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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Karpfen als Antwort auf Grundel und Kormoran. Gibt es Erfahrungen zum Karpfenbesatz?



ralle80
25.11.18, 19:23
Hallo zusammen,
habe neulich in einem anderen Forum gelesen, dass aufgrund einbrechender Weißfischbestände nachgedacht wird, vermehrt auf zweisömmrige Karpfen zu setzen. Insbesondere auch aufgrund der Kormoran- und Grundelproblematik.
Mich interessiert, ob es Erfahrungen gibt, inwieweit Karpfen dem Gewässer Schaden zuführen können und welche Bestandsdichten dafür vorhanden sein müssen. Arlinghaus gibt als unbedenkliche Menge 50kg/ha an. Das könnten 4 Großkarpfen oder 50 Portionskarpfen sein.

Sicher ist auch zu unterscheiden, ob es sich um einen nahrungsarmen Baggersee handelt oder um einen eh schon trüben alten Rheinarm.

Hat jemand hier schon negative Erfahrungen mit Karpfen machen können?

Hinzu kommt, dass Angler immer unzufriedener werden, weil diese kaum noch etwas brauchbares fangen.

Albert
25.11.18, 21:37
Hallo Ralle,

zum Gewässer solltest Du mehr Infos geben. Gibt es im Gewässer ein Grundelvorkommen?
Ist es ein Rheinaltarm, muss mit Überflutung gerechnet werden. Da können sich Fische verabschieden.
Mit einem Rückgang der Weißfische folgt ein Problem mit Raubfischen.
Karpfen als Ausgleich um das Gewässer attraktiver zu machen sehe ich als ungünstig, ja kontraproduktiv an.
50 Karpfen pro ha als Richtlinie würde ich nicht zustimmen wollen. Die Nahrungsgrundlage eines 2 Kg Karpfens sind 20 m² Bodengrund.
Und das jeden Tag. Ist ein produktiver Bodengrund überhaupt vorhanden?

ralle80
26.11.18, 14:52
Hallo Albert,
es handelt sich um einen 40 Jahre alten Baggersee von ca. 20ha, der vor 10 Jahren vertieft wurde. Der See ist abgeschlossen und nur bei extremen Hochwasser gibts eine Verbindung zum Rhein, was nur alle 10 Jahre mal passiert.

Die tiefsten Stellen sind um die 5m tief und es gibt viele Flachzonen. Allerdings ist der See mit Matten und Blocksteinen am Rand ausgelegt, wo sich seit ca. 3 Jahren die Grundeln sehr wohl fühlen. Schilf und ähnliches gibt es kaum. Aufgrund der vielen Wasservögel, Nutrias, Bisame ... sowie der Matten haben Seerosen und andere Uferpflanzen keine Chance.

Das Wasser ist extrem nährstoffreich und trüb. In jedem Jahr gibts im Spätsommer Blaualgenprobleme. Unterwasserpflanzen gibt es in einigen Flachzonen ab Juli und dort sehr stark. Die genaue Pflanzenart ist mir unbekannt.
Also neben Grundeln, Welsen und Kormoranen sind die Ufer ein Problem.
Der Boden ist mit einer Sedimentschicht bedeckt, besteht aber aus Sand, der mit vielen Teichmuscheln durchsetzt ist. Dreikantmuscheln gibts auch an den Uferblocksteinen und im Wasser liegenden Ästen.
Der See hat eine riesige Biomasse an Grundeln und seit der Grundelinvasion und der riesigen Kormoranmengen kaum noch Weißfisch. Auch Karpfen gibt es, allerdings fast alle ab 10kg aufwärts, da seit 10 Jahren nichts mehr besetzt wird.
Der normale Karpfenangler angelt im Schnitt 4 Nächte pro Fisch. Der normale Angler hat höchstens mal einen Zufallstreffer.

Jetzt ist die Frage, was zu tun ist. Weißfischbesatz bei dem Kormoraneinfall und den vielen Grundeln?
Hechtbesatz? Die Hechte vermehren sich, was viele Kleinhechte beweisen.
Barschbesatz? Barsche gibt es genug.
Zanderbesatz? Es werden keine Zander gefangen, obwohl Zander bis 30 cm regelmäßig nachgewiesen werden. Wenn die nicht größer werden, liegt es vielleicht am Kormoran. Oder die Angler bekommen es bei dem riesigen Futterangebot nicht hin.
Wallerbesatz? Sind drin, vermehren sich und sollen eher raus.
Aalbesatz? Werden oft eingesetzt, aber schlecht gefangen (Futter genug).
Jetzt wird über Karpfen/ Schleie nachgedacht, um überhaupt etwas an den Haken zu bekommen.

Albert
26.11.18, 22:00
Hallo Ralle,

zuerst die Komoranproblematik. Kommen die nicht erst im Winter und wenn es Frost gibt sind die Weißfische nicht durch eine Eisschicht geschützt?

Nach Deinen Schilderungen eigentlich eine Vorlage für einen Hecht-Schleisee. Wenn die Grundeln wirklich eine große Biomasse gebildet haben werden Welse und Großbarsche
kaum ein Gleichgewicht schaffen. Wenn es Hechte gibt und die vermehren sich auch, würde ich auf Besatz verzichten. Besatzhechte könnten durch den Altbestand kanabilisiert werden.
Schwierig ist auch der fehlende Schilf/Rohr/Seggenbestand an den Ufern, welche die Kinderstube aller Arten ist.
Einen größeren Karpfenbestand aufzubauen halte ich auch für nicht empfehlenswert. Die Wasserpflanzen drohen durch Sedimentaufwirbelungen zurückzugehen und zu ersticken.
Dito die Teichmuscheln.

Schwierige Kiste. Evtl. haben die anderen Foristen hier eine Meinung.

ralle80
26.11.18, 22:28
Danke für die Antwort. Du hast Recht, die Kormorane sind den Winter da. Im Schnitt haben wir maximal zwei Wochen (eher weniger) eine Eisschicht, so dass der Schaden immens ist. Teilweise bis zu 50 Kormorane und es sich im Winter um durchzügler handelt, wirds schwierig.

Strukturmaßnahmen sind nur schwer möglich, da Pachtgewässer mit Freizeitnutzung. Hecht-, Zander- und Welsbesatz ist sinnlos, da genügend Nachwuchs.
Rotaugen- Brassen- Karauschenbesatz bei dem Raubfisch-, Grundelbestand und Kormoran?

Die Angler fangen nur schlecht und man sieht kaum noch welche am Wasser. Viele weichen zu den Nachbarvereinen aus, wo reichlich Karpfen reingekippt wird. Ob das bei uns auch einen Sinn macht? Ansonsten sind wir irgendwann ein Verein ohne Mitglieder.

Daher frage ich mich, wieviele Karpfen verträgt ein Gewässer und stelle ich den Bestand fest?
In anderen Vereinen wird im Schnitt mehr als ein Karpfen pro 4-10 Stunden Sitzung gefangen, bei uns dauert es viel länger.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
27.11.18, 06:34
@Ralle
Deine Überlegungen spiegeln genau das wieder was Ich wegen der Kormoranproblematik befürchte.

Wenn man die Natur sich selbst überlässt, gibt es halt kaum noch Überschüsse die man nutzen kann.
Überschüsse gibt es wenn man Konkurenten kurz hält oder/und die Lebensbedingungen der Zielart verbessert.
(Nur Deppen glauben das es reicht Getreide auf eine Wiese zu werfen um später Überschüsse zu ernten, oder trumen das Natur ein Füllhorn sei)
Angeln als Freizeitmöglichkeit ist dann zwar immer noch möglich, müsste dann aber eher auf C&R Basis stattfinden anstatt auf Fischereilicher Nutzung zu beruhen.
Lehnt man das aus Tierschutzbetrachtung ab, mag aber die Angler auch nicht zahlenmäßig drastisch beschränken fördert man Naturschutzprobleme durch Überfischung.
Nachfolgender Besatz ist nur eine Notlösung die weitere Problem schafft.
Die Kormoranproblematik, fördert nun P&T wo C&R unterbunden wird.
Wobei Karpfenbesatz vielleicht kritischer für das Gewässer ist als der Besatz mit Speiseforellen, letzteres aber in Stillgewässern eine noch naturfehrnere Betrachtung zugrunde liegt.
Der Besatz mit Fangreifen Raubfischen ist dann noch eine Spur schlimmer, vor allem wenn es sich um fremde Arten wie Wels und Zander und Überbesatz handelt.

Ich denke es gibt keine einzig "richtige" Antwort auf Deine Frage, denn es gibt zu viele unterschiedliche Betrachtungen was das Ziel sei.
Du machst Dier viele Gedanken und das ist die richtige Antwort, die Meisten tun es nicht und wissen genau was zu tun sei und das Ziel ist.
Letztere sind rücksichtslos und gefährlich, aber sie haben es einfach, weil sie keine Zeit verbrennen sich Gedanken zu machen.
Letztere besetzen dann viel und falsch, oder stellen die Tierschutz oder Naturschutz-Extremisten.
Die halten sich nicht mit Details und Folgen auf, dafür fehlt Ihnen das Interesse, das Wissen und die Zeit.

Die Frage ist, ob die Angler bei Euch Karpfen fangen und nutzen wollen.
Wenn nicht, das Gewässer braucht sie auch nicht.
Anders herum brauchen Menschen Freizeitmöglichkeiten und Zugang zur Natur.
Da wird ein geringer Karpfenbesatz, deutlich Naturfreundlicher sein, als viele andere Möglichkeiten.
Wenn alle nur noch Raubfische fangen und essen wollen, dann wird Angeln zum Naturschutz Problem, ähnlich wie es auch der Karpfen sein kann.

Das klingt nun weit ab vom Thema, aber hängt so denke ich schon zusammen.
Wenn mn alles richtig machen will, dreht man sich im Kreis.
Denn letztendlich leben in Deutschland zu viele Menschen um naturverträglich zu leben.

Diese vielen Menschen haben viele gute Ideen.
Leder fehlt Ihnen das Interesse sich mit Grundlagen, Natur und Folgen Ihrer Ideen zu beschäftigen.

Sorry, Ich werde mich weiter zurücknehmen und weniger schreiben.

ralle80
27.11.18, 13:35
Das Problem ist nicht das Wünschenswerte sondern das durch die Rahmenbedingungen mögliche.
Naturnahe Bewirtschaftung versus Fangen bzw. Naturnutzung.

Letztendlich möchte der Angler hin und wieder etwas verwertbares fangen.

Toni
29.11.18, 16:31
Hallo Ralle,

Ich mag mich täuschen, aber so ein bisschen habe ich den Eindruck, dass du dich innerlich schon mit dem Karpfenbesatz abgefunden hast.

Eine klare Empfehlung in der Art, bis soundsoviel Kilo pro Hektar ist OK wird aber niemand geben können. Unser Fischereiverband rät soweit ich das im Kopf habe, den Bestand unter 12,5 kg/ha zu halten. Meine Vorgänger haben z.t. schon auch mal 150kg/ha pro Jahr, und das über viele Jahre besetzt. Dazu noch ordentlich Graser. Auch diese Gewässer sind nicht umgekippt. Aber natürlich haben die Pfützen einen erbärmlichen Ertrag. Weißfische fehlen, die Räuber bleiben weit hinter dem zurück was man erwarten könnte.
Ich bin gerade dabei, die Bestände runter zu fahren um das langfristig wieder ins Lot zu bringen.

Jeder Karpfen wird Auswirkungen auf dein Gewässer haben, wo die Grenze ist, die du zu akzeptieren bereit bist wirst du selbst rausfinden müssen.
Ich kann dir nur raten, die Bestände möglichst gering zu halten und vor allem den Besatz zukünftig eng an den Vorjahresfängen zu orientieren um ein zu starken ständigen Bestand zu vermeiden. Bedenke dabei, dass sich deine Kameraden schnell an die einfachen Fänge gewöhnen werden, zurückfahren wird dann schwierig.

Was die Grundeln angeht wäre ich übrigens nicht so pessimistisch (ohne eigne Erfahrung). Ich denke die Räuber schießen sich schon noch darauf ein und regulieren das. Auch die Raubfische müssen erst lernen das neue Futter zu nutzen. Ich hatte das bei uns vor Jahren mit den Signalkrebsen. Als die neu ankamen ist der Bestand förmlich explodiert, nach 5 Jahren ging das schnell wieder auf ein gutes Mass zurück.

Thomas
29.11.18, 17:46
Das Problem ist nicht das Wünschenswerte sondern das durch die Rahmenbedingungen mögliche.
Naturnahe Bewirtschaftung versus Fangen bzw. Naturnutzung.


Verstehe nur ich diesen vermeintlichen Widerspruch nicht ?

ralle80
30.11.18, 22:05
Vielen Dank für die Antworten.
Das ist ja das Problem. Wir haben große Karpfen und kommen sicher auf 50kg pro ha, aber nur mit 5 Fischen je ha. Es findet auch keine Entnahme statt.
Allerdings fehlen Weißfische komplett und wir haben dafür Grundeln und unter handlange Barsche in Massen.

Die Angler wollen etwas brauchbares fangen und viele Mitglieder verlassen den Verein.
Wenn nicht Erfolge kommen, können wir unsere Pachtgewässer aufgehen und der große überregionale Verein wird das Gewässer übernehmen und haben dann wahrscheinlich ganz schnell die 150kg Karpfen/ha.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
02.12.18, 00:55
@Ralle
Ihr habt da Grundeln im Himmelsteich?
Das finde ich interessant, denn dann sollte es ja auch festen Untergrund und Steine geben.
Wenn das eingeschleppte Schwarzmundgrundeln sind, dann ist meine Aquariumerfahrung das die recht empfindlich sind.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
02.12.18, 01:22
(Nachtrag vorab.
Da bin ich wohl mit Euch und Euren Gewässern durch einander gekommen.)


Ich will jetzt nicht selbst suchen, aber ich meine die Aussagen von Karpfendichten die dann Probleme machen liegen weit über 50 Kg Ha....

Ich kann nur sagen das Ich auf Karpfen als Alternative setzte, als Raubfischangeln immer populärer wurde und der Aal, Schlei und Raubfisch selten wurde.
(Ich habe versucht sie so zu besetzen das sie nicht Kormoranfutter wurden, und siehe da bei gleicher Gewichtsmenge der besetzten Karpfen, wurden sie plötzlich 5-7 mal öfter als entnommen gemeldet.)
Die Vögel und den Frassdruck, konnte ich nicht verhindern.
Ergo bleiben nur Verständnis für Zurücksetzen und P&T und Überzeugungsarbeit das Karfen nicht alle und immer nach Modder schmecken.
Es war wie R.A schreibt, der Besatz der am erfolgreichsten war.
Aal, Schleien, Hecht, Wanderfisch oder gar Zanderbesatz sind da viel teuerr und oft auch unsinniger.

Nur ist der Besatz mit Karpfen ja aus der Mode, derzeit ist Aal, Krebs und Zanderbesatz in.

Ganz "Gute" würden am liebsten gar nicht mehr besetzen und oft gar alles Ungeschützte entnehmen.
Wenn dann schon 10 Kg KarpfenHa gefährlich sind, sollten sie Verständnis haben wenn 1 Angler je Ha schon zu viel erscheint.
Schade das wir da wohl nicht genug Wasserflächen und Fische haben.

Albert
02.12.18, 16:07
Vielen Dank für die Antworten.
Das ist ja das Problem. Wir haben große Karpfen und kommen sicher auf 50kg pro ha, aber nur mit 5 Fischen je ha. Es findet auch keine Entnahme statt.
Allerdings fehlen Weißfische komplett und wir haben dafür Grundeln und unter handlange Barsche in Massen.

Die Angler wollen etwas brauchbares fangen und viele Mitglieder verlassen den Verein.
Wenn nicht Erfolge kommen, können wir unsere Pachtgewässer aufgehen und der große überregionale Verein wird das Gewässer übernehmen und haben dann wahrscheinlich ganz schnell die 150kg Karpfen/ha.

Das ist das Dilemma, in welchen alle Gewässerwarte stecken. Ein großes Gewässer von 20 Ha, schnell gealtert, mit vielen Nährstoffen ausgestattet.
Aber die Mitglieder fangen kaum. Fundierte Möglichkeiten der Ursachenanalyse und der Entwicklung werden da keine Chance haben. Denn das braucht seine Zeit.

ralle80
04.12.18, 12:28
Wie ich schon schrieb, hauen Nachbarvereine ihre Tümpel voll mit Karpfen und die Mitglieder verweisen darauf.
Ich möchte schon gar nicht an die nächste Versammlung denken.

Die meisten Angler meinen, einfach Hechte, Zander, Weißfische und Karpfen in Massen reinkippen, schon wird alles besser. Keiner liest sich in die Materie ein oder ist für weitere Argumente zugänglich.
Aber auch unter den GW gibts viele unterschiedliche Ansichten, wie die Besatzmaßnahmen der Nachbarn zeigen.

ralle80
24.03.19, 01:50
Heute hatten wir die Mitgliederversammlung. Der GW hat sich gegen Karpfenbesatz ausgesprochen und die große Mehrheit der Anwesenden hat dafür gestimmt. Es waren ca. 80% der Anwesenden nicht einmal in den letzten Jahren angeln. Die 20% der Aktiven enthielten sich und stimmten dagegen.

Ist schon interessant, wie die nichtangelnde Mehrheit den Besatz beeinflusst, aber in einer Demokratie zählt jede Stimme gleich. Was ich übrigens gut finde.
Wahrscheinlich wird damit die Zahl der Aktiven weiter sinken.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
24.03.19, 18:59
Heute hatten wir die Mitgliederversammlung. Der GW hat sich gegen Karpfenbesatz ausgesprochen und die große Mehrheit der Anwesenden hat dafür gestimmt. Es waren ca. 80% der Anwesenden nicht einmal in den letzten Jahren angeln. Die 20% der Aktiven enthielten sich und stimmten dagegen.

Ist schon interessant, wie die nichtangelnde Mehrheit den Besatz beeinflusst, aber in einer Demokratie zählt jede Stimme gleich. Was ich übrigens gut finde.
Wahrscheinlich wird damit die Zahl der Aktiven weiter sinken.

Klingt für mich ungewöhnlich...
Das so viele nicht aktive eine Versammlung besuchen und die Aktiven und Nichtangler so klar unterschiedlich abstimmen.
Wobei ich es auch nicht kenne das die Versammlung dem G.W vorgibt was Er zu besetzen hat.
Er muss seinen Standpunkt aber auch vertreten und überzeugen.....

Georg
24.03.19, 19:26
Klingt für mich ungewöhnlich...
(...)
Wobei ich es auch nicht kenne das die Versammlung dem G.W vorgibt was Er zu besetzen hat.
...
Kenne ich so auch nicht und halte ich auch für groben Unfug, wozu dann einen Gewässerwart?

ralle80
25.03.19, 14:11
Ist doch okay, wenn der GW seinen Besatzplan erklärt und diesen absegnen lässt. Erhöht die Transparenz und und macht den Vorstand unangreifbar.

Georg
27.03.19, 10:41
Wenn ein GW Transparenz gegenüber den Mitgliedern übt, ist das schon in Ordnung,
es ist jedoch nicht in Ordnung, wenn die Hegeaufgabe des GW durch die Mitglieder beeinflusst wird,
wie z.B. durch eine Abstimmung bezüglich des Besatzes.
Wer steht denn in der Verantwortung? Der GW oder die "abstimmenden Mitglieder"?
Würde irgendeiner dieser passiven Angler, wie Du geschrieben hast, die Verantwortung übernehmen, wenn was schief läuft?

F.Bast
27.03.19, 11:22
Hallo zusammen
sehr interessante Thematik und wir haben ein ähnliches Problem.
Zwar zum Glück noch keine Grundeln aber auch bei uns kommen die Weißfische nicht hoch.
Wir haben einen Baggersee von ca. 28 ha und eigentlich einen recht guten Bestand an Hechten, Karpfen und auch Welsen.
Barsche haben wir überdurchschnittlich.
Spezialisierte Angler kommen auf bis zu 1700 Barschen im Jahr, natürlich auch mit erheblichem Einsatz von Zeit.
Aber ab Juni-Juli sind 30-40 Barsche pro Tag oft kein Problem.
Und da liegt wohl auch das Problem.
Wir haben zusammen mit dem Rheinischen Fischereiverband im letzten Spätsommer-Herbst eine Stellnetzbefischung mit verschiedenen Maschengrößen durchgeführt.
Alle Fischarten sind in verschiedenen Größen gefangen worden.
Nur bei der kleinsten Maschengröße ist aufgefallen das überdurchschnittlich viele 0er Barsche (B 0) also Fische aus dem Frühjahr , und kaum 0er Rotaugen (R 0) vorhanden sind.
Einige 0er Zander (Z 0) waren auch vorhanden.
Da die Barsche vor den Rotaugen und Zandern laichen ernähren sie sich von der Rotaugenbrut des selben Jahres und auch für die Zanderbrut bleibt nichts übrig wenn zu viele Barsche da sind.
Wir haben dann nach Empfehlung Zander in einer Größe von ca. 18-23 cm als Barschprädatoren eingesetzt.
Der Plan ist das die Zander sich von den B 0 ernähren und so eine Chance für die Weißfischbrut besteht.
Der nächste Plan ist anstelle von Rotaugen jetzt Rotfedern zu besetzten da sie sich im Verhalten unterscheiden.
Rotfedern nutzen mehr Deckungsmöglichkeiten als Rotaugen.
Zusätzlich muss man natürlich auch Deckungen schaffen durch Bepflanzung und Totholz.

Gruß
Frank

Steini (verstorben am 06.09.2019)
27.03.19, 18:47
Viel Glück Frank.
Rotfedern lieben Pflanzen, aber als Nahrung und nicht als Deckung.
Sie sind viel leichter zu befischen und zu bemerken.
Die Rotaugen können verdammt versteckt und vorsichtig sein, Rotfedern eher nicht.
(Teilweise habe ich schon erlebt das Sie unter Schwimmgräsern blieben und sich kaum ins Freie trauten)

Ich liebe die Rotfedern, haben aber auch Ihren Rückgang in den letzten 40 Jahren erlebt.
Also bei uns ist sie nur noch in einzelnen Gewässern häufiger aber meist schon ganz verschwunden.
Bei uns sind sie seit den 90er fast überall aus den Gewässern verschwunden und viele Angler mögen sie gar nicht mer entnehmen)
Ich hoffe bei Euch im See gibt es genug Pflanzen, nicht das man die auch noch anpflanen muss.

Anders herum, Barsche sind super Speisefische und wenn Ihr paralel Hecht, Zander Wels und weitere habt, warum dann mit Gewalt Weißfische im Bestand hochbringen.
Oder geht es darum, immer etwas verbessern zu müssen?

F.Bast
28.03.19, 08:38
Anders herum, Barsche sind super Speisefische und wenn Ihr paralel Hecht, Zander Wels und weitere habt, warum dann mit Gewalt Weißfische im Bestand hochbringen.
Oder geht es darum, immer etwas verbessern zu müssen?

Hallo Steini,

eigentlich geht es um das große Ganze.
Die Zander pflanzen sich fort aber die Brut hat über den Winter nix zu fressen da die Barsche alles weg hauen.
Wir setzen jedes Jahr 300-500 kg Rotaugen, aber bei der Bestandsaufnahme findet man fast nur Fische in der besetzten Größe oder größer.
Eine Reproduktion ist so gut wie nicht vorhanden oder kommt nicht hoch.

Gruß
Frank

Steini (verstorben am 06.09.2019)
28.03.19, 14:52
Hallo Steini,

eigentlich geht es um das große Ganze.


Gruß
Frank

Das Große Ganze wäre wohl eine Bewirtschaftung mit möglichst wenig Besatz auskommt und welche die Gegebenheiten nutzt und fördert.
Euer See scheint derzeit für Rotaugen nicht sonderlich geeignet zu sein oder Ihr besezt einen falschen Rotaugenstamm, vielleicht erschafft Ihr mit den Besatzfischen aber auch Verdrängung des internen Nachwuchses.
Solche Barschgewässer gehen oft mit Pflanzenarmut, klarem Wasser und Verbuttung bei den Barschen einher, passt das bei Euch?


Ich weiß nun noch nicht wie groß bei Euch die Barsche werden, aber ein guter Barsch ist wohl mit das Beste was man sich an Speisefisch aus einem Baggersee nur wünschen kann.
Man muss nicht überall versuchen den fremden Zander hochbekommen zu wollen, der nicht mal besser schmeckt wie ein Barsch.
In vielen Seen kommt der Zander gar nicht so recht klar.
Vermutlich habt Ihr nur den See, reichlich Besatzgeld und den Wunsch möglichst viele Arten fangen zu können?

F.Bast
29.03.19, 08:38
Hallo Steini,

Pflanzenarmut kann man wirklich nicht behaupten.
In den Flachbereichen wächst das Kraut teilweise so gut das die Enten im Sommer darauf sitzen können.
Neben den Krautflächen gibt es aber auch noch ausreichend kiesige Bereiche und das Wasser ist teilweise selbst im Sommer sehr klar.
Der Besatz mit Rotfedern und Barschprädatoren ist eine Empfehlung von den Fischereibiologen die auch die Netztbefischung durchgeführt haben.
Eine Chemisch-biologische Untersuchung mit Probennahme ist schon im Herbst durchgeführt worden, und bald wird noch eine folgen.
Wir hoffen das wir dann klarer sehen.
Barsche bis über 40cm sind immer möglich und welche von 50 cm werden auch gefangen.
Und die 20er Barsche gibt es in rauhen Mengen.
Ich bin da ganz gut unterichtet da mein Schwiegersohn zu den spezialisierten Anglern gehört die immer mit dem Boot untewegs sind und vertikal auf die Räuber fischen.

Gruß
Frank

Steini (verstorben am 06.09.2019)
29.03.19, 12:55
Schein ein tolles Gewässer zu sein um das Euch viele beneiden würden.
Kann Es sein das Ihr den Hecht da recht kurz haltet?
Dort also recht intensiev auf Raubfisch gefischt wird.?
Ich habe da jezt ein Gewässer ähnlicher Größe bei uns vor Augen, wo mir 1-3 Raubfischangler am Tag schon viel erscheinen.
(Auch dort waren Rotaugen mal total für Jahre eingebrochen sind aber nun schon seit Jahren wieder voll da. Ich weiß bis heute nicht woran es wirklich lag.
Aber erhohlt haben sie sich, als wir den Raubfischbesatz da über viele Jahre völlig einstellten und nicht mehr wie toll massenhaft Zander besetzten.
Gleichzeitig lichteten wir die Bäume aus und ein Blaualgenproblem durch Abwassereinleitung wurde behoben.
Die Fangzahlen bei Raubfischen haben sich stabilisiert und liegen heute seit Jahren fast so hoch wie mit Besatz.
Vorrangig Hecht (Maß 60cm),Barsch und seltener Quappe, Zander und Wels werden immer noch gefangen und kleinere Friedfische gibt es nun wieder reichlich.)

Thomas
29.03.19, 18:27
Hallo Frank,


zum Baggersee:

a) Wie tief sind denn diese 28 ha ... durchschnittlich und auch maximal?
b) Im Sommer teilweise meist sehr klar, hieß es ... welcher Trophiestufe gehört der See denn nach chemisch-biologischer Probenentnahme an?
c) Kraut in den Flachwasserbereichen? Welcher Art?

Georg
29.03.19, 22:34
(...)
Spezialisierte Angler kommen auf bis zu 1700 Barschen im Jahr, natürlich auch mit erheblichem Einsatz von Zeit.
Aber ab Juni-Juli sind 30-40 Barsche pro Tag oft kein Problem.
Und da liegt wohl auch das Problem.
(...)
Wir haben dann nach Empfehlung Zander in einer Größe von ca. 18-23 cm als Barschprädatoren eingesetzt.
Der Plan ist das die Zander sich von den B 0 ernähren ...


Nabend Frank, was Du hier schilderst, stimmt mich nachdenklich.
Wenn ich die o.g. (Fang)zahlen sehe und gleichzeitig die Empfehlung Zander zu besetzen, um die Barsche zu reduzieren,
frage ich mich ernsthaft, wie hoch wohl die Entnahme von Barschen in diesem Gewässer sein dürfte.
Zum anderen dürften sich wohl auch die älteren Barsche am eigenen Nachwuchs gütlich tun,
bei solch niedrigem Weissfischaufkommen sollten die nun nicht gerade wählerisch sein, wozu dann die Zander?

F.Bast
01.04.19, 07:40
Ja, was die Entnahme angeht muss ich sagen das die eher gering ist.
Da kann man die Leute auch nicht überzeugen das eine Entnahme den Fischbeständen zu Gute käme.
In wie weit die größeren Barsche sich von kleineren ernähren kann ich nicht sagen aber ich war bei der Netzbefischung dabei und hab die Resultate in den Netzen mit eigenen Augen gesehen.
Speziell in den engmaschigen Netzen war der Anteil der Fische aus dem selben Jahr zu 80% Barsche.

ralle80
02.04.19, 21:47
Dann müsste man die großen Barsche drin lassen und die kleinen konsequent entnehmen. In der Regel läuft es umgekehrt.

gausel
28.10.19, 18:42
Ich bin auch der meinung das man eine Ganzheitliche Lösung finden sollte. Wie ist aktuell der stand?

Loki
31.10.19, 12:16
Hallo zusammen
sehr interessante Thematik und wir haben ein ähnliches Problem.
Zwar zum Glück noch keine Grundeln aber auch bei uns kommen die Weißfische nicht hoch.
Wir haben einen Baggersee von ca. 28 ha und eigentlich einen recht guten Bestand an Hechten, Karpfen und auch Welsen.
Barsche haben wir überdurchschnittlich.
Spezialisierte Angler kommen auf bis zu 1700 Barschen im Jahr, natürlich auch mit erheblichem Einsatz von Zeit.
Aber ab Juni-Juli sind 30-40 Barsche pro Tag oft kein Problem.
Und da liegt wohl auch das Problem.
Wir haben zusammen mit dem Rheinischen Fischereiverband im letzten Spätsommer-Herbst eine Stellnetzbefischung mit verschiedenen Maschengrößen durchgeführt.
Alle Fischarten sind in verschiedenen Größen gefangen worden.
Nur bei der kleinsten Maschengröße ist aufgefallen das überdurchschnittlich viele 0er Barsche (B 0) also Fische aus dem Frühjahr , und kaum 0er Rotaugen (R 0) vorhanden sind.
Einige 0er Zander (Z 0) waren auch vorhanden.
Da die Barsche vor den Rotaugen und Zandern laichen ernähren sie sich von der Rotaugenbrut des selben Jahres und auch für die Zanderbrut bleibt nichts übrig wenn zu viele Barsche da sind.
Wir haben dann nach Empfehlung Zander in einer Größe von ca. 18-23 cm als Barschprädatoren eingesetzt.
Der Plan ist das die Zander sich von den B 0 ernähren und so eine Chance für die Weißfischbrut besteht.
Der nächste Plan ist anstelle von Rotaugen jetzt Rotfedern zu besetzten da sie sich im Verhalten unterscheiden.
Rotfedern nutzen mehr Deckungsmöglichkeiten als Rotaugen.
Zusätzlich muss man natürlich auch Deckungen schaffen durch Bepflanzung und Totholz.

Gruß
Frank

Wenn Durchsetzbar würde ich:

- Entnahme Pflicht für Barsche bis 35cm
- Hecht ganzjährig schonen (oder wenig Entnahme z.B. 1 Hecht/Angler/Jahr)
- Barsch ab 40 cm schonen
- Hegefischen auf Barsch, Netzbefischung wenn möglich (gibt sicher Vereine die Barsche abnehmen)
- erst nachdem der Bestand an kleinen Barschen sichtlich zurück geht und Nahrung für Jungfische "frei" wird Schleien / Rotfedern als Konkurrenz besetzen

Wo liegt euer See?