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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kein Erfolg der Wiederansiedlung / Hamenfischerei



Steini (verstorben am 06.09.2019)
14.04.14, 15:38
Trauriger Bericht zur Wanderfischansiedlung in der Ems.
http://www.fischereiverein-stickhausen.de/Berichte/Berichte%20Pdf/Bericht%20%FCber%20Lachsbesatz.pdf

Ich habe es halt schon vor einigen Jahren als Vortrag gehört, das war etwas umfangreicher und mit mehr Zahlenwerk.
Urgesteine der Wiederansiedlung, wenn dort steht Stör oder Maifisch wird es stimmen.
Der Stör wurde wohl sogar durch Fachkräfte überprüft, wäre dann zufällig(?), der erste Nachweis seit Jahrzehnten deutschlandweit gewesen)

Ein trauriges Fazit für alle Beteiligten, eben das, was viele erleben wenn sie nur lange genug dabei bleiben.
Schaut was die Weser oberhalb der ersten Wehre angeht vom Erfolg nicht viel besser aus.
Eigentlich sollte die Vernunft sagen, das eine Wiederansiedlung oft nur Spinnerei ist.
Böse könnte man nachdenklich hinterfragen, ob eine Fachkraft mit eigenem Geld auch so umgehen würde.
Es ist ja schon beeindruckend, wenn ich mir manch eine Besatzzahl von Rhein und Elbe betrachte, nur ist Menge zum Erfolg weniger wichtig.
In der ersten Zeile findet Ihr, das man es auch selbst nutzen darf..

So ganz viel besser geworden ist es in den letzten Jahren ja nicht, es wurde halt ungleich mehr besetzt und es kommen auch mal einige zurück.

Schuldigung, das sind böse Zeilen.
Aber nach fast 30 Jahren der Beobachtung darf man wohl auch negatives schreiben.

Lotalota (verstorben am 21.09.2019)
14.04.14, 19:18
Hallo Steini,

Enttäuschung ist die Differenz zwischen Erwartungen und Realität.

Ich kann mich noch gut an die Begeisterung und Erwartungen der frühen Jahre erinnern.

Da herschte die Erwartung, wir setzen 1.000 Brütlinge und in 2-3 Jahren stellen wir uns alle ans Wehr und beobachten wie die Lachse springen.
Da orientierte man sich an dem was man kannte, dem Forellenbesatz.

Es gab dann einige Erfolge, der erste Lachs im XY usw., da sind wir noch in Tränen ausgebrochen.

Danach begann die richtige Wühlerarbeit, Kenntnisse aneignen, Besatz und Zucht optimieren, Kampf gegen andere Interessen (Wasserkraft usw.), Leute bei der Stange halten, Rückschläge verkraften und vor allem untereinander Informationen austauschen und möglichst keinen Fehler zwei mal machen.

In dieser Phase waren die besonders Begeisterten der ersten Stunde aber schon wieder beim Golf spielen oder Briefmarken sammeln.

Ich ahnte, dass es so einfach nicht sein würde. Mit Besatz war es nicht getan. Die Flüsse und eigentlich das ganze Umfeld musste optimiert werden. Dass es so lange dauern würde, hatte aber auch ich nicht erwartet. An unserem Gewässer haben wir noch einige Verbesserungen anstehen, die unter Umständen noch etwas dauern, aber vermutlich deutlich positive Akzente setzen und die Rückkehrerzahlen wie in den Vorjahren weiter ansteigen lassen.

Bis es eine sich selbst erhaltende Population gibt, werden wir noch 25 Jahre warten müssen. So langes abarbeiten an einem Ziel, das ist nur wenigen gegeben.
Aber Gott ist doch mit den Standhaften, oder?

Aber es gibt bereits jetzt eine Reihe von positiven Entwicklungen als Nebenprodukt der Wanderfischprogramme.
Mit dem Lachs, kann sich die Fischerei bei der Bevölkerung gut verkaufen. Es wurde ein unschätzbares Wissen und Können erworben. Viele Verbesserungen an den Flüssen sind auf die Wanderfischprogramme zurückzuführen.

Um Grosses zu erreichen, muss man ein grosses Ziel vorgeben.
In den 1970 Jahren war der Fluss tot. Da trat ein Lokalpolitiker auf mit dem Motto "Forelle 2000" was damals zu einer heftigen Diskussion führte. Aber schon vor 2000 war die BF wieder da.

Man muss aber auch erkennen, wenn es aus ist. Wenn die Aufsteiger nicht kommen wollen und keine positive Veränderungen am Gewässer anstehen, sollte man sich Gedanken machen. Ob man dann ein Programm einstellt, muss aber gut überlegt sein. Das vermarktet die Wasserkraftlobby sofort als den Anfang vom Ende des Lachses. Dann brauchen die darauf schon keine Rücksicht mehr nehmen.
Die Wasserkraft ist im Moment die schwerste Bedrohung für den Lachs. Da werden in NRW von hunderten Flüssen 3 als Prioritätsgewässer für den Lachs ausgewiesen. Und selbst in diesen Strecken ist Wasserkraft nicht generell untersagt.


LL

Steini (verstorben am 06.09.2019)
15.04.14, 00:00
:;: Ganz so positiv wie Du sehe ich es nicht, auch wenn in der Tat viel erreicht wurde.
Es ist aber eine Zeit des Wohlstandes, da hätte mehr umgesetzt werden können.
Das wird in Zukunft nicht immer mehr so leicht möglich sein.

Aber es stimmt, man bemüht sich nun Flüsse durchgängig zu gestallten.
Es bleibt aber mangelhaft und nur selten ausreichend oder gar gut.
Ein bisschen etwas stellenweise zu verbessern ist Flickschusterei, das macht Hoffnung aber bringt nicht viel.

Es ist halt traurig, ehrenamtlich tätige Menschen zu ehren und sie dann mit Ihren Bemühungen ins Leere laufen zu lassen.
So wie es eben an der Ems versäumt wurde, die Fischerei im Unterlauf auf Nachhaltigkeit zu regeln.
25 Jahre sind schon eine lange Zeit, vor allem wenn man weiß, das Lachse maximal 13 Jahre leben.

Das hat schon Konzept, denn wenn ich die Wanderung nicht ermögliche kann ich mir den Besatz auch sparen.
Schade um die Zeit der Ehrenamtlichen Helfer, wenn man so sieht.
Schaue ich mir die beispielhaften Anlagen in Geesthacht oder Bremen an, sehe ich sofort, das mal wieder Kompromisse gefunden wurden.
Kompromisse nicht mal für die Fische, sondern politisch für Menschen.

Das eben ist der Knackpunkt, wir machen es nicht für die Wanderfische, sondern weil Menschen es verlangen.
Eigentlich sollten wir so langsam reif genug sein, es zu machen weil es einfach nötig ist um lebendige Flüsse zu haben.
Aber selbst 99% der Angler geht so etwas am Arsc.....vorbei.
Schade, sie wären es die es verlangen sollten, aber wer hat schon mal gehört das Angler für Fische ne Demo veranstalten und die Schifffahrt blockieren.:ärger:

Da passt es das sich eben ein Fischer keiner Schuld bewusst ist, er tut ja nichts verbotenes, wenn in legalem Fanggerät seltene Fische zu Schaden kommen.
Auch da könnte man erwarten, das man von sich aus handelt und nach Lösungen sucht.
Aber Fischer und Angler sind eins, meist denken sie die Fische entstehen massenhaft aus...ach egal, die gibt es halt.

Wollen wir mal hoffen, das es wirklich weiter zu kleineren Verbesserungen kommt und nicht bald wieder der Zeitgeist kippt.
Wenn heute alle von der Wasserrahmenrichtlinie schwärmen, ist sie doch noch nicht umgesetzt.
Die Erfahrung von über 100 Jahren zeigt das nicht immer alles umgesetzt wurde was vorgesehen war.
Denn der Fischwechsel sollte ja fast immer gewährleistet werden.

Statistisch habe ich noch gut weitere 25 Jahre, ich wäre bereit zu wetten, das auch dann Wanderfische immer noch selten sind.
Na ich hoffe mein Optimismus reicht so lange.:grins:

Albert
15.04.14, 20:24
Ich bin jedenfalls von der Eu-WRRl hin-und hergerissen.
Als ich den Text das erste Mal las, war Enthusiasmus pur bei mir.
Mit der EU-Nitratverordnung im Verbund natürlich.
Aber die kleine Wasserkraft hat sich Dank einer Allianz Politik-Lobbyarbeit
durchgesetzt wie der weitergehende diffuse Nitrateintrag durch die Landwirtschaft.
In der Durchgängigkeit der Flusssysteme wurde einiges erreicht, aber Zielerreichung
Fehlanzeige.
Man muss weiter den Finger heben , eine genehmigte kleine Wasserkraft hat
mindestens 30 Jahre Bestandsschutz und ist für die Durchgängigkeit
vollkommen Kontraproduktiv und kostet Biodiversität und Vitalität der Fische.

Jürgen W aus T
16.04.14, 11:47
Demnächst gibt es genau zum Thema Wasserkraft in kleinen Bächen und Flüssen eine Veranstaltung in der Natur und Umweltschutz Akademie in Solingen Referent wird (auch) Dr. Olaf Niegenpagenkemper sein.

http://www.lfv-westfalen.de/content/aktuelles/veranstaltungshinweis.php

Steini (verstorben am 06.09.2019)
17.04.14, 07:38
Möchte nun aber bemerken, dass im eigentlichen Text, der versehentliche Beifang der Fischerei als Problem genannt wird.
Dort wird halt vermutet das schon die Smolts in großer Zahl getötet werden und das Meer halt kaum noch erreichen.
Das ist auch gar nicht mal eine reine Vermutung, sondern eine Hochrechnung aus den Fangzahlen von einer selbst betreuten Fanganlage.
Dort wurden halt alle Fische über Monate gezählt, eben auch die Fische im Beifang die nicht in die Verwertung gelangten.
Dieses wurde dann als Hauptproblem vermutet.
So eine Fischerei findet sich in fast allen Flussmündungen, möglicherweise in der Auswirkung oft unterschätzt.


Die Auf und Absteiger müssen da wohl auch nicht nur einmal vorbei, sondern schwappen in der Anpassungsphase mit Ebbe und Flut und dem Salzgehalt, hin und her.
Wenn das wirklich so heftig ist, wie dort nun vermutet wurde, dann sind Wasserkraft und Querbauten, dort nur noch weitere zusätzliche kleinere Problemchen.
Das ist eben das Problem, es gibt viele Probleme, die jedes für sich schon bestandbedrohend wären, meist wird aber nur ein Teil wahrgenommen.

Zum Bericht von der Ems hat nun noch keiner etwas geschrieben, das ist sehr schade.

Ich habe unter Treibaalfischerei auch ähnliches eingestellt.
Dass beim Aalfang mit Hamen auch immer viele Smolts gefangen werden, ist bekannt.
Die Aalfischerei ist deshalb teilweise seit langen eingeschränkt.(S.H, oder Rhein)

Steini (verstorben am 06.09.2019)
18.04.14, 09:55
Wer sich nicht vorstellen kann das mit Hamen wirklich auch Wanderfische extrem gefährdet werden, sollte mal die Auswertung einer versuchsweisen Befischung in der Stör lesen.
Stör
- Fischereibiologische Untersuchungen sowie Schadstoffbelastung von Brassen, Aal und
Zander im Marschbereich dieses Elbenebenflusses.

Lachs und Meerforelle wurden dabei vergleichsweise viel gefangen.
Meerforelle(1409) und Lachs(68)
Nur noch vergleichbar mit Stint (5917),Stichling(28824)., Kaulbarsch(1145),(Aal(1684).
Neunaugen, Weißfische und Zander nur viel seltener.

Das es so wie an der Ems in S.H verboten ist, könnte es schon auch eine Begründung sein warum es an der Ems so viel schlechter lief.
Da stehen halt auch sehr viele Hamen, da könnten also die Smolts zu zig Tausenden gefangen werden..