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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Eutrophes Gewässer in den "Griff" bekommen....?



Lücke
06.05.13, 12:44
Hallo Leute,

unser "Vorzeigegewässer" unseres Vereins stellt sich mittlerweile als echter "Problemfall" heraus... Es muss was gemacht werden, wäre über Tipps dankbar...

Baggerloch (Sand und Schiefergrube), ca. 3,5ha, langgezogen, breiteste Stelle ca. 80m, viel Struktur bis ca. 4,5m Tiefe...



Folgende Probleme:

- Besetzte Zander überstehen den Winter, gehen im Sommer z.T. ein, viel Besatz wenig Fang...
- Dies Frühjahr übermäßig viele tote Karpfen, 10 besetzte Fische eingegangen nach 4 Wochen, Altbestand auch vereinzelt große Fische tot...
- Phosphatwerte schon im zeitigen Frühjahr besorgniserregend, Sauerstoffgehalt im frühen Winter auch nicht ideal...
- Starker Laubeintrag durch Uferbewuchs (viele Eichen und Buchen)...
- Faulschlamm am Gewässergrund, im Flachbereich z.T. bis "armtief" abgestorbenes Material...
- Trübes Wasser
- Wenig Wind (liegt halb in einer Senke) und Sonneneinstrahlung
- Zulauf der unregelmäßig Wasser führt und an die Straßenentwässerung angeschlossen ist...
- Zur Hälfte von Acker umgeben, Entwässerungsrohre führen in den See
- Ist als Regenrückhaltebecken geführt wegen der Straßenentwässerung...
- Fische nicht selten mit Parasitenbefall und Verletztungen

Wir nehmen heute nochmal Proben... auch von den Einläufen...


Aber was kann man schnell und günstig machen (wobei wir kein armer Verein sind)... Uferbewuchsausdünnung wäre eine Möglichkeit die zwar schwierig ist wegen Verpächter, Grünen und Anglern, aber die kriegt man ja überzeugt.... Jetzt ist die Frage nur wie und wo? Die Sonnenseite wäre am einfachsten zu beschneiden, aber wäre das sinnvoll?
Besatz ist eh erstmal gestoppt, Futterbegrenzung überlege ich noch, aber unsere Mitglieder sind da eigentlich recht vernünftig....

Ich habe bei einem anderen See mit ähnlichem Problem von uns "sichtbare" Ergebnisse durch Bewuchsausdünnung hinbekommen, auch die Wasserwerte sind besser geworden, einfach nur durch mehr Wind und Sonne... Algenblüte ist minimiert...


Ein weiteres Problem sind natürlich die Zuläufe, wir prüfen gerade ob der Hauptzulauf eher schadet oder den See noch am Leben hält... wäre vielleicht sinnvoll den zu "kappen", aber das wird wohl kaum möglich sein, wegen Überschwemmungsschutz... Hab jetzt auch erfahren das sich ein Regenrückhaltebecken in den See "entlädt" wenn es zu voll wird... keine guten Bedingungen... :Nein:

Ach so´n Mist, wenn der See "hopps" geht können wir den Verein dicht machen...

Der wurde "Arbeitseinsatztechnisch" auch jahrelang vernachlässigt, z.T. echt Urwald und riesen "Trümmer" an Bäumen....

Wäre über hilfreiche Tipps dankbar!

Gruß
Lücke

P.S. Fotos stell ich mal die Tage ein...

Jürgen W aus T
07.05.13, 02:23
Hi wir haben auch solch ein Gewässer, ok der Einlauf ist ein Bach führt aber durch stark landwirtschaftlich genutzte Flächen.
Wir haben erst einmal die Ufervegitation gewaltig ausgedünnt, dann haben wir den Gewässerrand so weit ausgebaggert wie es möglich ist - das soll nun jedes Jahr gemacht werden.
Dann haben wir die Teichanlage mit Schlixx abgestreut - das baut den Schlamm durch oxidation ab.

Vor 3 Jahren wäre der Teich bald umgekippt, jetzt scheinen wir das Problem im Griff zu haben. Natürlich wird der nächste extrem Sommer zeigen wie gut die Massnahmen wirklich waren.

Gruß Jürgen

rudi
07.05.13, 09:28
Hallo Lücke,
da hast du ein wirkliches Problem.
Werde das Thema interessiert weiterverfolgen.


Dies Frühjahr übermäßig viele tote Karpfen, 10 besetzte Fische eingegangen nach 4 Wochen, Altbestand auch vereinzelt große Fische tot...
- Phosphatwerte schon im zeitigen Frühjahr besorgniserregend, Sauerstoffgehalt im frühen Winter auch nicht ideal...
- Starker Laubeintrag durch Uferbewuchs (viele Eichen und Buchen)...

Wenn Cypriniden schon Probleme haben, - puuuuh.

Bin mal gespannt, was die Experten sagen.
Rudi

Gangfisch
07.05.13, 18:06
Hallo Lücke,

bin mal auf Deine Bilder gespannt, vorher halte ich eine Beurteilung für schwierig, da Du aus meiner Sicht ein paar widersprüchliche Angaben dabei hast.

Sicher ist es nicht verkehrt, dass Ihr den Besatz erstmal gestoppt habt. In die von Dir beschriebene Brühe noch Futter zu werfen halte ich auch für fatal.

Hat das Teil eine Ablassvorrichtung?

Laufen da tatsächlich als Hauptzufluss Straßenabwässer rein? Evtl. könnte man dort einen Tümpel mit entsprechenden Wasserpflanzen vorschalten, in dem das Wasser aus dem Zulauf geklärt wird? Könnte man bestimmt über Fördermittel als Maßnahme für Amphibien und Libellen durchbekommen, wenn in dem vorgeschalteten Tümpel dann keine Fische vorkommen.

Aber wie gesagt, stell besser erstmal ein paar Bilder ein.

Petri & Grüßle

Gangfisch

Lücke
09.05.13, 15:27
Hallo Leute,

es hört nicht auf, diese Woche wieder einige richtig große Karpfen tot, das "Aushängeschild" dieses Gewässers... :(

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Hier mal ein paar Bilder auf die Schnelle von unserer HP...

Wasserwerte sind zum heulen:

PH - 9 (!!!!)
Phosphat - 0,11
Ammonium - 0,2

Um mal die 3 Besorgniserregensten zu nennen... Untere Wasserbehörde habe ich erstmal informiert, wegen der Zuläufe, das diese Behördlich untersucht werden... solche Werte kommen nicht allein durch Laubeintrag!

An den Ackerentwässerungen habe ich Proben gezogen, Z.T. weit über 100mg/l Nitrat, 0,43 Phosphat und 0,3 Ammonium... und die Düngezeit ist lange vorbei... ich will gar nicht wissen was da dann durchgeht... :Nein:


Haben aber allgemein mal wieder ein Frühjahrsproblem mit Karpfen, es gehen in allen unseren 3 Seen vereinzelt Tiere kaputt, habt ihr da auch Probleme? Ich vermute der Winter war einfach zu lang und dann kaum "Übergangszeit", die Laichen bei uns z.T. schon ab... Ich könnt echt kotzen, letztes Jahr sind uns in einem anderen See 1,7t Karpfen aufgrund von Laichstress, Überpopulation und Sauerstoffmangel eingegangen... Das will ich nicht nochmal haben... echt nicht! :Nein:

Wir sind ein "junger" Vorstand und bügeln grad echt die Nachlässigkeiten unserer Vorgänger aus... scheiße ist das!! :evil: Planloser Besatz, keine Proben, keine Maßnahmen, kein Baumbeschnitt... jedes Jahr hat ein anderer See Probleme...


Als Maßnahme unsererseits habe ich im Kopf das Nordufer extremst auszudünnen, dort stehen ca. 70 riesengroße Pappeln... Ebenfalls den Bereich der linken "Bucht" würd ich gerne "platt" machen... das Südufer wäre am Einfachsten, hab aber Bedenken dann doch zu viel Sonne auf den See kommen zu lassen...


Gruß
Lücke

Schnickes
09.05.13, 18:08
Das kommt mir alles bekannt vor. Auch in unserem Vereinsteich gab es tote Karpfen, Giebel und ein paar Weißfische. Auch in anderen Foren liest man das. Die zuständige Tierärztin spricht von langem, harten Winter in Kombination mit schnellen Temperatur-/pH-Anstieg. Führt wohl zu Stoffwechselproblemen.

Jetzt da die Problematik mal die menschliche Sinneswahrnehmung erreicht - auch die olfaktorische - wollen unsere Mitglieder plötzlich alle genau wissen, was die genaue Ursache ist. Es wird spekuliert und gemutmaßt ohne Ende. Ich persönliche sehe es als natürliche Ausdünnung des Bestands - der auch bei uns zu hoch ist. (Einen Vorteil hat's: Unser "Graskarpfen-Problem" hat sich reduziert. :grins:)


Wir sind ein "junger" Vorstand und bügeln grad echt die Nachlässigkeiten unserer Vorgänger aus... scheiße ist das!! Planloser Besatz, keine Proben, keine Maßnahmen, kein Baumbeschnitt

Kenne ich. Selbe Situation hier. Gewässer auch am "Eutrophieren". Zulauf hat genauso - wie bei dir - Nitrat über 100mg/l und immer wieder hohe Phosphat-Werte.
Besatz-Motto: Lieber mehr als zuviel - und wenn's geht noch billig. :hmm:



Man kann wohl nur die Nährstoff-Quellen reduzieren und möglichst viele Nährstoffe entnehmen. Praktisch versuch ich das so:

- möglichst wenig Besatz oder komplett aussetzen (natürliche Reproduktion fördern)
- Wasserpflanzen setzen, ordentlich wachsen lassen und dann entnehmen
- Zuläufe filtern (Bau eines Klärteichs)
- ggf. Fischbestand reduzieren

Reduzierung des Baumbestands für die Durchmischung werden wir ggf. auch in Angriff nehmen. Bin aber mit sowas vorsichtig.

Lücke
09.05.13, 19:00
Hallo Leute,

erstmal danke für die Beteiligung! :top:

@Schnickes
Wieso bist du bei der Uferbewuchsausdünnung vorsichtig?


Also unser Karpfensterben letztes Jahr war definitiv ne "natürliche Auslese bzw. Reduktion", der See ist für die Menge Karpfen nicht geschaffen, hat auch zu wenig Nahrung, ist ein Campingplatzsee, der war jahrelang quasi unbewirtschaftet... Man merkt den Unterschied dies Jahr deutlich, zusätzlich habe ich den kaum vorhandenen Raubfischbestand aufgestockt um der Weißfischpopulation Herr zu werden...Das Wasser ist auch deutlich klarer als sonst zu dieser Zeit...


Meine "Theorie" bei den Karpfen ist also ähnlich, allerdings ist dieser See hier nicht unbedingt mit Karpfen überbesetzt, da galt immer die Devise eher Qualität als Quantität... :;:...deswegen habe ich ja auch nur 10 Fische nachbesetzt... Hier ist es definitiv ein Problem von geschwächten Tieren die mit den Umständen nicht klarkommen, die besetzten Fische haben definitiv die "Umstellung" nicht geschafft bei den Wasserwerten... Das Beißverhalten der Fische spricht auch dafür... an allen Seen wollen die Karpfen noch nicht wirklich... Raubfisch läuft wie doof...

Was mir auch sorgen bei diesem See macht, sonst gabs immer noch ne Frühjahraufklarung, die konnte ich leider nicht feststellen bisher...

Auf die chemische Keule würd ich gern verzichten, ist auch kaum machbar dort... Außer durch Umwälzung und "Selbstheilungskraft" sehe ich nicht viele Möglichkeiten... :(

Wir haben letztes Jahr Seerosen gesetzt die sind bisher auch nicht hochgekommen, letztes Jahr nach kurzer Zeit die Blätter abgeworfen und seither nix mehr zu sehen... :(... die alten Felder wuchern schon wieder...

Gruß
Lücke

Günter
09.05.13, 19:42
"Schnickes" hat ja schon alles angesprochen.

Zum hohen PH-Wert möchte ich sagen, dass dieser nicht vom Laubeinfall kommt, der lässt den PH-Wert durch die Huminsäure in dem Laub eher sinken.

Das Fischsterben wird durch Stoffwechselstörungen ausgelöst auch EMS (Energie Mangel Syndrom) genannt!
Das kommt am meisten in solchen schwankenden Wintern wie dem letzten vor. Und da erwischt es am ersten die großen Karpfen!
Da kann man in offenen Gewässern nichts machen.
In der Teichwirtschaft kann entsprechend zur Steigerung der Kondition zugefüttert werden.

Schnickes
09.05.13, 21:47
Wieso bist du bei der Uferbewuchsausdünnung vorsichtig?

Naja, so große Bäume einfach mal fällen ist glaube ich nicht so einfach. Sowas kann ärger geben, zumindest bei uns.
Und ob die Maßnahme dann wirklich wie erwartet greift, ist auch schwer zu sagen.


Bei uns beißt von den Cypriniden bisher auch nichts. Aber ich habe den Teich jetzt auch erst mal gesperrt, weil noch Krankheitssymptome dazukamen.



Was mir auch sorgen bei diesem See macht, sonst gabs immer noch ne Frühjahraufklarung, die konnte ich leider nicht feststellen bisher...
Was meinst du mit Frühjahrsaufklarung? Aufklarung nach dem ersten Algenschub?


Seerosen sind im Übrigen fürs Gewässer nicht unbedingt ein Kracher. Sie wirken optisch vll. gut, haben aber nur einen geringen "Nutzen" für Fisch und Wasser.
Ich habe selbst erst ein paar Seerosen gesetzt, aber die werden möglichst klein gehalten.

Lücke
10.05.13, 11:59
Hallo Leute,


Das Fischsterben wird durch Stoffwechselstörungen ausgelöst auch EMS (Energie Mangel Syndrom) genannt!

Endlich hat das Kind mal einen Namen, das passt perfekt auch auf das Sterben im letzten Jahr in einem anderen See, es waren ausschließlich Große laichfähige Tiere betroffen...



Das mit der Uferausdünnung hat an einem anderen See schon zu "sichtbaren" Ergebnissen geführt, auch die Wasserwerte sind besser, auch "stinkt" es nicht mehr in den Flachwasserzonen und das nur innerhalb eines Jahres! Und der ist alles andere als "kahl", einfach nur eine passende Windschneise und überhängende Bäume (ohne Astwerk in Wassernähe) ausgedünnt... das wars schon... Im Idealfall bekommt man ihn auf ein Niveau was man mit eigenen Arbeitseinsätzen sehr gut halten kann...das ist mein Ziel...Ich habe aber auch für neue Rückzugsgebiete an sinnvollen Stellen gesorgt...


Es bedarf halt Absprache und Überzeugungsarbeit mit Verpächter und Mitgliedern, aber was muss das muss, der See hat definitiv zu viel Bewuchs, da ist 20 Jahre höchstens "kosmetisch" was gemacht worden, im Herbst ist der wenn der Wind passend steht zu einem viertel mit Laub bedeckt... das ist nicht normal!


Und ja, ich meine das Klarwasserstadium, sonst sehr ausgeprägt bei dem See und eigentlich Ende April schon da spätestens...Dies Jahr nur "braune Brühe"... :Nein:

Gruß
Lücke

Thomas
10.05.13, 14:05
Kurze Erinnerung: das frühjährliche Klarwasserstadium wird in einem eutrophen, aber noch halbwegs 'intakten' See durch den Fraßdruck des Zooplanktons hervorgerufen.

Ändert sich durch Nährstoffüberfluss die jahreszeitliche Zusammensetzung der Algengemeinschaft, fällt das Klarwasserstadium aus, denn das Zooplankton kann nur einzellige Algen einstrudeln, nicht ganze Verbände (beliebt bei Blaualgen).

Der Nährstoffeintrag ist sicher zum Heulen, pH 9 ist für ein eutrophes/eutrophiertes Stillgewässer aber noch fast 'normal', das geht auch wesentlich schlimmer ...

Lücke
10.05.13, 14:37
@Thomas

Das ist ja das Besorgniserregende, für mich ein Zeichen, dass mehr Nährstoffe als sonst eingeleitet wurden/werden, pH war im letzten Jahr bei maximal 7,8... die letzte Winterprobe war bei 7,3... mir macht die damit verbundene Ammoniak-Freisetzung Sorgen... da bin ich bei 0,057 mg/l , das ist für Fischbrut schon tödlich... :(

Es ist verstrickt... Abstellen kann ich den Haupteinlauf auch nicht, momentan hält er den See wohl noch am Leben... Auch wenn er wenig Sauerstoff, Nitrat und warmes Wasser mitführt, ist er immerhin bei pH 6,9...

Aber wie kann der pH- Wert eigentlich so hoch sein wenn die Bedingungen eher für saures Wasser sprechen? Auch alle Einläufe, die ich untersucht habe, waren eher sauer bis neutral...

Gruß
Lücke

Günter
10.05.13, 18:03
@Thomas

Das ist ja das Besorgniserregende, für mich ein Zeichen das mehr Nährstoffe als sonst eingeleitet wurden/werden, pH war im letzten Jahr bei maximal 7,8... die letzte Winterprobe war bei 7,3... mir macht die damit verbundene Ammoniak-Freisetzung Sorgen... da bin ich bei 0,057 mg/l , das ist für Fischbrut schon tötlich... :(

Es ist verstrickt... Abstellen kann ich den Haupteinlauf auch nicht, momentan hält er den See wohl noch am Leben... Auch wenn er wenig Sauerstoff, Nitrat und warmes Wasser mitführt, ist er immerhin bei pH 6,9...

Aber wie kann der pH- Wert eigentlich so hoch sein wenn die Bedingungen eher für saures Wasser sprechen? Auch alles Einläufe die ich untersucht habe waren eher sauer bis neutral...

Gruß
Lücke

Mal zu deinerm NH-4 Wert vom 9.5. von 0,2mg/l NH-4 und einem PH-Wert von 9 .
Bei einer angenommenen Wassertemperatur von 14°C und einem PH-Wert von 9 hast du dann einen NH-3 wert von 0,04mg/lNH-3
Bei einer Wassertemperatur von 20°C und einem PH-Wert von 9 hast du dann schon einen NH-3 Wert von 0,05mg/NH-3.
Der Grenzwert für Karpfen liegt bei 0,02mg/lNH-3.
Die NH-3 werte sind somit immer PH und Wassertemperatur abhängig!

Ich vermute mal das euer Gewässer Kalkarm ist! (wie ist der SBV-Wert ?)
Zu welcher Tageszeit hast du deinen PH-Wert gemessen ?
Der PH-Wert ist abhängig von der Tageszeit, am Abend ist er immer am höchsten!
Je kalkärmer und algenreicher das Gewässer ist um so extremer fallen die PH-Schwankungen aus.
In der Hauptsache bestimmen Kohlensäure, Kalkgehalt und Algenmenge den PH-Wert eines Gewässers.

Algen und Unterwasserpflanzen erzeugen am Tag Sauerstoff und verbrauchen dabei Kohlensäure (CO²). Der PH-Wert steigt!
In der Nacht verbrauchen sie Sauerstoff (O²) und setzen Kohlensäure frei der PH-Wert sinkt!

Lücke
10.05.13, 19:11
Hallo,

ich hab je nach Literatur verschiedene Grenzwerte bei NH-3 gefunden die sich z.T. deutlich unterschieden, sogar um ne Kommastelle... Wir haben aber z.Zt. auch noch ein paar Forellen drin, die müßten doch viel eher dran glauben als die Karpfen und ich hatte eine Wassertemperatur von 20°C am 06.05. !!!

Gemessen habe ich einmal am zeitigen nachmittag O2 13,4 , PH 9,12, Ammonium 0,2 -> NH-3 von 0,057mg/l, .... am nächsten Tag um 9Uhr morgens: PH 9, O2 13mg/l, Ammonium 0,2, also kaum tageszeitliche Unterschiede... das hat mich auch gewundert... direkt am Einlauf ist der PH natürlich aufgrund der Vermischung bei 8,5... alle anderen Werte sind in Auslaufnähe gemessen... SBV hatte ich nach geschätzten 100 Messungen wirklich keine Lust mehr bzw. habs auch einfach vergessen... ;)

Es ist "weiches" Wasser, also wohl eher kalkarm...

Bei uns ist etwas Regen angekündigt, ich werde Sonntag nochmal das komplette Programm durchmessen und berichten... Momentan kann ich leider eh nix machen... Untere Wasserbehörde lässt sich auch bitten, keinen Rückruf, Mitarbeiter nicht erreichbar, auch toll... :down:

Gruß
Lücke

Thomas
11.05.13, 14:47
Aber wie kann der pH- Wert eigentlich so hoch sein wenn die Bedingungen eher für saures Wasser sprechen? Auch alle Einläufe, die ich untersucht habe, waren eher sauer bis neutral...


Hi Lücke,

hier hast Du Günters Ausführungen nochmal etwas ausführlicher:
Aquat. Ökologie, Teil III - Seen: Stoffkreisläufe und das Problem Eutrophierung (http://www.gw-forum.de/showthread.php?353-%D6ko-Kompendium-Teil-III-Seen-Stoffkreisl%E4ufe-und-das-Problem-Eutrophierung)

Günter
11.05.13, 18:10
@Thomas

Sehr gute Ausführung, sehr gut erklärt ! :top:



@ Lücke

Deine 20°C Wassertemperatur hast du bestimmt an der Wasseroberfläche gemessen.
Fische suchen meistens den optimalen Bereich des Gewässers auf !

Wie misst du deinen NH-4 Wert, mit Reagenzien... und welche Abstufung hat der Test ?

Lücke
13.05.13, 09:23
Moin Günter,

wir haben das Merck Reflectometer, das ist meineswissens sogar gerichtsverwertbar... ;)... einziger Nachteil, der Messbereich geht erst bei 0,2 los, bei weniger zeigt er nur "Low" an...

Wir haben letztes Jahr ungefähr 3000€ für Messgeräte investiert, da sind wir gut bestückt, PH und Redox Messgerät, Sauerstoff und das Reflectometer, stichprobenartig kontrolliere ich mit Reagenzien nochmal nach...

Ich werd gleich nochmal hin und dann berichten...


Gruß
Lücke

Günter
13.05.13, 20:06
Ich bevorzuge die Handarbeit mit den Reagenzien !
Ich bevorzuge Reagenzien die mit sehr geringen Werten anfangen. Da habe ich den Vorteil, ist der Wert höher kann ich die Reagenzie mit Destiliertem Wasser verdünnen und die Werte nach dem Messen hochrechnen!
Besonders bei den gefährlichen Werten von NO², NH-4/NH-3....
Ein Meßbereich z.B. beim NH-4/3 von 0,2mg/l kann bei einem hohen PH-Wert und hohen Wassertemperaturen schon den Letalen grenzwert überschreiten.

Lücke
14.05.13, 16:22
@Günter

Ja,das stimmt, wir haben uns beraten lassen und auf das Reflektometer hätten wir bei den Messgeräten wahrscheinlich verzichtet wenn ich erfahrener gewesen wäre zu dem Zeitpunkt... der Phosphat-Test z.B. ist völlig ungeeignet, Nitrit + Nitat Tests sind super, Ammonium ist wie angemerkt zu unempfindlich und dauert auch 8 Minuten... :down:

KH, gH, mach ich mit handelsüblichen Aquarientests...

Für O2, pH und Redoxwert haben wir elektronische Messgeräte die ich nicht mehr missen will...

Für Phosphat habe ich von "Hanna" ein Testgerät angeschafft, das ist sehr genau, leider löst sich das Reagenz nur sehr langsam...


@all
Hier mal die Werte von gestern morgen 10Uhr, bewölkt,leichter Regen...

SEE (nahe Auslauf)

pH - 8,5
T- 15°C
O2- 11,24mg/l
Nitrat- <3mg/l
Nitrit- 0
KH- 3
gH- 6-7
Redox- 229,5mV
Phosphat- 0 (habe festgestellt, der Wert schwankt stark, je nach Entnahmestelle)
NH4- 0,2

Haupteinlauf (im Einlauf entnommen, Überlauf Regenrückhaltebecken):

pH- 6,97
T- 10,5°C
O2- 8,05 mg/l
Nitrat - 24 mg/l
Nitrit - 0
KH - 3-4
gH- 9
Phosphat- 0
NH4- < 0,2 mg/l
Redox- 279 mV



Was ich halt jetzt nicht genau bewerten kann,soll man den Einlauf (der immer etwas Wasser führt aber dies eigentlich nicht sollte) besser abstellen, sodass er nur läuft wenn das Rückhaltebecken entwässert, oder besser laufen lassen? Er sorgt definitv für einen Nährstoffeintrag, aber auf den pH-Wert bezogen sorgt er gerade für "Verdünnung"...

Gruß
Lücke

Schnickes
14.05.13, 16:26
Bis auf den pH ist da jetzt eigentlich kein Ausreißer dabei.
Das Wasser scheint eher weich zu sein, daher auch weniger pH-Puffer.

Kannst du mal ein Bild von dem Zulauf machen?

Lücke
14.05.13, 16:43
Hallo,

mach ich beim nächsten Mal,ist leider 35km weit weg... :Nein:

Ist künstlich angelegt, nachdem mal vor ca.15 Jahren ein nahegelegener Bach unmengen Sand in den See gespült und einen nahegelegenen Bauernhof überflutet hat,ist ein Graben mit dicken Steinen befestigt, dauerhaft läuft da nur ein Rinnsal...
Sind ziemlich viele Bachflohkrebse zu sehen, wenn ich den Grund aufwühle kommt roter Schlamm hoch, sind lauter kleine "Becken" (20cm tief) die sich da gebildet haben... momentan, wenn es nicht regnet stinkt´s da übelst, richtig gammelig...:Kotz:

Die anderen Zuläufe sind halt die Entwässerungsrohre vom Acker... da fließt/tröpfelt es auch dauerhaft raus...

Am Auslauf kommt definitiv mehr Wasser an als im Einlauf reinkommt...


Gruß
Lücke

Günter
14.05.13, 19:33
Wie auch schon "Schnickes" schreibt liegen die Parameter außer dem PH-Wert im normalen Bereich.
Der PH-Wert von 8,5 am Morgen wäre am Abend OK.
Der NH-4 Wert von 0,2mg/l ist bei der jetzigen Wassertemperatur noch akzeptabel. Stzeigt die Wassertemperatur im Sommer aber über die 20°C kann es bei hohem PH-Wert kritisch werden.

Wie "Schnickes" schreibt setze mal ein Bild von deinem Zulauf rein!
Vieleicht habe ich eine Idee deinen PH-Wert zu senken!

Lücke
29.10.14, 00:15
Hallo Leute,

nach ewigen Zeiten mal ein kleines Update...

- Begehung des Gewässers mit UWB und Gemeinde ohne Lösungen oder Ergebnisse, Ackerentwässerungen sind rechtens, der Zulauf kann auch nicht abgestellt werden... Das hätte man sich sparen können... viel Gerede, wenig Aussage... Landkreis auch wohl schlecht besetzt und überfordert in dem Gebiet...

- "Selbst ist der Angler" - Mit Absprache und Unterstützung des Verpächters im Frühjahr Baumrodungen durchgeführt, u.a circa 80 grosse Pappeln an der Nordseite, Halbinsel beschnitten sodass es keine "Düse" mehr gibt.... Insg. wurde bis heute etwa 1/4 des Baumbestandes zurückgeschnitten...

- Es wird vorsichtiger besetzt und auch ein Versuch mit Jungzandern läuft, die sich besser an das Gewässer anpassen können als "fangfertige" Fische... Karpfen wurden "handverlesen" nachbesetzt, hauptsächlich grosse Tiere...

Seither sind die Wasserwerte besser, nicht ideal, aber auf gutem Wege, der Wind hat wieder "Angriffsfläche", in diesem Jahr auch deutlich längere Aufklarungsphasen als noch 2013... Keine toten Fische mehr...

Drückt uns die Daumen das der Trend so bleibt... :) ;)

Und es ist wirklich verblüffend was solche Massnahmen auch schon in kurzer Zeit bewirken können, das musste ich an unseren anderen Gewässern auch feststellen... Allein durch zurückschneiden der Ufervegetation und auch mit Besatzmaßnahmen (z.B. mehr Raubfisch) kann man einen eutrophen See wirklich "umkrempeln"... Man wundert sich wie schnell man Ergebnisse erzielt... Seen die noch nie ne Frühjahrsaufklarung hatten bleiben auf einmal über Wochen glasklar (ist ein anderer Fall)... aber vergleichbar...

Gruß
Lücke

Lücke
10.01.15, 15:27
Hallo Leute,

heute habe ich Messwerte von einem meiner Gewässerwarte übermittelt bekommen:

Wetter: Regen, Wind/Sturm

T: 4,6°C
o2: 10,69 mg/l
Nitrat: low
Nitrit: low
Ammonium: 0,4 mg/l
Phosphat: <0,1 mg/l
PH: 7,67

Und jetzt kommt`s ... gH: 0,3 !!!!

Wie kann das kommen!? Durch den Regen? Der hat bei dem Wetter ordentlich Wasser im Einlauf...

Doppelt gemessen mit Merck Reflektometer in Laborqualität!

Im Einlauf sind es aber auch 3,7° gH

Sonst hat der See immer so um 7° gH


Kann das auch am vielen Eichenlaub liegen?

Gruß
Lücke

Mattes
19.01.15, 21:12
Für eine fundierte Antwort müssten andere einspringen. Habe aber dennoch eine laienhafte Überlegung.

Regenwasser ist frei von Härte. Fällt sehr viel Regen ändert sich natürlich das Verhältnis. Im Zulauf wird es angereichert durch das Substrat. An der restlichen Oberfläche des Sees aber nicht, also vom Regen, der direkt ins Wasser trifft. Ohne Umwälzung oder sehr viel Wind über eine gewisse Zeit durchmengt sich der Wasserkörper nicht so stark. Nimmst du nun Proben, direkt von der Oberfläche kann die Probe nur unterschiedlich zur vorherigen Messung ausfallen.

Zieh doch mal eine Probe aus 2-3 Metern Tiefe.