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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frühjahrsvirämie?



Dante
14.03.16, 14:43
Hallo zusammen, in unserem Vereinsteich (0,15ha) werden in den letzten Wochen vermehrt tote Karpfen gefunden. Zur Zeit sind es etwa 20% des Bestands. Betroffen sind scheinbar nur die "großen" Tiere über 5kg. Am Wochenende konnte ich einen Karpfen beobachten, der ein merkwürdiges Schwimmverhalten, taumelnde Bewegungen und eine leicht weißliche Schleimhaut aufwies. Zudem konnte ich an zwei toten Tieren einen Augenvorfall (Glotzaugen) feststellen. Die chemischen Wasserparameter weisen keine Unregelmäßigkeiten auf.

Der letzte Besatz erfolgte im Oktober 2015 mit Regenbogenforellen. Erwähnt werden muss auch, dass wir einen Überbestand von 40-50% an Karpfen haben. Hierbei gehe ich von einem Überbesatz bei 150-200kg/ha aus. Für mich sieht das Ganze stark nach der Frühjahrsvirämie des Karpfens aus. Da ich aber mit diesem Thema noch keine Erfahrungen habe würde ich mich über die Einschätzung erfahrener Gewässerwarte freuen.

Gruß
Daniel

Günter
14.03.16, 19:04
Nach deiner kurzen Beschreibung kann man kaum eine Diagnose stellen.
Am besten sind immer gute Bilder.

Nach deiner Beschreibung das nur groß Karpfen betroffen sind weist eigentlich nicht auf SVC hin.
Weiße Schleimschicht weist auf eine Verpilzung oder auf Parasiten hin.

Ich schreibe dir hier mal die Symtome der SVC auf.

Die Vorzugstemperatur der SVC liegt zwischen 15-17°C steigt sie höher als 20°C sind die Viren binnen weniger Tage eliminiert.
Besonders anfällig sind die K1 und K2 ältere Karpfen werden nicht so leicht angesteckt hier verläuft die Krankheit meist symptomlos.
Es können sich auch Schleien, Karauschen,Giebel und Wels anstecken.
Anatomisches Bild:
Dunkelfärbung, Glotzaugen, blasse Kiemen mit Blutungen, aufgetriebener Bauch, gerötete Haut am Unterbauch, Lethargie.
Bei Öffnung der Fische läuft klare riechende Flüssigkeit aus der Leibeshöhle, Blutungen in der Muskulatur und eine blutig Darmentzündung.

Das nur die großen Fische sterben kann auch an der Umstellung des Stoffwechsels der Fische liegen ist oft im Frühjahr der Fall.

Dante
16.03.16, 00:55
Hallo, ich muss heute leider wieder einen Karpfen aus dem Gewässer fischen. Auf Grund des Zustand des Fisches entschied ich mich dazu das Tier zu entnehmen.Auf den Bildern können leichte Einblutungen in der Haut erkannt werden, die aber auch vom Egelbefall stammen können. Der Fisch weißt eine relativ dunkler Färbung auf, welche ich in den Wintermonaten aber schon häufiger gesehen habe. Die Farbe der Kiemen konnte als normal bezeichnet werden. Der Zustand der Kiemenbögen war leicht beschädigt. Was mich sehr beunruhigt sind die verwachsenen Organe. Zudem zeigte der Fisch taumelnde Schwimmbewegungen, desorientiertes Verhalten, teilweise schwimmen in Seiten- oder Rückenlage und das vollständige Fehlen des Fluchtreflexes. Weiterhin erscheint er mir leicht unterernährt zu vergleichbaren Größen in unserem Gewässer.

Günter
16.03.16, 16:35
Die roten Flecken sind von den Fischegeln.
Im Bild von den Innereien kann ich jetzt auch nichts erkennen.
Der Fisch sieht nicht danach aus das er die Bauchwassersucht SVC hat.

Kiemen und Färbung sind normal.

Wenn du sagst er wirkt Unterernährt aus, schwimmen in Seitenlage.... könnte es auch an Vitaminmangel liegen.
Könnte auch an Darmparasiten liegen, sieht man auf den Bildern nicht.
Liegt Vitaminmangel vor kommt der Stoffwechsel des Fisches nicht richtig in Gang.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
17.03.16, 13:48
So ähnliches wie Daniel habe Ich auch schon erlebt.
Ich mag mich nicht aus dem Fester lehnen und aussagen was die Ursache ist.
Aber es wäre sicher auch interessant wer das sonst schon erlebte.

Bei uns erwischte es in einem beliebten Karpfengewässer gleich nach dem Eis einige Großkarpfen, schleichend bis etwa Ende Juni starben dann weitere.
Im nachherein wurde da dann nicht mehr auf Karpfen gefischt und man sah auch keine größeren Karpfen mehr.
Interessanter weise sah ich das Jahr dort aber auch später einige tote Hechte.
Und anders als es bei einer übertragbaren Krankheit zu vermuten wäre, blieben weitere Gewässer verschont.
Mangel könnte also ein Grund oder Ursache sein.
Vielleicht auch durch verändertes Fütterungsverhalten durch Angler, oder auch das Futter selbst.

Günter
17.03.16, 19:08
Bei uns im Aischgrund gibt es das öfters, und da erwischt es auch meistens die großen Fische.

Dies geschieht meistens im Frühjahr wenn sich das Wasser erwärmt und die Fische den Stoffwechsel in die höhe fahren.
Die großen erwischt es weil sie mehr Energie brauchen zum hochfahren des Stoffwechsels.
Die Ursachen sollen auch beginnende Laichbildung oder Ruhestörungen (Stress) bei der Überwinterung sein.
Das wird als "Energiemangel-Syndrom" bezeichnet.

Im F+TW 03/2016 wurde ein Artikel veröffentlicht wonach nach einer Studie von "Johannes Bachmann und Silvia Keilholz" vom Gesundheitsdienst Bayern e.V. herausgestellt hat das dafür Virale Erreger (KSD/CEV) als Ursache herausgestellt hat.
Fazit zu dem Artikel:
Die Optimale Wassertemperatur für den Ausbruch liegen zwischen 5-15°C. Dazu müssen aber auch noch andere Stressfaktoren einwirken z.B. Parasiten, Mangelerscheinungen
oder Fraßdruck durch Prädatoren.

Dante
17.03.16, 19:42
@Steini


Bei uns erwischte es in einem beliebten Karpfengewässer gleich nach dem Eis einige Großkarpfen, schleichend bis etwa Ende Juni starben dann weitere.

Ähnliches passiert bei uns jedes Jahr. Nur das es nie mehr als 1-2 große Fische sind und meist nur kurz nach dem Tauen. Mengen die wie z.zt. 25% des Bestands ausmachen habe ich in den letzten 10 Jahren noch nicht erlebt. Auch ähnliche "Massensterben" traten erst einmal in den letzten 15 Jahren auf. Mitten im Sommer starben sämtliche Aale über 60cm innerhalb von Stunden. Natürlich passend zum Sommerfest mit über 70 Gästen auf der Anlage. :shock:



Und anders als es bei einer übertragbaren Krankheit zu vermuten wäre, blieben weitere Gewässer verschont.
Mangel könnte also ein Grund oder Ursache sein.

Über uns liegende Teiche mit Karpfenbestand werden vom gleichem Bach gespeist und liegen nicht weiter als 100m fließenden Bach auseinander. Dort sind z.Zt. keine Fischsterben zu beobachten. Müsste ein Mangel bei so nahe zusammenliegenden Gewässer nicht evtl. zeitgleich auftreten?:hmm:

Zwar verendeten in einem der kleinen Teich im vergangenen Sommer 95% des Bestandes. Dies lagt aber meiner Meinung nach an einem Besatz von rund 80kg (!!!!) Karpfen auf 15x15m und jahreszeitlich bedingter Wassererwärmung sowie minimalem Zulauf.
Also wahrscheinlich wie auch bei den Aalen von Jahren kein Zusammenhang zum jetzigen Fischsterben.


Vielleicht auch durch verändertes Fütterungsverhalten durch Angler, oder auch das Futter selbst.

Das Futterverhältnis ändert sich von 1-8kg wöchentlich in den Monaten März - November auf beinahe 0kg in den restlichen Monaten. In Kombination mit unserm Überbestand und der von Günter erwähnten Stoffwechselumstellung könnte dies evtl. grade im Frühjahr zu Nahrungsknappheit/Energieverlust führen. :hmm:

@Günter


Im F+TW 03/2016 wurde ein Artikel veröffentlicht wonach nach einer Studie von "Johannes Bachmann und Silvia Keilholz" vom Gesundheitsdienst Bayern e.V.

Ich werde mal versuchen diesen Artikel irgendwo her zu bekommen. Würde mich interessieren.

Günter
18.03.16, 10:28
Ich kann dir hier mal den Link vom F+TW geben:

http://www.berufsfischer.de/index.php