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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zum Vortrag: Eignen sich Zander aus der Aquakultur zum Besatz in natürliche Gewässer



Mattes
27.11.10, 17:27
Heute durfte ich den Vorträgen dieser Fortbildung lauschen:

Fortbildung der RhFV (http://www.gw-forum.de/showthread.php?136-Turnusm%E4%DFige-Fortbildungen-des-RhFV&p=844&viewfull=1#post844)

Hier eine kurze Zusammenfassung:

Vortrag von Dr. Andreas Müller-Belecke vom IfB zum Thema

„Eignen sich Zander aus der Aquakultur zum Besatz in natürliche Gewässer“

Zuvor sei gesagt, dass sich die Studien in der Durchführung befinden und einige Antworten erst ergeben.

Probleme gibt es bei vorgestreckten Zandern nach dem Besatz in natürliche Gewässer mit der Anschlussnahrung. Diese sind in den natürlichen Gewässern meist nicht ausreichend vorhanden, so dass es schnell zu einer Hungersituation kommt. Diese geschwächten Tiere überleben zwar in aller Regel den ersten Winter, haben dann aber umso mehr in der Gewässererwärmungsphase zu kämpfen. Diese fordert dann den Rest der Kraft und die Tiere gehen häufig zu Grunde.

Zur Umstellung der trockenfutteradaptierten Fische auf fischliche Nahrung in den Gewässern wurde beobachtet, dass die besten Zuwachsraten die Tiere hatten, die um die 300 Gramm wogen. Die Zuwachsraten nahmen ab je höher das Gewicht beim Besatzzeitpunkt war. 500-Gramm-Zander nahmen auch noch rasant zu. Bei 1000 Gramm Fischen stagnierte das Gewicht und bei Fische um die 2000 Gramm waren geringe Gewichtsabnahmen festzustellen. Ob sich dieser Verlust nach einer Eingewöhnungsphase in dem neuen Gewässer nach mehreren Wochen relativiert, konnte bislang nicht belegt werden.

Zur Besatztemperatur ist man nach neusten Erkenntnissen zumindest beim Zander von der typischen 10°-12°-Regel abgewichen und hat festgestellt, dass ein Zander der bei Temperaturen zwischen 18°-24° transportiert wird, die Prozedur wesentlich besser verkraftet als bei kühleren Temperaturen.

Die stärkere Schleimschicht und das besser konditionierte Imunsystem wurden hier als Grund genannt. Problem dabei: Es wird kaum ein Fischzüchter zu finden sein, der Zander in diesen Jahreszeiten anbietet. Man geht davon aus, dass nach Bekanntwerden der Studie eine Anpassung seitens der Züchter vorgenommen wird.

Weitergehend wurde auf die Dichte bei Transport eingegangen. Mehr als 60 KG sollten nicht in ein 1 qm³ großen Behälter transportiert werden, da durch die gegenseitige Reibung der Tiere aneinander zu große Verletzungen zu erwarten sind. Für vorgestreckte Zander lautete die Empfehlung auf 40 Kilo, bei Speisefischen auf 80 Kilo je qm³. Ich hoffe ich habe die Zahlen noch richtig im Kopf, da ich nicht mitgeschrieben habe und aus dem Gedächtnis niederschreibe. Ich werde jedoch versuchen die Präsentation von Herrn Dr. Müller-Belecke zu bekommen und die Werte ggf. dann korrigieren.

Wichtig zudem beim Transport, die Behälter vollends mit Wasser zu befüllen, damit es so wenig wie möglich Wellenbewegungen gibt, was wiederum Reibungen aneinander vermindert.

Trotz der besten Zuwachsraten bei Tieren um die 300 Gramm wurde empfohlen „große“ Tiere zu besetzen, was mich zur Nachfrage veranlasste, worin diese Grätsche ihre Begründung findet. Antwort: Man ist heute aufgrund des Kormorans davon abgewichen nur Jungfische zu besetzen. Die Verluste seien zu hoch und dies ist der entsprechende Kompromiss.

Ach ja, noch eine Beobachtung aus der Aufzucht. In zwei verschiedenen Becken wurden trockenfutteradaptierte Zander mit Futterfisch gesetzt, um über die Rückgewöhnung Aufschluss zu erlangen. Die Zander, die mit der geringeren Dichte Futterfisch in einem Becken lebten, haben höhere Zuwachsraten erzielt, als die, die mit einer höheren Dichte Futterfische. Erklären konnte man es nicht wirklich, man geht aber davon aus, dass den Zander die zu hohe Dichte eher verwirrt und zu mehr Misserfolgen beim Beutegreifen führt.

Zum Vortag von Herrn Dr. Staas melde ich mich später

Mattes
30.11.10, 17:38
Vortrag: Eignen sich Zander aus der Aquakultur zum Besatz in natürliche Gewässer (http://www.gw-forum.de/attachment.php?attachmentid=720&d=1291131342)

Veröffentlichung freundlich genehmigt durch Herrn Dr. Müller-Belecke.

Lotalota (verstorben am 21.09.2019)
20.01.11, 23:28
Hallo,

ich war bei diesem denkwürdigen Vortrag auch anwesend.

Das Konzept wurde vom Vortragenden sehr positiv dargestellt und allgemein empfohlen.

Auf Nachfrage, musste er aber einräumen, dass man bislang nur die Frage der Verfügbarkeit des Futters untersucht habe. In diesem Punkt sei der große Fisch aus der Aquakultur dem Sömmerling überlerlegen.

Untersuchungen zur Mortalität durch Fressfeinde wurden nicht durchgeführt. Es gibt auch keine Untersuchungen zu anderen Ursachen der Mortalität.

Das erinnert mich an den Lachs. Auch da kann ich in einem Becken so viele Smolts produzieren wie in einem ganzen Seitenbach, nur sind diese Smolts nichts wert und haben beim Abstieg gewaltige Verluste.

Jeden Tag den ein Fisch in der Zucht verbringt wird er mehr versaut.

Das mit dem Zander aus der Aquakultur mag ein gutes Konzept für die Teichwirtschaften sein.

Wie man aufgrund der Untersuchung eines Parameters zu einer Empfehlung kommen kann ist mir ein Rätsel.

Erst wenn das Konzept hinsichtlich der Gesamtmortalität besser abschneidet, ist es ein Schritt nach vorne.

Natürlich muss man das Schritt für Schritt untersuchen , gar keine Frage.

Bis das aber geklärt ist, kann man das Konzept nicht uneingeschränkt empfehlen und sollte es auch nicht tun.



lotalota

Steini (verstorben am 06.09.2019)
21.01.11, 03:01
List sich wie ein Werbeblatt.:lachen:
Haben die Fischzüchter ein neues Vermarktungskonzept?

In der letzten Zeit, waren so einige Dinge in dieser Art.

Zander werde ich weiter so besetzen wie bisher, klein und aus natürlicher Aufzucht und sonst ganz drauf verzichten.
Die sind günstiger und wissen sich unter natürlichen Umständen durchzusetzen.
Größere sind teuer, schlecht zu transportieren und haben nie zeigen müssen ob sie in der Natur zurecht kommen.
Weiter ist eine Umstellung auf Naturnahrung nicht leicht und für Raubfische sicher besonders schwer.
Beim Wels z.B gelingt es oft überhaupt nicht mehr.
Forellen sind da auch nicht einfach.
Und das alles nur um einen Fisch zu besetzen der in dem Gewässer natürlich nicht aufkommt?
Dann gehört er da eben nicht rein!
Man kann ja hin und wieder Impfen, so 100 Z1 kosten ja nicht viel.
Sind die Bedingungen optimal, kommt schon was durch und bringt bald genug Nachwuchs.
(Keine Unterschide bei den Einzelnen Stämmen bei so einem riesigen Verbreitungsgebiet, na ich weis nicht..)


Da war auch noch...
das Auffüllen der Aalbestände.
Da standen und stehen die Fluss-Fischer voll hinter.
(So kann der Satzaal besser abgesetzt werden, eigentlich zu klein aber als Beifang...)

Förderung der Aalbestände, ohne Ursachenbekämpfung des Rückganges.
Besser wäre es sicherlich Laichreife Aale in Küstennähe auszusetzen.
Auf 1kg im Verkauf, 1kg Laichreife Fische,:heimtückisch:
dann kostet das kg eben 20€.

Ist aber so besser, Verkauf steigt an und die Allgemeinheit übernimt die Kosten.


So interpretiere ich im übrigen auch:" denkwürdigen Vortrag ".


Wenn ich Dorsch fangen möchte fahr ich ans Meer.
Wenn ich Zander fangen will, an ein Zandergewässer.

Kein Witz, es gab da mal so etwas wie Forellenangeln mit Dorsch in Teichen müsste bei Lühneburg gewesen sein.
Stand mal irgent etwas in einer Angelzeitschrift.
Echt krank, oder?

Gute Nacht, Steinbeißer

Albert
23.01.11, 17:22
Zander aus Aquakultur sollten Speisefische für den Verbraucher und Lebensmittelmarkt bleiben.
Wenn im Januar die Brütlinge bei einem durchgehenden 16-18 Stundentag mit Belichtung permanent ihr Trockenfutter bekommen und durchgehend fressen, liegt der mittlerweile 1 Kg Fisch zu Weihnachten in den Eistheken des Fischhandels.

In der Natur benötigt die Art das dreifache an Zeit. Die Turbozander müssen sich als Besatzfische rigeros umstellen. Für mich undenkbar, das sie das schultern.
In der natürlichen Vermehrung bleiben von 300.000 Z1 höchstens 300 übrig, welche das Stadium von juvenil zu adult erreichen.
Das muss man einfach in Betracht ziehen, ganz abgesehen von dem typischen gedeckten Tisch an Futterfisch in Fluss und (was auch immer) See.

Nebenbei und unerheblich:
Auch kulinarisch kommt ein Zuchtzander einem wildgefangenen aus der Ostsee -Achterwasser oder der alten Ostpreusischen Seenplatte nicht heran.
Ähnlich wie bei Dorade Royal oder Loup de mer. Wildfänge sind im Fleisch schmackhafter wie die aus Aquakultur.

Mattes
23.01.11, 18:48
Ich bin zugegebener Maßen recht blauäugig in diesen Vortrag gegangen und war der Meinung ich hätte wenig dazu gelernt. Bin ja noch recht frisch an der GW-Front und darf mir eine solche Position (hoffentlich) noch leisten.

Nun gut, naiv darf man nie sein. Hier bekomme ich nun die Augen geöffnet und es werden mir sachlich die Gegenargumente dargelegt. Um so besser, dass es unser Board gibt.

Dann fragt Steinbeißer sehr berechtigt:



List sich wie ein Werbeblatt.:lachen:
Haben die Fischzüchter ein neues Vermarktungskonzept?


Und hier beginnt mich die Sache zu wurmen. Wieso lässt der Verband auf einer Weiterbildung eine solche einseitige Beleuchtung überhaupt zu. Warum wird in der anschließenden Podiumsdiskussion kein Bezug hergestellt?

Dann die Folgegedanken: Arbeitet Hr. Dr. Müller-Belecke nun für´s IGB und warum wird diese kommerzielle Zucht durch seinen Vortrag unter dem Banner des IGB vorgetragen. Spielen hier persönliche Vorteile eine Rolle? Welchen Vorteil hat sich der Verband dadurch erhofft?

Vielleicht ließt ja mal jemand vom Verband diese Zeilen und ist bereit ein paar Worte dazu zu schreiben.

Lotalota (verstorben am 21.09.2019)
24.01.11, 01:56
Hallo,

Ich finde nicht, dass der Verband hier unbedingt filtern muss.
Ich fand es gut, das der Vortrag gehalten wurde. Bin aber mit dem Gesagten in keiner Weise einverstanden. Aber nur wenn ich alle Aspekte kenne, kann ich mir eine Meinung bilden.
Ich unterstelle dem Vortragenden auch kein Eigeninteresse.

Es muss aber jeder daraus seine Schlüsse ziehen. Ich war ziemlich fassungslos, was da vorne erzählt wurde. Noch mehr hat mich aber erstaunt, wie kritiklos das aufgenommen wurde. Das war das Fatale. Dieser Vortrag stellte alles auf den Kopf, was zu Besatz bisher als gut und richtig galt.

An den Nachbartischen konnte man dann hören, wie der Vortrag teilweise verstanden wurde, als Aufforderung zum Besatz großer Zander.

lotalota

amb
21.02.11, 23:58
Als Verfasser des „denkwürdigen Vortrages“ bin ich doch ein wenig enttäuscht, dass mir für den Vortrag als Teil meiner wiss. Arbeit der letzten Jahre persönliche Vorteilsnahme vorgeworfen wird. Die Zanderhaltung an unserem Institut wird nicht aus wirtschaftlichem Interesse sondern für die anwendungsorientierte Binnenfischereiforschung betrieben. Weder ich noch Verwandte von mir haben privat eine Teichwirtschaft um mit Zanderaufzucht Geld zu verdienen.

Auch wollte ich die neu gewonnenen Erkenntnisse zur Aufzucht von Zandern in der Aquakultur, zu ihrem Potenzial der Wiederumstellung auf die natürliche Nahrungsgrundlage und zu Möglichkeiten des Handlings bei höheren Wassertemperaturen nicht als Freibrief für einen uneingeschränkten Besatz mit solchen Zandern verstanden wissen. Vielmehr habe ich zu Beginn meines Vortrages explizit darauf hingewiesen, dass Zanderbesatz üblicherweise nicht zu den Prinzipien der angelfischereilichen Gewässerbewirtschaftung gehört. Wichtiger und häufig wirksamer als Besatz ist die Bereitstellung geeigneter Habitate und Umweltverhältnisse für eine natürliche Reproduktion und selbständige Etablierung. In Ausnahmefällen (Wiederbesatz nach Ausstickung, Neozoenbekämpfung, etc.) kann Zanderbesatz jedoch ggf sinnvoll sein.

Ein Teilnehmer am Forum stellt seine Erfahrung dar, dass unter natürlichen Bedingungen von 300.000 einsömmrigen Zandern (Z1) höchstens 300 Tiere das Adultenstadium erreichen. Anhand der bislang erzielten Untersuchungsergebnisse bin ich zuversichtlich dass gut konditionierte Zander aus der Aquakultur hier erheblich besser abschneiden können. Und das sehe ich als Ansporn für die weitere Beschäftigung mit der Thematik. Wie auch im Vortrag dargestellt, stehen am Institut für Binnenfischerei in den nächsten Jahren weitere Untersuchungen, insbesondere zum Besatz natürlicher Gewässer und der Verfolgung der Bestandsentwicklung auf dem Programm. Eine abschließende Bewertung des Potenzials von Zandern aus der Aquakultur für Besatzzwecke bedarf demnach noch Zeit.

Zuversichtlich stimmen hier jedoch Erfahrungen eines ersten, vor einigen Jahren erfolgten, damals noch nicht wissenschaftlich begleiteten Besatzes eines eutrophen Flachsees mit Zandern aus der Aquakultur. In dem See hat sich nach diesem Erstbesatz ein guter, selbst reproduzierender Zanderbesatz entwickelt. Wie wichtig allerdings die Eignung des Gewässers gerade beim Zander für einen Besatzerfolg ist, zeigt ein anderes Beispiel auf: Auch nach Jahren der Zanderhaltung am Sacrower See, dem ca. 100 ha großen Hausgewässer des Institutes für Binnenfischerei e.V. Potsdam-Sacrow (IfB), konnte sich hier kein selbst reproduzierender Zanderbestand etablieren. Der Sacrower See ist vergleichsweise tief und weist im Sommer längere Klarwasserphasen auf. Der Zander wird hier offensichtlich von Hecht und Barsch als besser an diese Bedingungen angepasste Prädatoren auskonkurriert.

AMB

Mattes
22.02.11, 00:36
Guten Abend Herr Dr. Müller-Belecke,

sie erleben gerade einen Querschnitt dessen, wie ihr Vortrag aufgefasst und verstanden wurde. Die nun im Raum stehende Kontroverse der Dinge stellt die Notwendigkeit einer anschließenden Diskussion gut dar, vorausgesetzt die Teilnehmer fordern diese auch. Eine moderierte Runde hätte da wohl eher gefruchtet.

Angenehm überrascht bin ich von Ihrer Bereitschaft dazu, die sie nun hier zeigen. Meinen Dank dafür.

Ein persönliches Vorteilsnahme wurde nie unterstellt. Die Ausführung wurde von mir aufgrund jener Kontroverse mit einem Fragezeichen versehen. Ist das entstandene Verständnis der Teilnehmer so, wie oben angeführt, bleibt die Frage als logische Schlussfolgerung offen. Ich danke für die Klärung ihrer Beziehung innerhalb der Konstellation der Teilnehmer und hoffe sie nehmen mir meine Gedanken für den weiteren Verlauf nicht all zu übel.

Zum Thema: Auch wenn mein Wissen noch recht jung ist, wage ich eine Einschätzung.

Der Niederrhein verfügt über nahezu keine natürlichen stehenden Gewässer. Es sind allesamt Kiesseen oder andere auf unnatürlich entstandene Gewässer. Meist kalt und tief, wie der Sacrower See. Die Reproduktion eher unwahrscheinlich. Zander hält sich deshalb in unserem Hausgewässer, weil der Kassenlage nach nachbesetzt wird. Für einen Ausnahmefall zu sehr die Regel.

Ich denke, dass die hier vertretenen Teilnehmer zu sehr den eigentlichen, reflexartigen Besatzstrategien der Vereine weit entrückt sind, daher die kritischen Fragen.

Mit Blick auf regen und angenehmen Austausch

Steini (verstorben am 06.09.2019)
22.02.11, 02:39
@ amb
Vielen Dank, für Ihre ausführliche Antwort!
So steht jetzt doch einiges anders da, als vorher.
Tut mir leid wenn Sie von mir gekränkt wurden!

Steinbeißer

Lotalota (verstorben am 21.09.2019)
22.02.11, 06:11
Hallo,

@amb

ich habe ihnen keine persönliche Vorteilsnahme vorgeworfen und tue das auch jetzt nicht.

Was ich ihnen im Kern vorwerfe, ist die Tatsache, dass sie aufgrund einer noch laufenden wissenschaftlichen Untersuchung eine Empfehlung für diese Zander aussprechen und den Eindruck erwecken, es handle sich um eine abgeschlossene Untersuchung.

Wie sie selbst sagen, stehen noch eine Reihe von Untersuchungen an, aber sie sind optimistisch.

Was sie mit dem Zander verfolgen, ist es Wert untersucht zu werden.

Es ist auch legitim einen Überblick über ein laufendes Projekt zu geben.

Aber wieso um Himmels Willen stellen sie den Aquakulturfisch als überlegen hin?

Auf Nachfrage mussten sie ja auch einräumen. dass sie bislang weder die Mortalitätsrate durch Fressfeinde, noch andere Aspekte der Mortalität untersucht haben. In ihrem Vortrag selber, fehlte aber jeder Hinweis darauf, das bislang wichtige Faktoren noch nicht untersucht sind.

Lediglich beim Nahrungserwerb konnten sie Vorteile der Aquakulturfische nachweisen.

Dieser Teilaspekt der Mortalität, den sie untersucht haben, lässt es nach meiner Meinung nicht zu, eine Empfehlung auszusprechen. Sollte der Fisch aus der Aquakultur sich bezüglich der Überlebensrate als ebenbürtig oder gar überlegen erweisen, haben sie alle Berechtigung diesen Fisch zu empfehlen. Bislang vermuten sie das aber nur.

Dass einige der Anwesenden ihren Vortrag als Aufforderung zum Besatz mit großen Zandern missverstanden haben ist allerdings nicht ihre Schuld.

Auch wenn ich mit ihren Schlussfolgerungen nicht übereinstimme, so empfand ich ihren Beitrag doch als eine Bereicherung der Veranstaltung.

lotalota

Albert
22.02.11, 20:50
Ein Teilnehmer am Forum stellt seine Erfahrung dar, dass unter natürlichen Bedingungen von 300.000 einsömmrigen Zandern (Z1) höchstens 300 Tiere das Adultenstadium erreichen. Anhand der bislang erzielten Untersuchungsergebnisse bin ich zuversichtlich dass gut konditionierte Zander aus der Aquakultur hier erheblich besser abschneiden können. Und das sehe ich als Ansporn für die weitere Beschäftigung mit der Thematik. Wie auch im Vortrag dargestellt, stehen am Institut für Binnenfischerei in den nächsten Jahren weitere Untersuchungen, insbesondere zum Besatz natürlicher Gewässer und der Verfolgung der Bestandsentwicklung auf dem Programm. Eine abschließende Bewertung des Potenzials von Zandern aus der Aquakultur für Besatzzwecke bedarf demnach noch Zeit.


Das war ich und will mich erstmal für den Beitrag bedanken.
Was ich unerwähnt ließ, ist ja die Erkundung von Angelvereinen ob ihr Gewässer zum Besatz mit Zandern dafür prädistiniert ist. Wurde anhand des Sacrower Sees ja toll beschrieben.
Unerwähnt ließ ich auch die Wichtigkeit kleinerer Zander für die Nahrungskette.
Ich habe anschaulich 1988 im Moritzburger Teichgebiet bei Dresden erlebt, wie beim Ablassen eines 8-10 Ha Teiches tausende kleine Zander Z1
in den Abwassergraben verbracht wurden und starben. Wären ideale Besatzfische geworden, da Zooplankton ausreichend im Teich zur Verfügung stand.
Der Fischwirt erzählte mir, 12 adulte Zander wurden im Frühjahr besetzt um die Weißfischpopulation zu begrenzen.
Auch weiß ich um neue Chancen in der Aquakultur. Die Karpfenverkäufe sind in Fischzuchten rückläufig, Osteuropa und Klimatisch günstige Länder wie Frankreich treten als Konkurernten preisbewußter auf. Zander könnte da in Dt. Fischzuchten ein Umsatzträchtiger Hit werden.

Immer wieder stattfindender Besatz ist auch anzusprechen. Die natürliche Ertragsfähigkeit zur Bestandssicherung wird vernachlässigt.
Auch weiß ich um fundierte Vorträge des IFB, konnte selbst 3 Vorträge von Dr.Brämigk auf Fachtagungen beiwohnen. Da wurden Besatzpraktiken und Vorschläge angesprochen. Hat mir unglaublich bei der Entwicklung eines 10 Ha Kiessees zum Hecht-Schleisee geholfen.


Vielmehr habe ich zu Beginn meines Vortrages explizit darauf hingewiesen, dass Zanderbesatz üblicherweise nicht zu den Prinzipien der angelfischereilichen Gewässerbewirtschaftung gehört. Wichtiger und häufig wirksamer als Besatz ist die Bereitstellung geeigneter Habitate und Umweltverhältnisse für eine natürliche Reproduktion und selbständige Etablierung. In Ausnahmefällen (Wiederbesatz nach Ausstickung, Neozoenbekämpfung, etc.) kann Zanderbesatz jedoch ggf sinnvoll sein.

Auf diese Worte hören zuwenige Angler, leider.

dat_geit
22.02.11, 23:49
Ich freue mich über die sachkundige und rege Diskussion, weil ich gerade beim Zanderbesatz ebenfalls große Bedenken hege und der bisherigen Forschung und Fachliteratur keine verlässliche Grundlage entnehmen kann, unter welchen Gewässerbedingungen Besatz sinnvoll wäre und wie es sich mit den Ursachen der Zandermüdigkeit verhält.

Bisher wird ja immer noch dieser Kannibalismus auf Störungen in der Nahrungskette oder falscher Bestandsstützung zurück geführt.
Ich beziehe mich da insbesondere auf die Erfahrungen am Bodensee.
Gerade das Problem der Zandermüdigkeit sollte doch wohl endlich mal ein Forschungsansatz werden und möglichst frühzeitig geklärt werden, bevor man von Aquakultur auf Freilandbesatz schließt.

Das möchte ich jetzt nicht als Kritik am Vortrag oder gar der Forschungsarbeit sehen, sondern als sinnvoller Hinweis.
Denn schließlich sind die Aufzucht hin bis zum verwertbaren Speisefisch in einer Zuchtanlage oder einem Zuchtbetrieb, doch ein meilenweiter Unterschied zu einem Besatz unter unseren Bedingungen in künstliche oder natürliche Gewässer.
Hier wäre auch die Erfahrung der enstprechenden Fischer mal sehr interessant einzubeziehen.
Über die Aufzucht in Aquakulturen gibt es ja nun schon hinlänglich genügend Material.

Wir hier draussen machen echte Klimmzüge mit künstlichen Laichnestern und dergleichen mehr, um überhaupt eine Reproduktion zu ermöglichen.
Viele Vereine sehen das allerdings ganz anders und wirtschaften bewußt nicht nachhaltig weil ihnen das Knowhow fehlt oder das ganze zu mühsam erscheint.

Genau diese Zielgruppe freut sich dann auch über Besatzempfehlungen mit vorgestreckten Wonneproppen.

Würde mich fereun, wenn wir ein wenig unsere Bedenken und Erfahrungen einbringen können.

Gruß an den Kollegen Hallermann, den ich hoffe dieses Jahr wieder an unserer Stör zu treffen, wenn er Jörn und Frank unterstützen darf mit unseren kleinen Franzosen.

Andreas

Steini (verstorben am 06.09.2019)
15.04.12, 23:30
Ein weiterer Züchter beginnt mit der Aquakulturhaltung der Zander.

http://www.bergedorfer-zeitung.de/vier-und-marschlande/article145524/Elbfischer_Grube_will_Zander_in_grossem_Stil_zuech ten.html