PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kranker Karpfen



BMP
29.04.13, 07:50
Ich habe gestern am See einen Karpfen entdeckt, der eindeutig nicht gesund war. Er schwamm sehr Ufernah und ziemlich teilnahmslos.
Er konnte auch ohne Gegenwehr mit einem Kescher entnommen werden.

65626563

Der "Schleim" war mit dem Finger ablösbar ohne großen Aufwand.
Was denkt Ihr, worum es sich dabei handelt ?

Gruß Marcus

Mattes
29.04.13, 08:31
Ganz schwierig aus der Ferne.

Nach einer schnellen Durchsicht meiner Literatur bin ich auf keine Krankheit gestoßen, die das Bild eindeutig wiedergibt. Die einzige Krankheit (die mir bekannt ist), die auch eine Hergang mit verstärkter Schleimbildung aufweist wäre der Herpesvirus. Dazu bedarf es aber eines zusätzlichen Blickes auf die Kiemen. Möglich auch, dass sich die Symptome erst in einem Anfangsstadium befinden.

Also: Wenn Krankheit vermutet wird, zwingend auch Kiemen und inner Organe dokumentieren oder das Tier dem Fischgesundheitsdienst deines Landes zukommen lassen. Ansonsten wird es schwer eine (fern) Diagnose zu leisten und völlig ohne Anspruch auf Richtigkeit.

BMP
29.04.13, 08:35
Ist nur aus Interesse das ich hier Frage.
Habe gestern sofort unseren Referent für Umwelt- und Gewässerschutz eingeschaltet.
Dieser wird nun die weitere Untersuchung und Schritte einleiten.

Günter
29.04.13, 20:16
Wenn sich das Weiße abwischen läßt scheint es eine Verpilzung zu sein!

BMP
30.04.13, 06:38
Gestern noch mal mit unserem Referenten gesprochen, er gibt die Fotos nun weiter an den Biologen des LVFV, ich werde hier Berichten wenn ich etwas neues weiß.

BMP
01.05.13, 23:34
Mir liegt die Stellungsnahme leider noch nicht vor. Aber es soll sich wohl um "Ichthyophthirius" handeln.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
02.05.13, 06:30
Sehr schwer, aus der Ferne etwas zu sagen.

http://www.google.de/imgres?q=ichthyophthirius+Karpfen&sa=X&hl=de&biw=1336&bih=564&tbm=isch&tbnid=j2rP95aYQKSXoM:&imgrefurl=http://www.ua-bw.de/pub/beitrag.asp%3Fsubid%3D0%26Thema_ID%3D8%26ID%3D1484 %26Pdf%3DNo&docid=g9u5n-sRx7sX7M&imgurl=http://www.ua-bw.de/userfiles/image/Ichthyo_1_klein.jpg&w=316&h=148&ei=EemBUZSMGo_OsgatlYGoDA&zoom=1&iact=hc&vpx=2&vpy=2&dur=6735&hovh=118&hovw=252&tx=163&ty=72&page=1&tbnh=118&tbnw=238&start=0&ndsp=21&ved=1t:429,r:0,s:0,i:85

Günter
02.05.13, 18:46
Mir liegt die Stellungsnahme leider noch nicht vor. Aber es soll sich wohl um "Ichthyophthirius" handeln.

Wenn sich der weiße Belag abwischen läßt ist es kein " Ichthyo" !

BMP
03.05.13, 06:49
Mittlerweile habe ich eine Stellungsnahme vorliegen:


Wenn man aber genau hinschaut, so sieht man kleine weiße Punkte auf der Flanke, welche sich von dem Schleim unterscheiden. Ich habe einige markante Stellen rot eingekreist (s. Anhang). Diese weißen Punkte, wenn sie denn tatsächlich nicht zu der normalen Schleimschicht gehören, deuten auf die sog. Weißpunktkrankheit hin (Ichthyophthirius). Diese parasitäre Krankheit wird latent von sehr vielen Fischen (insbesondere Zuchtfischen) getragen. Das ist gar nicht weiter schlimm, aber wenn es zu einer Massenvermehrung kommt, kann die Krankheit auch in freier Wildbahn tötlich für den Fisch sein.

Die Fische sind im Frühjahr gefährdet, weil sie durch den Winter etwas geschwächt sind und rasche Temperaturanstiege im April Stress verursachen können, manchmal auch in Zusammenhang mit strak schwankenden pH Werten zwischen Tag und Nacht. Dies spielt meist aber nur eine Rolle, wenn es sich um ein flaches und sehr nährstoffreiches Gewässer handelt. Bei den schnell ansteigenden Wassertemperaturen wachsen die Parasiten sehr rasch, ohnehin nach dem Winter geschwächte Tiere können dann sterben. Wenn zudem die Umweltbedingungen Stress verursachen kommt eine weitere Komponente hinzu, was dann zu der Sterblichkeit führt.
Die Frage ist natürlich, ob die toten Karpfen an der Weißpunktkrankheit litten? Der Nachweis hierfür ist relativ einfach. Wenn Du einen der toten Fische noch hast, einfach mit einem Objektträger für ein Mikroskop (selbst Kindermikroskope reichen hierfür) einen Abstrich auf den Flanken machen und unter dem Mikroskop möglichst strak vergrößern. Wenn Du U-förmige Zellkerne erkennst (siehe Bild im Anhang), ist der Nachweis eindeutig. Falls kein Mikroskop zur Hand ist, streiche zunächst mit den Fingern über die Flanken der Fische. Wenn es sich rauher anfühlt als normal, ist dies ein erster Hinweis. Schaue Dir zudem die Kiemen der Fische an. Wenn Du auch hier weiße Punkte erkennst, ist es eigentlich auch eindeutig.

Was kann man gegen die Krankheit tun? In der Fischzucht würde man die Fische baden. Manchmal reicht Salz, super effektiv ist auch das nur für den Aquariengebrauch erlaubte Malachitgrün. Daneben gibt es noch einige weitere Mittelchen, die helfen, aber alle sind für einen Baggersee nicht anwendbar. Insbesondere weil man die in der Wassersäule befindlichen Zwischenstadien des Parasits nicht erreicht. Wenn nur einige wenige Fische sterben, ist dies völlig normal. Parasiten gehören zu Fischen dazu, das ist natürlich. Sollten Massensterblichkeiten auftreten, dann kann es zum Problem werden, ich würde das für Eure Gewässer aber in keinem Fall erwarten. Falls doch, so könnt Ihr eigentlich nur die Besatzdichte reduzieren.


6565

Ich bin mit dem Biologen so verblieben, das ich die nächsten Tage ein paar Tote Fische sammle und einfriere. Er kommt dann vorbei um sich diese Abzuholen um genauere Untersuchungen durchführen zu können.

Schnickes
03.05.13, 11:30
Der Tipp mit dem Mikroskop klingt doch schon mal sehr gut.

Wir haben im Moment auch Probleme mit den Fischen, aber andere Symptome. Darauf will ich hier aber nicht eingehen, sondern eher auf die Art der Untersuchung.
Die zuständige Tierärztin sagte mir, dass man möglichst noch lebende Fische untersuchen muss. Einfrieren würde dann nur für einen Virus-Nachweis ausreichen.

Das man bei Fischkrankheiten in offenen Gewässern nichts machen kann, wurde mir auch gesagt. Ich hätte es auch ehrlich gesagt nicht anders erwartet. Eine Untersuchung bringt nur Gewissheit, um was es sich handelt.
Alles andere regelt sich natürlich. That's life. :heimtückisch: