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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Löschmittel AFFF ins Gewässer geraten... Was kann passieren?



Lücke
05.01.15, 17:24
Hallo Leute,

mich hat heute eine Nachricht erreicht das an einem unserer Seen ein Wohnwagen explodiert ist (Campingplatzsee).... Die Feuerwehr hat grosszügig Löschschaum eingesetzt welcher mit ziemlicher Sicherheit in den See gelangt ist....:shock:

Welche Auswirkungen kann das haben, hat einer von euch Erfahrungen damit?

Kann ich das mit den gängigen Untersuchungsmitteln nachweisen? Phosphat? PH?

Der See hat Zu- und Ablauf, aber ein Wasseraustausch findet aufgrund der Größe (ca 8ha) wohl nur sehr langsam statt...

Würde mich über Tipps freuen...

http://de.wikipedia.org/wiki/AFFF

Gruß
Lücke

Dante
05.01.15, 17:41
Hallo Lücke,

ob einzelne Substanzen des Feuerlöschschaums im Gewässer nachweisbar sind weis ich leider nicht.

Was ich aber gefunden habe ist dies:

"Wenn AFFF-, AFFF(AR)-, FP-, FP(AR) oder FFFP(AR)-Schaummittel eingesetzt werden müssen, sind auch bei den neuen Produkten, die definitionsgemäß „PFOS-frei“ sind, vor Ort geeignete Maßnahmen zum Gewässerschutz zu treffen und einzuhalten. Die Handlungsspielräume richten sich nach den im Einzelfall gegebenen Möglichkeiten zur Zurückhaltung des Löschwassers sowie nach dem verwendeten Schaummittel (s. LANUV-Fachbericht „Verbreitung von PFT in der Umwelt“)."

http://www.lanuv.nrw.de/pft/feuerloeschschaum.htm

Demnach dürfte eigentlich kein oder nur sehr wenig Löschmittel ins Gewässer gelangen.

Lücke
05.01.15, 19:35
Hallo,
Es wurden keinerlei massnahmen eingeleitet... Ein graben der im see endet ist keine 50m entfernt... Auch die komplette entwässerung des Platzes wird in den see geleitet....

Ein feuerwehrmann erzählte heute meinem 2ten gewässerwart das es angeblich abbaubar wäre und aus tierischen abfallprodukten hergestellt wäre... Ich glaub da kein Wort....!

Werde wohl mit der Feuerwehr telefonieren müssen....

Gruss lücke

Dante
05.01.15, 20:14
Wenn ich das ganze richtig verstanden habe enthalten AFFF-Schaummittel Bestandteile, die in der Umwelt zu anderen Stoffen abgebaut werden können. Diese könnten natürlich zum Teil tierische Abfallprodukte sein.

Das Problem entsteht aber aus den entstandenen Stoffen nach dem Abbauprozess. Diese sind persistenten Verbindungen und somit nicht oder nur über lange Zeit abbaubar.

Würde mich interessieren was bei der ganzen Sache raus kommt.

Georg
05.01.15, 20:23
STHAMEX-AFFF 3% 469 - Sicherheitsdatenblatt (https://www.gfd-katalog.com/master/media/media/17/171680_SICHERHEITSDATENBLATT.PDF?MediandoWEB_gfd_m urer_feuerschutz=456ca9dd18d3314)



Sonstige Gefahren:
Das Produkt enthält biologisch nicht abbaubare Fluortenside.
Kann bei Eintritt in Oberflächengewässer die aquatische Fauna schädigen.
Kann bei Eintritt in die Kanalisation die Bakterienpopulation im Klärwerk schädigen.


One Seven Schaummittel Klasse B AFFF - Sicherheitsdatenblatt (http://www.gimaex.com/bild/org/14248.1.pdf?SID=u4tffra4tjv8hifmoj6k8d6o42)

Lücke
06.01.15, 03:33
Hallo,

habe nochmal mit dem Platzwart telefoniert und der mit dem Einsatzleiter der Feuerwehr..... Aussage ist, das Zeug wäre ungiftig, es sind keine Schutzmassnahmen erforderlich, es würde an der Löschstelle verbleiben, lediglich in sich zusammenfallen und dann im Zuge der Aufräumarbeiten mit dem Erdreich (Grasnabe) entsorgt ....

Ob ich das so hinnehmen soll weiss ich nicht... Ist ne blöde Situation, will auch keine freiwillige Feuerwehr "anscheissen"... Wenn ich die Datenblätter so lese scheint das ja wohl nicht ganz zu stimmen was mir da so an Infos genannt wird...:Nein:

Gruß
Lücke

MadMurdock
13.01.15, 00:32
Hallo,

ich hätte zuerst mal eine kurze Frage: Woher weißt du, dass es AFFF - Schaum war/ist? Es gibt mehr als nur diese eine Sorte (z.B. Synthetische Mehrbereichs Schaummittel, Proteinschaummittel und das erwähnte AFFF).
Auch die Aussage: "grosszügig" ist "schwierig", denn die maximale Zumischrate ist 6% (meißtens wird nur mit 1-3% zugemischt, als Netzmittel werden etwa 0,1% beigemischt). Wenn man dann bedenkt, dass die meisten Autos nur etwa 20 Liter Schaummittel verlastet haben, ist "viel" halt relativ.

Nun aber zu deiner eigentlichen Frage:
Der Schaum ist nicht Gesundheitsgefährdend. Die heutigen sind auch Biologisch abbaubar. Man kann davon ausgehen, dass die Kameraden darauf geachtet haben dass keine größeren Mengen in den Weiher gelangen.
Das Gemisch verbleibt auch bei vernünftiger Anwendung lokal begrenzt liegen und fließt nicht weg.
In Wohngegenden wird bei der Gefahr, dass der Schaum in die Kanalisation gelangt auch das Klärwerk informiert da es passieren kann dass bestimmte Bakterien angegriffen werden (so wurde es uns damals auf dem Lehrgang mitgeteilt).

Ich verstehe deine Sorgen, würde das Gewässer auch beobachten, aber "Panik" behaupte ich braucht du keine haben.

Mit bestem Gruß
Patrick

Lücke
13.01.15, 04:53
Hallo,

ich weiss aus erster Hand das diese freiwillige Feuerwehr AFFF einsetzt, das war so mit das Erste was mir zugetragen wurde und ich sollte mich über die Auswirkungen informieren....

Ich selbst habe keine Panik, aber da wir "vorbelastet" sind was Fischsterben angeht war ein Großteil des Restvorstandes in "Panik"...:;:

Viel machen kann ich eh nicht, muss auf die Infos vertrauen und weiter beobachten und Proben nehmen, bisher ist gottseidank nichts fest zu stellen...

Will mir ja auch nicht vorwerfen lassen das ich nicht vorsichtig genug war....

Und danke für die Infos, das beruhigt mich noch etwas mehr.... aber das mit den Bakterienstämmen habe ich auch gelesen, das macht einen alten Aquarianer auch immer hellhörig... Stimmt da was mit den Filterbakterien nicht hat man ruckzuck extrem hohe Nitrit Werte... Man kann nur hoffen das sowas nicht im See passiert...

Gruß
Lücke

Vorharzer
14.01.15, 20:40
Hallo,
bei der Problematik des Eintrages von Löschschaum bzw. belastetem Löschwasser sind zwei Punkte zu beachten:
- Eintrag von ggf. persistenten Stoffen
- Sauerstoffverbrauch durch den eingebrachten CSB- bzw. BSB-Wert.
Gegen die Folgen der Sauerstoffzehrung kann man je nach örtlicher Gegebenheit durch Belüften, Frischwasserzufuhr, Umwälzen o. ä. ggf. etwas ausrichten.
Bei den übrigen Stoffe ist es halt schwierig, diese aus dem System herauszubekommen.

Gruß

Heiko