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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rotfeder-Projekt im Hecht-Schleien See



Thorsten
15.01.11, 16:58
Da Steinbeißer mich im Thema: Jungfischprobleme bei Brassen im Hecht-Schleien See (http://www.gw-forum.de/showthread.php?261-Jungfischprobleme-bei-Brassen-im-Hecht-Schleien-See) nach meinem Rotfedern (http://www.gw-forum.de/showthread.php?230-Rotfeder-(Scardinius-erythrophthalmus))projekt gefragt hat, welches ich an diesem Gewässer plane, möchte ich ein extra Thema eröffnen, um es zu diskutieren, damit die Übersicht in den anderen Themen erhalten bleibt.




Ihr habt ein Rotfedernprojekt über 3 Jahre?
Was kann man darunter verstehen?
Du hast sicher gelesen, daß ich die Anglern bei dem Rückgang der Rotfedern im Verdacht habe.http://anglerboard.de/board/showthread.php?t=199493
Ist aber erst einmal Nebensache.

Zum Brutaufkommen der anderen Arten: Barsch, Hecht, Rotfedern aber auch Güstern laichen früher ab.
Die könnten das Futter oder auch die Laven fressen.
Werde im Früjahr mal versuchen Brachseneier zum Schlupf zu bringen und mal sehen...


Gewässerbeschreibung (http://www.gw-forum.de/showthread.php?279-Prestelsee-in-Graben-Neudorf)

Die Rotfedern sollen aus mehreren Gründen gefördert werden:

In einem Hecht-Schleien See stellen sie im natürlichen Artengefüge eine wichtige Fischart dar, die nach allgemeinen Informationen immer seltener wird.
Rotfedern fressen gerne Unterwasserpflanzen, verursachen aber dabei nach den bisherigen Kenntnissen nicht die Probleme, die man von Graskarpfen kennt. (Sauerstoffzehrung, pH Wert Verschiebungen, radikales vernichten der Unterwasserflora, massive Überbestände, Veränderung des Seentyps in einen Brassensee etc.)

Mein Ziel wäre es, die Rotfedern zum dominierenden „Weiß-“Fisch (Ich hasse diesen Begriff fast genauso wie „Futterfisch“) im Gewässer zu machen, so wie es natürlicherweise sein sollte.

Dabei strebe ich eine Reduzierung der Pflanzenmasse an. Um es in Zahlen zu fassen, würde ich mir eine langfristige Reduktion der submersen Pflanzen von 10-max. 20% wünschen. Ob das machbar ist, muss die Zukunft zeigen, die Studien die ich gelesen habe, machen mir aber Hoffnung.
Da ich auch schon beobachten konnte, dass sie die Fadenalgen an der Oberfläche fressen, könnte sich auch hier eine Reduktion einstellen.

Bei der Rückresorption der in den Pflanzen gebundenen Nährstoffe hoffe ich, dass sich der Phytoplankton- und damit auch der Zooplankton-Anteil im Gewässer erhöht, was allgemein dem Jungfischbestand zugute kommen könnte. (Das wurde in meinem Brassenthema ja auch so vermutet) Dazu könnte sich die Schwankunsgbreite der Sauerstoffsättigung verringern, was auch positiv für alle Lebewesen im Wasser wäre.

Aus meiner Sicht heraus würde sich damit die Gesamtbiomasse des Gewässers mittelfristig erhöhen, und die Reproduktion allgemein verbessern.

Da sich die Rotfedern hoffentlich auch fleißig fortpflanzen, sollten sich auch die Raubfischerträge wieder deutlich steigern lassen. (Hecht, Barsch, auf ein Niveau von 30-50kg/ha und annum; Normbereich laut Studie von Knösche (http://www.gw-forum.de/showthread.php?74-PDF-Ordnungsgemäße-fischereiliche-Bewirtschaftung-natürlicher-Gewässer)für ein Hecht Schleien Gewässer ohne Besatz) Da diese Fische bei uns stark beangelt und entnommen werden, würden wir so durch die Rotfedern als Nahrung einen, wenn auch ganz klar überschaubaren Nährstoffaustrag erreichen. (Wenn die Reproduktion entsprechend erfolgreich ist. Durch den Besatz entsteht natürlich zunächst ein Eintrag)

Wenn diese Maßnahme mit anderen Maßnahmen die in meinen Gedanken rumschwirren (bessere Laichmöglichkeiten, Weiden, die ins Wasser ragen, Baumbestand an Laubbäumen reduzieren und Nadelholz am Ufer pflanzen, um den pH-Wert etwas zu senken, vllt. doch noch irgendwann eine Entschlammung genehmigt zu bekommen, mechanische Teilentkrautungen) zusammen greift, hoffe ich, dass das Gewässer ein Stück weiter in Richtung eines natürlichen Gewässers zurückkehrt, Besatzmaßnahmen in einigen Jahren generell unnötig werden, und es ökologisch stabiler wird.

Soviel zu meinen ambitionierten Hoffnungen aus dem Projekt. Nun möchte ich euch den Plan vorstellen.

Insgesamt soll das „Projekt“, was den Besatz angeht 3 Jahre laufen. Zunächst habe ich über 50 Stunden in Recherche über die Rotfedern, die Wasserpflanzen etc pp. Verbracht, um möglichst sinnvoll agieren und interpretieren zu können. Dabei habe ich auch Sütterlin gelernt, aber das ist eine andere Geschichte :grins:

Im Frühjahr werden 200kg RF2 besetzt. (12-20cm) Im Frühjahr wegen dem Kormoran, und der Möglichkeit, dass sich evtl. da schon ein kleiner Effekt an der Pflanzenmasse erkennen lässt, und nicht erst ein Jahr später.
Normalerweise soll man ja möglichst kleine Fische besetzen, aber
1. möchte ich, dass die Fische schon in der Lage sind pflanzliche Nahrung zu konsumieren, und ich somit zu Beginn einer direkten Konkurrenz der Jungfische mit Rotaugen etc. vorzubeugen hoffe.
2. Hatte ich wegen der Situation an diesem Gewässer ein Gespräch mit unserer UFB. Von dort bekam ich eine interessante PDF, wo ein See untersucht wurde, und teilweise sehr ähnliche Probleme wie bei mir auftraten. Dort wurde der Besatz mit möglichst großen Fischen empfohlen.
Außerdem sind diese Fische dann zumindest für die Barsche nicht mehr so leicht zu konsumieren, so hoffe ich, dass ein größerer Anteil übersteht. Generell rechne ich aber mit einem „Verlust“ von bis zu 50% im ersten Jahr.
Mit etwas Glück würden diese Rotfedern im folgenden Frühjahr bereits ablaichen.

Im zweiten und dritten Jahr sollen weitere Besätze jeweils im Frühjahr erfolgen, um die Population besser zu stützen. Die Menge ist noch nicht sicher. Ich tendiere zu 100kg RF2, werde da aber noch mal mit der UFB und natürlich euch :;: Rücksprache halten, um mehrere Meinungen zu haben.

Ich stelle mir das so vor, dass der Besatz aus 2011 ab 2013 richtig ablaichen wird (vom Alter her), somit der Besatz 2012 als jüngere Population die Alterspyramide stützen soll.
2014 würden dann auch diese Fische laichen, genauso wie der 2011er Besatz.
Der Besatz 2013 wäre dann als „Sicherheit“ gedacht, falls es wetterbedingt oder aus anderen Gründen bei der Reproduktion nicht richtig geklappt haben sollte, damit dieser Jahrgang nicht ausfällt.
Dann sollten die ersten Jungfische, aus 2012/2013 ab circa 2014/2015 selbst soweit sein, dass sie laichen können. Damit wäre dann der Populationszyklus geschlossen.

Nach, und natürlich während, diesen 3 Jahren soll der Erfolg der Maßnahme bewertet werden.

Folgende Fragestellungen will ich dabei kritisch prüfen.

Ist eine erhöhte Population an Rotfedern bemerkbar am Gewässer?
Gibt es Laicherfolge?
Gibt es bereits Erkennbare Veränderungen, was die Pflanzenmasse angeht?
Verändern sich seit dem Besatz die Wasserwerte?
Wie verändert sich der Ertrag allgemein (Raubfische, aber auch andere Friedfische) ?
Ist bei anderen Arten eine erhöhte Reproduktion feststellbar?

Es kommen hier sicher noch einige Fragen hinzu.


Die Maßnahme soll durch folgende Aktionen im Erfolg unterstützt werden.

Mein Ziel war ein befristetes Fangverbot für die Rotfedern, bis die Beurteilung der Maßnahme abgeschlossen ist. (3Jahre) Zumindest wollte ich ein Mindestmaß von 20cm erreichen.

Leider kam ich mit beiden Punkten nicht in der Verwaltung durch. Nun werde ich die Mitglieder eben sensibilisieren, was ich auf einer Versammlung auch schon getan habe.
Da ohnehin nur wenige (1-2) Mitglieder in größeren Mengen „Weißfische“ entnehmen, ist das auch nicht so tragisch, da ich mit denen, die es tun schon gesprochen habe, dass sie sich, wie die Raubfischangler, die mit Köfi angeln auch, auf Rotaugen beschränken. Ich gehe davon aus, dass das auch bei den meisten klappen wird.

Dazu eine forcierte Entnahme von Rotaugen und Karpfen. Die Maßnahme an den Karpfen wird vermutlich auf mich und ein paar andere Mitglieder beschränkt bleiben, da nicht alle unsere Muffkarpfen essen, und die Karpfenangler natürlich ihre „Lieblinge“ nicht entnehmen wollen. (Früher wurden wegen einem Pflichtbesatz viel Karpfen besetzt, was mMn. ein Teil des Problems am Gewässer ist) Ein Rotaugenangeln könnte ich mir für dieses Jahr in Kombination mit einem kleinen Backfischfest aber gut vorstellen. :Pils:

Starke Entnahme an Raubfischen. Bei uns wird ohnehin ziemlich alles an Raubfischen entnommen, was das Mindestmaß hat. Von daher kein Problem (An diesem Punkt habe ich einen kleinen Interessenskonflikt mit meiner Schonmaßerhöhung beim Hecht auf 60cm, da hierdurch die Entnahme natürlich am Anfang etwas gedrückt wird, scheint mir aber trotzdem in Kombination vertretbar)

Ggf. wird die Gemeinde einer teilweisen Räumung der Wasserpflanzen mit großen Krautrechen von Land aus zustimmen. Diese Maßnahmen haben wir früher auch gemacht, wäre schön, wenn das wieder ginge. (Ich spreche hier von 5% Wasserfläche, die so bearbeitet werden kann, also moderat und nicht blindwütig, dabei sollte dann v.a. das Kamm-Laichkraut, das die anderen Pflanzen immer mehr verdrängt, entnommen werden. So könnten wir die anderen „wünschenswerteren“ Pflanzen vllt. sogar etwas unterstützen)

Die anderen Punkte, wie die Verbesserung der allgemeinen Laichmöglichkeiten, setzen von Nadelbäumen und was ich sonst so ansprach, würden jetzt in der Aufzählung den Rahmen sprengen. Aber ich denke ihr habt erkannt, dass es um etwas anderes geht, als reinen Fischbesatz.

Wichtig ist mir, dass klar wird, dass es nicht um radikale Eingriffe, sondern um möglichst bedachte, koordinierte und begrenzte Maßnahmen geht, die primär dem Gewässer und den Fischen nutzen sollen, und erst in zweiter Linie den Anglern. Ich gehe allerdings schon davon aus, dass der Nutzen für uns auch groß sein wird, wenn die Maßnahmen so greifen und genehmigt werden, wie ich hoffe.

Um es auf den Punkt zu bringen: Es soll, und wird, wenn ich dabei bin mit Maß und Ziel vorgegangen werden.

Der Siedler
16.01.11, 01:57
Moin moin,

das klingt alles recht vernüftig was Du da vor hast.
Ich würde noch versuchen etwas Totholz, z.B. ein oder zwei Erlen als Kronen-Gestüpp einzubringen, das dürfte zusätzlich eine interessante Nahrungsquelle und ein Versteck werden. Wir haben das schon 2009 gemacht und letztes Jahr wahre Hotspots an diesen Sträuchern erlebt.

Schöne Grüße
Hagen

Nachtrag,
sag mal, handelt es sich hierbei auch um dem Prestelsee, denn Du vorgestellt hattest? Oder bin ich im falschen Film?

Thorsten
16.01.11, 11:08
Genau um den handelt es sich, daher habe ich die Themen miteinander verlinkt, dass man einen besseren Eindruck über den Gesamtzusammenhang hat.

Totholz haben wir an mehreren Stellen im Wasser, dürften inzwischen so 6-7 Bäume sein. Ich muss aber gestehen, dass mir lebende Weiden, die im Wasser liegen um Welten lieber wären.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
16.01.11, 21:05
Thorsten Du hast einen tollen Beitrag geschrieben, Hochachtung!

Habe mir mal verschiedene Bilder Eures Sees angesehen.
Auf dem ersten Blick für Brachsen geeignet!
Dein Beitrag in der Gewässervorstellung zeigt aber ein völlig anderes Bild.
Ein krankes Gewässer und kränkelnde Hechte.
Sollte den Rotfedern aber gefallen, Nahrung sollten sie ja genug finden.
Wie sieht es aber bei den Laichmöglichkeiten im Frühjahr aus?
Ok, wenn Hechte aufkommen sollte es auch bei den Rotfedern keine Probleme geben.
Kann aber sein, die Rotfedern kommen mit den Wasserwerten nicht klar.

Es ist wirklich so wie bei einem Gewässer bei uns.
Nur bei uns, ist nichts eingeleitet worden und die Pflanzen waren nach 2 Jahren plötzlich verschwunden.
Leider verschwanden in dieser Zeit auch die Großhechte aus Futtermangel.
Bin schon gespannt wie es , mit den Rotfedern läuft.

Thorsten
16.01.11, 21:33
Hallo Steinbeißer,

mit den Wasserwerten und der Rotfeder habe ich mir auch so meine Gedanken gemacht, da mir natürlich besonders beim pH-Wert auffiel, dass der See jenseits der laut Literatur verträglichen Bereiche für die RF liegt. Andererseits haben wir Rotfedern im See (wenn auch in geringer Anzahl). Für einen Hecht Schleien See sind meine Werte nicht sonderlich ungewöhnlich bei pH und O² und Rotfedern gehören laut der Literatur zur normalen Artengemeinschaft. Von daher denke ich, dass es geht. Die Fische sind zu Beginn ja auch größer (RF2). Dazu sollen ja im Idealfall auch weitere Maßnahmen am und um das Gewässer kommen, die die Werte verbessern. Durch die Pflanzen, Büsche und Äste haben die Fische eigentlich tolle Möglichkeiten abzulaichen, da ist theoretisch für jede Art was dabei. Ich vermute eher, dass es die chemischen Faktoren sind, die ein zahlreiches Aufkommen bisher unterdrücken, der Besatz von früher, und/ oder die Sache mit dem Phytoplankton/Zooplankton "Zyklus". Vmtl. schlussendlich eine Kombination von allem.

Das "Sollte" aus deinem Beitrag ist der entscheidende Punkt beim Fischaufkommen.
Die Güstern sind verschwunden, die Giebel/Karauschen auch. Brassen haben definitiv Probleme, Schleien nicht gesichert. Hast du ja gelesen. Daher ist es auch für die RF nicht sicher. Für mich ist es eine Güterabwägung und eine Sache der Wahrscheinlichkeit in meinem Beurteilungsrahmen.
Ich denke viel mehr kann ich als normaler GW ohne Biostudium und Laboratorium nicht realisieren.
Mir ist bewusst, dass es keine hundert Prozent klare Entscheidung ist, die wird es aber bei der Komplexität der Parameter nie geben.

Ich bin auch sehr gespannt, was dabei herauskommt. Versuche es auch so gut wie möglich zu dokumentieren, um ein solides Fazit zu bekommen, das dann vllt. auch anderen bei solchen Fragen hilft.
(Ich träume ja schon von einem elektrischen U-Boot mit Kamera, um die Unterwasserwelt des Sees besser zu erforschen, aber das sind bisher nur Träumereien:hmm:)

Steini (verstorben am 06.09.2019)
15.08.11, 03:30
Habe jetzt wieder zwei Gewässer wo die Rotfeder im Kommen ist.
Und tatsächlich, schwupp die Schleien sind wieder da.

Dort wo wir vor 3 Jahren RF besetzten und unter Schutz stellten ist sie jetzt die dominante Art.

Steinbeißer

dat_geit
21.08.11, 14:45
Ich beobachte einen privat bewirtschafteten See ca 7ha. es handelt sich um eine ehemalige Tonkuhle, die erst vor wenigen Jahren geflutet wurde. Dort befindet sich als dominanter Bestand die Rotfeder. In Mengen wie sie in anderen Gewässern sich kaum entwickelt haben dürfte. Leider scheint sich diese Dominanz einer ausreichenden Makrophytenbesiedelung entgegen zu stellen.
Das erzeugt natürlich Folgeprobleme in Bezug auf das gesamte Nahrungsnetz. Eine Reduktion durch bisher nicht vorhandene Prädatoren wird von menen Kollegen abgelehnt, da sie eine Gefahr für den Besatzfisch sehen (RBF, Saibling, Schleie, Karpfen usw.).
Wenn ich mal wieder etwas Zeit habe werde ich das Gewässer mal vorstellen und etwas zu den Rotfedern berichten. Ansätze hier mal mehr zu erfahren für mich wären Bestandsermittlungen, Habitatnutzung, Alterzusammensetzung und Wachstumsraten.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
06.06.13, 23:55
Habe jetzt wieder zwei Gewässer wo die Rotfeder im Kommen ist.
Und tatsächlich, schwupp die Schleien sind wieder da.

Dort wo wir vor 3 Jahren RF besetzten und unter Schutz stellten ist sie jetzt die dominante Art.

Steinbeißer

War eben dort vor Ort.
Tja, so etwas habe ich noch nicht gesehen, die Schleien laichten dort in größerer Zahl.
So etwas habe ich sonst nur vergleichbar beim Brachsen erlebt, die Schleien waren meist 40 cm bis 50 cm und es spritzte mächtig.

Ob das nun an den veränderten Weißfischbeständen liegt, am teilweisen Entschlammen oder am Wechsel des Lieferanten?
Fakt ist, es sind wieder sehr viele Schleien dort und die Rotaugen sind fast weg.
Das Verbot die Rotfedern da zu entnehmen ist nie wirklich ernst durchgesetzt wurden, das war gar nicht nötig.I
m Gegenteil viele verzichteten auch in anderen Gewässern darauf sie zu entnehmen .
Auch insgesamt, werden wieder mehr Schleien und Rotfedern gefangen oder gesehen.
Beide waren oft zu Seltenheiten geworden.
Möglicherweise besteht da wohl wirklich ein Zusammenhang.

Mal sehen ob die Moderlieschen nun auch wieder mehr werden.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
08.06.13, 11:46
Ach ja, nicht jeder Leser kann wissen das Thorsten und ich, da zur Rotfeder ähnliche Gedanken hatten.
Über diesen Austausch bin ich ja erst zum G.W-Forum gestoßen.:lachen:

Bei uns ist es halt so, das Rotfedern recht selten geworden waren.
Die Schleien waren fast verschwunden, trotz regelmäßigen Besatzes.
Nicht aus einem Gewässer, sondern in fast allen von uns betreuten Gewässern.
Da mein Verein auch Mitglied einer Pachtgemeinschaft ist, wo alle Angler gemeinsam viele verschiedenste Gewässer nutzen und betreuen, gilt das dann für etwa 50 Gewässer.
Der Rückgang der Schleien ist schon beunruhigend, teilweise wurde der Besatz ganz aufgegeben weil es einfach nichts brachte.
Mal so grob, wenn mehr als 500 Kg Schleien regelmäßig besetzt werden und kaum 20 Kg gefangen werden, in geeigneten natürlichen Gewässern, ist das Problem wohl grundliegend.
Jetzt nicht denken die Gewässer sind eben nicht geeignet, sind sie, früher war das auch mal anders.
20 Kg Schleien wurden da von einzelnen Anglern im Jahr gemeldet, heute bringen das mehr als 4000 Angler nicht zusammen.

Gleichzeitig verschwanden oft auch die Moderlieschen und Rotfedern.
Die Rotfedern immer dann wenn dort geangelt wurde.
Kam ein neues kleineres Gewässer hinzu, war es zu nächst oft voller Rotfedern und es gab Schleien.
Wurde da gefischt, wurden die Rotfedern zunächst kleiner, dann immer weniger und weg.(Keine Laichtiere mehr)
Waren die Rotfedern verschwunden, wurden die die Rotaugen mehr und die Schleien verschwanden.
Wer viel angelt kennt, wie vorsichtig Rotaugen sein können und wie gierig Rotfedern sich aufs Futter stürzen.
Ich denke die Rotfeder bekommt durch die Angelei einen Nachteil, weil Sie durch Angler fast selektiv gefangen wird.
Ihr Verhalten macht Sie halt zur leichten Beute für Angler.
Normal wäre sie vielleicht dem Rotauge oft überlegen.
Sie laicht früher, frisst größere Brocken, nutzt auch Pflanzen und ist schneller am Futter.

Wenn ein kleineres stehendes Gewässer also von Schleien(Am Grund und Fleischfresser :;:), Moderlieschen (Kleintiere) und Rotfedern (Oberfläche + Allesfresser) genutzt wird, bleibt nicht viel Platz für Rotaugen(Kleintiere).
Fehlt aber einer dieser Bausteine, wird es auch für die Anderen möglicherweise immer wackeliger.
Schleien werden als Zielfische oft besetzt, Moderlieschen als bedrohte Kleinfischart auch.
Was aber, wenn sie auf Hilfe durch die Rotfeder angewiesen sind um sich gegenüber dem Rotauge zu behaupten.
Die Rotfeder ist sicher ein netter und anspruchsloser Fisch und trotzdem oft verschwunden.
Ohne zu sehen, wo der Grund Ihres Verschwindens ist, oder ohne sie als direkten Zielfisch zu sehen, der ja auch nicht direkt bedroht ist, wird Sie sicher seltener gezielt gefördert.

So halt meine Überlegung.
Das Gewässer wo ich nun die Schleien beim Laichen beobachtete, haben wir seit 1976 etwa 3 Ha.
Zunächst soll es da von Schleien, Rotfedern und Hechten gewimmelt haben.
Die Hechtfänge brachen schon nach den ersten Wochen ein, Schleien und Rotfedern wurden aber weiter zu hunderten gefangen.
Das aber habe ich selbst nur vom Hörensagen und Statistiken.

Ich kenne es aber erst aus den 80er Jahren.
Die Hechte hatten sich erholt, einige Karpfen viele Schleien, wenige Brachsen und Rotfedern, Barsche, und Moderlieschen in Massen.
Die Rotfedern die man fing, waren bald nur noch Jungfische
Um 90 tauchten die ersten Rotaugen auf.
Einzelne recht große Fische, die schnell immer mehr wurden.
Dort waren immer recht viele Angler, die Schlei, Hecht u. Köfi ,Aal, und Karpfen nachstellten.
Etwa 6 Jahre später, waren die Rotaugen so verbuttet, das sie in Fingerlänge laichten.(trotz unzähliger Junghechte und Besatzzander)
Zu der Zeit verschwanden etwa die Moderlieschen, Rotfedern und Bitterlinge.
Dann kam der Einbruch, der Weißfischbestand und der Barsche brach ein, die Schleien verschwanden fast völlig.
Da gingen die Angler nicht mehr hin zum Köfi fangen, meist nur noch auf Karpfen.
Die Brachsen hat das alles nicht betroffen, die wurde lediglich etwas häufiger.

Schleien wurden da fast immer besetzt, auch s einmal zu viele Karpfen, aber grob wurde immer gleichmäßig weiter gemacht.
Was auffällt ist das dort auch heute recht wenig Zooplankton im Sommer ist, früher war das mehr.
Auch heute ist der Weißfischbestand da nicht im Ansatz der, der er mal war.
Da brachten auch 200 kg Rotfedern wenig, auch wenn sie heute dort noch vereinzelt immer noch unterwegs sind.
Die erhofften Kleinfischschwärme fehlen bis heute, aber man hört nicht mehr viel von Rotaugen..
(Möglichweise aber auch mein Fehler, es waren Rotfedern aus großen Seen, nicht welche aus vergleichbaren Gewässern.)
Scheint ein Erfolg über Bande geworden zu sein, Rotfedern besetzen um Schleien zu erhalten.:lachen:

Kein Angler würde da heute auf die Idee kommen da Köfis zu fangen.
Wie auch immer, die Schleie ist dort zurück und wird auch gefangen, das Wasser ist so scheint es mir auch klarer geworden.


Meine Erfahrung noch, sind dort wo Rotfedern sind auch meistens Schleien.
Fehlen die Rotfedern und es gibt Rotaugen, sind dort auch keine Schleien.
(Einen Zusammenhang mit Karpfen sehe ich so deutlich nicht, teilweise gibt es dort keine, teilweise recht viele Karpfen.)