PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hege der Insektenwelt am Gewässer?



mawi@tre
16.12.13, 19:01
Verehrte Mitstreiter,
Ich kannte den legendären Frank Sawyer nur als Meister des Nymphenfischens,
bis ich über sein wahres Lebenswerk erfuhr.
Um die Maifliege im River Avon wieder heimisch zu machen, verzichtete er auf ungezählte Fischertage,
um mit Schuhkartons voller Ephemeren von fremden Ufern heimzukehren.
Der Avon ist durch diese Hartnäckigkeit wieder zu einem der besten Forellenflüsse Englands geworden .
Deshalb stellt sich mir die Frage, wären solche Aktionen wichtiger, als aller Besatz mit Fischen?
Denn wir wissen doch, "ohne Nahrung kann niemand leben".

Wer hat schon Erfahrung mit solchen Projekten?
Würde mich sehr interessieren.
Manfred
Gewässerwart IGAR (Interessengemeinschaft Altrhein e.V.)

Steini (verstorben am 06.09.2019)
16.12.13, 21:40
Wenn ich Dich richtig verstehe, meinst du das gezielte Ansiedeln von Insekten als Nahrungsquelle.
Dann antworte ich, so etwas habe ich noch nicht gemacht.
Ähnliches schon.



Aber, ist das nicht auch der Sinn von Renaturierungen, Rückbau von Querverbauungen und Vermeidung von Gewässerverschmutzungen ?
Es sind ja nicht nur die Fische selbst betroffen, viel mehr betrifft es Ihr Futter und sie dann indirekt.
Lebensraumverbesserung ist nicht nur Öffentlichkeitsarbeit, sondern auch eine Verbesserung des Nahrungsangebotes für Fische.

Es wird ja Gründe haben wenn Insektenarten verschwunden sind.
Nur wenn es gelingt diese Gründe zu bekämpfen wird eine Ansiedlung Sinn ergeben.
Aber das werden flugfähige Insekten dann wohl recht schnell selber erledigen, denke Ich.

Georg
16.12.13, 22:42
Nabend Manfred und herzlich willkommen in unserer Runde.

Zu Deiner Fragestellung:
Ich sehe das ganz ähnlich wie Steini, einen Besatz/Wiederansiedlung mit Makrozoobentho würde nur dann Sinn machen, wenn die Grundproblematik des Gewässers behoben ist, ohne entsprechenden Lebensraum werden diese nicht hochkommen.
Die Voraussetzungen am Avon waren sicherlich auch ganz andere als an unseren aquatischen Kulturlandschaften, auch kann man bei der Geschichte um Sawyer eine gewisse Menge an fliegenfischender Verklärung nicht von der Hand weisen und ich als Fliegenfischer darf so etwas schreiben. :;:

Zu guter Letzt, möchte ich Dich bitten etwas von Dir und der IGAR in unserer Vorstellungsecke (http://www.gw-forum.de/forumdisplay.php?9-Vorstellungsrunde) Preis zu geben.

mawi@tre
17.12.13, 21:39
Hallo Georg, Hallo Steini,
vielen Dank für Eure Meinung zu diesem Thema.
Ich weiß es ist nicht einfach.
Gerne sende ich Euch unsere Internet- Adresse.
Damit Ihr mehr über unsere "zukünftige Arbeit" erfahrt.
http://www.ig-altrhein.org/
(http://www.ig-altrhein.org/)
Beste Grüße
Manfred

Kurt Mack
18.12.13, 09:18
Hallo!

Das kennt man fast überall: Das Gewässer wird wieder sauberer (von der Abwasserbelastung her) aber außer Gammarus, Wasserasseln und verschiedenen Köcherfliegen bleiben die Eintagsfliegen und Steinfliegen weit hinter ihren früheren Beständen und Artenzahlen zurück. Als Ursache vermute ich hier die Wirkung von den heutigen Insektiziden aus der Landwirtschaft. Aber auch aus dem Privatgarten und von z.B. Haustieren. Über den Flohtropfen beim Hund hat ein Freund mir eine interessante, selbst erlebte Situation beschrieben: Zwischen den Arbeiten an seinem Garnelenaquarium, kam der Nachbar mit Hund kurz vorbei, Nachbar begrüßt, Hund einmal gestreichelt und weiter am Aquarium gearbeitet. Innerhab einer Stunde begann das große Sterben, selbst ein fast kompletter Wasserwechsel und eine Filterung über Aktivkohle konnte nur wenige der über 200 Garnelen retten. Bei der Recherche über die Ursache hat sich als einzige plausibele Ursache, der mit Flohtropfen behandelte Hund herausgestellt. Das Frischwasser konnte es nicht sein, da in anderen Becken auch Wasser gewechselt wurde und keine Garnele gestorben ist. Das Extreme an dem Sterben ist die vermutliche Menge der bei einmal streicheln, eingetragenen Gifte, da der Hund schon 3 Wochen zuvor behandelt und dazwischen auch einmal gebadet wurde. Außerdem sind die sogenannten Häutungshemmer relativ stabil und wirken dadurch sehr lange.
Insektizide in der Landwirtschaft wirken ähnlich und werden leider auch häufig falsch angewendet. Auch ist die Anwendung nicht ganz einfach, da es z.B. bei manchen Mitteln nach dem Aufbringen 24 Stunden nicht regnen sollte. Nicht jeder Bauer wird sich hier verantwortungsvoll verhalten oder bei einer unsicheren Wetterlage seine Ernte riskieren, indem er mit der Aubringung des Mittels wartet.
Je größer das Gewässer um so wahrscheilicher ist die Belastung durch Insektizide. Vor einiger Zeit konnte ich beim Querschalten noch kurz einen Bericht aus der Schweiz sehen, wo diese Problematik mit den Wasserinsekten und den Insektiziden angesprochen wurde.

weitere Beispiele:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/landwirtschaft-gewaesser-an-aeckern-massiv-mit-insektiziden-belastet-a-848725.html

http://www.uni-koblenz-landau.de/landau/aktuelles/archiv-2013/gewaessermonitoringinisektizide


Tschüß, Kurt