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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Grundel bekämpfen



ottovic
12.07.16, 13:49
Hallo zusammen,

bei uns im Gewässer werden seit diesem Jahr vereinzelnd Grundeln im unteren Abschnitt gefangen.
Ich weiss diese Problematik wird man leider nicht in den Griff bekommen nur suche ich nach einer Möglichkeit das ausbreiten vielleicht zu verlangsamen.

Da ich mich mit diesem Thema noch gar nicht befasst habe, bin ich auf der suche nach vielleicht speziellen Grundelreusen oder anderen Tipps dies durchzuführen.

Vielleicht hat ja schon einer Erfahrung und kann mir dort helfen?

Gruß
ottovic

Steini (verstorben am 06.09.2019)
12.07.16, 15:16
Ohne weitere Informationen, wird Dir keiner vernünftige Vorschläge machen können.

Welches Gewässer?
Was habt Ihr für einen Fischbestand und wie naturnah ist das dort.
Dann um welche Grundelart oder Arten handelt es sich überhaupt.

Aber eins schon mal vorab, bislang scheiterte jeder Versuch die Grundeln abzuwehren.
Vielleicht kann man aber Ihr Vorkommen klein halten.

Ein hoher Fischbestand mit vielen Raubfischen macht es Ihr mindestens schwer.
Raubfischangler fördern sicher oft Ihr Auftreten, wenn gleichzeitig heimische Fische kaum Laichgelegenheiten haben.

Dante
13.07.16, 14:43
Hallo Ottovic,

wie Steini schon schrieb ist es immer sehr schwer ohne genaue Angaben zum Gewässer einen Rat zu geben. Prinzipiell sind grundnahe Räuber wie Zander und Aal eine Möglichkeit die Grundel in Schach zu halten. Leider sind die Raubfischbestände meistens auch nicht in der Lage die invasiven Grundeln effektiv zu dezimieren.

Hier mal ein Link mit Infos zur Grundel.

http://www.rheinfischerei-nrw.de/fischerei-themen/grundel-problematik/

Gekko gecko
13.07.16, 22:43
Hallo,

egal was für ein Gewässer es ist, wenn nicht gerade ein Wehr ohne Fischaufstiegsanlage das Gewässer durchschneidet, wird man die Grundeln nicht aufhalten können. Viel interessanter ist es, um was für eine Grundelart es sich handelt. Am Ende wird die Schwarzmundgrundel siegen. Mit ca.6 Gelegen im Jahr geschützt und verborgen unter den Steinen, ist die Reproduktion extrem. Auch ich habe bis vor kurzem noch gedacht, dass sich die Schwarzmundgrundel nur in fließenden Gewässern behaupten kann. Musste jetzt aber eines Besseren belehrt werden. In einem Baggersee von einem Nachbarverein wurde der erste Grundel Fang im Jahr 2012 gemeldet. Dieses Jahr bei einem Jugendfischen hat ein 10jähriger, der das erste Mal in seinem Leben eine Rute im Wasser hatte, in 2 Stunden über 70 Schwarzmundgrundeln gefangen. Ich selbst habe in diesem See mehr als 30 Grundeln pro Quadratmeter gezählt. Das Gewässer weist einen sehr guten Bestand an Wels, Hecht und Barsch auf. Aale und Zander sind auch vertreten, allerdings ist der Bestand nicht so ausgeprägt. Auch mit diesem sehr guten Raubfischbestand, konnte der Bestand der Schwarzmundgrundel innerhalb von 4 Jahren explodieren.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
16.07.16, 09:49
Schade das der T.E sich nicht mehr beteiligt, aber vielleicht liegt es ja daran, das man Ihm von der Sinnlosigkeit des Kampfes gegen die Grundel überzeugte.

Es scheint wirklich so zu sein das man vor allem die Schwarzmundgrundel nicht bei Ihrer weiteren Ausdehnung aufhalten kann.
Aber, betroffene Regionen werden unterschiedlich intensiv betroffen und nicht immer scheint Ihr die massenhafte Besiedlung so leicht zu gelingen.
Da es in der Donau auch ganz ähnliche Lebensgemeinschaften der Fische gibt, scheint wenigstens ein Teil der Fischarten ganz gut mit den Grundeln klarzukommen.

Ich denke immer noch, das gesunde Gewässer mit hohen Reproduktionsraten der Fische der Schwarzmundgrundel recht viel Wiederstand bieten können.
Alle typischen Raubfische der Donau wie Wels, Zander wurden ja schon vorher verbreitet, und fressen nun gemeinsam mit Hecht, Barsch, Aal und Rapfen die Grundeln.

Ich denke die Ausbreitung der Grundel ist vor allem 2 Dingen geschuldet.
1. Die Flüsse wurden so verändert das sie nun den Grundeln passenderen Lebensraum bieten als den ursprünglich dort lebenden Fischarten.
Die Lebensgemeinschaften waren halt extrem angeschlagen, weil Ihr Lebensraum verändert wurde.

2. Der Angeldruck auf die Raubfische ist hoch und hat zu stetem Unterbestand an Raubfischen geführt, wobei gleichzeitig durch Gewässerausbau die Reproduktion von Arten wie dem Hecht extrem geschädigt wurde.
Gleichzeitig reist nun auch noch der Kormoran Lücken in die Fischbestände, und verringert Nahrungskonkurrenten und Fressfeinde, so das große Lücken klaffen die nun von der Grundel genutzt werden.
Das Ganze ist für die Ausbreitung der Grundel einfach perfekt.
Angler bekämpfen Ihre Fressfeinde, der Wasserbau errichtet für die extra die Steinpackungen als Versteck und Laichplatz wo Sie Schutz vor Kormoranen finden und die Vögel fressen Ihre Nahrungskonkurrenten und Fressfeinde im Freiwasser.
Hätte man die Absicht diese Grundeln ansiedeln zu wollen, würde man auch nicht anders handeln.

Ich will mal so sagen, würde alle paar Meter ein Hecht am Rand lauern, würde das der Schwarzmundgrundel weniger gefallen.
Aber wo in den Deutschen Wasserstraßen steht noch alle paar Meter ein Hecht?
Deren Vermehrung ist erschwert, was trotzdem aufkommt oder besetzt wird findet kaum Verstecke oder wird im Winter von Kormoran gefressen wenn die Wassserpflanzen verschwunden sind.
Wird doch mal einer für den Kormoran zu groß, wird er nun Zielfisch für Angler.

Mögen Zander und Wels auch vorkommen und aus der Lebensgemeinschaft Donau der Grundeln stammen, sind es doch eher Freiwasserjäger.
Diese Räuber mögen Grundeln ja als Nahrung "kennen", aber auch die Grundeln hatten Zeit, Konzepte für das Leben mit diesen Räubern zu finden.

Ich denke die Grundeln sind nicht das Problem.
Die Ausbreitung der Grundeln ist eher die Folge.

Ich kann nur aus meiner Erfahrung sagen das die Schwarzmundgrundel "meine Region" durchwanderte und zunächst unter und dann oberhalb massenhaft vorkam.
Dann wurde sie auch bei uns deutlich mehr, scheint aber Probleme zu haben, solche Bestandsdichten zu erreichen wie sie oberhalb blitzschnell erreichte.
Nun ober und unterhalb, ist die Weser noch extremer ausgebaut, das freut die Grundeln.
Mag mein Abschnitt für viele Menschen noch so natürlich ausschauen, so ist der Fischbestand doch nur noch ein trauriger Witz.
Wie toll die Fische Nachwuchs erzeugen wird einem klar wenn man sieht, wie wenig Fischbrut es wirklich ist, wenn man z.B besetzte Meerforellen recht zahlreich findet.
Das mag ja der natur-nächste Abschnitt der Wasserstraße sein, aber für heimische Fischgemeinschaften ist er trotzdem extrem geschädigt.

Ich überlege immer noch Hechtbesatz gegen die Grundel zu tätigen.....
Nur gäbe es für Hechtbrut weder Verstecke noch Futter aber viele Feinde.
Setzlinge würden sicher Futter und Deckung finden, aber den Winter kaum überleben und vorrangig als Vogelfutter enden.
Also lass ich es und freue mich über jeden zugewanderten Hecht aus den Nebengewässern wobei Einzelfische sicher auch in der Weser aufkommen.

Will man der Grundel Herr werden, braucht es naturnahe Gewässer, wo Nahrungskonkurrenten und Fressfeinde zahlreich von selbst aufkommen.
Gekko gecko wundert sich das Grundeln nun auch in Stillgewässern aufkommen.
Na ja wenn dort Lebensraum frei ist und Fressfeinde fehlen dann reichen auch geringe Nachwuchsquoten.
Unter solchen Umständen findet man auch einzelne junge Salmoniden, wo weit und breit kein Kiesbett ist.
Einzeltiere überleben dann auch unter völlig ungeeigneten Umständen durch Glück.

UMueller
16.07.16, 13:00
Wir werden uns wohl an die Grundeln gewöhnen müssen. Wie Steini richtig beschrieb ist die Packlage an den Ufern unserer Wasserstraßen geradezu ideal für die Ausbreitung dieser Fischart. Gerade die Kanäle die all unsere Flüsse miteinander verbinden sind voller Packlage. Obwohl unsere großen Flüsse ja auch nicht viel anders aussehen. Wasserstraßen halt.Trägt das WSA da vielleicht auch eine Mitschuld an der Ausbreitung dieser invasiven Fischart. Aber egal die Grundeln sind jetzt da und wir werden sehen inwieweit sie das Ökosystem verändern werden. Ich habe irgendwo gelesen das am Nord-Ostsee-Kanal Barsch und Zanderpopulation sogar zugenommen haben sollen. Trotz oder vielleicht wegen der Grundeln.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
16.07.16, 16:26
Ich habe irgendwo gelesen das am Nord-Ostsee-Kanal Barsch und Zanderpopulation sogar zugenommen haben sollen. Trotz oder vielleicht wegen der Grundeln.

Na ja der Nord-Ostseekanal ist ein künstlich geschaffener Lebensraum.
Eine Wasserstraße, die wenig mit Schifffahrtsstraßen im Binnenland zu tun hat.
Sie verbindet die Nordsee mit der Ostsee ist also Brackwasser oder gar Salzwasser.
Bleibt die Frage ob es gut ist wenn eine Fremdart nun von einer anderen Fremdart profitiert.

UMueller
16.07.16, 19:10
Bleibt die Frage ob es gut ist wenn eine Fremdart nun von einer anderen Fremdart profitiert.

Ob es richtig ist weiß ich nicht. Aber wenn sich so ein biologisches Gleichgewicht einstellt ist es erstmal gut.
Die massenweise Vermehrung der Grundeln ist ja ein Problem.Von Verdrängung bis Ausrottung der einheimischen Fischarten durch Grundeln ist die Rede. Wenn nun der Zander mit dabei hilft den Grundelbestand klein zu halten so das er nicht ausufert ist das doch in Ordnung oder. Fremdarten sind neben Zander übrigens auch Karfen,Wels,Regenbogenforelle, Rapfen.Die waren bei uns in der Weser nicht heimisch. Achtung ich schweif kurz ab. Ursprünglicher Stör , Lachsfluss. Find hier keinen Traum Smiley.
Davon mal ab bin ich jetzt mal ganz böse. Wie würden Angler die Grundel sehen wenn die 1 - 2 kg schwer werden könnte. Schmecken tun die ja vorzüglich nur Kleinzeug fängt keiner gern. :Ironie:

Steini (verstorben am 06.09.2019)
17.07.16, 10:49
Davon mal ab bin ich jetzt mal ganz böse. Wie würden Angler die Grundel sehen wenn die 1 - 2 kg schwer werden könnte. Schmecken tun die ja vorzüglich nur Kleinzeug fängt keiner gern. :Ironie:

Du kannst gar nicht böse sein...:lachen:

Sie würden die Veränderung als Verbesserung wahrnehmen und wie beim Zander Mindestmaße und Schonzeiten einführen.
Oder mit Besatz versuchen die Fremdart zu fördern.:lachen:

Ist halt nicht weit her, mit dem Naturschutzgedanken Fremdarten allgemein als Gefahr für heimische Arten zu verstehen.
(Etwas als Gefahr zu verstehen, bedeutet das man es zunächst immer beobachtet, aber nicht das man gleich in Panik handelt)
Wobei oft nicht einmal sicher ist das Fremdarten wirklich so verheerend wirkten.
Fachkräfte kommen da durchaus zu differenzierteren Betrachtungen, als von den Fremdarten genervte Nutzer.
Wobei die Schäden durch Zander, Grundel oder Wollhandkrabbe ja kaum untersucht werden.
In Wahrheit ist die Anzahl der Fremdarten aber ungleich größer, eingeschleppte und verbreitete Arten, finden sich reichlich wenn man Sie den bemerken möchte.
Der Deutsche möchte das aber nicht und stört sich nur daran, wenn es Ihn Nervt.
Deutschland ist voll von fremden Arten, wobei Angler da eher noch kritischen ticken als der Durchschnittsbürger.
Der Durchschnittsbürger baut halt nur einen Kanal, auf die Idee das so auch Arten einwandern, kommt er gar nicht und auch später wird Er es schulterzuckend abhandeln.
Das hat Ihn vorher nicht interessiert und die Folgen werden Ihn auch weiter nicht interessieren.
Im besten Fall kommt dann, "Das man Ihm das ja hätte mitteilen müssen."
Das da nun Dutzende von Arten einwandern interessiert eh nur einige Verrückte.:lachen:



Ich mag halt nicht glauben das die Grundeln sich so schnell ausbreiten weil sie anderen Fischen so überlegen sind.
In Ihrer Heimat gibt es ja diese Arten fast alle auch.
Bei uns kämpft sie gegen eingespielte und angepasste Lebensgemeinschaften an.
Das tut sie erstaunlich erfolgreich, viel zu erfolgreich, als das man glauben könnte das die heimischen Arten angepasst und eingespielt sind.
Erst wenn man vermutet das die einheimischen Lebensgemeinschaften längst in Ihrer Heimat kaum noch Ihren Lebensraum vorfinden macht das Sinn.
Sie haben den Grundeln wenig entgegen zusetzen, weil sie schon vorher kaum noch zurecht kamen.
Die Grundeln kommen einfach nun besser zurecht, als heimische Arten.
So wie auch der Zander mit Schifffahrtsstraßen ungleich besser zurecht kommt wie der Hecht, ihn aber wohl kaum vollständig ersetzen kann.

Sind die Fremden wie Wasserpest, Pflanzen, Grundeln, Wollhandkrabbe, Wels, Krebse, Muscheln oder Kleinkrebse wirklich immer so verheerend oder doch meist nur nervig, weil Wir zwar verändern, aber keine Veränderungen mögen.

Auch solche selbstkritischen Zeilen nerven, Viele werden sich von so etwas lieber entrüstet distanzieren.
So selbstkritisch und differenziert mögen viele dann doch nicht denken.
Aber das ist falsch, Sie sind es die dann Fehler machen weil sie vieles gar nicht wahrnehmen wollen.
Wer dann etwas nicht weiß oder nur falsch versteht, wird dann unsinnig handeln.

Unter der Schwarzmundgrundel werden Fischarten des Randes leiden, die eher ähnlich leben.
Koppen, Bachschmerle, Kaulbarsch, Steinbeißer, Gründling oder vielleicht auch den jungen Aal, wird es eher treffen wie andere Arten.
Die meisten verlieren halt nur einen Teil Ihrer Nahrung und verziehen sich in die Freiwasser-Bereiche.