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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Glasaal - vorgestreckt oder selber aufgestiegen - wie viele bleiben am Ende übrig?



Mattes
23.02.14, 19:58
Ein Teil der Glasaale, der an die Küsten gelangt wird gefangen, vorgestreckt und ggf. wieder besetzt. Das wissen wir ja nun.

Ich frage mich, ob es wirklich weniger Mortalität unter den Jungaalen gibt, wenn man sie vorstreckt, anstatt sie einfach allesamt wandern zu lassen.

Hat jemand Zahlenmaterial wie hoch die Verluste auf beiden Seiten sind? Wie viel Prozent der natürlich aufsteigenden Aale in unseren Flüssen wandert wirklich wieder ab?

Und die andere Seite: Wie hoch ist die Sterblichkeitsquote schon alleine beim Fang der Tiere? Wie viele erliegen diversen Krankheiten in der Fischzucht? Wie viele von ihnen sind in geschlossene Gewässer gewandert? Wie viele hängen in Räucheröfen?

Ist es wirklich sinnvoll die Tiere in Farmen vorzustrecken?

Albert
23.02.14, 21:39
Und die andere Seite: Wie hoch ist die Sterblichkeitsquote schon alleine beim Fang der Tiere?
Mattes, die Mortalität ist meines Wissens in Frankreich beim Glasaalfang höher als in Großbritannien. In GB um die 20-25%.
Finde leider den Fachartikel auf die Schnelle nicht.
Gefühlt würde ich das Verhältnis "Besatz" in Fließanbindungsgewässer gegenüber einem Aufstieges positiv beurteilen.
Verluste durch Prädatoren würden minimiert.

Zahlenmaterial? Wer soll das herausfinden?

Georg
23.02.14, 23:35
Tja Mattes, das ist schon eine gute Frage, wenn es um den reinen Besatz geht,
hat die Studie von Knöschke/Schreckenbach/Brämick eindeutig gezeigt, daß der Glasaal klar im Vorteil ist,
zumal bei den Farmaalen fast nur Weibchen besetzt werden, langfristig keine gute Lösung.
Wenn man sie frei in unseren aquatischen Kulturlandschaften wandern lassen würde wäre die Verlustrate
sicher extrem hoch, Albert hatte das ja auch schon erwähnt.
Um hier verwertbare Zahlen zu bekommen, müsste man jeden Glasaal vor dem Aufstieg markieren,
dabei entstünde aber wieder Verlust durch den Fang, s.o..

Hätte aber auch einen Vorteil, es würde langfristig Arbeitsplätze schaffen, da könnte man ganze Horden
von Projektgruppenteilnehmern langfristig in Vollzeit beschäftigen. :grins:

Steini (verstorben am 06.09.2019)
24.02.14, 10:45
@Mattes
Schwer da eine richtige Antwort zu finden.
Die Natur hat das Erfolgsmodell Aal, im Ganzen durch Erprobung geschaffen , wenn die Aale als Glasaale aufsteigen,
wird das die durch Erprobung gefundene günstigste Verteilung sein.
Wenn wir eingreifen, weil wir denken, dass wir einen günstigeren Weg gefunden haben, ist das schon ganz schön vermessen.
Wir betrachten dabei dann schnell nur die Verluste, das Modell Aal im Ganzen überschauen wir nicht.
Wir stören halt den natürlichen Ablauf, der aber sehr lange erprobt wurde.
Ich denke wir wollen die Natur verbessern, wenn sie wegen Schädigungen durch uns, selbst nicht mehr zurecht zu kommen scheint.
Wir sollten lieben die Schädigungen beseitigen oder lediglich unterstützend vor Ort eingreifen.
Es ist wohl recht einfach, der Fang der Glasaale hilft dem Aal sicher nicht.
Glasaalfang und Aalbesatz, hilft den Menschen, dem Aal selbst wahrscheinlich nicht.

Wenn der Aal vor Ort nicht zu finden ist, sollte man versuchen den Grund zu beseitigen.
Besatz, ist oft wie das übermalen von Rost, es ist Schönfärberei.
Wenn alles schön ist, dann braucht man nichts zu ändern.
Diese Änderungen, sind es aber die nun nötig wären.
Man könnte das Vorkommen der Aale auch als Indikator für durchwanderbare, gesunde Flusssysteme sehen.
Deutschland importiert seine Besatzaale............warum?
Deutschland fördert den Aalbesatz..............warum?
Will man wirklich die Art unterstützen, oder lediglich den Indikator vorweisen und die Nutzung erhalten?
Ich denke, etwas Farbe und der Rost ist verschwunden, dann sind alle zufrieden.

Die Glasaal Fischerei gehört halt stark eingeschränkt, der Fernhandel gehört natürlich verboten, aber auch der Handel innerhalb Europas, sollte mal überdacht werden.
Das hilft der Fischerei und den Anglern, aber ganz sicher nicht dem Aal.

Lahnfischer
19.08.14, 20:55
Finde das Statement von Steini top!!!! Würde das bedenkenlos unterschreiben.

Wenn der Aal in irgendeinem Gewässer nicht mehr auftritt hat das sicherlich einen gewichtigen Grund. In dann zwangsweise dort hinzuverfrachten kann demzufolge für den Aal nicht förderlich sein....und was nutzt es dauerhaft sich damit rühmen zu können Aale im Gewässer zu haben wo zweifelhaft ist ob davon jemals auch nur einer zurück zu seinem Startpunkt kommt um abzulaichen.....

Lotalota (verstorben am 21.09.2019)
19.08.14, 22:37
Hallo,

ich finde es nicht unnatürlich, wenn ich beim Farmaal fast nur Weibchen habe. Das wird sich auch nicht auf Dauer negativ auswirken. Im Gegenteil, es entspricht vielmehr den natürlichen Verhältnissen im Süsswasser. Hier entwickeln sich fast alle Aale zu Weibchen. An den Küsten gibt es dagegen ganz überwiegend Milcher. Ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis im Süsswasser ist unnatürlich.
Bei abwandernden Blankaalen der Rur liegt der Milchneranteil < 10%. Das Ganze ohne Besatz.

LL

Mattes
19.08.14, 23:54
Hi lota,

deine Zahlen entsprechen meinen Fängen in den Reusen innerhalb geschlossener Gewässer. Ich kann nicht sagen in welchem Alter die Tiere eingesetzt wurden, aber die Männchen stellen auch im Zwangslebensraum ein ähnliches Aufkommen dar. Mit den 10% bewegen wir uns schon am oberen Limit.

Thorsten
20.08.14, 16:17
Hallo,

ich finde es nicht unnatürlich, wenn ich beim Farmaal fast nur Weibchen habe. Das wird sich auch nicht auf Dauer negativ auswirken. Im Gegenteil, es entspricht vielmehr den natürlichen Verhältnissen im Süsswasser. Hier entwickeln sich fast alle Aale zu Weibchen. An den Küsten gibt es dagegen ganz überwiegend Milcher. Ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis im Süsswasser ist unnatürlich.

Hallo LL,

diese Vorkommensverteilung ist mir neu. Vmtl. habe ich da eine Bildungslücke. Gibt es Untersuchungen, was die Geschlechtertrennung verursacht? Temperatur/ Nahrung; warum steigt ein Aal auf ein anderer nicht, etc?

Danke und VG

Steini (verstorben am 06.09.2019)
22.08.14, 07:23
Recht wichtige Frage Torsten.
Wenn fast alle Weibchen aus dem Süßwasser stammen, sollten derzeit die Verluste an Weibchen auch besonders hoch sein.

Wenn aber lediglich gute Bedingungen diese zu Weibchen machten, könnte ein weniger an Aalen auch die Bedingungen für sie verbessern.
Dann würden ab einem gewissen Punkt die Männchen weniger werden.
Dann wär es ähnlich wie bei der Wandertaube, das es sie halt nur in großer Anzahl überleben können.
Kann ich mir beim Aal aber so nicht vorstellen.

Albert
23.08.14, 08:51
Hallo,
wäre die Rur auf den britischen Inseln, wäre der Anteil der Männchen aber bestimmt höher.
Anders, wenn sie noch 1.000 km weiterwandern oder mehr. Ihre Entwicklung bleibt ja nicht stehen.

bei vorgestreckten Aalen um 10 cm kann man noch keine Geschlechterunterschiede erkennen.
Bei 17 cm schon, das ist für die Aquakultur des Aales wichtig. Ein Weibchen geräuchert bringt halt
mehr auf die Waage. Hab ich jetzt mal nüchtern/emotionslos geschrieben. :hmm:

Die Fischer am Achterwasser/Usedom hatten überwiegend Mänchen in den Reusen. (1978-1988)
Habe 2 der Fischer oft begleitet um life zu sehen was in die Reusen schwamm.

Am wichtigsten halte ich die Fragestellung: Wieviel Glasaale dürfen sich unbemerkt einen Fluss
zwischen Skandinavien und Nordafrika aussuchen ohne auf ein Wehr zu stoßen oder der Mortalität
später durch den Menschen zu erliegen.
Ich denke, der Anteil ist gar nicht so niedrig, denn es gibt ihn immer noch,
was bei einer anderen Tierart schon lange nicht mehr der Fall wäre.

Lotalota (verstorben am 21.09.2019)
24.08.14, 20:45
Hallo LL,

diese Vorkommensverteilung ist mir neu. Vmtl. habe ich da eine Bildungslücke. Gibt es Untersuchungen, was die Geschlechtertrennung verursacht? Temperatur/ Nahrung; warum steigt ein Aal auf ein anderer nicht, etc?

Danke und VG


Hallo Thorsten,

dass sich im Süßwasser "überwiegend " Weibchen entwickeln, während sich an den Küsten mehr Männchen entwickeln ist in der entsprechenden Literatur regelmäßig zu lesen.
Kottelat/Freyhof geben an, dass man mehr als 200 km landeinwärts nur noch selten Milchner findet.
Was die Mechanismen sind, diese Verhalten herbei zu führen und zu steuern kann ich nicht sagen.
LL

piscarius
05.09.14, 21:55
Hallo zusammen ,

wir haben dieses Jahr im April erstmalig mit Glasaalen unser Gewässer (Kocher) besetzt 1Kg ca. 3500 Stück
wenn ich mich recht erinnere 400€ herkunft England.

Meine beiden GW Kollegen und ich haben vor dies die nächsten Jahre so beizubehalten einen Versuch ist es meiner
Meinung nach auf jeden Fall Wert.

Anbei hier 7217 zur Info wen es interessiert.

Hier noch zwei Bilder der Glasaale 72157216

Gruß an Alle
Sascha

Lahnfischer
09.12.14, 21:32
Aalschutz: http://youtu.be/Qq7YEmCwY7Q

Lahnfischer
09.12.14, 21:48
Kurz vor der Ausrottung des Japanischen Aals (Japanischer Aal) ist es nun Fischereiforschern der japanischen Regierung in Yokohama nach eigenen Angaben gelungen,*Aale*der 2. Generation auf künstlichem Wege zu erzeugen. D.h. die Wissenschaftler haben es nicht nur geschafft, durch Hormonbehandlung wilde Aale zum Ablaichen zu bringen und die daraus gewonnen Aale bis zur

erneuten Laichreife heranzuziehen, was bisher (wie im Jahr 2006 hier berichtet) nur bis zum Gelbaalstadium gelang, sondern auch noch von diesen Aalen sowohl Laich als auch Spermien zu gewinnen und außerhalb der*Aale*zur Befruchtung und Vermehrung zu bringen.*
D.h. sie haben*erstmals erfolgreich eine künstliche Vermehrung von japanischen Aalen durchgeführt.*Somit ist zumindest beim Japanischen*Aal*die massenhafte künstliche Vermehrung und die Rettung der Art ein deutliches Stück näher gerückt. Zeit wurde es aber auch, denn für den japanischen Aal standen die Überlebensaussichten noch deutlich schlechter als für den europäischen Aal. Die Erfolgsquote bei der künstlichen Vermehrung ist jedoch noch nicht ausreichend, um endgültig Entwarnung zu geben. Zunächst muss sich noch zeigen, wie die nun an die künstliche Situation angepassten Individuen tatsächlich die erwartet höheren Überlebensquoten erzielen um wirtschaftlich erfolgreiche Aalvermehrung zu betreiben.
In Europa ist man davon leider noch weit entfernt. Lest hierzu auch meinen Beitrag aus dem Jahr 2006.




http://www.aalfreunde.de/index.php?module=Nachrichten&func=display&sid=272

Steini (verstorben am 06.09.2019)
09.12.14, 23:33
Bedeutet es nun das es Entlastung für wilde Aale gibt,
oder muss man nun noch weniger Furcht haben, die Art in Freiheit auszurotten, weil man ja noch Hausaale besitzt.?
Ich lese in deinem Beitrag immer wieder künstlich......warum nicht natürlich und nachhaltig.

Wenn wir nicht mal in der Lage sind die beliebtesten Speisefische in der Natur zur kostenlosen Nutzung zu erhalten, kann es mit dem Naturerhalt nicht weit sein.

Na ja, besser sie überleben wenigstens als Haustiere.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
27.06.15, 14:27
Seit einigen Jahren wird in Deutschland nun der Aalbesatz gefördert, um die Aalbestände auf zu füllen.
Man mag es unterschiedlich betrachten, so kann man meinen das es der Art helfen soll, oder man kann auch denken, das es eher darum geht die Nutzer vor Nutzungsausfall und Einschränkungen zu bewahren.

Der Gedanke ist einfach, es werden Aale aus dem Ausland importiert und dort besetzt wo sie nun schon fehlen würden.
Gedanklich setzt es voraus das alle Europäischen Aale, mehr oder weniger gleich sind und lediglich zufällig in Flüsse aufsteigen wo noch platz ist und das Geschlecht bei jungen Aale noch nicht feststeht.

In letzter Zeit, gibt es zu so etwas immer mehr kritische Betrachtungen und Beobachtungen.
Seien es die zusätzlichen Verluste beim Fang und Transport.
Untersuchungen über den Überlebensvorteil von Farmaalen.
Zusätzliche Verluste durch Besatzfehler.
Die vermutete Feststellung das sich der Aal eben doch genetisch unterscheidet oder wenigstens in 3 Gruppen aufteilt.

Eben habe ich noch folgendes gefunden:http://www.aalfreunde.de/lebensraum-der-aale-genetisch-vorbestimmt-besatz-sinnlos/
Kurz, ein ähnliches Programm für den Amerikanischen Aal wurde beendet.
(Es gibt weltweit verschiedene Aalarten, der Europäische und Amerikanische Aal sind nicht eine Art)
Angeblich, soll selbst die Endscheidung Süß zu Brackwasser, schon in den Genen liegen.

Wo ist eigentlich die deutsche Forschung, wenn es um so etwas wie Aal geht.:Nein:

Kann es sein, das da bei Entscheidungsträgern eher das Bauchgefühl regiert und viele andere Länder sehr viel weiter sind ?
Für so etwas wie ein Auffüllen, braucht es ja wohl keine Fachkräfte.
Solche Wünsche erfüllen Politiker, aus der Portokasse.:prost: