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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kohlensäurewert zu hoch?



Dante
13.06.15, 21:00
Hallo,

kann sich ein erfahrener Gewässerwart mal zu diesen Werten äußern? Nach meiner Berechnung sind es 170,21 mg/l CO2. Ich bin mir nicht sicher was ich davon zu halten habe.

Mäßig fließendes Gewässer
Uhrzeit: 11.15 Uhr
Temperatur: 20°C
Wetterlage: stark bewölkt

Wassertemp.: 18°C
O2: 7mg/l
PH: 6
Karbon: 6°DH
Gesamthärte: 7°
CO2: 170,21 mg/l
SBV: 2,14
PO4: 0,1 mg/l
NO2: 0,075 mg/l
NO3: 40 mg/l
NH4: 0,075 mg/l

Gruß

Dante

Günter
14.06.15, 21:52
Nach deinen Werten habe ich laut meiner Tabelle sogar 201,16 mg/l Kohlensäure errechnet vorausgesetzt dein SBV und PH-Wert stimmt.
Da das Gewässer aber fließend ist ,dürfte das CO² eigentlich leicht ausgasen.

Dante
15.06.15, 13:13
Hallo Günter,


Da das Gewässer aber fließend ist ,dürfte das CO² eigentlich leicht ausgasen.

Eben genau dies passiert nur sehr schleppend. Ich erhielt diese Wert ( oder mindestens 100mg + ) in den letzten 6 Monaten bei 5 von 6 Messungen.

Lücke
15.06.15, 21:25
Hallo,

ich bin jetzt kein Experte für Fließgewässer, aber ist der Sauerstoffgehalt (Pflanzenbewuchs vorrausgesetzt) nicht ein bißchen niedrig für einen Bach?

Was heisst denn "mäßig fließend", gibt es keine Abstürze, Sohlgleiten oder ähnliches an dem Bach? Das würde ja den Effekt des Ausgasens unterstützen...

Die Frage sollte aber lauten wie kommt es zu so einem Gehalt? I.d.R. ja durch Pflanzen und durch Nährstoffabbau, wenn ich jetzt nicht ganz daneben liege...:;:

Da solltest du vielleicht mal alle Einleitungen überprüfen... ein Nitrat Wert von 40 ist ja jetzt auch nicht ohne... Mit den Werten und bei wenig Strömung wird es wahrscheinlich auch vielerorts im Gewässer ordentlich Pflanzenwuchs geben...

Gruß
Lücke

Günter
15.06.15, 21:48
Ein Sauerstoffgehalt von 7mg/l bei 20°C Wassertemperatur ist normal da hast du eine Sättigung von über 80%.
Ein SBV-Wert (Fruchtbarkeit des Gewässers)von 2,14 ist auch nicht zu hoch (Ich habe in meinem Gewässer einen SBV-Wert von durchschnittlich 6).

Ich meine der hohe CO²-Gehalt hat die Ursache bei dem niedrigen PH-Wert von 6

Georg
16.06.15, 11:08
Moin zusammen, ich bin zwar nicht gerade die Leuchte, was Wasserwerte angeht, aber diesen Satz kann ich so nicht stehen lassen:

... Ich meine der hohe CO²-Gehalt hat die Ursache bei dem niedrigen PH-Wert von 6
Anders herum wäre es korrekt, der niedrige pH-Wert resultiert aus dem hohen CO2-Wert, da in diesem Fall die Protonenaktivität des CO2 für die pH-Verschiebung in Richtung Azidose verantwortlich ist.

Lücke
16.06.15, 11:24
Hallo,

das wäre jetzt auch meine Frage gewesen... ob der ph Wert nicht aus dem hohen CO2 Gehalt resultiert...

@Dante

Wenn das schon so lange ist, ist es ja für das Gewässer normal, d.h. es ist ja kein Phänomen was kurzzeitig auftritt... Es werden dann wohl Maßnahmen am Gewässer selbst von Nöten sein... Zu wenig Fließgeschwindigkeit, Ablagerung von Schlamm, zu viele Einleitungen, etc.

I.d.R. Ist es ja so das viele Gewässer künstlich begradigt sind, mit Abstürzen, Sohlgleiten, etc. da dürfte das kein grosses Problem sein. Allerdings will das eigentlich auch keiner haben...
Vielleicht haste noch ein paar mehr Infos um der Ursache auf den Grund zu gehen...

Gruß
Lücke

Dante
16.06.15, 13:46
Hallo zusammen,


Wenn das schon so lange ist, ist es ja für das Gewässer normal, d.h. es ist ja kein Phänomen was kurzzeitig auftritt... Es werden dann wohl Maßnahmen am Gewässer selbst von Nöten sein... Zu wenig Fließgeschwindigkeit, Ablagerung von Schlamm, zu viele Einleitungen, etc.

I.d.R. Ist es ja so das viele Gewässer künstlich begradigt sind, mit Abstürzen, Sohlgleiten, etc. da dürfte das kein grosses Problem sein. Allerdings will das eigentlich auch keiner haben...
Vielleicht haste noch ein paar mehr Infos um der Ursache auf den Grund zu gehen...

Hier nochmal ein paar weitere Infos: 20-25m Breit bei einer durchschnittlichen Tiefe von 1,8m. Bedingt durch zwei Querbauwerke und der Ableitung zur Versorgung eines Wasserkraftwerkes entsteht aus der eigentlich schnell fließenden Ruhr ein fast stehendes Gewässer. An ca. 50% der problematischen Teilstrecke wird intensive Landwirtschaft betrieben. Außer einer teilweise extremen Algenblüten gibt es keinerlei Wasserpflanzen.

Die biologischen Zeigerarten liegen im Bereich der Gewässergüte 2,8.

Ich könnte jetzt noch die trotz Besatzmaßnahmen mageren Fischbestände und das nicht umsetzten der WRRL sowie einige andere Dinge aufzählen aber das spar ich mir lieber. :Kotz:

7441

Der rot umrandete Bereich ist mein Sorgenkind.

Lücke
16.06.15, 14:54
Hallo,

für mich sagt das Foto schon alles...:Kotz:

Harte Nuss, was mir als ersts einfallen würde... Wie sieht denn das erste Wehr baulich aus? Wahrscheinlich ein Betonklotz über die ganze Gewässerbreite und das Wasser fliesst über eine glatte Kante... Da könnte man versuchen dem Wasser etwas mehr Dynamik zu verleihen...Z.B. durch einschnitte im Wehr oder Kanten an der Absturzfläche die das Wasser weiter "verwirbeln"... (ist aber nur ne Notlösung, wurde früher bei Flussbegradigungen eingesetzt um noch für genug Sauerstoff im Wasser zu sorgen)

Das Problem ist ja offensichtlich, sonst ging eine weitaus größere Menge Wasser durch den Bereich... Das wird jetzt künstlich abgegriffen und über das Kraftwerk geleitet... jetzt zu wenig Fließgeschwindigkeit und Dynamik im Wasser, quasi ein fliessender Teich...:Kotz:

Man sollte mit den Behörden und dem Kraftwerksbetreiber klären ob der so viel Wasser braucht, oder ob mehr durch den eigentlichen Flusslauf geleitet werden kann... Außerdem müssen die Fische auch Aufstiegsmöglichkeiten haben...

Gruß
Lücke

Dante
16.06.15, 16:58
Wie sieht denn das erste Wehr baulich aus? Wahrscheinlich ein Betonklotz über die ganze Gewässerbreite

Soweit richtig! Nur das hier das Wasser nichtmal oben über eine glatte Kante aus ca. 20m höhe stürtzt sondern unten aus dem Wehr plätschert. Hebewehr nennt man die Bauart glaube ich.


Man sollte mit den Behörden und dem Kraftwerksbetreiber klären ob der so viel Wasser braucht, oder ob mehr durch den eigentlichen Flusslauf geleitet werden kann

Z.Z. bin ich auf der Suche nach gesetzlich geregelten Mindestabflussmengen für unser Teilstück der Ruhr. Leider sind die zuständigen Behörden etwas träge was den Informationfluss angeht.


Außerdem müssen die Fische auch Aufstiegsmöglichkeiten haben...

Die im Rahmen der WRRL geplanten Umbauarbeiten wurden bis 2021 bzw. 2027 verlängert. Eine Begründung dafür habe ich nach einer Anfrage April 2015 bis heute noch nicht erhalten. Der Witz ist,das die Pachtstrecke unterhalb unserer als auch oberhalb bereits durchgängig ist.:Klatsche:

Ich habe jetzt erstmal unseren Fischereiverband involviert und hoffe hier auf etwas fachliche Unterstützung.

Günter
16.06.15, 21:56
@Georg

Ich habe mich vielleicht etwas unverständlich ausgedrückt.

Ich wollte damit sagen, je niedriger der PH-Wert desto höher ist der CO²/H2Co³ Wert.
Gefährlich wird CO² erst wenn im Blut der Fische weniger CO² vorhanden ist als im Wasser. Dann ist kein Gasaustausch über den Kiemen mehr möglich.
Eine Ursache für die hohen Co²/H2CO³ Werte kann an zu viel Faulschlamm liegen.

Eine Reduzierung der freien Kohlensäure ist durch Kalkung des Gewässers möglich (dadurch steigt der PH-Wert).
Eine andere Möglichkeit wäre ein Wasseraustausch (Zulauf).

Weis jetzt nicht ob ich es jetzt verständlich ausgedrückt habe, sollten noch Fragen sein einfach nachfragen.

Wichtiger als die Kohlensäure Werte bei dem PH-Wert von 6 wären die Nitrit NO² und Salpetrige Säure NHO² Werte , letzteres ist ein sehr starkes Fischgift und ist schon in kleinen Mengen toxisch!

Hier noch ein Link über CO² im Fischgewässer:
http://tgd-bayern.de/images/pdf/fachvor/ba000919.pdf

Georg
16.06.15, 23:09
Nabend Günter!

Ich habe mich vielleicht etwas unverständlich ausgedrückt.
:grins: Nee, hast Du nicht, ich wusste schon, worauf Du hinaus willst, für einen außenstehenden Mitleser könnte es doch für Verwirrung sorgen, deshalb meine Richtigstellung.

Ich wollte damit sagen, je niedriger der PH-Wert desto höher ist der CO²/H2Co³ Wert.
Im obrigen Zitat könnte wieder der selbe Eindruck entstehen, Du nennst erst das Ergebnis, dann die Ursache. :;:

Also noch mal zum Mitschreiben:

Ein hoher CO2-Gehalt bewirkt eine Azidose, ein niedriger CO2-Gehalt eine Alkalose!

Ursache/Auslöser für die pH-Verschiebung ist das CO2. Niemals anders herum.
Einzige Ausnahme wären höher entwickelte Lebewesen, wie z.B. wir Menschen, die eine metabolische pH-Verschiebung respiratorisch kompensieren können, Wasser kann das aber nicht.

Hoffe das war jetzt nicht zu o.t.

Lücke
16.06.15, 23:28
Hallo,

ganz egal was wovon abhängt die Ursache liegt wie so oft wohl in der Beschaffenheit des Gewässers... Das mit dem Faulschlamm ist ja durchaus plausibel... Das ist ein Flusslauf dem Durchflussmenge entnommen wird, das Bett ist ursprünglich für eine deutlich größere Menge zuständig und verlandet jetzt, vorallem wenn die Strömung fehlt...

Auch am unteren Wehr könnt man was machen, wozu dient das überhaupt? Ich vermute mal wurde eingebaut weil der Flusslauf eh mal begradigt wurde... Auch da könnte man was mit der Dynamik verändert, mehr zentrale STrömung, dadurch auch mehr Sog... Und wenn man es richtig macht sogar Fischaufstieg möglich...

Das ist natürlich kein Bach mehr, aber da gelten die selben Gesetzmäßigkeiten... eigentlich gehört der Abschnitt renaturiert, weniger Breite, mehr Meandrierung, Flusslauf verlängern und im Idealfall das untere Wehr damit umgehen...
Da wird aber selbst die Fördergelder von Stiftungen etwas knapp sein, aber das geht trotzdem deutlich schneller als die öffentliche Hand. Vielleicht gibt es ja bei euch eine Art "Ruhrauen-Verband"... Oder du wendest dich mal direkt an den DBU, bei so einem Projekt werden die bestimmt hellhörig... Wenn ihr dann noch fähige Leute im Fischereiverband habt, kann die ersten Verbesserungen schon sehr schnell umgesetzt werden...

Gruß
Lücke

Günter
17.06.15, 22:29
Zitat: Georg
Im obrigen Zitat könnte wieder der selbe Eindruck entstehen, Du nennst erst das Ergebnis, dann die Ursache. http://www.gw-forum.de/images/lachgesichter/gelb/1%20(24).gif

Also noch mal zum Mitschreiben:

Ein hoher CO2-Gehalt bewirkt eine Azidose, ein niedriger CO2-Gehalt eine Alkalose!

Ursache/Auslöser für die pH-Verschiebung ist das CO2. Niemals anders herum.



Mir geht es hier nicht um das Ergebnis oder Ursache, sondern um die Gefährlichkeit des CO² für die Fische.
Das ein hoher CO² Wert Azidose und ein niedriger Alkalose auslösen kann ist klar.
ich wollte die freie Kohlensäure bei niederen PH-Werten und die Gebundene Kohlensäure (die nicht schädlich ist) bei höheren PH-Werten ansprechen.
verändern kann man die Verschiebung aber auf jedem Fall mit Kalk Zugaben ! Kommt natürlich auch auf das Gewässer an.

Georg
18.06.15, 11:57
Moin,
um zum Thema zurück zu kommen, wie Lücke schon richtig anmerkte, ohne eine Veränderung der Durchflussgeschwindigkeit wird sich in dem o.g. Abschnitt wohl nichts ändern, alle anderen Maßnahmen wären nur Kosmetik.
Nicht ganz uninteressant wären jetzt noch ein paar Messungen ober- und unterhalb dieses "stillgelegten" Armes, schlussendlich auch als Argumentationshilfe zum schleifen der Wehre. :;:

Lücke
18.06.15, 12:14
Hallo,

man sollte mal versuchen alle an einen Tisch zu bekommen die etwas mit diesem vermurksten Flussabschnitt zu tun haben und mal beraten was, wie und wann da umgesetzt werden kann... Ich hab sowas mal (im kleineren Rahmen) mitgemacht, das war sehr produktiv und wir werden unsere Planungen zu einer Renaturierung dort demnächst vorstellen...

Bei mir waren das die Vertreter der Lankreise (Grenzbach), der Unterhaltungsverband, der Wasser- und Bodenverband und wir als Angelverein mit Unterstützung unseres Verbandsbiologen...

Da ist oft mehr Willen da als man vermutet, es muss nur in Gang gebracht werden... ;)

Gruß
Lücke

Dante
18.06.15, 16:23
Hallo zusammen,

erst einmal danke für die Hilfe!:top:

Ich habe nun in einem ersten Schritt einige Fachleute unseres Verbands eingeladen. Diese werden sich das Problem kurzfristig vor Ort anschauen und ggf. entsprechende Behörden kontaktieren. :ärger:

Sobald sich etwas ergibt werde ich hier die Ergebnisse posten.