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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zum Vortrag. „Neue Fischarten in NRW“



Mattes
27.11.10, 18:26
Wie versprochen, auch hier eine kurze Zusammenfassung der Fortbildung des RhFV (http://www.gw-forum.de/showthread.php?136-Turnusm%E4%DFige-Fortbildungen-des-RhFV&p=844&viewfull=1#post844)

Dr. Staas zum Thema: „Neue Fischarten in NRW“

Viel Neues gab es von Dr. Staas, dem Hegebeauftragten der Rhein-Fischeigenossenschaft nicht zu hören. Zumindest keine Lösungen. Und genau das, ist das Erschreckende. Man hat keine Daten, man hat keine Handhabe, man hat keine Lösung.

Es wurden kurz die Grundelarten vorgestellt. Und siehe da, doch was Neues: Es ist mittlerweile die fünfte Grundelart im Rhein festgestellt worden. Die Nackthalsgrundel (http://www.oekf.at/Seiten/E3%20Nackthalsgrundel.htm).

Man bewertet die Invasion in der Fischereigenossenschaft als die größte ökologische Katastrophe, die dem Rhein bisher überhaupt widerfahren ist. Man hat auch aufgehört die Fänge zu dokumentieren, da man sich außer Stande sieht dies zu leisten.

Die Schnelligkeit der Verbreitung ist es, was alles in den Schatten stellt. Innerhalb zweier Jahre hat beispielsweise die Kesselgrundel Areale besiedelt und eine Dichte angenommen die bemerkenswert ist. Bei E-Befischungen hat man an einer bestimmten Stelle hunderte Tiere entnommen. Am Folgetag, an der gleichen Stelle, hätte man vermuten können, dass sich dort nun weniger Tiere aufhalten. Es wurden jedoch die gleichen Mengen wie am Vortag dort festgestellt, ebenso an Tag danach.

Stromabwärts geht die Verbreitung natürlich schneller von statten als stromaufwärts. Interessanterweise haben sich die Grundeln nicht aus dem Hautstrom in die Nebenarme verbreitet. Drei der fünf Arten sind übrigens völlig heimlich eingewandert. Nachdem Funde / Fänge gemeldet wurden, hat man sich auf die Suche begeben und diese dabei aber flächendeckend festgestellt, ohne, dass man vorher von ihrer Existenz wusste.
Grundeln schrecken nicht vor wesentlich größeren Beutetieren zurück. So hat man vielfach beobachtet, dass Beutefische der Grundel häufig noch weit aus dem Maul heraus schauen, während der Rest im Magen bereits verdaut wird. Wird eine solche Grundel nun gefangen, erbricht sie in aller Regel diesen Happen. Dies führt dazu, dass verlässliche Daten zum Mageninhalt verfälscht sind. Nun muss die Wissenschaft eigens für die Grundel neue Wege finden auch den erbrochenen Teil in die Berechnungen einzubeziehen.

In der Beziehung zu den anderen Bewohnern des Rheins wurde festgestellt, dass Barsch und Zander von dem Vorkommen profitieren. In den Mägen der beiden Arten finden sich mittlerweile fast ausschließlich Grundeln. Der beinahe fast gänzlich zurück gegangene Aal fehlt mittlerweile im Rhein als Prädator für die Grundel.

Viele invasorische Einfälle der Tierwelt haben mit einer Überpopulation begonnen, welche sich dann irgendwann eingependelt hat. Dies hofft man auch im Fall der Grundel. Mehr tun, ausser sie zu erforschen, zu beobachten und zu fürchten, bleibt im Moment nicht übrig.