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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Algenblüte



Elritzendriller
23.10.22, 15:18
Hallo
Gemeinde,
ich habe an unserem Vereinsweiher folgendes Problem:

bedingt durch den heißen Sommer haben wir an unserem Vereinsweiher eine massive Algenblühte, die sich hartnäckig hält. Auch letztes Jahr hatten wird diese
Algenblühte, allerdings nicht ganz so schlimm.
Eckdaten des Gewässers:

Der Weiher hat eine Wasserfläche von 1,37 Ha, die maximale Wassertiefe beträgt 4,5m, Flachwasserzonen mit Seerosenfeldern, Schilfzone. Der Weiher liegt im Wald, umsäumt von Erlen, Buchen, Kiefern und Eichen. Direkt am Ufer einige alte Birken. Guter Karpfenbesatz mit bis zu 25 Kg schweren Fischen. Guter Weißfischbestand, Flussbarsche, Schleien, ein paar Graser, Hecht und Zanderbesatz.
Fischausfälle bis jetzt keine.

Wasserwerte:
gemessen 03.10.22 09:30 Uhr
pH = 7,62 (nach Hach)
Leitfähigkeit = 231 µS/cm
Lufttemperatur 19°C
Wassertemperatur in:
0,5m = 17°C
Sauerstoffkonzentration in 0,5m = 6,89 mg/L
Sauerstoffsättigung in 0,5m = 72,9 %
Luftdruck = 990 h/Pa
NH4 = <0,1mg/L
NO2 = <0,01 mg/L
NO3 = <1,0 mg/L
PO4 = 0,2 mg/L


Jetzt meine eigentliche Frage: Was kann ich gegen den starken Grünalgenbelag auf der Wasseroberfläche tun?
Einige GW-Kollegen der benachbarten Vereine raten zum vorsichtigen, unter Beobachtung der Wasserwerte, kalken mit 90er Branntkalk.
Bin mir aber nicht Sicher ob das Zielführend ist.

Eure Meinungen?

Albert
25.10.22, 16:27
Hallo Elritzendriller,

Kalken bei diesen stabilen PH würde ich nicht. Die Algen wirst Du damit nicht bekämpfen.
Möglich, das zu viel Karpfenbiomasse im Weiher ist.
Dadurch bedingt (wühlen nach Nahrung) wird der Phosphatgehalt tiefer als 0,5 m höher sein, weil gründelnde Karpfen für eine Freisetzung dessen im Bodengrund sorgen.
Für eine mechanische Entfernung ist der Weiher sehr groß. Aber selbst von nur 20% der Oberfläche befreit, ist es eine Verbesserung (Gasaustausch).
Erlen- Buchen und Eichenlaub wird als Eintrag für eine PH-Veränderung sorgen da sie Huminstoffe abgeben. Das bremst das Algenwachstum erheblich.

Sind das Algen, welche sich vom Boden lösen und an der Oberfläche weiter existieren?

Elritzendriller
25.10.22, 17:42
Hallo Elritzendriller,

Sind das Algen, welche sich vom Boden lösen und an der Oberfläche weiter existieren?

Nein, keine Algenteppiche, die sich vom Bodengrund ablösen und an die Wasseroberfläche aufsteigen. Es ist ein Hellgrüner Algenbelag, siehe Bild.

Gruß

Albert
28.10.22, 21:22
das sieht stark nach Blaualgen (Cyanobakterien) aus.
Da sind wohl zu viele Nährstoffe im Wasser. Bei Phosphat und Stickstoff sind die Bakterien Erstverwerter.
Dazu kam ein sehr warmer Sommer.

An Deiner Stelle würde ich die Futtereinträge durch Angler ins Auge fassen. Guter Karpfenbestand ist verdächtig.
Nüchtern geschrieben braucht ein größerer Karpfen 25 qm Bodengrund täglich zur Futtersuche. Dann ist wochenlang erst mal Pause bis sich neue Nährtierchen bilden.
1,37 ha sind 13.700 qm. Nicht überall kommt der Karpfen zum Futter (Uferrand und Schlammschichten) Da geht schnell ein Drittel bis die Hälfte an qm weg.
Der Weiher gibt das gar nicht an natürlicher Nahrung her.
Guter Karpfenbestand in dem kleinen Weiher- nehmen wir mal bis 200 Tiere an. Dazu die Weißfische nicht vergessen.
Bei Tieren bis 25 Kg könnte eingetragenes Futter aus meiner fernen Sicht eine Rolle spielen.

Mal berechnen:
200 Tiere (groß, Mittel, Klein) x 25 qm = 5000 qm , das heißt das nach 3 Tagen die Karpfen alles an Fischnährtierchen abgeerntet haben.
Im Vegetationsjahr (März bis Oktober) 5000 qm x 8 Besuche der Abweidungsfläche von 25 qm = 40 000 qm
Die 40 000 qm sind aber nicht vorhanden. Da wird aus meiner Sicht viel Futter eingebracht.
Die Reduktion von Großkarpfen wäre angebracht um der Gesundheit der Fischgemeinschaft zu dienen.

Wasserpflanzen sind auch ein Begrenzer von Nährstoffen! Ich kann mir aber vorstellen, das das Wasser durch gründelnde Karpfen eingetrübt ist.
Ab Mitte November soll es Nachtfrost geben, das hilft dem Gewässer erst mal. Schön wäre noch viel Wind, das der Sauerstoffgehalt nicht runtergeht.

Man kann in so einen kleinen Gewässer nicht alle Fischarten in ausreichender Biomasse beherbergen.

Elritzendriller
29.10.22, 11:21
Hallo Albert,

erst mal vielen Dank für Deine Einschätzung. Die Nährstoffeinträge durch Angler habe ich schon durch ein Striktes Anfütterverbot eingedämmt. Mit "gutem" Karpfenbestand wollte ich ausdrücken, das wir zwar große, aber in der Masse nicht übermäßig viele Karpfen im Gewässer haben. Habe mich da vielleicht etwas Missverständlich ausgedrückt. Kleine Karpfen werden von mir in diesem Gewässer gar nicht mehr gesetzt. Aber wenn ich jetzt noch die großen Karpfen dezimiere, machen mir die Mitglieder den Kopf runter.
An Wasserpflanzen hat der Weiher große Seerosenfelder und kleinere Felder der Wasserpest. Außerdem haben wir eine Wasser-Umwälzanlage von Aquamotec auf dem Weiher, der für Wasserzirkulation sorgen soll.

LG
Elritzendriller

Thomas
30.10.22, 14:50
Schwebalgen ... wahrscheinlich einzellige Grünalgen.

Erhöhte Nährstofffreigabe über Herbstzirkulation aus dem Gewässerboden.

Sedimententnahme ... die Schlammschicht dürfte deutlich ausgeprägt sein.

Albert
30.10.22, 16:06
Schwebalgen ... wahrscheinlich einzellige Grünalgen.

Erhöhte Nährstofffreigabe über Herbstzirkulation aus dem Gewässerboden.

Sedimententnahme ... die Schlammschicht dürfte deutlich ausgeprägt sein.

Bei Grünen Schwebalgen wäre aber das Wasser grünlich, nicht nur die Oberfläche. Da kann uns Elritzendriller Infos geben.
Und ja, bei der Ufervegetation der Laubbaumarten wäre eine gewisse Schlammschicht möglich. Große Seerosenfelder lieben dises Sediment.

Elritzendriller
30.10.22, 16:20
Ja, der Weiher hat eine ziemliche Schlammschicht im vorderen Teil. Der Sauerstoffeintrag durch Wind und Wellen kommt da auch nicht bis auf den Bodengrund. Aus diesem Grund haben wir ja auch die Umwälzanlage installiert, um für mehr Sauerstoff auf dem Gewässergrund zu sorgen und um so den Zersetzungsprozess in Gang zu bringen.
Die Grüne Schicht ist nur auf der Gewässeroberfläche, das Wasser ist nur leicht eingetrübt und ansonsten klar. Die Seerosenfelder sind an einigen Stellen um eine Insel herum und im hinteren Flachwasserteil des Weihers (Schongebiet).
Der Bodengrund und das Ufer ist überwiegend sandig. Im Gewässer natürlich mit abgestorbenen Blättern.

Günter
30.10.22, 19:11
Das sind Schwebalgen mit Algenblüte.
Kalken würde ich vorerst nicht, die Wasserwerte sind soweit OK !
Der PH-Wert wurde früh gemessen wobei er bis Abend etwa auf 8 Ansteigen kann. Ist dann aber auch noch OK.

Eine Möglichkeit wäre das Wasser in einem Teilbereich Mechanisch zu trüben. Das geht dadurch , das man eine
"Egge" oder ähnliches über den Grund zieht und das Wasser somit eintrübt und die Algen absterben.
Ein klares Gewässer ist immer Anfällig für Algen.

Albert
01.11.22, 15:35
Leitfähigkeit = 231 µS/cm

Die sollte unter 200 µS/cm liegen.Da beginnt der grüne Bereich.
Der Wert ist dahingehend nur aussagefähig, das die Gesamtheit aller Anionen (z.B. Nitrat, Phosphat, Chlorid) und Kationen (Metallionen wie Na, Fe, Ca usw.) wiedergibt.
Daran kann man also nicht ableiten wo das Problem liegt.
Das Algenübel liegt als Ursache aus ferner Sicht wohl im/am schlammigen Bodengrund.

Falls das Gewässer durch Grundwasserquellen gespeist wird, kann der nächste Herbst schon wieder ein anderes Bild zeigen.

Elritzendriller
13.11.22, 20:43
Ich Danke Euch für Eure Einschätzungen. Ich werde weiter messen und beobachten. Bis jetzt ist nur eine leichte Besserung der Situation eingetreten. Vielleicht ändert sich das bald durch die sinkenden Temperaturen.
Gruß
Elritzendriller

Günter
14.11.22, 18:20
Ich kann dir hier mal einen Link geben:

https://www.koi-hobby.de/wasser_fuer_koi/zur_bedeutung_der_kohlensaure_in_karpfenteichen.ht ml

Kautsch65
14.11.22, 19:54
Hallo, zu den Wasserwerten ist bereits alles gesagt worden. Ich finde den Ufer-Bewuchs sehr ausgeprägt. Wenn es keine Windschneise geben sollte, kann ich empfehlen in Zusammenarbeit mit dem Eigentümer eine solche zu erstellen, damit eine
Umwälzung in Gang gesetzt werden kann. Bei den aktuellen Gaskosten solltest du viele interessierte Holzabnehmer finden die helfen. Erlen stehen lassen.
Von Brandkalk ohne Kenntnisse, rate ich dringend ab. Du bist auf dem richtigen Weg mit der Tiefenbelüftung. Nur ausreichend ist diese nicht.

VG
Andreas

Ach ja, eine Windschneise für ein solches Gewässer ist nicht nur 10m breit und liegt, in den vor Ort vorkommenden (die Gegebenheiten beachten) Windrichtungen. Stämme aufasten und Rückschnitt des Strauchwerkes kann auch ein Anfang sein.

Elritzendriller
14.11.22, 20:34
Also Bäume entfernen um eine Windschneise zu schaffen fällt weg. Wir sind zwar Eigentümer des Gewässers, aber uns gehört nur ein 10m breiter Uferbereich rund um das Gewässer. Alles andere ist Forst. Die Insel, die sich im Gewässer befindet ist auch mit Bäumen bewachsen, was eine Windabschottung zur folge hat. Leider dürfen wir die Insel nicht abtragen um (wie wir es schon einmal vor hatten) einen Flachwasserbereich mit Schilf und Laichgräben zu schaffen. Das würde auch mehr Wind auf die Wasseroberfläche bringen. Leider ist das nicht möglich. Deswegen die Belüftungs / Umwälzanlage.

Albert
15.11.22, 19:31
Noch mal zum Grundwasser: Gibt es Quellwassereinträge auf dem dem Bodengrund?
Im kalten Winter, wenn das Eis am Kiessee dick genug ist, habe ich im klaren Wasser aufgewühlte Stellen in 3 Meter Tiefe entdeckt. Schlamm war da keiner, es kam feiner Kies hochgesprudelt.
Gleich nebenan, ein großes Getreidefeld, wo auch im Frühjahr gut gedüngt wird.

Das kann auch eine Ursache von mehreren sein.

Elritzendriller
15.11.22, 21:26
Ob es Quellwassereinträge gibt, kann ich nicht genau sagen. Einige Vereinsmitglieder sagen ja, andere nicht. Ich bin aber der Meinung das es keine Quellwassereinträge gibt, weil wir im Sommer extremen Wasserverlust haben. Und der Wasserstand ist bis jetzt immer noch auf Tiefststand. Wenn da irgendwo her Wasser rein käme, müsste der Wasserstand schon wieder wesentlich höher sein. Nein, ich glaube da kommt nur Frischwasser rein wenn es regnet. Auch sonst kein Zulauf der Düngerhaltiges Wasser einbringen könnte bis auf ein kleiner Zulauf, der aber nur bei starkem Regen etwas Wasser bringt und der seit dem Frühjahr trocken ist.

Albert
17.11.22, 21:46
Der Grundwasserspiegel ist seit 2019 aber ganz schön Flächenweit gesunken. In nassen Winter gibt es an Gewässer durch Quellen im Boden Wasser zurück.
Man sollte auch den Silicatgehalt im Auge behalten. Das ist ein hervorragender Algennährstoff.