durch dauerhaft maximierte O² Werte weniger Erythrozyten produzieren, da diese nicht benötigt werden? Diese würden dann im natürlichen Bach erst eine Zeit brauchen, um sich zu bilden? Wie gesagt, einfach mal ins Blaue geschossen, und mein Restwissen über Humanmedizin angewendet?

Albert
05.12.10, 11:15
Ich wag jetzt mal einen Schuss ins Blaue hinein. Aber soweit ich weiß, trainieren z.B. Spitzensportler gerne im Gebirge, da weniger O² in der Luft ist, dadurch bilden sich dann über einen gewissen Zeitraum mehr Erythrozyten um das O² Defizit zu kompensieren. Im Flachland sind diese Sportler dann eine gewisse Zeit leistungsfähiger. Könnte bei den Zuchtforellen nicht der Umkehrschluss der Fall sein, dass sie durch dauerhaft maximierte O² Werte weniger Erythrozyten produzieren, da diese nicht benötigt werden? Diese würden dann im natürlichen Bach erst eine Zeit brauchen, um sich zu bilden? Wie gesagt, einfach mal ins Blaue geschossen, und mein Restwissen über Humanmedizin angewendet?



Den Abschnitt aus der Studie würde mich besonders interessieren. Lese ich doch aus dem Geschriebenen, dass die physiologische Umstellung auf verminderte O²-Werte etwas ist, was die Fische sich "antrainieren" müssen. Das aus einem mit Sauerstoff gesättigten Gewässer stammende Fische diesbezüglich nicht trainiert sind, ist sicher richtig. Allerdings bin ich mir fast sicher, dass es nicht von dauerhaften Erfahrungen abhängig ist, wie die Anpassung gelingt. Dafür gibt es mehrere gute Gründe. Eine Anpassung ist sicher nötig, aber in einem Bach gibt es ja auch schon mal längere Phasen der Sauerstoffsättigung. Das würde ja bedeuten, dass Forellen, wenn die Bedingungen sich verschlechtern für die Umstellung auf niedrigere O²-Werte auf ihr "Gedächtnis" angewiesen sind. Erblich bedingt ist das jedenfalls nicht.
Gruß Thorsten


Wie gesagt ,Dr. Wedekind stellte eindeutig eine Anfälligkeit von O² -verwöhnten Besatzfischen gegenüber den alteingesessenen und im angestammten Gewässer geborenen Salmoniden fest.
Eines noch hinzugefügt: Es ging nur um Bachforellen bei der O² -Sättigung.

Georg
05.12.10, 11:17
Ich wag jetzt mal einen Schuss ins Blaue hinein. Aber soweit ich weiß, trainieren z.B. Spitzensportler gerne im Gebirge, da weniger O² in der Luft ist, dadurch bilden sich dann über einen gewissen Zeitraum mehr Erythrozyten um das O² Defizit zu kompensieren. ...

Sehe ich ganz genauso, Thorsten.

Dieser Kompensationsmechanismus ist nicht nur beim Menschen bekannt,
ist deshalb schlüssig, warum Zucht-Fische eine längere Eingewöhnungsphase nach dem Umbesatz in ein neues Gewässer benötigen.

Mario
05.12.10, 11:18
Dieser Kompensationsmechanismus ist nicht nur beim Menschen bekannt,
ist deshalb schlüssig, warum Zucht-Fische eine längere Eingewöhnungsphase nach dem Umbesatz in ein neues Gewässer benötigen.

Georg mit diesem Satz sprichst du ein Thema / eine Frage an, dir mir schon länger unter den Nägeln brennt. In der Aquaristik wird jeder (gut informierte) Aquarianer seinen neuen Lieblingen eine schonende Phase der Gewöhnung an die individuellen Wasserparameter gönnen.

Beim Fischbesatz hingegen ist es gängige Praxis den Besatz ohne große Pause sofort in sein neues Habitat zu überführen. Es stellt sich mir daher die Frage, ob sich die Ausfallquote beim Fischbesatz nicht durch eine schonende Eingewöhnungszeit minimieren lässt?

Thorsten
05.12.10, 11:19
Georg mit diesem Satz sprichst du ein Thema / eine Frage an, dir mir schon länger unter den Nägeln brennt. In der Aquaristik wird jeder (gut informierte) Aquarianer seinen neuen Lieblingen eine schonende Phase der Gewöhnung an die individuellen Wasserparameter gönnen.

Beim Fischbesatz hingegen ist es gängige Praxis den Besatz ohne große Pause sofort in sein neues Habitat zu überführen. Es stellt sich mir daher die Frage, ob sich die Ausfallquote beim Fischbesatz nicht durch eine schonende Eingewöhnungszeit minimieren lässt?

Hi Mario,
da wird beim Besatz sicher oft geschludert, hab ich bei uns letztes Jahr auch so erlebt. Man sollte den Fischen auf alle Fälle reichlich Zeit geben, um sich an die neuen Gewässerparameter zu gewöhnen. Das kann theoretisch mehrere Tage gehen, bis die Fische sich umgewöhnt haben. Durch einen sorgsamen Besatz kann man natürlich die Ausfallqoute minimieren.

Albert,
auf den nächsten Vortrag, den du besuchen darfst bin ich schon höchst gespannt, wie du dir sicher vorstellen kannst. Wenn du da wieder was organisieren kannst wäre echt klasse.

Georg
05.12.10, 11:21
...In der Aquaristik wird jeder (gut informierte) Aquarianer seinen neuen Lieblingen eine schonende Phase der Gewöhnung an die individuellen Wasserparameter gönnen.

Beim Fischbesatz hingegen ist es gängige Praxis den Besatz ohne große Pause sofort in sein neues Habitat zu überführen. Es stellt sich mir daher die Frage, ob sich die Ausfallquote beim Fischbesatz nicht durch eine schonende Eingewöhnungszeit minimieren lässt?

Im Aquarium ist das ja noch relativ leicht zu realisieren, wie aber bei Besatzfischen,
die erst abgefischt werden müssen, anschließend werden sie in O2-angereicherte Transportbehälter umgesetzt.
Zum Gewässer transportiert und dann?
Eine Hälterung in Plastiktüten und kontinuierlichen Wassertausch kann man ja wohl ausschließen. :lachen:
Nee, mal im Ernst, hab mir öfter schon einen Kopp gemacht, bisher aber noch keine realisierbare Idee gehabt.

Dentex
05.12.10, 11:22
moin,

@Albert: wo finde ich denn den Beitrag "Gelöste Huminstoffe,eine übersehene Ökosystemkomponente "? Hab eben bei den pdf's nachgeschaut aber nichts gefunden.

Ich kann nur davor warnen, physiologische Eigenschaften des Menschen auf die Fischwelt zu übertragen und daraus Schlußfolgerungen zu ziehen - Stichwort "Höhentraining".
Fische sind auf eine ganz andere Art gezwungen sich schnell wechselnden Verhältnissen anzupassen, als das bei Menschen der Fall ist. Könnten sie das nicht, gäbe es sie nicht mehr. Auch die chemisch-physikalischen Eigenschaften des Fischblut unterscheiden sich von unseren.
Es ist zweifellos richtig, dass die stressverursachenden Faktoren beim Besatz wie O² Sättigung im neuen Gewässer, Temperatur, pH-Wert etc. einen enormen Einfluß auf den Erfolg der Besatzmaßnahme haben. Sich hier einen "beliebigen" Faktor heraus zu picken, wird der Gesamtsituation nicht gerecht.

Denken wir uns für einen Moment in einen Besatzfisch hinein, der grade in eine neue Umgebung versetzt wurde. An den physikalisch/chemischen Parametern kann der Fisch ohnehin nur wenig ändern (in Fließgewässern sicher eher als in Seen), aber viel entscheidender sind zunächst die Faktoren, die auf instinktgesteuertes Verhalten Einfluß haben. Dazu gehört zuerst die Möglichkeit sich "absetzen" zu können, d.h. einen Ort aufsuchen zu können, an dem der Fisch sich in Ruhe an die geänderten Verhältnisse anpassen kann. Steht so ein Platz nicht zur Verfügung (weil schlicht nicht vorhanden oder bereits besetzt) reagiert der Fisch darauf mit weiterem Stress. Alle negativen Einflüsse addieren sich und können in der Folge zu Ausfällen führen.
Bei " O² -verwöhnten Besatzfischen", also an ständige Sättigung gewöhnte Fische, Auffälligkeiten festzustellen (wie sehen denn die Auffälligkeiten aus?), reduziert mir die vielen anderen Faktoren zu sehr. Man müsste natürlich wissen, wie stark denn das pO²-Gefälle tatsächlich war und ob es die reale Situation wiederspiegelt. Tatsächlich ist es ja insbesondere bei Fließgewässern häufig der Fall, dass man sich nahe an der Sättigung befindet und von daher ein großes Gefälle gar nicht existiert.

Und unter uns: wenn Wissenschaftler sich an die Verifizierung einer Theorie machen, muß am Ende ein Ergebnis herauskommen - am beliebtesten sind dann natürlich Ergebnisse, die eine zuvor theoretisch erarbeiteten Hypothese betätigen. Um solche Ergebnisse zu präsentieren, wird auch gerne ausgeblendet und bei der Interpretation von Zahlen Scheuklappen aufgesetzt und ganz dem "Tunnelblick" vertraut. Hab da so meine Erfahrungen...

Gruß Thorsten

Thorsten
05.12.10, 11:23
Hi Albert,

falls du bei dem Vortrag die Gelegenheit bekommst nachzuhaken, könntest du für mich fragen, ob ein Rotfederbesatz im Hecht Schleien See sinnvoll sein kann, um die Unmengen an Wasserpflanzen etwas zurückzudrängen? ( Rotfedern sind im See eher wenige vertreten) Mir ist klar, dass es sich dabei wenn überhaupt, um eine Verbesserung im niedrigen prozentualen Bereich handelt, aber ich mache mir etwas sorgen, dass die enormen Sauerstoffschwankungen im Tag Nacht Rhythmus für die Fische ein nicht zu unterschätzendes Problem sind. Tags bis 180% Sättigung, Nachts um die 60%.

Leider sehe ich keine anderen Möglichkeiten, um das etwas abzupuffern, da wegen dem FFH Gebiet eine mechanische Entfernung (eines Teils der Pflanzen) kaum möglich erscheint. vllt. mache ich mir auch zuviel Sorgen, aber diese Schwankungen sind schon recht prägnant. Und irgendwann kann eine zu starke O² Übersättigung wohl auch zu Kiemenschäden führen, ab welcher Sättigung weiß ich allerdings nicht. Wie gesagt, wäre super, wenn du mir da ein paar Infos besorgen könntest, da ich solche Maßnahmen ja auch rechtzeitig vorbereiten (Raubfische dtärtker beangeln etc), und natürlich mit dem Regierungspräsidium abstimmen muss.

Albert
05.12.10, 11:24
Da frag ich nach ,mach ich Thorsten.

Nur mal zum Verständnis.Wie hast Du die Werte ermittelt mit der Sättigung ?
Ist denn eine biogene Entkalkung bei Euch beobachtet wurden ?
Ich schätze ,das bei Dir die temporäre KH hoch genug ist,den PH-Wert nicht über 9,5
zur Nachmittagszeit steigen zu lassen.12 Stunden später ist der PH-Wert ,wie bei mir
gemessen ,um 0,8-1,0 zurückgegangen.Die KH ging hoch.
Mess doch mal bei einer wolkenfreien Hochdrucklage um 16 Uhr und früh um 4-5 Uhr
im Juli/August die Werte PH , KH ,CO² und O² .
Die Fische halten bis 9,7 temporär ohne Probleme durchaus aus.

Thorsten
05.12.10, 11:25
Hi Albert,
dankeschön fürs Fragen.

Die Werte hab ich aus den Gutachten (chemisch limnologisches Gutachten), die ich über den Prestelsee reingestellt habe.
Ich meine, dass ich letztes Jahr an ein paar Armleutern weiße Stellen beobachtet habe, kann ich aber zur Zeit die Hand nicht dafür ins Feuer legen.

Ich hab seit gestern endlich die ganzen Unterlagen der vorhergehenden GW´s, und muss mich da noch durcharbeiten. Die Werte die ich bisher häufig fand, liegen so um 8,5.
Die el Messgeräte O², pH, und el Leitfähigkeit brauchen neue MEsssonden, allerdings sind die Geräte so alt, dass sie beim VDSF gar nicht mehr aufgeführt sind. Der chem. Koffer hat z.T. Schimmel drin, den schmeiß ich auch weg und hol mir was Neues.

In meinem Buch von Baur steht drin, dass grad Hecht, Schleie, was bei uns ja gut drin ist, sogar noch Werte deutlich über 10 mitmachen.

Albert
05.12.10, 11:26
Hier die Zusammenfassung der 6.Fischartenschutzkonferenz.
6.Artenschutzkonferenz_Jena.pdf (http://www.landesanglerverband-sachsen.de/pdf/6.Artenschutzkonferenz_Jena.pdf)

Und hier möchte ich mal Eure Meinung hören.

Wasserkraftwerk neuen Types.pdf (http://www.zotloeterer.com/unser_unternehmen/wasserwirbeltechnik/wasserwirbelkraftwerk.php)

Georg
05.12.10, 11:27
Und hier möchte ich mal Eure Meinung hören.
Ich bin jedenfalls begeistert.(Wasserkraftwerk neuen Types.pdf)

Die Idee hört sich schon mal genial an, wenn dieses Prinzip funktioniert wäre das sicherlich eine Lösung für die Niers wie auch für die Oker, die Staustufen könnten verbleiben, die durch die Staustufen entstandenen Habitate würden nicht zerstört werden, denke da gerade an das Trockenfallen des Niersabschnittes, nach dem öffnen des Wehrs, wie Mattes ja schon beschrieb.

Bei aller Euphorie darf man aber eines nicht vergessen.
Wie effektiv ist die Überwindbarkeit bei höheren Staustufen?
Bei einem halben oder einem Meter mag das ja noch gehen, sind aber vor allem die Kleinfische in der Lage diese Hürde zu meistern?
Der Strömungsdruck scheint duch die Beschleunigung in der Kreisbahn nicht ohne zu sein.
Wie sieht es mit Verletzungsmustern aus, die entstehen könnten, wenn Kleinfische in den Strudel gelangen?
Bei BaFo´s oder Äschen sehe ich da auch bei 1,5m noch kein Problem,
weder beim Auf- als auch beim Abstieg, sehr wohl aber bei Weissfisch & Co.

Auf jeden Fall werde ich meinem Schwiegervater dieses Modell mal vorstellen,
in kleinem Format in Form einer Pflanzschale o.ä. wäre es sicher eine Möglichkeit
für die Kartenteichkaskade um etwas mehr O2 ins Wasser zu bekommen,
wenn dabei das Algenproblem eingeschränkt werden würde, um so besser.

Georg
05.12.10, 11:28
Habe eben was gefunden, was hier ins Thema Huminstoffe etc. passt.
Schaut mal hier: http://www.fliegenfischen.de/news/detail.php?objectID=1308&class=6
Wann wird es wohl diese Rotweinbolies geben, die mir gerade im Kopf umherschwirren? :cool:

Albert
05.12.10, 11:29
Danke Georg,
werde mal suchen um die Arbeit insgesamt lesen zu können.
Rotweinboillies ??
Bleib lieber bei Erdnussflips :lachen:

Albert
05.12.10, 11:30
War heute wieder auf einer Fachtagung , diesmal in Ilmenau , die nur 3 Stunden ging.

Kurt Schreckenbach 3 Themen .

1. Auf Menschen übertragbare Fischkrankheiten.

2. Die Bedeutung von Schadstoffen in Fischen.

3. Neue Aspekte zum Kormoranmanagment.

Später mehr.

Prof. Schreckenbach schickt mir per Mail Studien zur Bachforelle in Huminreichen
Fließgewässern. Vorab, wirkt sich positiv aus.

Albert
05.12.10, 11:32
Zusammenfassung: Gesund wie ein Fisch im Wasser ?

Zum wissenschaftlichen Vortrag von Prof.Dr.Schreckenbach.

1.Auf Menschen übertragbare Fischkrankheiten:

Aeromonas – Fischpathogene Mikroorganismen in Größenreihenfolge wie
- Prionprotein
- Viren
- Mykoplasmen
- Rickettsien
- Bakterien
- Pilze
- Ichtyopthirius

Diese sind wenig oder nicht Krankmachend , dachte man !
Es sind Fälle bekanntgeworden , wo Aquarianer mit dem Schlauch einen Wasserwechsel durchführten (mit Mund ansaugen und den ersten Schluck im selben haben) und erkrankten.
Leider blieb das Wissen darum den Ärzten verborgen und es wurde falsch behandelt.Bis zur Entfernung von Organen.
Ich mach den Wasserwechsel seit meinem 9. Lebensjahr grundsätzlich mit dem Mundansaugen
und erfreue mich bester Gesundheit. Bisher ! Muss mein Handeln überdenken auch in der Froschzucht. Mann , was hatte ich früher geschluckt .

Aeromonasarten , die bei Fischen zu infektiöser Bauchwassersucht und Flossenfäule führen sind im Blickpunkt der Mediziner geraten.
Fischtuberkulose wird auch beim erkrankten Menschen Schwimmbadgranulon genannt .
Bei Mycobakterien und krankmachende Pilze ist ein Überziehen mit Handschuhen empfehlenswert.

Parasiten :

Wurmstar sorgt bei Forellen für schwärzliche Färbung
Katzenleberegel , da sind Endwirte Hund, Katze , Mensch und Vögel .
Fischbandwurm , siehe Katzenleberegel.
Heringswurm oder Nematoden , das Fischfleisch gut durchgaren, Nematoden überleben auch im Menschen , in Deutschland wenige Fälle der letzten 3 Jahre bekanntgeworden.

Generell gilt das Fleisch gut erhitzen , somit sterben alle Parasiten und Pathogene Microorganismen ab.

Ich habe eingeworfen, das das Frosten von Matjes generell und von Süswasser – und Meeresfischen über 4 Wochen auch alle Parasiten abtötet. Schreibt die EU- FHV bei Matjes vor.

Wird alles nicht so heiß gegessen wie gekocht , aber einige Vorsichtsmaßnahmen sollten schon bedacht werden.

Das Einschleppen der Neozen in europ. Wasserkreisläufe wie den asiat. Schwimmblasenbandwurm
zeigt an Hand von Studien, das der Aal damit immer besser zurechtkommt , sprich Abwehrmaßnahmen im Körper aktiviert. Die Natur hilft sich selbst !
Das Bundesamt für Lebensmittelüberwachung hat aus allen deutschen Flusssystemen Aale untersucht und ein Zurückgehen des Bandwurmes festgestellt. Die Häufigkeit vieler Individuen in einem Tier nimmt ab. Dafür ist das Immunsystem des Aales verantwortlich , durch biochemische Prozesse wird ein Fortkommen im Aalkörper erschwert.

Für mich frappierend !

2. Bedeutung von Schadstoffen in Fischen

hier ging es um alle heute bekannten Endokrine Stoffe.
Warum haben Aale und andere Fische in deutschen Flüssen wieder einen so hohen Dioxingehalt im Körper ?

a ) In Hochgebirgsseen der Alpen wurde bei Fischen ein sehr kritischer Wert festgestellt.
Wo kamen die Stoffe her ?
Durch das Abschmelzen der Alpinen Gletscher werden die Schadstoffe der 30er bis 70er Jahre freigesetzt und gelangen in die Seen und Flüsse.
Über die Nahrungskette nehmen die Fische Dioxin ( was durch Verbrennung zum großen Teil in die Luft gelangte , bevor es Filter verhinderten ) auf und reichern es im Fleisch/Fett an.

b ) Seit den 90er Jahren gibt es in Europa und Deutschland stärkste Hochwasser. Das war früher so nicht üblich.
Dadurch wurden und werden weiterhin PCB und Dioxine aus dem Sediment wieder freigesetzt.
Darunter sind auch Stoffe, die seit 20 Jahren nicht mehr eingesetzt werden, wo die Giftigkeit bewiesen wurde und somit ein Handelsverbot griff.

c ) Vitellogeningehalt in Fischen :
Durch die Pille , die 14 mill. Frauen jedes Jahr in Deutschland nehmen , haben wir Angler einen Riesen Berg von Problemen. :Heul:
Das Verweiblichungspotenzial bei Fischen schreitet weiter voran. Eine Untersuchung der Themse bei London hat es als erste Studie aufgezeigt.
Diese Stoffe der Pille werden in Klärwerken nicht zurückgehalten. Das Unheil nimmt durch 14 mill. sexverückter Frauen seinen Lauf. :traurig:

Die Remobilisierung der Substanzen wurde in der Elbe bei Bleien untersucht.
Auf Tchechischer Seite steigt der Gehalt, vor Dresden sinkt er um nach Riesa hochzuschnellen. Bei Magdeburg ist er kaum niedriger.
In Seen und Kiesseen gibt es keine Probleme, nur in Fliessgewässer.

d ) neue Schadstoffe :
Darunter zählen neuartige Flammenschutzmittel , deren Rückstände im Fischfleisch nachgewiesen wurde , sowie Nanopartikel.


3. Kormoranmanagment neueste Aspekte

Neu für mich ist die Übertragung vieler Krankheiten in andere Gewässer. Als Wirt , auch latent sorgt er für deren Einbringung.
Kurt Schreckenbach zeigte 2 Videos, das erste mit einem jagenden Vogel , der in kurzer Zeit 5 Aale fing und schluckte.
Das 2 . hat ein Angler auf der Fährüberfahrt nach Gedser gefilmt . Ein langer Zug aus Skandinavien flog innerhalb 30 minuten am Schiff vorbei. Der Angler hat den schwarzen Vorbeiflug auf 8- 10.000 Kormorane geschätzt. Die brauchen ungefähr 4.500 Kg Fische !
Täglich !!!

Wissenswert noch das Alter : bis 25 Jahre , mit 2-3 Jahren geschlechtsreif.

Blei und Güster sind ab einer Länge von über 15 cm Kormoranfest,sprich werden nicht mehr gefressen.

Albert
05.12.10, 11:33
Hallo kleine Gemeinde,

gerade habe ich mich zur 7. Fachtagung "Fischartenschutz und Gewässerökologie " am 19. und 20 März in Jena angemeldet. :begeistert:

Das Programm hat es faustdick in sich.
Wedekind-Starnberg, Schreckenbach , Brämick- IfB, Bergmann-F.Löffler Institut,Schmalz usw.

Albert
05.12.10, 11:34
Hier eine Zusammenfassung der Fachtagung März 2010.

Fachtagung 2010 (http://www.anglertreff-thueringen.de/pdf/fast.pdf)

Albert
05.12.10, 11:35
Heute bekam ich das Programm der Tagung Fischartenschutz Februar 2011 zugesandt:

5883

Mattes
05.12.10, 11:37
Wie immer vielversprechend. Hör mal rein, ob sie was über die Grundeln im Rhein berichten

Albert
05.12.10, 11:38
Eingeschleppte Fische und Fischnährtiere
in Mitteleuropa
Herr Dr. Christian Wiesner &
Herr Prof. Dr. Otto Moog (Wien)

Oder

Vorkommen und Verbreitung von
Fischneozoa in Deutschland - Probleme
und Handlungsmöglichkeiten
Herr Dr. Christian Wolter (Berlin)
Leibnitz-Institut für Gewässerökologie und
Binnenfischerei

Hast Du bestimmte Fragen ?

Albert
16.12.10, 17:56
Fachtagung „Fischartenschutz und Gewässerökologie“
18. / 19. Februar 2011 in Jena, „Hotel Best Western (http://www.hotel-jena.bestwestern.de/)“
Beginn: 15.00 Uhr
Tagungsgebühr: 30,00 €
Veranstalter: AAT und VANT

Download: Tagungsvorschau (http://www.ag-artenschutz.de/tagungsvorschau_2011.pdf) (pdf)

Website: Arbeitsgruppe Artenschutz Thüringen e.V. (http://www.ag-artenschutz.de/index.htm)

Albert
18.02.11, 22:51
Nun ist der erste Tag der Fachtagung seit 2 Stunden vorbei und mein Fazit:
Wieder sehr lehrreich und informativ.

1. Beitrag: " Vorkommen und Verbreitung von Fischneozoa in Deutschland , Probleme und Handlungsmöglichkeiten "
Referent: Herr Dr. C. Wolter (Berlin) Leibnitz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei

- Top 100 der Fischneozoen Weltweit:

Platz 26: afrik. Wanderwels /Froschwels Clarias batrachus
Platz 30: Karpfen
Platz 39 : Koboldkärpfling
Platz 45 : Nilbarsch
Platz 54 : Forellenbarsch
Platz 63 : Regenbogenforelle
Platz 66 : Tilapiabuntbarsch
Platz 83 : Bachforelle

Datenlage Rhein: 94 Artennachweise, davon 15 etablierte Arten.
5 Grundelarten, davon 4 etabliert und in 2010 Erstnachweis der Nackthalsgrundel
Neogobius gymnotrachelus im Rhein.
Eine 6. Grundelart, die Kaulquappengrundel könnte noch dazukommen.

Ausbreitung der invasiven Grundelarten im Rhein:
- Mamorgrundel 1992 Erstnachweis in Österreich
- Kesslergrundel 1994 Erstnachweis in Österreich
- Flussgrundel 2008 Erstnachweis Duisburg/Rhein
- Nackthalsgrundel 2010 Erstnachweis Rhein

Den etwas anderen Weg ging die Schwarzmeergrundel.
- 1998 Erstnachweis vor Rügen
- 2003 im Oderhaff
- 2004 vor Holland
- 2000 in Donau/Wien
- 2008 Rheinaufwärts

Der Artenrückgang im Rhein ist nicht den Grundelarten geschuldet. Den gab es schon vorher. Durch Uferbegradigung und Steinaufschüttungen der Ufer kein Laichhabitat für heimische Arten . Für Grundelarten jedoch ideal. Auch Warmwassereinträge (Kühlwasser, genehmigte Wärmeeinleitunge bis 35 °C ) hilft den Neozoen. Temperaturunterschiede 10-15 °C !
Auch in Herkunftshabitat , dem Donaudelta viel Steinbruchaufschüttungen der Ufer.
Dort kein Rückgang der Fischzönose.

Noch nicht absehbar sind Auswirkungen der natürlichen Fauna.
Es gibt keine Lösung der Rückgängigkeit.
Habitat des Bundeswasserstraßenamt beträgt 6.500 km, Dadurch verantwortlich für Ausbreitung in andere Flußsysteme.

Alternative : Rückbau der Uferbefestigung und Strömungsfesten Steinen, dadurch Förderung der Reproduktion heimischer Arten und Zurückgehen der Grundelarten.

Zu den Salmoniden: Die amerikanische Regenbogenforelle sowie die deutsche Bachforelle ist weltweit eingesetzt und sorgt für ein ständiges Zurückgehen heimischer Fischarten.

Zum Blaubandbärbling: Erstnachweis 1960 in Rumänien. Es wurden Eier von asiatischen Karpfen geliefert, jedoch wurden 16 verschiedene Fischarten ausgebrütet, darunter der Blaubandbärbling.
1984 Erstnachweis in Deutschland. Es gibt keinen Zusammenhang mit einem Zurückgehen des heim. Moderlieschen. Es war in untersuchten Gewässer 2 Jahre vorher verschwunden.
Erwiesen ist die Bestandsregulierung durch harte Winter. Es sei denn, Kühlwassereinträge sorgen............

Albert
19.02.11, 20:06
Dr. Christian Wiesner von der Universität für Bodenkultur Wien berichtete in seinem Vortrag von einem erschreckenden Rückgang der heimischen Fischfauna und des heimischen Makrozoobenthos durch das Vordringen Faunafremder Arten in der Donau.

- Auf einem Ha wird bis 1 Tonne (1.000 kg !) Grundeln gefangen.
- Bei Makrozoobenthos nur noch 1 Art heimisch, sonst Neozoa !
- Hockerflohkrebs, Schlickkrebchen haben heimische Bachflohkrebse vernichtet.
- 92 % der Krebse,Muscheln und Schnecken sind Faunenfremde Arten.
- Ab 1985 messbare Temperaturerhöhung in der Donau hilft den Invasiven Arten.
- Dadurch Habitatnutzung ohne Konkurrenz heimischer Arten.
- Es erfolgte ab 1985 eine Bestandsexplosion.
- Dreissena- Arten vermehren sich ungehemmt.

Dr. Jörn Gessner vom Leibnitz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin stellte die Grundlagen und erste Ergebnisse des Versuchsbesatzes mit dem baltischen Stör Acipenser oxyrinchus im Odereinzugsgebiet vor.

- Trennung durch gen. Untersuchung im Jahr 2002 von A.sturio
- Nordamerikanische und Ostseestöre sind genetisch gleich.
- Acipenser oxyrinchus erreichte Ostsee um 300 v. Christi
- Um 800 bis 1200 erreichte die Art hohe Bestandsdichte.
- A.sturio könnte durch die kleine Eiszeit in der Ostsee ausgelöscht wurden sein.Vermutlich durch Nahrungsspektrum. Brackwasser nicht gut für A. sturio geeignet.
- Vorkommen von A. sturio in Nordsee, Atlantik bis Mittelmeer.
- Hybridquote mit A. sturio liegt bei 6 %
- Laichgebiete des Acipenser oxyrinchus in Nebenfluss der Oder, die Warthe auf polnischer Seite noch begrenzt.
- Querverbauungen behindern die Fortpflanzung. Die EU- WRRL- Umsetzung durch Polen sollte Besserung schaffen.

Albert
14.03.13, 23:11
10. FACHTAGUNG in Jena.
„Fischartenschutz &
Gewässerökologie“
15.03. – 16.03. 2013

Werde berichten.

Programm Fischartschutz 2013 (http://www.ag-artenschutz.de/de/tagungen/prog_fischartschutz_2013.pdf)

darunter dieser Beitrag:

Aal und Lachs – Ökologie gestauter Fließgewässer und fischereiliche Schäden dieser Arten durch Wasserkraftanlagen
Herr Winfried Klein (Runkel)
IG-Lahn e.V. / Verband Hessischer Fischer e.V.

Albert
15.03.13, 23:39
Voller Saal heute bei der 10. Fachtagung "Fischartenschutz und Gewässerökologie" im Best Western Hotel Jena und diese jährliche Tagung hat sich mittlerweile einen Namen über Thüringen hinaus gemacht. Für mich gesprochen ist es meine 8. Teilnahme und ich kann Herrn Görner von der Arbeitsgruppe Artenschutz Thüringen sowie Herrn Karol vom Verband für Angeln und Naturschutz Th.und ihre fleißigen Helfern nur beglückwünschen, diese Tagungen mit gehaltvollen Beiträgen und in der Materie steckenden Referenten informativ und kompetent zu füllen.

1.Wie viele Kormorane vertragen unsere Fischbestände?
Herr Prof. Dr. Werner Steffens (Berlin)

Herr Prof. Steffens gab einen interessanten Einblick in die Historie. Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR wurde der Kormoran nur auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Meck.Pomm. geschützt. Weiter südlich wurden Kormorane rigeros dezimiert. Brutnester wurden entfernt.

2011 lebten rund 20.000 Brutpaare in Deutschland. In Polen rund 26.000 und in Schweden 42.000 Brutpaare. Multipliziert mit dem Faktor 5 (juvenile) sind das rund 100.000 Tiere in D. In Europa wird der Bestand nach Kohl auf 2.437.000 incl. Ukraine und Russland geschätzt. Hochgerechnet benötigen die Tiere 1.000 Tonnen Fisch pro Tag in ganz Europa. In Deutschland verzehren die Kormorane incl. der Winterwanderer rund 18.000 Tonnen im Jahr. Fischer und Angler fangen rund 9.500 Tonnen im Jahr.

Selbst wenn in Deutschland keine Kormorane heimisch wären, sind die Winterwanderer aus Skandinavien und dem Baltikum, welche im Herbst bis nach Nordafrika fliegen und im Frühjahr zurückkehren das Hauptproblem geschützter Fischarten. In einer Grafik war ein richtiger Ansammlungsstau an den Niederungen der Mittelgebirge und Alpen bei den Winterflüchtlingen ersichtlich.
Das ist wohl den eisfreien Flüssen und Bächen geschuldet. Eine Spezialisierung findet statt, indem Kormorane schnell lernen, unter Steinen Groppen und Schmerlen habhaft zu werden, falls größere Fische nicht mehr vorhanden sind. Selbst Stichlinge als noch einzige Fische im Wasser werden gefressen.

Nach Dr. Günter Jens sollte auf einen Km² Wasserfläche 1 Kormoran gerechnet werden um ökologische Schäden der Fischfauna zu verhindern. Hochgerechnet hat Deutschland 8.513 km² Wasserfläche, was 8.500 Kormoranen ein konfliktfreien Fortbestand sichern würde. Da es aber einen 12fach höheren Bestand gibt und die Wintergäste einen noch höheren Faktor erreichen, sind die rheophilen Fischarten besonders gefährdet. Regionale Unterschiede in der Ansammlung der Vögel mag es geben, aber es gibt auch ein nächstes Jahr.

Zum Nachlesen hier die Drucksache 17/9754 des Deutschen Bundestag zu den Kormoranzahlen. Aktuellere Zahlen liegen derzeit nicht vor.

bundestag17709754.pdf (http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/097/1709754.pdf)

Später mehr.

rudi
20.03.13, 10:04
Hallo Albert,
sei mir nicht böse, aber ich muß jetzt einfach deinen Monolog unbedingt unterbrechen.

:shock:

Sonst denkst du womöglich noch du schreibst ins Leere!
:icon_respekt:
und auch Dank dafür, das du Zeit, Geld und auch Arbeit investierst.

:Durchsage:

Und uns alle im Forum auch noch daran teilnehmen lässt!

Dank dir kommt jeder Gewässerwart an fundierte wissenschaftliche Daten.

:danke: :dafür:

Rudi

Albert
20.03.13, 22:18
Danke Rudi,
Ich hab leider wenig Zeit um die restlichen relevanten Beitraege einzustellen.
Aber irgendwann kommen die rein.

rudi
21.03.13, 12:09
Albert,
da bin ich 101% sicher.
Und ich , wir freuen uns schon drauf.
Nur keinen Stress!
Passt schon!!!
Rudi
:Gott:
Ein wissender unter Wissenschaftlern, für sich und das Forum unterwegs!
Danke im vorraus.
Rudi