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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : ein Teich im Wald soll besetzt werden



Jürgen W aus T
26.04.15, 13:16
Hi - ich wurde gebeten bei der Planung des Besatzes eines kleinen Teichs mitzuwirken. Der Teich hat etwa 0,5 ha Grundwassersee, Der teich ist 50 Jahre alt und ist noch nie aktiv besetzt worden, Tiefe bis 2 m. Schwach eutroph würde ich tippen Wasserwerte werden in der nächsten Zeit überprüft.

Ich habe vorgeschlagen dort ein Hecht Schleien Gewässer ohne Karpfen und Brassen zu etablieren.
1. Jahr Schleien 100 - 300 g, Rotfedern und Rotaugen einsömmerig
2. Jahr Hecht einsömmerig und ein paar Barsche

Sollte man evtl. auch Karauschen mit setzen?

Schnickes
26.04.15, 13:35
Wie ist denn der Ist-Zustand?

Jürgen W aus T
26.04.15, 14:22
Wie gesagt Wasserwerte muss ich noch ziehen, Fisch kann im Prinzip eigentlich nur über die Luft reingekommen sein. Ich werde die nächsten Tage mal ein Versuch starten und eine Futterstelle anlegen, wenn sich dann was zeigt kann man auch mal eine Reuse aufstellen und schauen was so reinkommt.

Jürgen W aus T
26.04.15, 14:41
Ach ja - Bewuchs ist vorhanden etwas mehr als mir lieb wäre. Was es genau ist kann ich noch nicht sagen muss erstenmal mit dem Boot aufs Wasser, aber Leichpflanzen sind ausreichend vorhanden. Gbt auch ein paar Seerosen.
Der Teich war eigentlich mal ein Schwimmteich, wird aber nicht mehr als solcher genutzt, verschiedene Tiefen sind vorhanden bis 2 m - war auch mal so tief das man dort ins Wasser springen konnte.
Zum Schlamm kann ich nicht viel sagen, der Wald besteht vorwiegend aus Kiefern und Birken - also nicht so sehr viel Laub was dort eingetragen wird. Da das grundwasser drückt steigen herabgefallene Pflanzenteile immer wieder auf und so ist mit keiner großen Verschlammung zu rechnen.
Aber genaues kann ich erst sagen wenn ich mal auf dem Teich gewesen bin und den Grund sondiert habe.

Beste Grüße

Jürgen

Lotalota (verstorben am 21.09.2019)
26.04.15, 21:53
Hallo,

der Ansatz mit dem Hecht-Schleien-See ist mir sehr sympathisch. :Bravo:

Fast alle unsere Stillgewässer haben so begonnen. Heute sind Gewässer diesen Typs geradezu ein Indiz für ein nicht fischereilich genutztes Gewässer. Gibt es dort einen Angelverein, erkennt man das am trüben, pflanzenlosen See des Brachsen-Typs.
Das ist die Folge von Besatz mit Karpfen oder sogar Grasfischen.

Bevor hier Besatz erfolgt, ist es unerlässlich, etwas mehr über den Bestand zu erfahren. Ich bin überzeugt, dass wesentlich mehr Arten den Weg in den Teich gefunden haben, als du denkst. Da unterschätzen wir die Fische.

Grundsätzlich sind folgende Arten geeignet: Hecht, Schleie, Moderlieschen, Rotfeder, Bitterling und unter bestimmten Bedingungen die Karausche.
Nicht geeignet sind alle stark wühlenden Arten wie Karpfen und Brassen. Auf Rotaugen sollte man an einem solch typischen Rotfedernbiotop zugunsten der Rotfeder ebenfalls verzichten. Ich rege einmal den Besatz mit Edelkrebs Sömmerlingen im Herbst an.

Zur Karausche. Die Art ist hochgradig gefährdet, streckenweise erloschen. Es dürfen keine Giebel im Gewässer sein. Wenn es eine Giebelpopulation mit Milchnern gibt, kreuzen die sich so lange mit den Karauschen, bis deren Genetik in der Giebelpopulation aufgeht.

Man hat der Art versucht zu helfen, der Schuss ging leider nach hinten los. Die Art war vor einigen Jahren Fisch des Jahres. Mit der Folge, dass binnen Monaten der Besatzfischmarkt für Karauschen leer gefegt war. Um die Nachfrage zu befriedigen, wurden von den Züchtern massenhaft Giebel geliefert. Teils, weil die Gewässerwarte beide Arten nicht unterscheiden konnten, oftmals konnten die Züchter es aber auch nicht.

Echte Karauschen sind unheimlich schwer zu bekommen und man muss wirklich sehr fit sein, die Art sauber zu bestimmen. Ich würde keine Karausche besetzen, ohne 2-3 Tiere zu töten und mir das Bauchfell anzuschauen. Ist das schwarz, handelt es sich um den Giebel. Im Zweifelsfall daher auf Besatz mit der Lieferung verzichten.

Zum Schlamm. Es gibt einen eher braunen Schlamm, in dem sich keine nennenswerten organischen Bestandteile mehr befinden. Hier ist alles Organische bereits abgebaut. Dieser Schlamm ist weitgehend unproblematisch. Anders der schwarze Faulschlamm. Hier sind teilweise noch Pflanzenreste wie Blätter und Zweige eingelagert. Hier wird organisches Material so schnell abgelagert, dass die letzte Schicht noch nicht abgebaut ist, wenn sie von der nächsten Schicht abgedeckt und vom Sauerstoff abgeschnitten wird. Ein Anzeichen für diese Abläufe unter Sauerstoffabschluss sind aufsteigende Gasblasen.

Wird dieser Schlamm aufgewirbelt, entsteht schlagartig eine gewaltige Oberfläche. Die Bakterien vermehren sich jetzt, da Sauerstoff vorhanden ist, immens und beginnen auf der großen Oberfläche mit dem Abbau des organischen Materials. Dabei kann der Sauerstoffverbrauch der Bakterien den Sauerstoff im Gewässer komplett verbrauchen. Besonders gefährlich wird das im Herbst, wenn massenhaft abgestorbene Pflanzen abgebaut werden müssen.

LL
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Jürgen W aus T
27.04.15, 08:59
Danke für die ausführliche Antwort, ja bevor überhaupt was besetzt wird muss der Teich natürlich genauer untersucht werden.
Karpfen und Brassen würde ich da auch nicht setzen wollen, bei den Rotaugen dachte ich das die vermutlich sowieso drin sind und wir natürlich wenn wir Hecht setzen wollen auch genug Futterfisch benötigen. Rotaugen kosten pro 1000 120,-€ Rotfedern 250,-€ - daher hatte ich gemischt. Aber gut das ist im Prinzip nicht das Problem das man pro Jahr in der Besatzzeit 130 mehr investieren muss.
Genau weil es die Karausche fast nirgends mehr gibt - hätte ich die gern. Richtige Karauschen scheint Fischzucht Reese anzubieten, kosten 8,50 € KG - im Vergleich der Giebel 4 € Kg.
Die Idee mit den Edelkrebsen ist nicht schlecht - da es keine Verbindung zu den umliegenden Bächen hat wo verschiedene Krebsarten vorhanden sind.

Ich werde erst mal schauen was drin ist, mit Reusen und Futterstellen, und den Wasserkörper genauer untersuchen.

Beste Grüße Jürgen

Jürgen W aus T
27.04.15, 09:03
Übrigens an Kleinfisch hatte ich auch gedacht - wie das Moderlieschen, Stichling, evtl. Bitterling - dafür müssten wir aber zur Sicherheit ein paar Muscheln aus den anderen Gewässern umsiedeln, da haben wir massenhaft große Teichmuscheln.

Schnickes
27.04.15, 09:56
Hallo Männers,

sorry, für die (zeitlich bedingt) knappe Antwort, die ich in den Raum geworfen habe. Ich wollte nur anstoßen, dass man erst mal schaut, was überhaupt im Teich an Bestand vorhanden ist. Man täuscht sich da recht schnell und am Ende macht man durch den menschlichen Drang immer eingreifen zu wollen mehr kaputt als gut.

Dein Plan klingt gut Jürgen. Falls es die Gegebenheiten ermöglichen, wäre vielleicht noch eine E-Befischung denkbar.

Lücke
27.04.15, 12:35
Hallo,

ich finde die Idee auch sehr gut, auch wenn ich gerne auf Karpfen fische machen die doch mehr kaputt als einem lieb ist...:down: ... Ein "klassich natürliches" Biotop anzulegen finde ich deshalb prima, du hast ja quasi ne weisse Leinwand... :;:

Allerdings denke ich bei dem Alter auch das es dort einen Fischbestand gibt, da wird auch bestimmt mal ein Gartenteich drin entleert worden sein, also würde ich auf jeden Fall Probefischen machen, mit Angel und Reusen... Auch um zu testen ob dort schon irgendeine Krebsart heimisch ist, dann kannst du dir das mit den Edelkrebsen sparen wenn da schon ein Amerikaner drin sitzt...:Nein:

Man unterschätzt das was in solchen kleinen Teichen alles schon drinsitzt, ich vermute mindestens einen verbutteten Weissfischbestand...

Gruß
Lücke

Jürgen W aus T
27.04.15, 13:30
Hi
eine E-Befischung in einem Teich halte ich für sehr schwierig, dann müssten dannn schon mindestens 3 Leute auf einmal ein Feld aufbauen, sonst wird doch viel nicht erfasst werden.
Ich werde erst einmal 2-3 Futterstellen anlegen mit unterschiedlich großen Ködergrößen mal sehen was passiert, eine Stippe reinhalten und 1- 2 Reusen stellen, dann müsste zumindest so einiges klarer sein, falls Krebse drin sein sollten, finden die sich meist auch mit in den Reusen.
Mit Aquarium oder Gartenteich Besatz muss man sicher auch immer rechnen, allerdings gibt es da Gewässer in der direkter Nähe wo man direkt mit dem Auto ran fahren kann und nicht wie hier erst 500 m laufen muss. Ich denke da kann man sich auf die Faulheit der Menschen verlassen, zudem ist der Teich auch nicht so einfach zu finden. Ich denke das vermutlich ein paar Rotaugen da drin sind und ein oder anderen Barsch, von Hechten kann man auch immer ausgehen, wenn Wasservögel sich dort gern mal aufhalten. Am Samstag war kein Wasservogel da - für den Komoran wird es schwierig da wieder weg zu kommen - der müsste da auf relativ kleiner Fläche erst einmal 20-30 m an Höhe gewinnen um über die ausgewachsenen Kiefern drüber zu kommen und ich möchte behaupten der Komoran wird sich sicher daher bessere Gewässer suchen.
Aber Recht habt ihr - ersteinmal schauen was drin ist - wenn zum Beispiel Giebel drin sind kann man sich die 8,5 €/Kg für Karauschen sparen.


Beste Grüße Jürgen

Schnickes
28.04.15, 10:05
Solange kein dicker Schlamm drin ist, könnte man die Uferbereiche vom Boot aus schon mit E-Gerät befischen. Natürlich hat man da nicht die Großen dabei, aber Junghechte etc. könnte man sicher finden - sofern sie vorhanden sind.

Lotalota (verstorben am 21.09.2019)
28.04.15, 13:22
Hallo,

als E-Fischer betont man zunächst einmal, dass das aktuell zu befischende Gewässer das schwierigste und verzwickteste ist, welches man je befischt hat.
Wenn man nichts hat, hat man es ja schon vorher gesagt, wenn man gut fängt, liegt das nur an der Qualität der E-Fischer.

Ich lehne mich aber nicht weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass dieses Gewässer sehr gut befischbar ist und man sogar ein, in etwa reales, Bild vom Bestand bekommt.
Weshalb bin ich so optimistisch?

Weil das Gewässer reich an weichen Pflanzen ist und zudem Seerosen aufweist. Das Vorhandensein von Verstecken ist ausschlaggebend beim E-Fischen. Fehlt die Deckung, bleibt der Fisch immer weg vom Boot. Sind Verstecke vorhanden, geht der Fisch dort hinein und ich fange ihn auch. Da ich zudem alle Stellen im Gewässer vom Boot aus beproben kann, habe ich ein Fangergebnis, welches dem Bestand in der Zusammensetzung sehr nahe kommt.

Es bleiben aber immer Abbweichungen je nach Art. Graser und RB-Forellen sind fast nicht zu fangen, da sie nicht in Verstecke unterschlüpfen, sondern sofort auf Distanz gehen. Anders der Aal, der bleibt immer liegen. Das muss man bei der Auswertung berücksichtigen.Die Wassertiefe von max. 2 m ist höchstens bei Brut und sehr kleinen Fischen ein Problem. Wenn der Fisch gut in der Deckung liegt, kann man auch sehr nahe herankommen. Dann brauche ich die Reichweite der Anodenstange nicht, sondern kann die Elektrode in die Tiefe bringen. Oder ich setze den Schlamm am Grund mit der Kathode und einem Eisenpflock unter Spannung. Dann habe ich ein Feld zwischen Grund und Fanganode. Bei Gleichstrom kommt der Fisch zur Fanganode und folgt ihr, wird aber nicht betäubt. Der Hinterfänger nimmt dann die Fische auf.

Also das Gewässer ist sehr gut mit E-Gerät zu befischen. Fischen sollte man erst, wenn die Pflanzen sich voll entwickelt haben und wenn keine Fischlarven mehr im Wasser sind. Das wäre so in etwa ab Juli der Fall. Später wäre besser, aber im September wollen alle Fischen.

Ich würde das geschriebene sogar demonstrieren.
Alleine aus Neugier, was sich in einem so alten und nicht durch Besatz versautem Gewässer so an Kostbarkeiten finden lässt.

Wenn es nur nicht so weit weg wäre.

LL

Jürgen W aus T
28.04.15, 15:17
Hi,
das hört sich ja sehr interresant an - ich habe meine "Kentnisse" zum E-Fischen nur aus dem GW-Lehrgang in Aalbaum - also in ein paar Stunden wurden alle Möglichkeiten für die Bestandsaufnahme kurz angerissen. Also ich weiß eigentlich nichts über das E-Fischen.
Ja ist eben nur gerade eben noch in NRW.
Aber danke für deine Ausführungen, ich muss mal mit dem E-Fischer aus unserem Partnerverein sprechen - heute oder morgen Abend werde ich mal ein paar Reusen stellen. Mal sehen ob sich was überzeugen lässt reinzuschwimmen.

Jürgen W aus T
29.04.15, 13:28
Hi heute war ich wieder da, so ein super Gewässer - von der Zivilisation hört man nur ein kleines Rauschen von der Autobahn - je nach Windrichtung sonst nur Vogelgezwischer.
War jetzt erst 2x da, aber bislang habe ich noch keine Wasservögel auf dem Gewässer gesehen. Habe zwie Reusen eingebracht und Mais an 2 Stellen reingeworfen - mal sehen ob morgen der Mais noch da ist und etwas in den Reusen ist.

Ein paar Bilder von dem Gewässer




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Jürgen W aus T
30.04.15, 18:31
Ich würde mal sagen, der Frosch heute war eine Rotbauchunke.

Oder auch nicht die sind viel zu klein

Lücke
30.04.15, 18:37
Hallo Jürgen,

ich sehe weder Gewässerbilder noch Unke...:Heul:

Irgendwas ist da schief gelaufen...:;:

Jürgen W aus T
16.06.15, 10:48
Hi ich kriege das irgendwie nicht hin - allerdings liegt das Projekt derzeit auf Eis. Daher werde ich mich nun erst weiter um die vereinsgewässer kümmern.