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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Teich Entschlammung



Jürgen W aus T
16.03.14, 15:32
Ständig was neues,
bei Pachtverhandlungen soll uns nun zur Auflage einen unserer Pachtgewässer zu entschlammen.
Wie immmer kommt dann von irgendeinem im Vorstand die Idee den Teich abzulassen und mit großen Gerät zu entschlammen.
Ich halte das für falsch aus ökologischen sowie aus ökonomischen Gründen.
Das Gewässer hat etwa 1,5 ha, im oberen Einlaufbereich ist das Verlandungs- und Schlammproblem (Landzungenbildung) groß, sonst mittel bis gering. Das Bild ist vom oberen Teil. Die Teichanlage ist ein aufgestauter Flachlandbach / sandgeprägt.

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Mein Plan ist wegen´der geringen Breite des Gewässers und dem ehemaligen Bachbett, das zum großen Teil Schlammfrei ist, vom Ufer aus mit einem großen Bagger soviel Schlamm zu entnehmen wie zwischenlagerbar ist. Unsere Verpächter wollen den Boden nach dem Ausbluten dann übernehmen.

Welche Argumente sprechen gegen eine Trockenlegung aus ökologischer Sicht?
Wie lange dauert es etwa bis sich der Teich wieder nach einer solchen Aktion erholt hat?

Gruß Jürgen

Mattes
16.03.14, 20:13
Hallo Jürgen,

ich habe wie so oft zwei Sichtweisen.

Die eine sagt, dass es Gewässer geben muss, die Verlanden dürfen. Dieser Prozess ist für etliche Lebewesen von existenzieller Bedeutung. Ohne Verlandung würde eine ganze Abfolge von Prozessen aus der Natur heraus genommen. Ein derber Angriff auf die Biodiversität.

Es handelt sich aber hierbei um ein fischereilich genutztes Gewässer, also wollen wir ein bestimmtes Stadium erhalten und somit muss eingegriffen werden.

Ich habe immer die Denke unterstützt, behutsam an die Sache heran zu gehen. Ist auch sicher die überlegtere Variante. Demzufolge würde man nur Teile ausbaggern, um nicht das gesamte Zoobenthos abzugraben und mit ihm gleich die vorhandene Samenbank im Grunde des Gewässers.

Eine komplette Ausbaggerung bringt einen Neustart des Gewässers mit sich. Jetzt kommt es drauf an. Impfe ich oder überlasse ich der ungelenkten Sukzession das Feld. Würde man letzteres wählen, gäbe es dort tatsächlich einen Zeitraum der Oligotrophie, was heute eine Seltenheit darstellt und was gleichzeitig eine Chance für Arten darstellt, die auf solche Zustände angewiesen sind.

Dieser Zustand ist aber schlecht für den fischereilichen Ertrag. Erst mesotrophe Gewässer warten mit so viel Nahrung auf, dass über eine nachhaltige Bewirtschaftung nachgedacht werden kann.

Würde man also sofort impfen, um das Gewässer schnell wieder in den Zustand der Produktion zu versetzen und unterlässt man dabei auch noch begleitende Maßnahmen, wie z.B. das Auslichten der Uferzone dann verkürzt man den Wirkungszeitraum der Maßnahme. Die nächste Ausbaggerung würde vermutlich keine Jahrzehnt später anstehen.

P.S.:


Ständig was neues

Genial, oder?

Lotalota (verstorben am 21.09.2019)
16.03.14, 23:46
Hallo,

besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

Wenn ich mir beiden Alternativen anschaue, einerseits das schrittweise und räumlich jeweils begrenzte Vorgehen, oder die Variante mit Ablassen des Wassers und Bergung der Bewohner.
finde ich die 2. Lösung hat einiges für sich.

Die Vorteile liegen ganz einfach darin, dass ich die Bewohner vernünftig bergen kann. Beim Schrittweisen Vorgehen, habe ich stets einen Grossteil der Bewohner im Arbeitsbereich des Baggers.
Hier sind auch durchaus Probleme mit dem aufgewirbelten Sediment zu erwarten. Wenn das längere Zeit auf die Kiemen einwirkt, ist das problematisch.
Die Gestaltung des Gewässerbodens kann ich beim abgelassenen Teich viel einfacher durchführen.

Bei beiden Varianten ist es wichtig, kleinere Bereiche der Gewässersohle im ursprünglichen Zustand zu erhalten, so dass von dort aus Kleinlebewesen und Muscheln das Gewässer wieder besiedeln können. Bleiben diese Reste erhalten, so erfolgt ein Aufbau der alten Artengemeinschaft sehr zügig. Da sehe ich auch keinen wirklich großen Unterschied zwischen beiden Varianten.

Ein Trockenlegen des Gewässers gibt dem Gewässerwart auch die Möglichkeit unter Umständen einige Besatzsünden der Vergangenheit zu korrigieren.

Wichtig ist die Wahl des Zeitpunktes. Wegen der erforderlichen Hälterung darf es nicht in der warmen Jahreszeit durchgeführt werden, sonst sind die Verluste nicht hinnehmbar. Die Fische sind gestresst und wurden unter Umständen über Stunden durch die Restpfützen gejagt. Da darf man sich bei der Hälterung keinen Fehler erlauben. Es darf aber auch nicht zur Zeit der Winterruhe abgefischt werden. September-Oktober sollte passen. Hilfreich sind Schaltafeln vom Bau. Damit kann man auf dem Schlamm Wege anlegen und erreicht Fische in Restwasserlöchern sehr schnell. Bei empfindlichen Arten haben wir auch schon das E-Gerät zur Bergung mit eingesetzt. Damit fängt man die Fische noch schneller und vermeidet, dass sie zu lange im Schlammwasser liegen.

Das ganze sieht nach der Durchführung ziemlich brutal aus, da sollte man sich nicht täuschen lassen, das Leben pulst immer noch. In der Regel ist im Folgejahr die Artengemeinschaft fast vollständig wiederhergestellt.

LL

Steini (verstorben am 06.09.2019)
17.03.14, 10:23
Technisch wohl kein Problem das mal eben auszubaggern.
Ich denke auch, das sich die Lebensgemeinschaften schnell wieder erholen, vor allem wenn nicht alles gleichzeitig ausgebaggert wird.

Aber da würde ich mir im Vorfeld auch nicht einen zu großen Kopf machen.
Das wird man Euch in reichlich Auflagen schon regeln.:lachen:

Bevor Du weiterplanst, ist der Abtransport und die Lagerung des Schlammes wirklich gesichert ?
Darf der überhaupt auf die Flächen und wollen die Grundbesitzer den Schlamm überhaupt.
Ich denke, ohne ein Gutachten der Belastung des Schlammes ist alles spekulativ.

In meiner Region hat gerade ein Verein Kapituliert.
Die wollten einen Altarm wieder an einen Fluss anschließen, Kosten für Planung und Baggern hätte der Verein gezahlt.
Aber der Boden ist halt schwermetallhaltig wie überall an dem Fluss, die Entsorgung wäre ungleich teurer geworden, denn vor Ort darf er nicht mehr aufgetragen werden.
Nun bleibt er halt wo er ist und der Altarm verlandet.

Jürgen W aus T
17.03.14, 11:03
Irgendwie verstehe ich da etwas nicht, wenn man jetzt so ein Gewässer ablässt um den Schlamm auszubaggern, muss man doch das Gewässer ein paar Monate trockenliegen lassen um da überhaupt mit einem entsprechenden Baugerät reinzufahren.
Auch wenn man Fische und evtl einen Teil der Muscheln bergen kann, werden doch die anderen Lebewesen nach dem Trocken- und Bearbeitungszeitraum nicht mehr existent sein.

Hier noch mal eine andere Karte der Teichanlage. Der obere Teil der Anlage hat 8000 m² der untere Teil etwa 7800 m².
Rot bedeutet starke Ablagerungen
orange weniger Ablagerung
gelb wenig Ablagerungen
Der Bachlauf ist schlammfrei, der Bach läuft von rechts nach links - also gegen die meistens vorherschende Windrichtung.
Der Rest der Anlage ist wenig belastet.
Die Karte ist nach Himmelsrichtung ausgerichtet
Wenn die Verhandlungen zu einem guten Ende führen, wird an dem Damm ein weiterer Durchlauf erstellt um das Eindrehen der Strömung zu verhindern und somit die Ablagerungen an beiden Seiten des Damms zukünftig zu mindern.

Im dem oberen Teil des ersten Teichs von rechts ist extrem viel Schlamm, im unteren eher wenig bis nichts -ausgenommen die Stelle am Damm.

So ist etwa 30 - 40 % der gesammten Fläche überhaupt betroffen. In diesem Teil des Teiches ist aber eheblich weniger Wasser weil die Wassertiefe erheblich geringer ist, auch schon immer war. Auch bei unserer Teichrosenaktion im Herbst haben so gut wie keine Verluste gehabt, da wurde jeder Teich über den ganzen Tag stark bearbeitet. Ein abfischen und anschließender Transport in andere Gewässer wird sicherlich mehr Verluste nach sich ziehen.

Eine Struktur in den Gewässergrund zu bringen, ist an dieser Teichanlage nur bedingt zu machen. Gerade da wo gebaggert werden muss sind es nur wenige Meter bis zur Bundesstraße. Das Gewässer ist eine Badewanne und da wird man auch nicht ganz viel dran ändern können.

Das Argument mit dem Entfernen von Besatzsünden finde ich zwar interessant, aber ich denke das wird wohl ein Wunschtraum sein, zumindest wenn man glaubt da einen Bestand nach der Massnahme aufbauen zu können. Würde ja auch noch eine weitere Sperrung nach der Aktion für die Entwicklung nach sich ziehen
Auf den Punkt gebracht, ich werde mich kaum gegen den Neubesatz mit großen Karpfen wehren können, und die zu Beginn geborgenen Fische müssen ja auch irgendwo hin (wenn ich den großen Karpfen vor den Kopf schlage oder die an andere Vereine geben, kann ich besser gleich meinen Posten aufgeben bevor ich bei der nächsten JHV abgewählt werde).


Wenn ich das von der ökonomischen Seite betrachte, denke ich das eine solche Massnahme unseren Verein in arge Existensprobleme führen wird. Dieses Gewässer zieht Mitglieder und Gastangler magisch an, lege ich die Hälfte für mehrere Monate still gehe ich von einem Mitgliederschwund aus, von Gastkartenverkauf ganz zu schweigen.

Gruß Jürgen

BMP
17.03.14, 14:27
Dieses Gewässer zieht Mitglieder und Gastangler magisch an, lege ich die Hälfte für mehrere Monate still gehe ich von einem Mitgliederschwund aus, von Gastkartenverkauf ganz zu schweigen.

Da muss ich dir recht geben, ich bin da schon oft mit dem Auto vorbei gefahren. Das Gewässer sieht Landschaftlich traumhaft aus und man sieht von der Straße immer (Karpfen)Angler dort. Auch die großen Hinweistafeln sind vom Auto aus zu sehen. Leider hatte ich bislang immer meine Frau im Auto, so das ich nie die Zeit hatte dort auch mal selber anzuhalten. Wenn ich dort gelesen hätte, das ich dort Angeln kann mit einer GK wäre ich bestimmt auch schon mal da gewesen.

snofla
22.09.14, 20:03
Hallo Jürgen

habt ihr schon angefangen, wenn nicht hast du noch ne Info für mich was die Tiefe des Teiches ist............

Lücke
06.11.14, 00:28
Hallo "Nachbar",

ich würde in jedem Fall versuchen um ein Ablassen herum zu kommen... die Möglichkeiten des Ausbaggerns sind doch super an dem Gewässer... Und wenn die Entsorgung der Verpächter übernimmt, noch besser! Vielleicht kann man das sogar irgendwo "landschaftsbaulich" verwenden (Lärm- und Sichtschutz z.B.).

Wie setzt sich der "Schlamm" denn überhaupt zusammen!? Wenn ich mir den Uferbewuchs ansehe ist das wahrscheinlich das Hauptproblem... Ich würde dir raten den Uferbewuchs gleichzeitig deutlich zurück zu schneiden, um Laubeintrag zu verhindern und eine Umwälzung durch Wind zu fördern... den offensichtlich hält der Bachlauf lange nicht genug in Schwebe...

Wenn es Auflage ist, würde ich nur an den betroffenen Stellen ausbaggern... Das wird bei der Gewässergrösse und bei stetigem Wasserzulauf zu keinen grossen Verlusten führen... gleichzeitig den Bewuchs deutlich zurückschneiden, im Idealfall das eine Schneise entsteht... z.B. in Ost-West Richtung... ebenfalls haben Bäume auf der Nordseite keinen "Nutzen" für das Gewässer... alles was höher als 2m überm Wasserspiegel ist ist aus "gewässertechnischer" Sicht über... ;)

Klingt hart, ist auch schwer durchzusetzen manchmal, denn "grün" ist ja immer schön anzusehen, aber man muss das mit anderen Augen betrachten und du willst ja nicht alle Jahre wieder nen Bagger bestellen...

Gruß
Lücke

AlexX!!
10.11.14, 11:56
Schau mal hier

http://www.wav-stuttgart.de/Gewaesser/Zuchtanlage_61.html

Entschlammung durch Belüftung

Grüße

Lücke
11.11.14, 01:50
@Alex

Schöne, schonende Methode... aber wahrscheinlich im grösserem Umfang schwierig... kann man auch natürlich hervorrufen, aber dann muss der Wind ne Chance haben... bei geringen Wassertiefen durchaus erfolgreich...

Gruß
Lücke

Günter
11.11.14, 22:54
Entschlammung durch Belüften ist auch in tieferen Teichen möglich.
Die Schläuche werden knapp über dem Schlamm verlegt.
Bei größeren Teichen kann man die Schläuche dann nach einer Bestimmten Zeit versetzen und so Teichflächen eine nach der anderen Sauerstoff zuführen. Der Sauerstoff wird durch Kompressoren eingebracht.

Durch den Wind (Zirkulation , Umwälzung ) ist das nicht zu erreichen.