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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Abwechslung der Züchter für den Besatz



Hölly
31.01.18, 09:29
Servus zusammen,

Ich bin neu hier drinnen deswegen Sry wenn das Thema schonmal war, habe aber nichts dazu gefunden.

Große Diskussionen und „Streitthema“ zwischen meinem Gewässerwartkollegen und mir ist immer der Regelmäßige Wechsel der Züchter für unsere Besatzfische. ( also immer jährlich Abwechslung zwischen 2 Züchter)

Mein Kollege würde gerne immer wieder wechseln um eine neue Blutline reinzubekommen und Inzucht auch zu vermeiden.

Ich selber würde gerne bei einem Züchter bleiben.

Mir wurde auch von einem Züchter gesagt das man das eigentlich nicht machen soll mit dem Wechseln weil es zB sein kann das die Fische eines Stammes gegen gewisse Einflüsse immun sind ( Krankheiten etc) wenn man jetzt einen anderen Stamm reinbringt das der andere Stamm an dem Erkrankt was der andere mitbringt ( durch Wasser etc).

Jetzt meine Frage:

In wiefern handhabt ihr das mit dem Besatz? Immer der selbe Züchter oder wechselt ihr ab?

Grüße

Hölly aus dem Schwabenland 🤟🏻

Georg
31.01.18, 19:34
Nabend Hölly,
zum einen hast Du uns nicht verraten, um welche Fische es sich handelt, zum anderen wie weit die beiden Züchter auseinander liegen. Seid Ihr sicher, daß die beiden Züchter bei den Elterntieren nicht auf den selben Stamm zurückgreifen?
Die Ansicht der "Blutauffrischung" ist auch so eine Sache. Woher kommt denn diese genetische Auffrischung bei einem autochthonen Stamm? Eigentlich müssten die ja dann irgendwann Gendefekte aufweisen. :hmm:

Hölly
01.02.18, 10:43
Nabend Hölly,
zum einen hast Du uns nicht verraten, um welche Fische es sich handelt, zum anderen wie weit die beiden Züchter auseinander liegen. Seid Ihr sicher, daß die beiden Züchter bei den Elterntieren nicht auf den selben Stamm zurückgreifen?
Die Ansicht der "Blutauffrischung" ist auch so eine Sache. Woher kommt denn diese genetische Auffrischung bei einem autochtonen Stamm? Eigentlich müssten die ja dann irgendwann Gendefekte aufweisen. :hmm:

Morgen,

Es handelt sich im allgemeinen um Unsere ganzen Besatzfische ( Schleien, Karpfen, Hecht, Zander, Weißfisch etc)

Die Züchter selber sind 196 km voneinander entfernt

Und von unseren Seen ist der eine Züchter 135 km entfernt ( mit Ausnahme unseres Baggersees da sind es nur 20 km) .

Und der andere ist von uns 192 km ( 202 km von unserem Baggersee) entfernt.

Ich hab bezüglich irgendwelcher Gendefekte noch nix entdeckt und wie gesagt seh das auch nicht so als nötig, da bei nem See der zB nie besetzt wird und die Fische sich dort ja auch selbst reproduzieren auch nie irgendwelche Probleme auftauchen.

Ich denke halt er hat es villt früher mal so gelernt das man das so macht.

Grüße

Hölly

Steini (verstorben am 06.09.2019)
01.02.18, 14:39
Schleien, Karpfen, Hecht, Zander, Weißfisch


Ich hab bezüglich irgendwelcher Gendefekte noch nix entdeckt und wie gesagt seh das auch nicht so als nötig, da bei nem See der zB nie besetzt wird und die Fische sich dort ja auch selbst reproduzieren


Grüße

Hölly

Ich meine schon deutlich unterschiedliche Erfolge bei Besatzfischen durch unterschiedliche Lieferanten bemerkt zu haben.
Einmal sind gefischte Wildfische sicher nicht mit Zuchtfischen zu vergleichen.
Letztere stammen von wenigen Eltern ab und haben oft nie beweisen müssen das sie Futtersuche und Feinde allein meistern.
Dann wird sicher auch nicht jede Population überall gleich gut geeignet sein.

Gerade bei der Schleie bemerke ich große Unterschiede, beim Erfolg.
Aber auch bei den Karpfenstämmen, stellt man schnell fest das Karpfen nicht gleich Karpfen ist, wobei ich da weniger an das Wachstum denke.
Jeder Züchterwechsel oder neuer Fischbesatz birgt aber auch Probleme und sollte kritisch gesehen werden.
Aber nicht als Nötig oder Grundsätzliche Bereicherung, sondern grundsätzlich zunächst einmal als Störung.

Insgesamt gibt es aber wohl, kein richtig oder falsch.
Diskutiert es aus und wenn man es dann mit Vernunft begründen kann, dann besetzt halt der welche die Verantwortung trägt.

Ich habe die Tage mein Amt niedergelegt, weil die Verantwortung an einem zerrt.

Aber ich erinnere mich an zwei Aussprüche zu dem Thema.
Einmal von Jemanden dem ich zu lange diskutieren wollte.
Fischbesatz ist doch nicht schwer, das ist doch kein Aufwand: Da ruft man an und bestellt das was besetzt werden soll.
Oder das meines Vorsitzenden: Egal was Du macht, wenn Du es vernünftig begründen kannst, werde ich es mittragen.

Da wird es dann heikel.
Teilweise hatte ich 4 Lieferanten und diverse einzelne Besatztermine im Jahr, je nach Art, Größe , Jahreszeit , Zielgewässern und großen Aufwand bei der Verteilung.
Ich denke ich hätte es immer vertreten können, wenn denn Kritik gekommen wäre.
Ich bin gespannt auf die Auswertung der F.L bislang fuhren wir so besser als mit höheren Besatzkosten, niedrigeren Preisen und unkomplizierten Vorgehen einfacher zu arbeiten.

Toni
04.02.18, 21:53
Sorry,
Ständiges wechseln der Lieferanten aus Prinzip halte ich für kompletten Dummfug.
Wie soll ich feststellen was ins Gewässer passt? Durch den dauernden Wechsel nehm ich meiner Fangstatistik jede Aussagekraft.

Wie Steini schreibt ist zum Beispiel Karpfen nicht gleich Karpfen. Nicht jeder Stamm passt in jede Pfütze gleich gut. Ich halte es eher damit, für jedes Gewässer die passenden Fische zu besetzen. Wenn wir bei den Karpfen sind, zum Beispiel der Wildform ähnelnde Schuppies in Fliesgewässer, Spiegler eher in Baggerseen.

Darüber hinaus birgt jeder Züchterwechsel wieder die Gefahr neue Krankheiten, neue Neozoen oder Ähnliches einzuschleppen. Aus meiner Sicht wiederspricht so eine Vorgehensweise der guten fachlichen Praxis.

Bleibt als einziger möglicher Grund für das Wechseln die Mär von der Blutauffrischung. Naja wer es glaubt? Bei Karpfen die sich in den fraglichen Gewässern eh nicht fortpflanzen? Bei Hechten, die plötzlich in neuen Gewässern auftauchen ohne dass je einer Besetzt hätte?

Für einen Gewässerwart ist es sicher sinnvoll den Kontakt zu mehreren Lieferanten zu pflegen. Da bleibt man flexibler und unabhängiger. Deshalb muss ich aber nicht jährlich wechseln. Wir besetzen halt solange es keine guten Grund zum Wechseln gibt immer dieselben Gewässer mit dem selben Lieferanten.

Albert
09.02.18, 22:53
Eine Frage hätte ich an Hölly.
Ist der Angeldruck so hoch oder warum vermehren sich die Fische außer den Karpfen nicht?

Einen genetischen Flaschenhals durch Wechsel zu andere Fischwirtschaften vorzubeugen halte ich auch für overdone.
In Lachs- und Rebofozüchtereien gab es bei den Anfängen zur Aquakultur wenige ausgewählte Fische als Stammhalter.
Die Selektion zur Zucht ist das Problem. Am besten viel Fleisch und keine Gräten, um es überspitzt zu formulieren.

Oder der fast ausgestorbene atlantische Stör Acipenser sturio. Da gibt es nur noch einen Kleinstbestand an der franz. Garonne.
Die Art wird nachgezüchtet und in Nordseezuflüssen ausgesetzt.
Dito der baltische Stör Acipenser oxyrinchus. In der Ostsee ausgestorben aber einen kleiner Bestand (genetisch identisch) aus Kanada,
ich glaube 2 Dutzend, wurde in Deutschland im Zuge der Wiederansiedlung vermehrt und in der Oder ausgesetzt.

Als letztes Beispiel nehmen wir einen Auskiesungsgewässer von 0,5 h. Keiner weiß davon und die ersten Angler fangen schöne Barsche und Plötzen.
Da wurden ein paar Eier von Wildenten oder anderen Wasservögel eingeschleppt.
Erst durch den Menschen mit Besatz verliert das Zwerggewässer seine Authentizität oder Unschuld.