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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Küchenfenster bzw. Reproduktion von alten Fischen



BMP
28.03.13, 08:47
Wer kann mich mal Aufschlauen ?

Ich führe gerade eine Diskussion um ein Kochtopfenster.
Dabei wird behauptet das gerade alte Fische sehr viel zur Reproduktion beitragen.
Bislang bin ich davon ausgegangen, das gerade die älteren raus müssen.
Bezogen wird sich auf diese Studie: http://ifb-potsdam.de/Portals/0/Repository/Arlinghaus_Zusammenfassung.pdf

Dort wird behauptet: "Die Fruchbarkeit steigt linear mit der Fischmasse!"

Ist das so richtig ?

Gruß Marcus

smithie
28.03.13, 09:46
mein Stand ist da folgender:

a) Früher ist man davon ausgegangen, dass die Ei-Qualität mit zunehmendem Alter deutlich abnimmt.
b) Zusätzlich wurde das Argument gebracht, dass ältere Fische langsamer wachsen als junge und somit weniger Fischmasse hinzugewinnen - was ja gekoppelt ist an die Ei-Anzahl.

zu a) Neueren Erkenntnissen zufolge ist es aber so, dass die Qualität der Eier großer/alter Laichtiere besser ist, als angenommen.
Das, im Zusammenhang mit der wesentlich höheren Ei-Anzahl bei den Älteren, führt wohl zu der Aussage "Fruchtbarkeit steigt linear mit der Fischmasse".
Ich interpretiere dabei die Fruchtbarkeit als "überlebende Nachkommen".

zu b) Dem Argument des langsameren Wachstums bei älteren Fischen im Vergleich zu jungen (und dem damit verbunden langsameren Zuwachs an Fischmasse), wird entgegnet, dass die Älteren mehr Energie in die Produktion von Eiern und Milch investieren und dadurch zu einem gewissen %-Satz langsamer wachsen.

Ob das so richtig ist?
Wenn man der Zusammenfassung von Arlinghaus glaubt, schon.

Thorsten
28.03.13, 09:50
Hallo Marcus,

das ist kein einfaches Thema, wie ich finde. Ich kenne beide Paradigmen. Weiter verbreitet und auch älter ist die These, dass gerade die alten Fische entnommen werden sollen, da deren Laich kaum noch produktiv sei. Bis vor 2 -3 Jahren war ich auch ungeteilt dieser Ansicht. Irgendwo habe ich auch mal gelesen, dass der Laich beim dritten bis vierten mal Ablaichen qualitativ der Beste sein soll. Woher ich das habe weiß ich allerdings nicht mehr.

Grundsätzlich sprechen auch weitere Argumente - je nach Gewässergröße - dafür große Fische zu entnehmen. Diese haben sich in der Regel schon mehrfach fortgepflanzt, und damit ihre Gene stark in dem Gewässer verbreitet, was bei besonderer Schonung von Großfischen zu einer Verarmung des genetischen Materials im Gewässer führen könnte. Dazu hatte ich auch erst kürzlich etwas in der Hand. Bitte die Aussage nicht mit der von Anglern gern für Besatz vorgebrachten "Blutauffrischung" vermischen.
Abseits von der Reproduktion ist auch die Frage mit zu betrachten, wie groß die Entnahme der Fischart durch die Angler ist. Bei uns wird an einem kleinen See z.B. der Hechtertrag ziemlich komplett abgeschöpft. Wenn wir nun große Hechte schonen, würde das zum einen dazu führen, dass insgesamt weniger kg gefangen werden können, da die großen mehr Nahrung pro kg Körpergewicht brauchen. D.h. jeder Angler hat dann weniger, was er entnehmen kann, und das kann sich bei einer noch recht geringen Anzahl an Großhechten deutlich auswirken. Dazu kommt auch, dass bei der Schonung von Großhechten ein Überbestand an Rognern auftreten kann, da die Milchner deutlich langsamer wachsen, und damit wesentlich länger im Küchenfenster bleiben.
Gern wird das Küchenfenster auch gerade beim Thema Karpfen "mißbraucht", dieser ist in den meisten Gewässern inzwischen ein reiner "Spaßfisch" und wird nicht mehr entnommen, da es vielen um Gewichtsrekorde geht. (Ich denke das Thema kennen wir alle) Hier, und sicher auch bei anderen Küchenfenstern würde es dann wiederum einen veränderten Konkurrenzdruck auf andere Fischarten, wie z.B. Schleie und Karausche geben.

Für das Küchenfenster, bzw. die Schonung von Großfischen spricht, dass die Eier wohl durchschnittlich größer sind, also mehr Nahrung für die Larven haben, was die Überlebenswahrscheinlichkeit erhöht. Ich meine auch von Arlinghaus kam mal die Aussage, dass bei einer starken Befischung von Hechten ohne Küchenmaß die Wachstumsraten innerhalb weniger Generationen zurückgehen, also der Bestand insgesamt kleiner wird.

Generell sind Küchenfenster meines Wissens in den meisten LFischVo´s nicht vorgesehen, daher kann auch hier ein Konflikt entstehen.

Wie ich zu Anfang schon schrieb, war ich früher auch ein klarer Befürworter der Entnahme. Heute sehe ich das differenzierter. Ich hoffe, dass es hierzu noch weitere und langfristige Untersuchungen geben wird, die ein eindeutigeres Bild abgeben. Jedenfalls sollte man momentan das Küchenfenster nicht pauschal abnicken oder ablehnen. Auch die Stellungnahme aus deinem Post bezieht sich z.B. nur auf Hecht und Zander.

Für mich halte ich es nach wie vor für ideal, an einer gesunden Alterspyramide "entlang zu angeln", wobei das natürlich nur schwer möglich, bzw. einzuschätzen ist. Da ist auch ein bisschen das Gefühl von uns als GW´s gefragt. Beim Hecht berechne ich z.B. immer den durchschnittlichen Korpulenzfaktor der entnommenen Fische und die Durchschnittslängen. So kann ich dann über Jahre Veränderungen an den Gewässern nachvollziehen.

BMP
28.03.13, 10:50
Scheiße.....
Bis vor 30 Minuten war meine Weltansicht noch heile ;-)
Ich glaube ich werde mich mit dem Thema wohl aufs neue Beschäftigen müssen und meine Meinung mal Überdenken.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
28.03.13, 14:12
Ich Antworte mit einer Gegenfrage.:lachen:

Wie sähe der Bestand aus wenn es keine menschliche Nutzung gäbe ?
(Das wäre wohl das anzustrebende Optimum.)

Ich denke die Hechte würden im Schnitt größer sein, aber durch mehr Konkurenz auch nicht mehr so groß werden können wie heute .

mehr:http://www.gw-forum.de/showthread.php?989-Am-großen-Hecht-zeigt-sich-der-schlechte-Fischer&highlight=gro%DFen+Hecht

Ich denke, man kann da keine klare Antwort geben.
Es hängt eben auch von der Zielsetzung, der Art und dem Gewässer ab.

smithie
28.03.13, 14:14
Dann formuliere auch noch eine andere Frage:

Unter welchen Bedingungen bzw. mit welcher Zielsetzung bzw. an welchem Gewässer würde ein Küchenfenster Sinn machen?

Steini (verstorben am 06.09.2019)
28.03.13, 14:38
Möglicherweise dort wo der Ertrag der Fischmenge weniger wichtig genommen wird, als eine ungestörte natürliche Entwicklung.
(Ertrag: Da meine ich gar nicht nur Speisefische mit, sondern auch ein Entgegenwirken des Nährstoffeintrages)

Sicher auch da, wo zum Beispiel der Kormoran eingefallen ist und man nicht mit (fremden)Besatzfisch arbeiten möchte.

Sicher auch da wo Großfischfang, neben dem Fang von Speisefischen gefördert werden soll.

Dann ist da auch noch die Geschichte mit der Vererbung(Zucht von kleinwüchsigen Tieren) und der Streitpunkt welche Tiere nun besseren und mehr Nachwuchs bekommen.

Es gibt unendlich viel, aber auch da wird man nie einer Meinung sein, was nun gut ist.

Albert
28.03.13, 14:40
Sollte man eigentlich eine Tabelle anfertigen um welche Fische es geht.
Karpfen, Wels fallen schon mal raus.

Auch Gefahren für zurückgesetzte Arten sind aufzuzeigen.
Ich persönlich halte überhaupt nichts von Küchenfenster.
100 Angler an einem 2 ha Kiessee sollten ein Angelfenster bekommen.
Es geht doch nur um Raubfische, oder?

Thomas
28.03.13, 17:20
Zum unteren Rahmen eines Küchenfensters (Kochtopfmaßes, Küchenmaßes, Zwischenmaßes, Brittelmaßes) kann man sicherlich unterstützend argumentieren, dass bspw. Hecht-Schonmaße oftmals zu gering festgelegt werden.
Mindestens einmal soll das Individuum ja seinen Beitrag zum Gesamtgenpool der Population leisten, bevor es ggf. von einem Angler entnommen wird.

55, besser 60 cm schwebten mir da vor.

Zum oberen Rahmen: da bezweifle ich weiterhin die Güte und Aussagekraft der vorgenannten Untersuchungsergebnisse, warum sollte ich einen 130cm-Rogner noch weiter schwimmen lassen, wenn ich ihn gefangen habe ... ?

Biologisch: es gibt keine Organismen, deren Fertilität und Reproduktionsfähigkeit in erreichtem, hohem Alter besser sind als nach erstem Eintreten der Geschlechtsreife. Würde evolutiv ja auch ziemlich wenig Sinn machen, möchte ich hinzusetzen ... :;:

Allenfalls Pflegeleistungen am Nachwuchs aus Erfahrung, junge Väter und Mütter sind nicht immer die besten. Aber da Pflegeleistungen bei beiden Hechtgeschlechtern ja überschaubar gering ausfallen ... ?

BMP
28.03.13, 17:20
Auslöser der Diskussion war bei uns ein Forellenbach. Dort gab es vor 15-20 Jahren wohl eine natürliche Reproduktion und das ganze Jahr über Fangchancen. Seit ein paar Jahren ist am 16.03 der Fang noch möglich, weil eine Woche vorher frische Forellen besetzt werden. Aber schon am 17.03 gibt es fast keine Fänge mehr. Nach einer Woche ist der Bach so gut wie leer.

Die Frage war nun wie man es schaffen könnte, dort wieder ein gesundes Gleichgewicht zu bekommen.
Ich bin der Meinung nur durch Sperrung der ganzen Strecke über 5-10 Jahre ist so etwas möglich.
Danach die jetzige Fangbegrenzung von 2 Forellen am Tag auf 2 Forellen im Jahr abändern.

In der Diskussion kam halt auch der Vorschlag des Küchenfensters auf.

Thomas
28.03.13, 17:53
Hallo Marcus,

offensichtlich habt ihr den heimischen Stamm der Forellen signifikant unter die Kapazität zur Selbstarterhaltung abgefischt, dass Besatzforellen schnell wieder heraus sind, liegt wohl daran, dass auch alle Mitglieder wissen, wann besetzt wird.

Deine Herangehensweise ist mE. die richtige ... neue Freunde in/aus Deinem Verein würdest Du mit dieser Herangehensweise voraussichtlich wohl nicht generieren können, daran solltest Du vorher denken.

Dein letzter Beitrag gleich als Themeneröffnung hätte, denke ich, schneller bessere Antworten auf Deine eigentliche Fragestellung gebracht.

BMP
28.03.13, 18:01
Komischerweise habe ich damit mehr Widerstand gerechnet als ich bekommen habe.
Aber die Frage war schon richtig im ersten Post. Denn mir ging es nur um das Küchenfenster im allgemeinen.
Da war ich bislang auch einer der Sorte der Strikt nach dem Motto, alles ab Größe +X muss raus, gehandelt hat.
Dort werde ich aber wohl umdenken müssen und mir mal nähere Infos zu holen.

In Bezug auf die Forellen, ist ein Küchenfenster wohl nicht nötig. Ich denke eine Erhöhung des Mindestmaßes auf 40cm würde dort den gleichen Effekt haben. Aber mein Ansatz "würde" dort halt nach der 5-10 Jahre Sperre und 2 Entnahmen pro Jahr auslaufen. Dazu hatte ich keine Frage ;-)

Thomas
28.03.13, 18:45
Hallo Marcus,

indigene Bachforellen-Stämme sind in Bezug auf regionale Gewässer-Authentizität etwas spezieller.
Hechte, Zander, die meisten anderen Raubfische dagegen nicht ...

Nochmal: eine Zwischenmaß-Frage kann nur dann umgehend gut beantwortet werden, wenn Begleitumstände und Art auch gleich erkenntlich sind.
Für mich aus der Themeneröffnung nicht ...

Aber, wir wollen anderen Meinungen, die sicher noch kommen werden, nicht vorgreifen ... bis hierhin ist es allein meine Meinung.

BMP
28.03.13, 18:54
Thomas die Küchenfrage musst du losgelöst von den Forellen sehen.
Die Diskussion ist zwar in dem Zusammenhang aufgetreten aber nicht gezielt darauf abgerichtet.
Meine bisherige Meinung war das alte Fische raus müssen. Das werde ich nun aber überdenken.
Zumindest bei Hecht, Zander & Co. bin ich mir nicht mehr sicher.
Das 20+ Karpfen nicht gut seien können, bleibt davon aber unberührt.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
28.03.13, 19:54
Hallo Marcus,

indigene Bachforellen-Stämme sind in Bezug auf regionale Gewässer-Authentizität etwas spezieller.
Hechte, Zander, die meisten anderen Raubfische dagegen nicht ...



Erstaunlich das etwas was es bei Salmoniden gibt, sich nicht auch bei anderen Fischen finden lässt.
Gab es da nicht mal so einen Versuch in Dänemark, wo die fremden Besatzhechte schlicht und einfach verschwanden ?
Ich denke das hat nur nie einer wirklich untersucht.

Na ja, der Zander hat ja auch zeitlich kaum die Möglichkeit gehabt sich anzupassen.
Würde mich mittlerweile echt interessieren wo oder ob er in Deutschland vor tausend Jahren vorkam.:Flöt:

Albert: ,"Karpfen, Wels fallen schon mal raus".
Ich denke das ist gar nicht so klar, ob sie nicht doch heimisch sind.

Solche Warmwasserfische laichen nicht jedes Jahr und auch nicht immer erfolgreich.
Beim Wels in der Elbe z.B ein echtes Problem, bei der Planung der Wiederansiedlung war auch das Mindestmaß.

Auch da, könnte der Schutz der Altfische helfen.
Sicher ist aber auch so ein Altfisch kein Genuß, zu fett und schwerer angereichert mit Giften.

Wie auch immer, Fenstermaße machen erst dann Sinn, wenn sie auch eingehalten werden.
Ich denke nicht, das das zu Zeit geschehen würde.
Wer darüber ins Grübeln kommt, kann ja mal ein Auge zudrücken wenn ein Anderer es freiwillig macht.

Albert
28.03.13, 20:01
Auslöser der Diskussion war bei uns ein Forellenbach. Dort gab es vor 15-20 Jahren wohl eine natürliche Reproduktion und das ganze Jahr über Fangchancen. Seit ein paar Jahren ist am 16.03 der Fang noch möglich, weil eine Woche vorher frische Forellen besetzt werden. Aber schon am 17.03 gibt es fast keine Fänge mehr. Nach einer Woche ist der Bach so gut wie leer.

Die Frage war nun wie man es schaffen könnte, dort wieder ein gesundes Gleichgewicht zu bekommen.
Ich bin der Meinung nur durch Sperrung der ganzen Strecke über 5-10 Jahre ist so etwas möglich.
Danach die jetzige Fangbegrenzung von 2 Forellen am Tag auf 2 Forellen im Jahr abändern.

In der Diskussion kam halt auch der Vorschlag des Küchenfensters auf.

Hast Du diese Punkte schon für Dich beantwortet?

- Veränderung der Anglerzahl
- Frühjahrshochwasser der letzten Jahre
- Veränderungen der Wasserqualität
- Veränderungen des Sauerstoffgehaltes übers Jahr
- Einleitungen von Schmelzwasser in höheren Ausmaß (Natriumchlorid)
- Versandung der Kieslaichplätze ( Interstitial )
- Veränderung des Bachlaufes ( Strömung, Ufer, Struktur )
- Wo laichen die adulten Bafos
- Veränderungen im Beutefischbestand (Groppen, Schmerlen, Elritzen, evtl. Gründlinge)
- Was besetzen andere Vereine

Die wild hochgekommenen Bafos ab 40 cm sind das Tresorgold im Bach. Die gespeicherten Allele dieser Fische sind für die Fortbestandserhaltung
äußerst wichtig.
Wie breit ist der Bach eigentlich und wie lang ist deine Strecke?

BMP
28.03.13, 20:13
Es sind ungefähr 30 km Strecke die wir haben.
Die Renaturirung wurde z.T. schon durchgeführt.

http://www.nwaev.de/06gewaesser/171/galerie/2011010418261.jpg

http://www.nwaev.de/06gewaesser/171/galerie/2011010417595.jpg

http://www.nwaev.de/06gewaesser/171/galerie/2011010418263.jpg

http://sphotos-d.ak.fbcdn.net/hphotos-ak-prn1/541043_397329297031801_2041500352_n.jpg

Günter
28.03.13, 20:17
Wer kann mich mal Aufschlauen ?

Ich führe gerade eine Diskussion um ein Kochtopfenster.
Dabei wird behauptet das gerade alte Fische sehr viel zur Reproduktion beitragen.
Bislang bin ich davon ausgegangen, das gerade die älteren raus müssen.
Bezogen wird sich auf diese Studie: http://ifb-potsdam.de/Portals/0/Repository/Arlinghaus_Zusammenfassung.pdf

Dort wird behauptet: "Die Fruchbarkeit steigt linear mit der Fischmasse!"

Ist das so richtig ?

Gruß Marcus

Zur Fruchtbarkeit, ich nehme mal, den Karpfen ist bei mir im Aischgrund ja aktuell :;:
Die optimale Fruchtbarkeit des Karpfen liegt im 4-5Jahr! (In der Statlichen Fischereilehranstalt bei uns in Franken wird es jedenfalls so gelehrt).
Allerdings nimmt die Laichmenge im Alter zu ist aber nicht mehr so Produktiv.
Bei anderen Fischarten wird es nicht viel anders sein.


AW: Küchenfenster bzw. Reproduktion von alten Fischen
Auslöser der Diskussion war bei uns ein Forellenbach. Dort gab es vor 15-20 Jahren wohl eine natürliche Reproduktion und das ganze Jahr über Fangchancen. Seit ein paar Jahren ist am 16.03 der Fang noch möglich, weil eine Woche vorher frische Forellen besetzt werden. Aber schon am 17.03 gibt es fast keine Fänge mehr. Nach einer Woche ist der Bach so gut wie leer.

Wenn ich es richtig verstehe ist bei euch der Fang am 16.03 möglich obwohl eine Woche vorher frische Fische Besetzt wurden (Fangfähige ?) dann dürfte eigendlich 4 Wochen nach dem Besatz nicht gefangen werden (so ist es bei uns in Bayern) !?

BMP
28.03.13, 20:29
Zum Glück bin ich nicht dabei beim Besatz ;-)

Aber Fangfähige darf man hier wohl auch nicht Besetzten.
Es werden wohl 27,95 cm (28 cm Mindestmaß) große Forellen besetzt. Begründet wurde dieses mit dem Komoran und den Druck durch Mitglieder. Von einer Zeitlichen Sperre nach dem Besatz habe ich hier noch nie etwas gehört.

Georg
28.03.13, 23:59
Nabend Marcus, zunächst auch von mir ein herzliches Willkommen bei uns,
auf deiner Strecke würde ich mir um ein Küchenmaß gar keinen Kopf machen, (Sehen eigentlich die ganzen 30 km so aus?) des weiteren würde ich auf einen "fangfähigen Besatz" komplett verzichten, manchmal muss man die Angler zu ihrem Glück zwingen.
Ich würde lediglich 1sömmrige Forellen besetzen, somit besteht durchaus die Chance, das die Forellen nicht abwandern, dazu neigen adulte Besatzforellen gerne, außerdem sensibilisiert man die Angler automatisch zu einer "natürlichen Ertragsabschöpfung", obgleich ich diesen Begriff bei einer Besatznotwendigkeit nicht mag.
Auf diese Art und Weise erhält man langfristig eine gesunde Alterspyramide und die Angler lernen nachhaltig, das auch die Küchenforelle erst abwachsen muss, bevor sie in der Pfanne oder Räuchertonne landet, um diesen Prozess zu unterstützen, würde ich die wöchentliche Maximalentnahme auf 1 Forelle pro Woche reduzieren, wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht.

BMP
29.03.13, 00:08
Hallo Georg,

nein leider ist auch noch Begradigte Strecke dabei. Aber wir driften hier vom Thema ab.
An dem zustand des Gewässers bzw. deren Besatz kann ich nichts ändern. Bin weder im Gewässerauschus noch GW.

Mich Interessierte eigentlich nur die Aussage das ältere Fische bessere Laichner sind.
Denn dort war meine Meinung bislang strikt eine andere.

Georg
29.03.13, 01:11
Mich Interessierte eigentlich nur die Aussage das ältere Fische bessere Laicher sind.
Denn dort war meine Meinung bislang strikt eine andere.

Kurz und knapp zum Thema, ich gehe was das angeht mit den Meinungen von Thomas und Thorsten mit, zum einen ist es unklar, warum ausgerechnet (Ur-)Alttiere ein deutlich besseres "Material" liefern sollen, um mit den Worten von Arlinghaus zu schreiben, zum anderen fördert man mit einem ungünstig gewählten Küchenfenster einen Überbestand an Rognern und begünstigt das herausfangen von Milchnern, was zur wohl eher contraproduktiv zur natürlichen Reproduktion sein dürfte.

Mattes
29.03.13, 02:21
Aber wir driften hier vom Thema ab.

Was man in anderen Foren Offtopic nennt, ist bei uns "die gesamtheitliche Sichtweise". :;:

Darf und soll gerne passieren. Jeder GW, der sich später den Verlauf durchliest, wird die Entwicklung verstehen, nachvollziehen und in seine eigene Richtung treiben wollen. Alles ist gut!

Steini (verstorben am 06.09.2019)
30.03.13, 11:58
Was man in anderen Foren Offtopic nennt, ist bei uns "die gesamtheitliche Sichtweise". :;:

Jeder GW, der sich später den Verlauf durchliest, wird die Entwicklung verstehen,..

:grins:
Da fällt mit etwas ein, Mattes das ist ein guter Übergang.

Das wir heute bei vielen Fischen Mindestmaße haben, ist sicher nicht unbegründet entstanden.
Kaum Jemand wird so etwas freiwillig vertreten haben, wenn es nicht notwendig war.
Mindesmaße sind eher der Beweis das die Fischerei großen Einfluß auf die Fischbestände ausübt.

Die Mindestmaße stammen aber noch aus Zeiten wo Fischfang dem Broterwerb diente und Fanggeräte recht wertvoll waren.
Da gab es so etwas wie den hochspezielisierten Angler, nur als Einzelpersohn und auch viel schlechter ausgerüstet.
Es ging um Nahrung und der Erhaltung der Arten.
Um so etwas wie biologische Vielfalt (auch einzelner Arten)ging es da nicht.
Wie den auch, das ist Wissen was damals noch recht neu war und auch heute längst noch nicht alle erreicht hat.

Mag sein Mindestmaße reichen in der Fischerei.
Heute haben wir aber im Binnenland sehr oft mit zielorientierten Anglern zu tun, die bestens ausgerüstet sind und keine Zeit und Mühe scheuen um auch Einzeltiere zu fangen. (Die schätzen Ihren Einfluß meist groß ein und setzen Großfische zurück)
Der Spezie der Vergangenheit war selten und wäre heute eher der Durchschnittsangler.

Die Verrückten wissen, wann sie wo und wie die Fische zu suchen und auch zu fangen haben, Sie fischen oft nicht mehr auf Masse oder zufällig.
Die Zielfische und auch der Fang, sind längst selektiv ausgewählt.
Die fangen Ihre Traumfische auch wenn es sie hunderte Stunden und viel Geld kostet, Sie wissen aber auch oft um die Seltenheit Ihrer Zielfische.
(Seltsam, wenn der Normalangler sie dann zwingen möchte diese nicht wieder freizulassen.
Es ist nicht falsch solche Seltenheiten zu erhalten und sie freizulassen, müsste man aber nicht eher den Fang seltener Tiere an sich in Frage stellen?)

Ich denke da passt auch der alte Ansatz der Mindestmaße immer weniger.
Der setzt voraus, das eben gleichermaßen alle Fische einer Art, gleich sind, und auch auf Masse gefischt wird.
Es war eine vertretbare Lösung seiner zeitlichen Betrachtung, aber so etwas kann eben auch mal verbessert oder neu betrachtet werden.

Die Frage sollte also nicht lauten: Ist es nötig, die Großfische zu schonen,
sondern: "Reicht es lediglich Jungfische und kleinere Einzeltiere zu schützen."
(Zur Sicherstellung: Das Mindestmaß soll die Erstlaicher schützen, um so immer einen Mindesbestand zu bewahren. Ein Erstlaicher ist für mich ein aber auch noch ein Jungfisch, der noch oft ablaichen könnte und das möglicherweis auch sollte.
Die Gesetzgebung berücksichtigt dabei immer auch Gewässer, wo die Tiere schlecht abwachsen. Ohne Erweiterung im Einzelfall, ist also der Schutz der Erstlaicher durch das Gesetz nicht unbedingt sichergestellt.
Nebenefekt ist natürlich das kleiner bleibende Tiere länger Schutz genießen und auch das es Verschiebungen im Geschlechtsverhältnis bringt.)

Wenn Besatz eingebracht werden muß, dann reicht es sicher nicht.
Das ist dann der Beweis, das es eben nicht ausreicht.

Aber selbst ohne Besatz könnten so langfristig Probleme entstehen.

Ich denke Fenster oder Küchenmaße könnten der heutigen Betrachtung viel besser entsprechen.
Natürlich nur bei der Angelfischerei und nicht bei der Fischerei als solche.

Albert
30.03.13, 12:26
Die Frage sollte also nicht lauten: Ist es nötig, die Großfische zu schonen?
sondern: "Reicht es lediglich Jungfische und kleinere Einzeltiere zu schützen?
Wenn Besatz eingebracht werden muß, dann sicher nicht.
Das ist dann der Beweis, das es eben nicht ausreicht.

Aber selbst ohne Besatz könnten so langfristig Probleme entstehen.

Ich denke Fenster oder Küchenmaße könnten der heutigen Betrachtung viel besser entsprechen.
Natürlich nur bei der Angelfischerei und nicht bei der Fischerei als solche.

Du weißt aber, dass Mindestmaße zur Reproduktion einer Art wichtig sind und auch deshalb eingeführt wurden.
Somit reicht es nicht, lediglich Jungfische und kleinere Einzeltiere zu schützen.
Fenster- und Küchenmaße sind aus meiner Sicht nur ein Feigenblatt.
Betrachte mal die Anglerzahl von vor 100 Jahren und heute.
Der Gewässerzuwachs kommt mit Kiesseen da nicht mit.
Küchenmaße sind doch nur Doktorspiele, ich habe noch keine verlässliche Berichte gelesen wo das funktionierte.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
30.03.13, 12:40
Du weißt aber, dass Mindestmaße zur Reproduktion einer Art wichtig sind und auch deshalb eingeführt wurden.
Somit reicht es nicht, lediglich Jungfische und kleinere Einzeltiere zu schützen.


Da bezog ich die Erstlaicher klar mit ein.
Werde ich ändern um das klarer zu stellen.

smithie
02.04.13, 08:20
Ich bin der Meinung nur durch Sperrung der ganzen Strecke über 5-10 Jahre ist so etwas möglich.
Danach die jetzige Fangbegrenzung von 2 Forellen am Tag auf 2 Forellen im Jahr abändern.

Wie viele Angler sind denn an dem Bach.

Muss der Schutz dieses Ökosystems ggf. über die Anzahl an Karten gelöst werden und nicht über die Entnahmemenge?

Dentex
07.04.13, 12:08
Moin,


Die Frage war nun wie man es schaffen könnte, dort wieder ein gesundes Gleichgewicht zu bekommen.
Ich bin der Meinung nur durch Sperrung der ganzen Strecke über 5-10 Jahre ist so etwas möglich.

die Frage nach einem "gesunden Gleichgewicht" darf sich aber nicht nur auf die BaFos beschränken.
Mir stellt sich die Frage, warum auf halbem Weg stehen bleiben? Sollte man nicht konsequent die Angelei dauerhaft einstellen?
Wenn man (gedanklich) bereit ist, zu Gunsten eines natürlichen Artenspektrums jegliche Eingriffe in die Zusammensetzung eines Gewässers zu verhindern, muss man sich über Begriffe wie "Küchenfenster" auch keine Gedanken mehr machen. Auch weitere ständig kontrovers diskutierte Begriffe wie c&r, Mindestmaße oder Schonzeiten wären ein für alle mal vom Tisch. Weitere Vorteile eines dauerhaften und allumfassenden Angelverzichts - denn warum sollte nur die grade beschriebene Bachstrecke von dem Anglerausschluss profitieren? - wäre z.B. das Ende der Dauerfehde mit den Kormoranfreunden.

Ich sehe darüber hinaus weitere Vorzüge bspw. durch ein Betretungsverbot ufernaher Zonen. So könnte die Vermüllung von Gewässern durch Angler endlich ein Ende haben. Sollte im Zuge des Gleichheitsprinzips auch die kommerzielle Fischerei verboten werden, stünde langfristig einem ganzheitlichen "natürlichen Gleichgewicht" nichts mehr im Weg. Ach so, anthropogene Einleitungen in Gewässer wie bspw. durch Kläranlagen sollten zeitnah abgeschafft werden. Durch die Beeinflussung des Trophiegrades von Gewässern wird ja auch unnatürlich auf die Artzusammensetzung Einfluss genommen.

Gruß Thorsten

Steini (verstorben am 06.09.2019)
07.04.13, 17:57
Nicht schlecht. :lachen:
(ließe sich bis zur Abschaffung des Menschens fortführen.)

Wer aber den Kompromiss sucht sollte eben alle Möglichkeiten in Erwägung ziehen.
Was an Forellenbächen schon gemacht wurde ist, ist die Strecken aufzuteilen und dann die Abschnitte im Wechsel zu befischen.
So kann sich immer ein Teil über Jahre ungestört entwickeln ohne das man kompliziert den Zugang regeln muß.

Ncht weit entfernt ist ein möglicherweise ähnlicher befischter Bach.
Ich war eingeladen da mal zu fischen, eine Handvoll Forellen hatten sie beim E-Fischen ne Woche vorher über einige Km.

Zufall oder nicht, nach 3h hatte ich 2 zum Köder gelockt und eine gefangen.
Da kann ich mir schon denken was einige Hundert Angler abgreifen.
Die sind ja nicht verteilt, die besten Standplätze sind dann schnell ausgemacht.

Gangfisch
07.04.13, 22:11
Hallo Zusammen,

je nach Gewässer macht es vielleicht auch Sinn, bestimmte Abschnitte dauerhaft zu schützen? Im Zweifel rücken dann von dort immer wieder Forellen in die befischten Bereiche nach.

Wir haben an einem Bach sehr gute Erfahrungen damit gemacht. In den geschützten Bereichen liegen auch die meisten Laichplätze.

Petri / Gangfisch