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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Unser Flüsschen wird nahrungsarm



feko
19.11.12, 09:40
Hallo Forum.
Jetzt habe ich wieder eine Frage, mindestens.
Wie schon im Quappenbeitrag beschrieben handelt es sich um ein kleines Flüsschen, die Fulda bei Fulda.
Schaut euch bitte mal die Strecke ab Bronzell bis Lüdermünd auf google earth an.
Es ist ein sehr abwechslungsreiches Gewässer, viel Totholz, flache Abschnitte, Gumpen, Wehre, langsam fließende Abschnitte, einen Altarm usw.
Leitfischarten sind je nach Strecke Döbel, Barsch, Hecht, Forelle, Quappe div. Weißfische, Nasen, Elritzen usw.

Das merkwürdige ist, am Anfang unserer Strecke bis zur Hälfte haben wir einen fantastischen Fischbestand, aber ab dem Wehr bei der Eisenbahnbrücke nimmt er stetig ab, die Fische werden weniger, anscheinend nimmt die Nahrungsgrundlage rapide ab.
Ich kann mir nicht erklären wieso.
Eine Theorie ist, das der Ablauf unseres Weiher für sehr viel Nahrung sorgt, aber das erklärt nicht den Reichtum oberhalb.
Viel verändern tut sich das Gewässer nicht was Struktur und Gegebenheiten angeht.
Es ist wirklich ein tolles Gewässer, aber die Fänge gehen von Jahr zu Jahr zurück.
Was kann da Vorliegen?
vg

feko
19.11.12, 18:28
Eine Theorie von mir ist die Landwirtschaft, oberhalb wird stark gegüllt, grade um die Jahreszeit rum.
Ab der Stadt flußab so gut wie überhaupt nicht.
Anscheinend ist die Selbstreinigungskraft des Flüsschens so stark das die Nährstoffe innerhalb weniger km, abgebaut werden.
Hat schon jemand von euch eine Fließgewässerbewertung anhand von Makrozoobenthos gemacht?
Muß ich unbedingt mal vornehmen, aber bisher konnte ich auch wenig Nährtiere entdecken nach Probesichtungen.
vg

feko
02.02.13, 09:02
Hallo,

die Resonanz hält sich ja in Grenzen, nun gut.
Meine Frage in Bezug auf die Nahrungsarmut wäre,
Würde es sich u. U. lohnen, in den Staubereichen von Wehren,
Karpfen zu besetzen, in der Hoffnung das sie durch ihre Wühltätigkeit Nahrung aufwirbeln, und durch ihren Kot Lebensraum für Kleintiere schaffen?
Ich könnte mir vorstellen das die Karpfen an Nahrung rankommen, die für andere Weißfische verschlossen bleibt.
Diese Staubereiche haben den Fluß stark verändert, und von der Äschenregion die es mal war ist nicht mehr viel übrig.
Was denkt ihr darüber, bezüglich der Karpfen?

vg

Albert
02.02.13, 11:25
Ein Flüsschen mit Pep. Viele Mäander, kaum Kanalisiert.
Schwierig aus der Ferne, da einen Ratschlag zu geben.
Ich würde folgendes vorschlagen:

- Klärwerke, wo wird eingeleitet?
- Sonstige diffuse Einleitungen (Firmen z.B.)
- Silikatisches oder Karbonatisches Fliessgewässer?
- Wasserwerte unterhalb der Eisenbahnbrücke abweichend von denen oberhalb?
- unterhalb Eisenbahnbrücke Sauerstoffwerte? Mir scheint dort kaum Schatten durch Uferbäume für den Fluss gegeben.
- Letztes Hochwasser? Gibt es unterhalb Sauerstoffzehrende Schlammzonen?
- Veränderung Wasserpflanzenbestand?
- Veränderung Algenbildung? Fadenalgen z.B.

Ich bin sicher, Karpfen gibt es bereits. Ich würde die nicht besetzen. Die verdrängen auch.
Auch vermute ich, dass der Fluss träge fliesst. Die rheophilen Fischarten könnten im Sommer mit grenzwertigen Sauerstoffwerten
belastet werden. Auch könnte wenig Zoobenthos das Verbleiben, vor allem der Äsche und Bachforelle, erschweren.
Die kleinen Auwald-Inseln sollten unbedingt erhalten und evtl. ausgebaut werden. Im Hochsommer hat der Fluss dort wenigstens ein wenig Schatten.

Schnickes
02.02.13, 12:35
Kannst du denn die Nahrungsknappheit irgendwie "nachweisen"? Schon mal das Wasser chemisch betrachtet?
Wenn du eine biologische Untersuchung meinst, dann haben das hier sicher schon viele gemacht.

Meiner Meinung nach ist Besatz bei solchen Verhältnissen keine Lösung. Ich würde an deiner Stelle erst mal alles messen.

Toni
02.02.13, 20:47
Als erstes würde ich hier tatsächlich intensivere Makrozoobenthos Untersuchungen durchführen. Und zwar wenn die Zeit knapp ist lieber nur 5 Minuten Probensammeln pro Stelle, dafür aber alle paar Kilometer. Ich nehme an du kennst das Buch http://www.gw-forum.de/showthread.php?64-Gewässergüte-bestimmen-und-beurteilen-4-korrigierte-Auflage&highlight=baur. Wenn nicht kann ich dir das wärmstens empfehlen. Das geht meiner Meinung nach genau so weit ins Detail wie es für uns GWs sinnvoll ist.

Ich mach das an ein paar Stellen relativ regelmässig und bilde mir ein, dass ich mit der Zeit schon ein gewisses Gespür für meine Bäche bekomme (auch wenn da noch viel Luft ist).

Messen ist sicher auch nicht ganz unwichtig, aber gerade im Fließwasser erscheint mir das Tierchenzählen deutlich aussagekräftiger.

Von den Karpfen würd ich erstmal die Finger lassen. Erst schauen was los ist, dann handeln.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
03.02.13, 10:27
Albert hat ja schon geschrieben, dass man aus der Ferne kaum etwas sagen sollte.
Ich habe keine Ahnung.

Wir haben nach Fangstatistik ebenfalls einen starken Rückgang seit etwa Anfang der 90er in der Weser.
Den Anglern selbst ist das kaum bewußt, es lief schleichend ab.
Auch ich hatte lange nur den Nährstoffeintrag vor Augen.
Seit meines Beitrags mit Kormoranen und den Fraßmengen, denke ich, da fallen mindestens 2 Ursachen zusammen.
Wer weiß, vielleicht ist es lediglich auch eine Reviergrenze mit unterschiedlicher Ansichten der Jägerschaft.:lachen:
Das Sie bei Euch vorkommen und in der Nähe auswirkungen haben, habe ich gelesen.
http://www.fuldaerzeitung.de/nachrichten/kinzigtal/Kinzigtal-Tiere-Verletzungen;art40,279872

Aber auch wenn ich den Vogel in letzter Zeit so angehe.
Möglicherweise, schaft er nun lediglich natürliche Verhältnisse.
Ich war vor fast 30 Jahren mal beim E-Fischen in einem kleinen Flachlandbächlein dabei.
Da wurde kaum geangelt und auch wahrscheinlich nicht besetzt.
(2m Breit 0,1 -über 1m tief, sandig, jeder Anlieger mit Rechten bis zur Mitte)
Es war nun nicht der Bach wo man an Forellen denkt.
Aber das Bächlein war voll mit Bachforellen jeder Größe.(3cm bis über 50cm)
Auf kaum 2 Km etwa 320 Laichfische und noch viel mehr Jungtiere.
Nur weitere Arten fanden wir kaum.
Schmerlen, Grundlinge, Rotaugen, Elritzen und R.F waren nur als Einzelfische vorhanden.
Möglicherweise schaffen die Kormorane nun Nischen für diese Arten.
Auch wenn es uns Anglern eben nicht schmeckt.
Wie es da heute ausschaut keine Ahnung.

Im Nachbargewässer habe ich später mal 2 mal abgefischt.(um 2000)
Die 4 Pächter meinten die Äsche sei stark eingebrochen.
Wie immer es da vorher war, ich fand zahlreiche Äschen bis über 50 cm und ähnlich viele Bachforellen gleich Größe.
Die reinen Fliegenfischer dort haben weder besetzt noch entnommen, es waren selbsterhaltenne Bestände.
Sie zeigten mir Bilder von Äschen über 60cm und das Ergebnis hat sie negativ geschockt.
Der von Ihnen gemachte Besatz brachte keine Besserung.
Es ging weiter abwärts.
Wir hatten damals den Wasserbodenverband in Verdacht.
Sie erzählten aber auch von vereinzelten Kormoranen.
Na ja so viele sah man da ja auch noch nicht.
Zu solchen Bächen kann ich aber auch nicht viel sagen.
Das sind die einzigen F.Bäche, die es hier wohl im Umkreis 40 km gibt.
Das nächste Felsgestein ist ja weit über 100 km entfernt.

Was ich aber sagen kann ist dass nun überall die Kleinfischarten mehr geworden sind.
Bachschmerlen, Steinbeißer, Bitterlinge, Koppen, Hasel u.s.w
Viele Fische haben sich auch umgestellt und sind eher nachts unterwegs.
Mir scheint es, als wenn der Vogel nun nachtaktiven, versteckt lebenen Arten Vorteile verschafft.
Sicher nicht zu seinem Vorteil, wenn die Natur auf Ihn reagiert.

Aber das eben auch wir nun nicht mehr, in einem Kuschelzoo für Angelfische angeln.
Arten wie Koppe, und Schmerle werden die vielen Forellen von früher wohl nicht vermissen.
Verbuttete Fische erlebe ich nun auch nicht mehr.

Und wer weiß, vielleicht ist das Abwanderverhalten von Jungtieren z.b der Salmoniden ins Meer, ja auch nur eine Möglichkeit dem Vogel besser ausweichen zu können.
Ab der Größe eines Smolts, werden sie als Futter interessant und die Versteckmöglichkeiten werden weniger.
Die Rückkehrer aber sind fast schon zu groß, das deckt sich ganz gut oder ?

Albert
03.02.13, 11:35
Schmerlen, Gründlinge, Rotaugen, Elritzen und R.F waren nur als Einzelfische vorhanden.
Möglicherweise schaffen die Kormorane nun Nischen für diese Arten.
Auch wenn es uns Anglern eben nicht schmeckt.

Da könnte was dran sein. Auch ich vermute das. Vor allem Koppen, Schmerlen, Hasel und Elritzen haben bei
mir im Fluss anhand der Daten des E-Bestandsfischen mittlerweile große Bestände gebildet.
Barsch, Plötze und Döbel hatten nie Einbrüche.

feko
17.02.13, 12:43
Vielen Dank für die Beiträge.
Das mit den Wasserwerten werde ich nachprüfen,
diese werden natürlich regelmässig getestet,und ich werde es in Erfahrung bringen,ob diese sich ändern.
Mit der Nahrungsarmut ist eine Vermutung.
Aber ich kann ganz sicher sagen,das unser Fluß sehr abwechslungsreich ist,schnellfließende Abschnitte,Vegetation,oftmals sehr beschattet usw-
Am Sauerstoff sollte es nicht liegen.
Kleinfische wie Elritzen konnte ich nicht beobachten,überhaupt,Anfüttern auf Weißfisch,Kleinfisch ist eine sehr aufwendige Geschichte,und es kommt nicht viel bei rum.
Es ist sehr wenig Fisch vorhanden,ab und zu mal ein großes Rotauge,selten Hecht,ab und zu Döbel.
In den sommermonaten kleine Aktivitäten von Weißfischen,bzw leicht abgewachsene Brut.
Die Kormorane halten sich in diesen Abschnitten sehr selten auf-aufgrund fehlender Nahrung.
Oberhalb haben wir leider viel zu viele Kormorane :Nein:
Und diese in Scharen-die Teiche und Seen sind zugefroren,mitlerweile sehe ich Kormorane unsere Forellenregion überfliegen,auf der suche nach Nahrung =(
Eine Kläranlage haben wir,aber auch etwas oberhalb dieser nimmt auch schon der Bestand leicht ab.
Das Wasser wird im Verlauf immer klarer und sichtiger.
Es gibt immer weniger Algen.
Karpfen dürfte es nur vereinzelt geben,wenn mal ein oberhalb besetzter Fisch flußabwärts wandert.
Gefangen wurde in den letzten Jahren keiner.
Die tipps mit der Wasseruntersuchung werde ich beherzigen-wir haben einen neuen Vorstand-es wird sich einiges zum positiven entwickeln-
dort werde ich ansetzen,und sicherlich auf gehör stoßen.
Der alte und jetzige Gewässerwart schiebt es auf Nahrungsarmut,und ich sehe dies auch so-
der Mann ist sehr kompetent.
Nur das wieso und weshalb muß unebdingt geklärt werden-weil-es ist ein supergewässer-optisch betrachtet

vg

Günter
17.02.13, 15:52
@feko

Ich denke das die Ursache der Fischarmut das Wehr ist! Wehre Blockieren die Wanderung der Fische!
Die meisten Fische Versammeln sich im Bereich vor dem nächsten Wehr Wehr da sich auch hier die Nährstoffe Sammeln.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
17.02.13, 17:46
Nahrungsarmut wüde aber Verbuttung bedeuten.
Vereinzelte größere Fische widersprechen dem.
Nahrungsarmut würde die Fische auch fast zwingen, auf Anfüttern zu reagieren.
Ich denke ma,l da werden halt die Fische ordentlich abgeschöpft.
Die Überlebenden wachsen, weil sie ausreichend Futter haben.
Wer satt ist, lässt sich aber auch kaum mit Anfüttern locken.

Unterschätze die schwarzen Vögel nicht, sie sind wahrscheinlich schon an Ihrer Bestandsgrenze.
Selbst wenn es nur 10 Vögel wären, benötigten Sie doch fast 1,5 t Fisch im Jahr.
Was mag Euer Flüsschen produzieren pro ha, 50 -200 kg ?
Wahrscheinlich viel weniger, seit die Abwässer nicht mehr da sind.
Habt Ihr überhaupt 20 haFläche ?
Schau mal, ob Eure Angler je solche Mengen entnommen haben.:lachen:

Man sieht sie täglich, aber man verweigert sich, ihren (positiven:ärger:) Einfluß zu erkennen.
War bei mir auch nicht anders und glauben mag ich es auch noch nicht so recht.

feko
18.02.13, 20:22
Hallo Steini - ja, jetzt bringst du mich doch glatt ins grübeln...
einen oder mehrere Verdächtige habe ich auch noch.
Und zwar Welse - aber denen werde ich kommendes Jahr auf die Flossen rücken.
Es gab in der Vergangenheit ein paar Kontakte - und vor knapp 8-10 Jahren wurden auch zwei gefangen.
Habe auf der Fangstatistik von letztem Jahr geschaut, ein Hecht kam auf dem Abschnitt raus.
Werde mir kommende Saison auch mal ganz genau die Kleinfische anschauen.
vg

feko
03.02.14, 13:25
Puh...hier was zur Nitratbelastung des Flusses:
http://www.blinker.de/aktuell/angeln_aktuell/detail.php?objectID=9365&class=106#.Uu94Dx1CiR8