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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wassereintrübung



Gekko gecko
19.05.14, 23:09
Hallo,

eine Wassereintrübung in einem unserer Vereinsgewässer gibt mir so einige Rätsel auf. Ich hoffe gemeinsam sind wir besser im rätseln als ich allein.

Es handelt sich um ein ca. 0,5 Hektar großes Gewässer ohne Beschattung. Ca. 50% des Gewässers weist eine Wassertiefe von 0,8m und 50% 2,5 bis 3m auf. Seit ca. 3 Tagen ist das Wasser insgesamt stärker eingetrübt (Sichttiefe ca.0,3m) und es bilden sich rostbraune Zonen (Sichttiefe 0,1 -0,15m). Für mich war es eigentlich klar, es handelt sich dabei um absterbende Algen. Dennoch habe ich aus dieser braunen Brühe eine Wasserprobe gezogen. Im Wasser konnte man unzählige 0,05 bis 0,1mm große bräunliche Schwebstoffe sehen. Es sah aus wie viele kleine Wasserflöhe oder Hüpferlinge allerdings ohne Leben. Also wenn die Augen eh schon schlecht sind, und eine Lupe nicht ausreicht bleibt nur das Mikroskope. Nach den Blicken im Mikroskope war meine Theorie von den Algen dann gänzlich über Board geworfen. Leider habe ich von der Wasserprobe nicht sofort alle chemischen Parameter getestet (nur PH) sondern erst nachdem sie 24 Stunden bei Zimmertemperatur stand. Nach 24 Stunden haben sich die Schwebstoffe komplett aufgelöst. Der PH-Wert ist von 7,0 auf 6,3 gefallen. GH 9°; KH 3°; Fe 0,02 mg/l; PO4 <0,02mg/l; NH4 <0,05mg/l; NO3 10mg/l; NO2 0,7mg/l. Womit habe ich es hier zu tun? Das Gewässer ist mit fast allen heimischen Fischen die im Stillwasser leben besetzt. (Viel zu stark besetzt) Der Angeldruck auf dem Gewässer ist hoch der Nährstoffeintrag auch. Verendete Fische gab es noch keine. Und hier ein Bild von der Eintrübung und eine Aufnahme vom Mikroskope mit 200 - facher Vergrößerung.

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Gewässereintrübung





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Foto Mikroskope 200-fach

Schnickes
20.05.14, 09:18
Ich werfe einfach mal einen Stichpunkt in den Raum: Kieselalgenblüte.

Silizium/Silikat hast du nicht zufällig gemessen?

Gekko gecko
20.05.14, 20:51
SiO2 habe ich nicht gemessen, dafür habe ich zur Zeit auch keinen Test hier. Aber das Bild vom Mikroskope zeigt nach meiner Meinung mit Sicherheit keine Algen Art. Zersetztes organisches Material vielleicht aber für Algen fehlt die typische Stäbchenform

Mattes
21.05.14, 00:10
Ich kenne zwar nicht die Antwort, aber vermutlich denjenigen der sie kennt.

Die Frage passt zu Heiner Kreymann. Sende ihm doch mal die Beschreibung. Ich wette da folgt eine Aufklärung.

Nachtrag: Mikroskopisch sehe ich gar nichts. Was seht ihr da???

Thomas
22.05.14, 09:14
Mal ins Blaue hinein: Könnte organisches Material eingeschwemmt worden sein? Hattet ihr starke Regenfälle vor ein paar Tagen? Was liegt um das Gewässer herum? Felder?

Gekko gecko
22.05.14, 12:08
Hallo Thomas,

guter Ansatz, aber diese Theorie können wir verwerfen. Im Vorfeld keine stärkeren Regenfälle, keine Zu- oder Abflüsse und das Umland ist gemähter Rasen (sieht eher aus wie eine Parkanlage)

Thomas
23.05.14, 08:59
Nächste Frage: Gibt es Pappeln in der Umgebung? Bei uns lassen die munter ihre Samen fliegen, um mehrere Wochen verfrüht in diesem Jahr ...

Georg
23.05.14, 11:49
Das scheidet wohl aus Thomas, bei Pappeln müssten weisse "Flusen" auf dem Wasser schwimmen, bei uns ist derzeit alles voll damit, Birke fällt auch aus, das wäre dann wie ein hellgelber Schleier auf dem Wasser, fast so, als hätte jemand Mehl verstreut.

Thomas
23.05.14, 19:31
Jaja, Georg (Du brauchst auch mal wieder nen Lachswasser mit mir :grins:) ... wir betrachten aber vermutlich organisches Material, das im Gewässer bereits in Zersetzung befindlich ist. Und wenn es nicht eingeschwemmt wurde, muss es eingeflogen sein ...

Gecko: Was streut denn noch gerade bei Euch (heute, 1-2 Wochen vorher)?

Gekko gecko
23.05.14, 20:26
Hallo Thomas,

diese Gedankengänge habe ich auch schon aufgegriffen, es gibt in der Nähe Pappeln, Eschen, Erlen, Buchen, und Holunder. Sowie bis letzten Herbst 2 große Trauerweiden die direkt am Gewässer stehen / standen. Eine stand auf der Ost, eine steht noch auf der Westseite. Das Gewässer selbst ist von gemähten Rasen und einer ca. 2m hohen Buchenhecke eingefasst. Der Rasen ist auch sehr dicht, so das auch bei Starkregen keine Einträge zu erwarten sind. Die Uferzonen sind tragfähig und fest. Einträge durch ausspülende Ufer können wir auch vergessen. Die Pappeln stehen mit Masse auf der windabgewandten Seite. Einträge von diesen sehr unwahrscheinlich. Aber dennoch irgend etwas muss es ja sein. Aber schön das ich nicht alleine auf dem Schlauch stehe. Aber diese Trauerweiden haben mich persönlich noch nicht losgelassen, ihr Laub fällt fast zu 100% ins Wasser. Nehmen wir einmal an, dass eingetragene Laub wurde über die Winter- / Frühjahrsmonate schon stark zersetzt. Und jetzt wo die Wassertemperaturen ansteigen werden nicht nur die Fische (Karpfen / Brassen) aktiv und wühlen stark in den Sedimenten, sondern die natürliche Zirkulation von zufließenden kalten Grundwasser und wärmeren Wasser fördert diese Sache zusätzlich. Ich denke diese Theorie ist sehr weit hergeholt, aber kann ich es ausschließen?

Thomas
24.05.14, 13:42
Hi Gecko,

so weit hergeholt finde ich das gar nicht mal.

War eben mit meinem Wagen unterwegs, der ganze Wagen, vor allem aber die Frontscheibe war weißlich eingestäubt. Das könnten Anteile des Flugapparates der Pappelsamen sein, die Luft ist voll davon.

Windeinfall, Erhöhung der Temperatur (Stoffwechselanregung), das Sediment durchwühlende Fische ... vielleicht noch ein paar Pollen und (wenn nicht ganze, dann Teile von) Samen. Und schon ist die Gewässereintrübung logisch erklärt.

Wenn durch den Abbau die Nährstoffe gelöst sind und flottieren, sollte die Trübung verschwinden und Algen einen Wachstumsschub geben. Ob die nun allein aus den Prozessen im Sediment kommen, oder auch aus dem Abbau von eingeflogenem organischen Material ... eigentlich egal.

Ich denke, wir können mit beiden Anteilen rechnen, wissen aber nicht um die jeweiligen prozentualen Höhen.

Gekko gecko
24.05.14, 14:36
Hallo Thomas,

da ich Heute noch im niederländischen Roermond zu tun hatte, und somit fast an dem Gewässer vorbei fahre habe ich natürlich noch einmal die chem. Parameter direkt am Gewässer gemessen. Diese starke rostbraune Eintrübung ist verschwunden. Das Wasser ist insgesamt trüb (Sichttiefe ca. 30 cm). Das ist für dieses Gewässer aber normal - kommt davon, wenn Angler Hecht-Schleien-Gewässer zu Brassen - Karpfen - Seen umfunktionieren. Das ist aber ein anderes Thema. Pollen von Pappeln waren auf den Gewässer sichtbar, aber nicht so übermäßig, dass man von einem Teppich sprechen könnte. Und hier die gemessenen Werte:
Probennahme 12:30 Uhr, sonnig
Wasseroberflächentemperatur: 19°C
KH 5°
GH 9°
pH 6,8
Fe 0,05mg/l
O2 10mg/l
PO4 <0,02mg/l
NH4 0,2 mg/l
NO2 0,3 mg/l
NO3 5 mg/l

Wie es aussieht, ist dort das Gleiche wie mit meiner abgestandenen Probe passiert, die Schwebstoffe haben sich im Wasser gelöst. Das würde dann auch die erhöhten Werte bei den Stickstoffverbindungen erklären.

Schnickes
20.06.14, 18:31
Ich habe eine identische Verfärbung in unserem Teich beobachtet. Allerdings war es mitten im Teich, die in dem Moment nicht erreichbar war. Bleibt nur die Erkenntniss, dass es auch anderswo vorkommt. :-)

Schnickes
22.06.14, 21:39
Heute wieder dicke rot-braune Wolken im Wasser. Ich habe Proben vom Boot ziehen können. Das Wasser ist gerade unterm Mikroskop.

Die Bilder mit der USB Kamera sind ziemlich bescheiden. Ich vermute die Gattung Volvox (http://de.wikipedia.org/wiki/Volvox).

http://gw-forum.de/attachment.php?attachmentid=7181&d=1403469303

Thomas
22.08.14, 17:55
Und, Gg, gab es irgendwann noch eine Auflösung des Phänomens? Wie ging es denn weiter?