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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Internationale Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Angelfischerei



Albert
25.10.12, 17:39
Voller Interesse angefangen zu lesen und dabei schwirrten mir fortschreitend immer mehr Fragen durch den Kopf.:hmm:


Die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (Food and Agriculture Organization of the United Nations, FAO) hat umfangreiche Leitlinien und Handlungsempfehlungen für eine verantwortungsvolle Angelfischerei auf globaler Ebene vorgelegt. Das 194-seitige Werk hat das Potential, sich zu einem Standardwerk für eine nachhaltige Angelfischerei zu entwickeln. Es ist insbesondere an Entscheidungsträger in Behörden, Verwaltung und Nichtregierungsorganisationen adressiert.


Die Nachhaltigkeit der Angelfischerei verlangt Ökosystem-orientiertes Fischereimanagement, die Umsetzung des Vorsorgeansatzes und adaptives Management auf Basis strukturierter Entscheidungsfindungsprozesse und quantifizierbarer Ziele. Damit verbunden sind die Notwendigkeit des verstärkten Schutzes großer Laichfische und ein bewusster Umgang mit traditionellen Fischbesatzmaßnahmen.


Die Erstellung der Richtlinie für eine nachhaltige Fischerei ist auf Initiative der FAO zurückzuführen. Zwanzig nationale und internationale Vertreter aus Fischereiforschung, Politik und verschiedenen Nichtregierungsorganisationen berieten vom 5. bis 6. August 2011 in Berlin am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei über erste Entwürfe. Die Handlungsrichtlinien wurden maßgeblich von Prof. Dr. Robert Arlinghaus (IGB und Humboldt-Universität zu Berlin), Prof. Dr. Steven Cooke (Carleton Universität, Kanada) und Prof. Dr. Brett Johnson (Colorado State Universität, USA) verfasst. Anlass für die Erstellung der Richtlinien war der durch einige FAO-Mitgliedsstaaten artikulierte Bedarf an einer Orientierungshilfe zu Umgang und Management der Hobbyfischerei, die zunehmend als wichtige und teilweise bereits dominierende Fischereiform in natürlichen Gewässern akzeptiert wird. Die FAO-Richtlinie zur Angelfischerei ist bisher nur in englischer Sprache verfügbar, Deutsch gehört leider nicht zu den Amtssprachen der Vereinten Nationen.

Mitteilung DAV (http://www.anglerverband.com/index.php?option=com_content&view=article&id=447:internationale-handlungsempfehlungen-fuer-eine-nachhaltige-angelfischerei-veroeffentlicht&catid=19:dav-nachrichten)

Handlungsempfehlung PDF (http://www.fao.org/docrep/016/i2708e/i2708e00.pdf)

Mattes
25.10.12, 17:46
Dass dies zu 100% die Handschrift von RA ist, wusste ich bereits in der Mitte des zweiten Blocks, ohne den dritten gelesen zu haben. Man muss nur zwei, drei seiner Artikel gelesen haben, um ihn hier wieder zu erkennen.

Thorsten
25.10.12, 18:13
Wow da hab ich heute was zu lesen. Vielen Dank Albert.

Thomas
25.10.12, 20:46
Die Nachhaltigkeit der Angelfischerei verlangt Ökosystem-orientiertes Fischereimanagement, die Umsetzung des Vorsorgeansatzes und adaptives Management auf Basis strukturierter Entscheidungsfindungsprozesse und quantifizierbarer Ziele. Damit verbunden sind die Notwendigkeit des verstärkten Schutzes großer Laichfische und ein bewusster Umgang mit traditionellen Fischbesatzmaßnahmen.

Dito, Mattes ...


Sage nichts Konkretes, damit sagst Du auch alles ... und schlicht lächerlich wie erbärmlich in der Zielführung, diese internationalen Fischerei'politiker'.


Eine "schöne" Exhumierung, Albert!

Albert
25.10.12, 21:50
Das 194-seitige Werk hat das Potential, sich zu einem Standardwerk für eine nachhaltige Angelfischerei zu entwickeln. Es ist insbesondere an Entscheidungsträger in Behörden, Verwaltung und Nichtregierungsorganisationen adressiert.

Ok, also Oberste und untere Fischereibehörden, Landes-Umweltämter, Wasserbehörden und Verbände der Angler. Aber auch an BUND, NABU und alle anerkannte Naturschutzverbände.
Berührungspunkte und Reibungen, Überforderung nicht auszuschließen.


Das monografische Werk würdigt eingangs den enormen Nutzen der Angelfischerei für die Gesellschaft in ökologischer, sozio-ökonomischer und sozio-kultureller Hinsicht.

Sozio-ökonomisch ? Kann man einem ökonomischen Denkschema einen sozio-ökonomischen Grundsatz gegenüberstellen?

Die Ausgaben der Angler nähren einen ganzen Wirtschaftszweig. In vielen Ländern, so auch in den Binnengewässern Deutschlands, erwirtschaftet die Angelfischerei bereits höhere Umsätze und schafft mehr Arbeitsplätze als die kommerzielle Fischerei oder die Aquakultur.
Ich will hier nicht negativ sein, aber fließen wirklich unabhängige wissenschaftliche Arbeiten zur genetischen Vielfalt und der Biodiversität als differenziertes fachwissenschaftliches Fundament
in sozio-ökonomischen Bereichen von Besatz ein?

Sozio-kulturell ? Ein Wertesystem von sozialen und kulturellen Komponenten gesellschaftlicher Gruppen, oder ?
Wie passt dann der Satz ?


die Bedeutung der Angelfischerei für den Erhalt der aquatischen Biodiversität, der Lebensräume gefährdeter Arten sowie gesamter Gewässersysteme. Es wird empfohlen, die Interessen der Angelfischerei stets bei allen Managemententscheidungen einzubeziehen, die aquatische Ökosysteme, Küstenzonen oder Einzugsgebiete in Binnengewässern betreffen. Leider ist dies in Deutschland nicht immer der Fall, u.a. weil die Angelfischerei eine geringe sozial-politische Wertschätzung genießt.

Angelfischer können nur so stark sein wie ihre Interessenvertreter. Und die sind durch ihre Querelen schwach. Ist es ein Wunder, wenn sich Verbände mit Millionen Mitgliedern um die Angelfischer
kümmern? Und die sind sozio-kulturell ganz anders aufgestellt. Ihre Wertschätzung sieht man anhand der Millionenbeträge, welche denen von Landesregierungen und dem Bund zugewiesen werden.

Thomas
28.10.12, 17:01
Möchte noch mal verdeutlichen wie vertiefen, warum ich hier recht schnell eine ablehnende Haltung eingenommen habe.

Es liegt am Management-Begriff. Für mich nicht nur redundanter Anglizismus (Organisation, Pflicht- u. Aufgabenverteilung), sondern inzwischen geradezu Sinnbegriff menschlichen Versagens und Scheiterns vor eigenerkannten/-auferlegten Problemen, Aufgaben.

Was wird nicht alles 'gemaneged', oder soll es nach Meinung einiger ... Zeit, Personal, Familie, Kormorane, Biber, Fischotter, Angler, Fischer, der Finanzmarkt, Globalisierung, der sog. Frieden unter den Völkern, sogar persönliche Beziehungen.

Klappt auch weiterhin nicht? Dann war das Management wohl nicht wirklich nachhaltig, wohl durchdacht oder mit keinerlei 'Win-win-Situation' versehen?
Wie schade ... ausbaden müssen es meist nicht die Wegbereiter, sondern alle anderen.
Die Wegbereiter generieren sich dadurch Arbeit und fließende Gelder, besser wird: nichts, im besten Falle.

Management ... eine moderne, erschreckend-grandiose Worthülse des menschlichen Scheiterns. In gemeinschaftlichem Konsens inflationär benutzte Begriffe können nur eines hervorrufen ... nämlich weitere Inflation, in jedem denkbar heranziehbaren Sinnzusammenhang.

Damit Ende meiner wortkritisch-philosophischen Betrachtungen. :;:

Dentex
02.11.12, 14:28
Management ... eine moderne, erschreckend-grandiose Worthülse des menschlichen Scheiterns. In gemeinschaftlichem Konsens inflationär benutzte Begriffe können nur eines hervorrufen ... nämlich weitere Inflation, in jedem denkbar heranziehbaren Sinnzusammenhang.

Moin,

genau so sehe ich das auch - vielleicht nicht in jedem denkbaren Zusammenhang, aber was die Freizeitfischerei angeht auf alle Fälle.

Schon im ersten Versuch von 2008 (erstaunlicherweise ebenfalls unter der Federführung von Arlinghaus) der "internationalen Freizeitfischerei" ein weltweites "Management" respektive eine "Handlungs- und Managementempfehlung" überzustülpen heißt es:


It serves as the core document that describes the minimum standards of environmentally-friendly, ethically-appropriate and – depending on local situations – sociallyacceptable recreational fishing and its management

Also erkennbar ein Widerspruch in sich selbst.
Sowohl in der ersten, wie auch in der zweiten Fassung werden Selbstverständlichkeiten aneinandergereiht und - wenig überraschend - mit den Thesen von Arlinghaus abgeglichen. In vielen Punkten hat er ja Recht und man sollte auch nicht unterschätzen, was Arlinghaus mit seiner Arbeit an interessanten und für viele neuen Erkenntnissen erstmals "wissenschaftlich" unterlegt hat. Daraus abzuleiten, man müsse das einem internationalen Management unterwerfen, ist zumindest überheblich und wird der Erkenntnis, dass es "regionale Situationen" gibt nicht gerecht. Stellt man sich die Frage, welchen Nutzen ein solches Management haben soll. - eingedenk der Tatsache, dass entsprechend der unterschiedlichen " ethics, Policy and institutional frameworks" in den Ländern, in denen das Management greifen soll - komme zumindest ich auf keine sinnvolle Antwort.
Ich habe beide Dokumente darauf abgeklopft (was bei dem verwendeten Englisch eine echte Zumutung ist!) ob dort eine Antwort auf die Frage zu finden ist und habe sie nicht gefunden.
Also alles reiner Selbstzweck?

Für mich lautet die Antwort eindeutig Jawoll!
Mir scheint, dass zumindest Arlinghaus versucht seiner Arbeit damit ein Stück weit eine Bedeutung zu geben, die sie nicht verdient. Nochmal: Teile seines Schaffens sind bemerkenswert und können zu neuen Einsichten führen. Andere Bereiche sind lediglich Interpretationen von Ergebnissen die so, wie sie präsentiert werden - nämlich als einzig wahre Wahrheit - sehr sehr fraglich sind, auch und grade im internationalen Vergleich. Berücksichtigt man die unterschiedlichen ethischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aspekte der Freizeitfischerei im internationalen Vergleich, muss man zum Schluß kommen, eine gemeingültige Handlungsempfehlung widerspricht der geschichtlichen Entwicklung die die Freizeitfischerei in den verschiedenen Ländern genommen hat. Worin kann und soll der Sinn eines solchen (gemeinsamen) Managements liegen? Warum soll ein künstlich übergestülptes Konstrukt ein Vorteil gegenüber der Betrachtung der Freizeitfischerei aus lokaler Perspektive sein?
Solange diese Grundsatzfrage nicht beantwortet ist, machen weitere Gedanken zu diesem Thema keinen Sinn.

Gruß Thorsten

Albert
02.11.12, 15:09
Hallo Thorsten,

volle Zustimmung.


Stellt man sich die Frage, welchen Nutzen ein solches Management haben soll. - eingedenk der Tatsache, dass entsprechend der unterschiedlichen " ethics, Policy and institutional frameworks" in den Ländern, in denen das Management greifen soll - komme zumindest ich auf keine sinnvolle Antwort.

Deshalb habe ich beim Lesen auch immer mehr unbeantwortete Fragen für mich gestellt.

Im Artenportrait der Bachforelle habe ich folgendes Fazit gezogen:


Es bleibt als Fazit interessanterweise festzustellen, dass die Forschungen zur europäischen Forelle überwiegend auf Initiative der wissenschaftlichen Feldforschung durchgeführt worden sind.
Die Ergebnisse der Grundlagenforschung haben sich nicht speziell auf die Bereitstellung von Informationen in Bezug auf die Bewirtschaftung durch Angelvereine/Angelverbände und Fischzuchten auf den Erhalt genetischer Vielfalt ausgerichtet.
Derzeit ist es jedoch unerlässlich, dass geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um auf der Grundlage der verfügbaren Informationen nicht nur für die Erhaltung der Artenvielfalt von Bachforellen, sondern auch für die Bereitstellung von Richtlinien bei Besatzpraktiken der Bewirtschafter (Unkenntnis) und der beruflichen Zucht von Besatzforellen (Genetische Drift) zu sorgen.
Dass Angelvereine und Fischzuchten derzeit allein überfordert sind, versteht sich von selbst.

Mir geht es weniger um anglerisch genutzte abgeschlossene Kleingewässer.
Eher im Rahmen der WRRL, Natura 2000, Biodiversitätsrichtlinie um Fließgewässer, wo es wirklich Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Angelfischerei seit Jahren geben sollte. Auch für Entscheidungsträger der Behörden.
Können auch internationale H.E. sein, in den USA, Lateinamerika, Italien, Spanien ist die derzeitige Fischartenzusammenstellung in Fließgewässer suboptimal aufgestellt.

Dentex
02.11.12, 20:14
Hallo Albert,

Nachdem ich das FAO-Papier das erste Mal gelesen habe, habe ich mich auf die Suche gemacht nach Beispielen für angewandtes Management. Fündig geworden bin ich auf der anderen Seite des Globus in Tasmanien und auch dort spielen die natürlichen Bestände der brown- bzw. der rainbow trouts eine Hauptrolle.

http://fishingtasmania.net/aat/documents/rfdpphasetwo.pdf

Nun ist die Freizeitfischerei dort ein ganz erheblicher Wirtschaftsfaktor und die Forellen sind neben der phantastischen Natur das Betriebskapital schlechthin. Es gibt also so etwas wie ein "natürliches Verlangen" danach, die Bestände zu schützen und zwar von allen Seiten. Das schreit gradezu nach "Organisation, Pflicht- u. Aufgabenverteilung". :grins:
Wie komplex das Thema ist, habe ich an einem kurzen Absatz auf Seite 37 erkannt. Dort ist die Rede davon, dass zukünftig die Ausstattung (der Natur?) mit Toiletten wahnsinnig wichtig wird, weil man erwartet, dass der Anteil der weiblichen Angler dramatisch ansteigen wird...

Die Bedingungen, unter denen Salmonidenschutz dort und hier betrieben wird, ist nicht zu vergleichen. Dort hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Naturnutzung die Haupttriebfeder für den Schutz darstellt.
Wenn bspw. die Grundstücke rund um anglerisch interessante Gewässer von Ausländern erworben wurden und nun die lokalen Guides ihrem Job nicht mehr nachgehen können bzw. die Möglichkeiten für eine angeltouristische Nutzung nicht mehr gegeben ist, schwindet auch das Interesse am nachhaltigen Schutz der Bestände. Ein echter Klassiker: der Ansatz "sperrt die Menschen aus der Natur aus, dann wird sich schon alles von alleine bessern" ist durch solche Beispiele ad absurdum geführt. Leider ist diese Erkenntnis noch nicht in das Stammhirn so manchen deutschen "Schützers" vorgedrungen. Hierzulande bildet man sich auch noch etwas darauf ein, dass der eigene Horizont am Ausgang des Nistkastens oder am Zaun der Trockenwiese endet.

In dieser Hinsicht könnte ein Managementsystem hilfreich sein. Es könnte Zusammenhänge herstellen, wo bislang keine gesehen wurden. Eine internationale Richtlinie für die Freizeitfischerei hätte zunächst die Aufgabe, für solche Zusammenhänge zu sensibilisieren. Denn tatsächlich ginge es "den Fischen" nicht besser, wenn die Freizeitfischerei ungezügelt eingeschränkt würde.
Dazu muss man aber akzeptieren, dass in der Mehrheit grade die Menschen sich für nachhaltige Entwicklungen einsetzen, die auch von einer verbesserten Situation profitieren. Dass ein Hotelier in Brandenburg einen Nutzen aus der erleichterten Freizeitfischerei ziehen kann, muss ihm erst bewußt werden. Das die Fischartenschützer daraus ebenfalls einen Nutzen ziehen können, ist auch nicht selbsterklärend und der ergibt sich auch nur, wenn man das Ganze betrachtet und entsprechend "managt".
Der letzte Absatz gilt natürlich nicht fur die Boardies hier - hier setze ich den Blick über den Tellerrand ebenso voraus, wie den Einsatz für unsere schleimigen Freunde ohne jeden (wirtschaftlichen oder sonstig gewinnbringenden) Hintergedanken. :grins:

Gruß Thorsten

Steini (verstorben am 06.09.2019)
02.11.12, 20:30
@ Albert
Wieso vergisst Du bei deiner Aufzählung der "suboptimalen"(:lachen:) Länder Deutschland?
Italien hat es z.b bisher geschaft sich heimische Störe zu erhalten, Spanien z.B Lachse, U.S.A und Kanada gleich sehr viele Arten aus diesen Gruppen.
Schau mal genauer hin, die stehen oft besser da als Deutschland, bei Fischen, oder auch anderem Getier.

Aber Du hast recht, wir sollten nicht in mit Ihnen zusammen genannt werden, Deutschland hat all das nicht geschafft oder ersthaft versucht.

Jeder Depp, kann in Deutschland alle möglichen Fremdarten erwerben.
Sicher ein Freisetzen ist verboten aber......., wer hat schon mal gehört das so etwas hart bestraft wurde.
Ne harte Strafe wäre sicherlich das vergiften aller Fisch des Gewässers um ganz sicher zu sein, etwas was in einigen Ländern gemacht wird, oder einige tausend Euro Strafe, oder.....
Schaut euch um in Deutschland, in den Gewässern sind Zander, Wels und Rapfen heute flächendeckend zu finden.
Graser,div Störe, Silber und Marmorkarpfen nicht selten und wenn man einen Krebs findet ist es die Ausnahme das es ein heimischer Krebs ist.
(Grundeln, Wolgazander, Zope und viele Arten wie Amerikanische Elritze, Katzenwelse, Sonnenbarsche, Streifenbarsch und Afrikanische Welse u.v.m)
Karpfen und Regenbogen sind eh schon längst normal...

Nur eins ist anders, bei uns wird so etwas einfach hingenommen, die U.S.A setzt da schon mal Millitär ein und die Reaktion kommt dann in die Presse.
Bei uns wird zwar viel über Fremdarten oder Artenschutz geredet, aber wir handeln einfach nicht.
Da kommt auch nichts in die Presse, weil es kein Interesse gibt.
Meiner Meinung nach sind Wir fast so etwas wie das Schlußlicht, wenn es um Artenschutz und Natur geht.

Da streiten sich die Angler lieber über die Frage ob es richtig ist Fische zu fangen um sie zu essen oder ob es auch aus Spass O.K sei, um welche Fische es dabei geht ist Ihnen meist egal.
Mir ist es ebenso egal warum jemand angelt, wenn er mit seinem Hobby irgend wie den Gewässerschutz unterstützt.

dat_geit
02.11.12, 21:13
Oh ja er liebt die Bühne und die großen Worte.

Albert
02.11.12, 21:52
Hallo Thorsten,

Ich sehe das so:

Die Bedingungen, unter denen Salmonidenschutz dort und hier betrieben wird, ist nicht zu vergleichen. Dort hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Naturnutzung die Haupttriebfeder für den Schutz darstellt.

Naturnutzung in unserer umgebauten Kulturlandschaft ist möglich aber bedingt erheblicher Einsicht aller Beteiligten.
Auch ein begradigter Fluss hier ist doch immer noch ein Habitat wenn man den Blick für das Ganze hat. Also den Blick unter wie über Wasser.
Managment hier hieße für mich eindeutig die Forschungen von Biologen und Ökologen mit Interessen von Anglern, aber auch von Umweltverbänden, Herpetologen, Freunde der Odonaten, Vögel, Vegetation usw. und Ämter in Verantwortung sowie Anlieger mit privaten Interessen zu bündeln.
Nachhaltige Angelfischerei heißt auch Wildfische außerhalb biologischen Grenzen zu schützen. Und Fische wieder anzusiedeln sowie einen natürlichen Ertrag dem Gewässer zu entnehmen.

Naja Steini,


Wieso vergisst Du bei deiner Aufzählung der "suboptimalen"() Länder Deutschland?

Nicht vergessen, einfach vorausgesetzt.


Italien hat es z.b bisher geschaft sich heimische Störe zu erhalten,

Über die Adria-Störe habe ich aber anderes gelesen. Die kommen im Po wie am Dnepr, Dniestr und Wolga nicht mehr an ihre Laichgründe.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
02.11.12, 23:55
Das mag ja stimmen, dass der Adria- und weitere Störarten heute die Laichplätze nicht mehr erreichen.
Aber wenigstens hat Italien so rechtzeitig mit Schutzprogrammen (60er Jahre) reagiert, dass sie die Art erhalten haben.
Wenn bei uns so etwas begonnen wird, sind die Arten bei uns oft schon ausgestorben, gut, wenn wenigstens Nachbarn vorausschauender planen.
Bei den Fischen z.B: Störe, Schnäpel, Lachs.
(Bär, Luchs,Wolf, Geier, Biber, Kormoran u.v.m)

Und da schließt sich der Kreis...
Wir machen zur Zeit alles mögliche an Wiedereinbürgerungen.
Sicher wären viele heute sehr viel erfolgreicher, wenn sie breiter geplant wären.
Ohne Veränderungen der Praktiken und Gegebenheiten die diese Arten einst verschwinden ließen, wird wenig Erfolg bleiben.

Ich möchte lieber nicht wissen, wo und wie viele z.B Lachse abgefangen werden.
Alles natürlich Beifang, der nicht vermieden werden kann.(oder will:heimtückisch:)

Mal im Ernst, R.A mag ja auch sein Fortkommen im Auge haben.
Fakt ist aber, dass um beim Lachs zu bleiben, ein Aufstieg von sagen wir mal tausend Lachsen kaum einen Fischer ernähren würde, aber sicher viele Jobs im Fremdenverkehr schafft und gleichzeitig ein Gewinn für die Natur wäre.

Oder schauen wir zum Aal.
Ich weiß, dass einige Fischer tonnenweise Blankaale fangen müssen, um existieren zu können und das auch erfolgreich machen.
Da gefährden sie etliche weitere Jobs, im Fremdenverkehr, Glasaalfang oder auch Aalmast und Veredelung, aber auch Angelgerätehandel.
Gleichzeitig haben sie aber oft gar noch Sonderrechte, damit IHR Job nicht in Gefahr gerät.

R.A hat sicher recht, wenn Er die Angler in den Vordergrund rückt, wenigstens in Deutschland haben Sie die Binnenfischerei längst an Bedeutung überholt, oder geben der Binnenfischerei erst das Brot, wenn sie Besatzfische erwerben.
Erstaunlich finde ich, wie es die Angelverbände schaffen, in den Hintergrund zu treten wo sie doch richtig auftrumpfen könnten.
Es werden viele teure Wanderfisch-Besatzprojekte von Anglern finanziert oder geplant und ich wäre bereit zu wetten, dass die Berufsfischerei da nicht mal 10% der Kosten beiträgt.(unter 1% würden mich auch nicht schocken)
Ganz sicher machen sie aber noch viel mehr als die Nebenerwerbsfischerei an den Küsten.

Trotz dem haben sie beste Verbindungen und finden gar noch Lob für Ihren Einsatz zum Artenschutz.
Das nenne ich erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit, etwas, was Angler wohl nicht können.:Klatsche:

Wenn ich mir vorstelle, eine Demo mit Anglern gegen ein Wasserkraftwerk oder sonst was zu planen.
Die meisten hätten keine Zeit und der Rest würde Streiten, anstatt zu fordern.

Albert
03.11.12, 13:45
Was Du ansprichst ist wirklich die Realität.

Berufs-und Nebenerwerbsfischer in unseren Fluss-Sytemen, auch unserer Nachbarländer sind Jahrhundertealte ehrbare Jobs gewesen.
Aber sind die noch Zeitgemäß ? In Hinblick der Wiederansiedlung von Fischarten vor allem. Ostsee/Nordseeschnäpel, Lachs, Aal usw.
Da werden Wehre zurückgebaut, Aufstiege geschaffen (Funktionalität dahingestellt), Flüsse dürfen wieder durchgängig fließen.
Interessenvertreter der Berufs/Nebenerwerbsfischer sehen das natürlich anders.

Beim Angeln auf Red Snapper 1996 auf den Malediven biss auf meinen Köder in 40 Meter Tiefe leider ein schöner 2,5 Meter langer Ammenhai.
An die Oberfläche gedrillt und ein heimischer Bootsführer zückte das Messer und schnitt die Schnur über dem Maul durch. Grundblei konnte ich ins
Boot holen. Zum Glück hatten die Haken alle Anflugrost und ich denke, dass der Haken sich in kurzer Zeit zersetzte.
1998 habe ich in dem gebuchten Ressort einen Merkzettel vorgefunden.
Jeglicher gewollter Haifang ist verboten, bei ungewolltem Fang ist das Lebendentkommen zu ermöglichen, auch für einheimische Fischer. Die Regierung der Malediven hat durch eine Komission ausrechnen lassen,
dass jeder Haifisch lebend rund 3.000 US$ an Touristeneinnahmen wie Tauchsafaris bringt. Und das jährlich.
Bei Fang und Verkauf nur 200 US$.
So sehe ich den von Thorsten erwähnten Naturnutzen.
Da wurde eine restriktive Vorschrift erlassen und alle müssen sich daran halten. Keine Arbeitsgruppe an Interessenvertreter wurde gegründet.
1999 habe ich in Male, der Hauptinsel keinen Hai auf dem Fischmarkt erblickt. Auch 2000 nicht.
Ein Umdenken ging vonstatten.

Thorsten
03.11.12, 16:16
Wow, was heißt diese Rechnung wohl für die Wasserschweine in unseren Gefilden? Ich stelle mir gerade ein generelles Entnahmeverbot in manchen Bundesländern vor, um den Tourismus zu stützen. Jeder Karpfenangler gibt im Jahr 1.000 € plus für sein Hobby aus, was bringt ein Karpfen von 20 kg auf dem Markt?

Albert
03.11.12, 18:03
Ehh Thorsten,

Grauer Riffhai, Weißspitzenriff- und Ammenhai gehören aber neben anderen Haiarten in dieses Biotop. :;:

Thomas
04.11.12, 15:47
Ein grenzüberschreitendes oder gar globales Management von Ökosystemen ist bis auf die Ausnahmen Weltmeere und Regenwälder schlicht unsinnig.
Die benötigen, Co2-Fallen, die sie immer schon gewesen sind, natürlich staaten- wie konfessionsübergreifenden Schutz, also möglichst unabhängig vom jeweiligen Gesellschaftssystem.
Grenzüberschreitende Fluss-Systeme sollten wohl aus Vernunftgründen noch einbegriffen werden ...

Warum nun aber Angler global-zentral reglementieren (wollen)?

Was hat ein Tümpel, 2ha-großes Pachtgewässer eines beliebigen dt. Angelvereins, bei dem jeder entenfütternder Rentner oder Karpfenfischer schon zuviel ist, mit einem kanadischen Fließgewässer zu tun, in den Lachsstämme zum Laichen aufsteigen?
Nüscht ...

Lokale Stämme, lokale Ichthyofauna, lokale Entscheidungen ... und eine klare Absage an 'bemüht internationalisierte Fischereiwissenschaftler', die aus reinem Eigennutz Entscheidungen am liebsten zentralisiert oder globalisiert wissen wollen.

Die Sparte Investmentbanking lässt grüßen ... nicht zum Vorteil der betreffenden wie betroffenen Institute.

Albert
04.11.12, 16:43
Ich wollte kein neues Thema aufmachen denn das hat mit nachhaltiger Angelfischerei auch zu tun.


EAA
European Anglers Alliance
Pressemitteilung
Die European Anglers Alliance (EAA) fordert von der EU die Einleitung konkreter Schritte,
um die aquatische Umwelt zu schützen und zu verbessern.
Die Mitglieder der European Anglers Alliance (EAA) haben auf ihrer Vollversammlung am 1.
September in Berlin einhellig die schleppende Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie
und insbesondere die schädlichen Auswirkungen von Wasserkraftwerken auf die
Ökosysteme der Flüsse kritisiert.
Die EAA hat in Zusammenarbeit mit dem Verband der europäischen Angelgerätehersteller,
EFTTA, einen Dokumentarfilm produziert der die schädigenden Einflüsse, insbesondere von
Kleinwasserkraftwerken, thematisiert. Der Betrieb von Wasserkraftanlagen hat auf unsere
fließenden Gewässer eine unglaublich nachhaltige, schädliche Wirkung, die in der Öffentlichkeit
und auch unter Politikern wenig bekannt ist und einen eklatanten Verstoß gegen die europäische
Wasserrahmenrichtlinie darstellt. Der Film wurde bisher in drei Sprachen produziert (Deutsch,
Englisch und Französisch) und weitere werden folgen.
Im Bezug auf prioritäre gefährliche Stoffe hat die EAA hat ein Positionspapier mit dem Titel
"Chemie-Cocktails gefährden unsere Gewässer" veröffentlicht. Dieses Positionspapier verdeutlicht
die Effekte die bei der Freisetzung chemischer Substanzen in unseren Gewässern entstehen. Die
EAA begrüßt in diesem Zusammenhang, den Vorschlag der EU Kommission 15 weitere
Chemikalien in die Liste prioritärer gefährlicher Stoffe aufzunehmen, die aus dem Verkehr gezogen
werden sollen.
Durch die Ausbreitung invasiver Arten in den europäischen Gewässern drohen unabsehbare
ökologische Schäden. Die Einschleppung weiterer gebietsfremder Spezies ist zu verhindern. Die
EAA begrüßt deshalb die Initiative der EU-Kommission gegen das Problem anzugehen. Die EAA
hat erkannt, dass Angler in dieser Hinsicht eine bedeutende Rolle einnehmen und hat beschlossen
einen Leitfaden zum Thema "Angeln und invasive Arten" bis zum Februar 2013 auszuarbeiten und
zu veröffentlichen.
Die EAA vertritt mit 14 Mitgliedsorganisationen die Interessen von Millionen Anglern in ganz
Europa direkt vor Ort in Brüssel. Die Geschicke der EAA werden von einem sechsköpfigen
Präsidium geleitet, dem VDSF Präsident Peter Mohnert vorsteht. Neben der jährlichen
Vollversammlung gibt es zwei Hauptarbeitgruppen für Meeresangler und Süßwasserangler und
sogenannte Taskforces (Spezielle Arbeitsgruppen) zu verschiedenen Themen wie z.B. Kormoran,
Wanderfische oder Alpine Gewässer. Der VDSF gehört zu den Gründungsmitgliedern der EAA.
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Bureaux/of f ice Rue du Luxembourg, 47 1050 Bruxel les Belgique
Tel . : +32 (0)2 286 59 56 Fax +32 (0) 286.59.58
emai l@eaa-europe.org www.eaa-europe.eu (http://www.eaa-europe.eu)

Vdsf Pressemitteilung/ (http://www.vdsf.de/)

Und die Pressemitteilung vom Deutschen Fischereiverband:

Resolution-Dfv (http://www.vdsf.de/documents/resolution-dfv07092012.pdf)

Aquakultur und Fischerei in Binnengewässern Seite 2 !! :hmm:

Thomas
04.11.12, 16:55
Der aus eigenen Stücken wie Verantwortung heraus Blinde behauptet willentlich, er hätte noch ein Auge und sei damit sogar ausgemachter König unter allen 'erwiesen' Nichtsehenden.

Tragisch-komischer Lobbyismus, respektive der Versuch dazu ... möchte nicht wissen, wie das ein ausgemachter Verbandsfeind beurteilen würde ...

Dentex
05.11.12, 17:25
Moin,


Managment hier hieße für mich eindeutig die Forschungen von Biologen und Ökologen mit Interessen von Anglern, aber auch von Umweltverbänden, Herpetologen, Freunde der Odonaten, Vögel, Vegetation usw. und Ämter in Verantwortung sowie Anlieger mit privaten Interessen zu bündeln.

ich glaube nicht, dass der Begriff in diesem Zusammenhang gesehen werden muss. Insbesondere wenn es um eine "internationale Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Angelfischerei" geht, steht wohl der Wunsch die Angelfischerei nachhaltig zu ermöglichen im Vordergrund. Dass das ohne ein Zusammenspiel der von dir genannten Personenkreise nicht gehen kann, ist klar - aber es geht eben um andere Ziele. Den Unterschied kann man schön an deinem Beispiel verdeutlichen:


Nachhaltige Angelfischerei heißt auch Wildfische außerhalb biologischen Grenzen zu schützen. Und Fische wieder anzusiedeln sowie einen natürlichen Ertrag dem Gewässer zu entnehmen.

Nachhaltigkeit bedeutet aber auch, dass ich es bspw. durch mein Verhalten/durch vernüftiges "Management" ermögliche, auch morgen noch "Wildfische" fangen zu können. Das schaffe ich aber auch auf anderem Weg als ausschließlich den Fokus auf den "natürlichen Ertrag" zu legen. Dazu sollte allerdings zunächst Übereinstimmung über die Begriffe ("Wildfische" und "natürlichen Ertrag") herrschen...
Zudem ist die Frage der Nachhaltigkeit in viel größerem Maß von anderen Faktoren als der Angelfischerei abhängig. Hinzu kommt,dass es auch für geschützte (Hai)Arten einen "natürlichen Ertrag" gäbe, den wir aber trotzdem nicht abschöpfen sollen/wollen. Letztlich muss auch geklärt werden, was einen "Wildfisch" zu einem Wildfisch macht. Und wenn es in all den Punkten Einigkeit gibt, stellt sich erst die Frage, wie bzw. über welchen Weg Nachhaltigkeit erreicht werden kann. Dazu ist es unabdingbar, dass alle involvierten Interessengruppen im Sinne eines gemeinsamen Ziels (Nachhaltigkeit) liebgewonnene aber starre Positionen verlassen. Auch hier wieder ein Beispiel (von vielen): In einem Äschengewässer gibt es eine Menge an Äschen (in x Kg/ha) die entsprechend den Bedingungen abgeschöpft werden könnten um noch von Nachhaltigkeit sprechen zu können. Nun fällt der Kormoran ein und dezimiert die Bestände - eigentlich ein natürlicher Vorgang. Ist jetzt der "natürliche Ertrag" der, der ohne den K. zu erzielen wäre oder der, der sich (nachträglich) aus der Restpopulation errechnet? Wieviel "Wildfisch" steckt dann noch in gestützten oder wieder angesiedelten Beständen? Kann man uneingeschränkt bei Stützungen bzw.Wiederansiedlungen von Nachhaltigkeit sprechen wenn man weiß, dass ohne diese Maßnahmen die Population zusammenbrechen würde?


Die Regierung der Malediven hat durch eine Komission ausrechnen lassen, dass jeder Haifisch lebend rund 3.000 US$ an Touristeneinnahmen wie Tauchsafaris bringt.

Solche Rechnungen gibt es auch aus Norwegen und Irland. In Norge wurde ausgerechnet, welchen Kilopreis ein durch Angeltouristen erbeuteter (und entnommener) Wildlachs hat im Gegensatz zum Verkauf durch Berufsfischer. Irland hat seine Gesetzgebung bzgl. der Entnahme von Hechten angepasst und verlangt jetzt beinahe konsequentes Releasen. Hoffentlich leitet niemand stringent aus den Zahlen ab, dass die Berufsfischerei in Norwegen abgeschafft werden muss, oder in Irland dann doch lieber das Angeln auf Hechte verboten wird.


Ich stelle mir gerade ein generelles Entnahmeverbot in manchen Bundesländern vor, um den Tourismus zu stützen.

"Aquapark" in Ungarn oder sonstwo, Fliegenfischen in vielen alpinen Flüssen, Hochseeangeln auf Marlin (c&r only). So weit hergeholt ist das also gar nicht. Gesteuert und mit dem Blick auf das Ganze kann ich darin nicht nur Schlechtes erkennen. Im Übrigen geschieht das alles im Namen der Nachhaltigkeit - OK, beim Beispiel des Aquapark ist es wohl eher die Nachhaltigkeit der Geldeinnahme.


Warum nun aber Angler global-zentral reglementieren (wollen)?

Ich halte den Autoren nicht vor, dass es ihnen in erster Linie um eine "Reglementierung" geht. Es sollen wohl viel mehr "Handlungsempfehlungen" für eine Entwicklung sein, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben hat. Warum die Autoren der Meinung sind, so etwas sollte "international" Gültigkeit haben, verstehe ich nicht. Wie können lokale Spezialitäten wie die Wildlachsfischerei in Norwegen mit einer Wels-Safari am Ebro unter einen Hut gebracht werden? Und wollen wir wirklich unsere deutsche, hoch entwickelte Ethik- und Moralvorstellung Ländern überstülpen, deren Ethik und Moral im Umgang mit Fischen auf Steinzeitniveau stehengeblieben ist? Oder kann es sein, dass sich unsere Sicht der Dinge so weit von den Ursprüngen weg entwickelt hat, dass Kulturen die noch weit näher an und von der Natur leben mit den vergeistigten Normen der Industriegesellschaft nichts mehr anfangen können? Ganz plakativ sind bei uns die Kühe lila während sie an anderen Orten einfach nur dreckig sind. Ein Eisbär heißt bei uns Knut und muss auf Teufel komm raus geschützt, geknuddelt und beschmust werden, wo er andernorts als real existierende Gefahr wahrgenommen wird - daraus ergibt sich welche allgemeingültige Handlungsempfehlung für den Umgang Auge in Auge ohne durch die Gitterstäbe eines Zoos getrennt zu sein?


Die European Anglers Alliance (EAA) fordert von der EU die Einleitung konkreter Schritte, um die aquatische Umwelt zu schützen und zu verbessern.

Warum wohl ausgerechnet die "Anglers Alliance" für den Schutz eintritt? Und würde sie das auch tun, wenn Angeln aus ethischen Gründen geächtet und verboten werden würde?

Gruß Thorsten

Thomas
05.11.12, 18:16
a) Ich halte den Autoren nicht vor, dass es ihnen in erster Linie um eine "Reglementierung" geht. Es sollen wohl viel mehr "Handlungsempfehlungen" für eine Entwicklung sein, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben hat. Warum die Autoren der Meinung sind, so etwas sollte "international" Gültigkeit haben, verstehe ich nicht.
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b) Und wollen wir wirklich unsere deutsche, hoch entwickelte Ethik- und Moralvorstellung Ländern überstülpen, deren Ethik und Moral im Umgang mit Fischen auf Steinzeitniveau stehengeblieben ist? Oder kann es sein, dass sich unsere Sicht der Dinge so weit von den Ursprüngen weg entwickelt hat, dass Kulturen die noch weit näher an und von der Natur leben mit den vergeistigten Normen der Industriegesellschaft nichts mehr anfangen können?
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c) Ganz plakativ sind bei uns die Kühe lila während sie an anderen Orten einfach nur dreckig sind. Ein Eisbär heißt bei uns Knut und muss auf Teufel komm raus geschützt, geknuddelt und beschmust werden, wo er andernorts als real existierende Gefahr wahrgenommen wird - daraus ergibt sich welche allgemeingültige Handlungsempfehlung für den Umgang Auge in Auge ohne durch die Gitterstäbe eines Zoos getrennt zu sein?

Gruß Thorsten

Auha, wieder jede Menge Anregungen zum Quer- und Weiterdenken, so soll es sein ...


a) Genau da bin ich auch ratlos und muss diese geforderte 'Internationalität' in der Handlungsempfehlung nach eigener Gewichtung eben ablehnen ... es ist und bleibt Mumpitz, der ganz offensichtlich auf der Hand liegt.


b) Schwierige Frage, ich weiß es nicht. Warum gibt es hier bei uns in D die Erfordernis, einen Fischereischein innehaben zu müssen, in anderen Ländern nicht? Warum gibt es bei uns zusätzlich noch die Erfordernis, zur Erlangung des FS vorher einen Sachkundenachweis im Umgang mit der Kreatur vorlegen zu müssen?

Sind wir hier überkandidelt, geradezu überkultiviert und in Verweichlichung mündend? Oder herrscht in anderen Ländern schlicht unsachkundige Barberei am Fisch, am Tier?

Ich lasse die Frage zwangsläufig unbeantwortet, stelle für mich aber fest: der Wandel vom Objekt zum rechteversehenen Subjekt (unser TierSchG) kann für das betreffende Tier keinen Schaden darstellen, allenfalls für kalte (Aus)Nutzer des vormals gegebenen Objektstatus.


c) Wenn mich ein Exemplar einer geschützten Tierart ernsthaft beschädigen oder gar um's Leben bringen will, töte ich es vorher, wenn ich es vermag. Sibirischer Tiger, Giftschlange, Eisbär, afrikanischer Löwe, Elefant ... vollkommen egal.

Mit meiner Entscheidung muss ich mich nur dann moralisch, ethisch, intellektuell auseinandersetzen, wenn ich allein die Begegnung begünstigend zum 'Sach- wie Tatverhalt' in Kauf genommen habe.
Ich handle nur dann 'verderbt', wenn ich es 'hätte besser wissen können oder müssen'.

Deshalb jage ich auch nicht mit Flinte, deshalb dauern mich Zootiere, die aus ihrem natürlichen Kontext herausgerissen wurden, deshalb bin ich kein Aquarianer mehr.


Ich liebe die Freiheit, ich muss davon ausgehen, dass diese andere, auch Tiere über den Menschen hinausgehend, genauso 'lieben' und derer bedürfen.

Albert
05.11.12, 22:41
Hallo Thorsten,

ok, Thomas schrieb schon in seinem ersten Satz von Quer-, Weiter-und Nachdenken deinerseits. So soll es sein.:Ja:


ich glaube nicht, dass der Begriff in diesem Zusammenhang gesehen werden muss. Insbesondere wenn es um eine "internationale Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Angelfischerei" geht, steht wohl der Wunsch die Angelfischerei nachhaltig zu ermöglichen im Vordergrund. Dass das ohne ein Zusammenspiel der von dir genannten Personenkreise nicht gehen kann, ist klar - aber es geht eben um andere Ziele.


Ich bin der festen Überzeugung, das es immer eine Weiterentwicklung von Interessengruppen geben muss/sollte.
Hinterfragen, nicht auf der Entwicklung stehen bleiben, neuen Erkenntnissen gegenüber offen sein, seinen Korridorblick erweitern.
Fehler gehören dazu und sind nichts ehrenrühriges. Lobbyarbeit zeigt mir eine gewisse Kaltschnäuzigkeit auf, Interessen durchzudrücken, egal ob von Angelverbänden oder Verbänden dagegen.
Es gibt viele Angler, welche wissen wie ein Gewässer tickt und es gibt Umweltverbände, denen das Wissen in Teilen fehlt. Muss es nicht zwingend sein, dass Managment ...

hier für mich hieße,eindeutig die Forschungen von Biologen und Ökologen mit Interessen von Anglern, aber auch von Umweltverbänden, Herpetologen, Freunde der Odonaten, Vögel, Vegetation usw. und Ämter in Verantwortung sowie Anlieger mit privaten Interessen zu bündeln.

Ich sehe so für eine nachhaltige Angelfischerei nur diesen Weg zum Ziel.

Dazu ist es unabdingbar, dass alle involvierten Interessengruppen im Sinne eines gemeinsamen Ziels (Nachhaltigkeit) liebgewonnene aber starre Positionen verlassen.
Genau auf den Punkt gebracht.

Zu den anderen Zielen: Natürlicher Ertrag, das sehe ich wie Du, heißt Wildfische auch morgen, in 5 oder 30 Jahren fangen zu können.
Zu dem Kormoran als Regulativ im Äschengewässer gibt es bekanntlich Kontra und Pro. Liegt im Sinne des Betrachters.
Ich habe noch nie wegen des Kormoran als Dezimierer von Salmoniden eine Zeile geschrieben. Warum ?
Äschen sind teilweise eine FFH-Art. Aber es gibt noch andere Fische, die nicht so im Blickpunkt stehen wie Salmoniden im Fluss.
Barbe, Döbel, große Plötzen werden doch genauso vom Kormoran im Winter rapide im Bestand geschädigt.
Ich habe noch nirgends gelesen, das man mit dem Kormoran die nächsten 10 oder 20 Jahre leben muss.
Und das müssen wir. Egal wie stark die Fischzönose geschädigt wird. Das ist meine realistische Meinung.
Darauf muss man sich einrichten. Ein koordiniertes Managment in Mittel-Ost-und Nordeuropa halte ich für vollkommen unrealistisch.
Es gibt für mich keine Lösung außer der natürlichen Bestandsregulation.
So ist ein natürlicher Ertrag mit einer gesunden Population zur Vermehrung in einem durch Kormorane heimgesuchten Äschengewässer ganz klar Makulatur.


Warum wohl ausgerechnet die "Anglers Alliance" für den Schutz eintritt? Und würde sie das auch tun, wenn Angeln aus ethischen Gründen geächtet und verboten werden würde?

Deine Fragestellung verstehe ich nicht. Ich habe den 2. Link mit 2 !! gekennzeichnet.

Aquakultur und Fischerei in Binnengewässern Seite 2 !!

Da habe ich zu den Feststellungen meine Zweifel und Einwände.