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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schadstoffe in den Gewässern



Steini (verstorben am 06.09.2019)
24.01.11, 10:32
Hallo zusammen.
Würde mal gerne wissen wie es bei Euch ausschaut.
Um Probleme zu vermeiden sollten aber keine Gewässernamen genannt werden.

In vielen Stillgewässern ticken chemische Bomben, habt Ihr sie mal untersucht?

Regenrückhaltebecken sind da noch das Harmloseste, auch wenn ich keinem Fisch aus einem solchen Gewässer essen möchte.
Alles was auf die Straße gelangt reichert sich in diesen Gewässern an.
Auch der umweltbewuste deutsche Michel entsorgt ja so manches einfach am Straßenrand.( Da hat mir mal jemand erzählt, das Kleingartengebiete oft schlimmer belastet seien als alte Industriegebiete. ER machte es beruflich.)
Für mich bedeutet dieses keine Speisefische in R.Becken besetzen.
Habe ein Becken dabei, welches sogar eine Mülldeponie aus den 60 Jahren entwässert, was mag da so drinn stecken? ...........alles, will aber heute keiner mehr wissen.

Natürliche Altarme stecken voller Überraschungen!
Bei jedem Hochwasser werden die alten Ablagerungen des Flusses aufgewirbelt und dann neu verdriftet.
Jedes mal gelangt auch in diese Gewässer ein kleines bischen mehr.
Kein Wunder, dass der Schlamm dieser Naturwunder nach dem Gesetz, oft Sondermüll darstellt.

Nun die schönste Form, nach dem Kriege im deutschen Wunderland!
Wie oft habe ich von den "Alten" gehört da war mal ein Teich, da kamm jede Woche 1 LKW von ..... :Knüppel:
Ist schon erstaunlich, wie recht sie oft hatten wenn sie so etwas erzählten.
Das ist in den Behörden wohl auch bekannt, warum?
Weil es z.B um Kiesabbau ging, den Alten war völlig klar das dieses, an der Stelle niemals genemigt würde.

Wir haben einen herlichen Badesee auch zum Angeln genutzt, dann wurde daraus Naturschutzgebiet.
Kein Baden, Kein Angeln und nur auf Wegen darf dieses Gebiet betreten werden.
Nur haben wir viele Angelgewässer in Naturschutzgebieten, was also ist hier anders?:hmm:
Ja die "Alten " wusten wieder Rat!
Mehr oder weniger heimlich, wurde eine Schlammprobe gemacht.
Will es mal so sagen, die Schwermetallwerte waren ein wenig zu hoch.:uebelkeit:
(Nein der Abbau lohnt sich noch nicht)
Natürlich gab es bald ein Gegengutachten, es kommt ja immer darauf an an welcher Stelle man die Probe entnimmt oder ob man überhaupt etwas finden möchte.

Es lohnt sich also durchaus, oberflächlich unsinnige Verbote mal zu hinterfragen.

Denkt aber immer daran, dass bei zu hohen Werten in den Fischen eine Nutzung nicht mehr möglich ist.
Die Begründung zum Fang, der menschliche Verzehr geht verlohren und Ihr habt dann unter Umständen ein Gewässer weniger.:Klatsche:
Den Gewässern ist damit aber nicht geholfen!

Fakt ist, in Deutschland ticken sehr viele dieser Bomben!
Ein vollständiges Entsorgen, sehe ich als Illusion an.

An die "Alten" ihr habt Schuld!
Aber keine Angst, wir sind auch nicht besser,:Mauer:
aus Fehlern lehrnen, kommt nicht in Frage.

Steinbeißer

Mattes
24.01.11, 12:01
Hallo Steinbeißer,

beleuchtenswertes Thema, schwieriges Thema.

Dein Bedenken das Kind, bzw. das Gewässer nicht beim Namen zu nennen lässt uns ein kleines Stück den Weg der "Alten" gehen.

Da gibt es zum einen die Frage der Schuld. Die Ist-Situation und der Umgang mit ihr. Die Möglichkeiten überhaupt an verwertbare, sicher Ergebnisse zu kommen und letztendlich der Weg und die Möglichkeit des Wandels.

Mein Beispielfluss liegt vor meiner Haustüre. Am Oberlauf gab es zur 19. Jahrundertwende reichlich Textilindustrie. Seinen Höhepunkt fand das Gewässer in seinem biologischen Tod. Die Anstrengungen diesen Umstand wieder ins Lot zu rücken bestehen aus dem Bau von Klärwerken und Renaturierungen. Die Wasserqualli ist gestiegen, Leben wurde wieder möglich und heute gibt es wieder 25 Arten im Wasser. Optisch sehr nett.

Diese ganzen Bemühungen haben das Sediment natürlich unangetastet belassen. Was dort schlummert möchte man vielleicht gar nicht wissen. Welche Möglichkeiten habe ich denn als Privatmann dies zu prüfen? Die Kosten für eine Analyse einer Sedimenteprobe kann ich nur erahnen. Habe ich diese dann aber tatsächlich einmal in Auftrag gegeben, kann ich sie nur für mich verwenden, da sie vermutlich angreifbar ist und von Gegenanalysen aufgehoben werden kann. Als Fazit würde vermutlich ein Verzicht auf Aal (längstens aus anderen Gründen obsolet) oder anderen "Grundwühlern" das richtige Mittel der Wahl sein. Bei Wanderern weiß ich aber auch nicht woher sie gerade geschwommen kommen und wie es dort die Beschaffenheit einer chemische Analyse aussieht.

Nun nehme ich mal die Position eines Lokalpolitikers ein. Meine Mittel sind begrenzt, mein Haushalt auf Jahre im Minus. Nun legt mir ein Angler, eine Genossenschaft oder sonstwer ein Gutachten vor, dass Gewässer xy sanierungsbedürftig sei. Schlaglöcher, Kitaplätze, die Sanierung des Rathauses stehen an. Woher die Mittel nehmen? Die Amalgamfüllung im Zahn stiftet solange keine Unruhe, solange ich sie unberührt lasse. Da suche ich doch mein Heil lieber in der Unberührtheit.

Gegen das direkte Einbringen von Schadstoffen würde heutzutage vermutlich jeder sofort Amok laufen und es würde zügig unterbunden werden. Was aber ist mit dem, was heute immer noch akzeptiert wird. Landwirte, die bis an den Gewässerrandstreifen die Gülle ausbringen? Kein Schwermetall, aber dennoch fatal für unsere Gewässer. Um bei meinem Beispielfluss zu bleiben, so habe ich im letzten Jahr einen großen See mit den Ausscheidungen aus einer Silageanlage vorgefunden. Der See dümpelte keine 10 Meter vom Ufer entfernt. Die Flüssigkeit stand großflächig in schwarz/grün auf der Wiese und versickerte munter. Ich habe das ganze dokumentiert und gemeldet. Es ist nicht passiert. Niemand hat sich dafür interessiert. Ich habe mich massiv über mich selbst geärgert, nicht mehr unternommen zu haben. Diese Jahr wird sich dies ändern. Ich werde weiter beobachten und diesmal an anderer Stelle vorstellig werden.

Hier mal ein paar Eindrücke:

881


883


884


882

Im Hintergund kann man den Flussverlauf erahnen. Es sind vermutlich weniger als die angegeben 10 Meter.

Der Siedler
24.01.11, 12:02
Moin Steinbeißer,

ich kann Deinen Ärger und Unmut verstehen, sehr gut sogar, aber sollte man nicht in diesem Forum einfach nur sachlich bleiben?

Wir hatten gestern unser Jahres-Haupt-Versammlung, jetzt bin ich offziell GW. Nach dem was da einige von sich gegeben haben, weiß ich nicht ob man mir gratulieren sollte, oder das Beileid ausprechen müßte. Aber hilft uns das hier? WIr wollen doch Dinge verbessern und nicht nur heulen. :;:

Zu den Schadstoffen,
wie ermittelst Du die Werte? Eigenes Labor? oder schickst Du Sachen ein?

Schöne Grüße
Hagen

Steini (verstorben am 06.09.2019)
24.01.11, 15:32
Ich hab nicht geheuelt, das war sachlich!

Nein die Proben sind offiziel gemacht worden.
Teilweise wurden sie gemacht, um Gewässer entschlammen zu können.
So etwas ist selbst nicht möglich, wegen der Glaubwürdigkeit.

Ist alles als Wahrnung zu verstehen, was da so schlummert.

Glückwunsch zum Gewässerwart!
Gib einfach dein bestes, dann wird man dich anerkennen und in Ruhe machen lassen.

Thomas
24.01.11, 16:15
Für dieses Thema möchte ich einfach mal an unsere westberliner Verhältnisse vor der Vereinigung der beiden deutschen Teilstaaten erinnern.

Die Havelfischer (deren Spezialität und einer der Brotfische: der Havelzander) mussten auf Geheiß der Senatsverwaltung ihre Fänge auf Sondermülldeponien entsorgen, sie wurden über Senatsgelder entschädigt.

Diverse HMÜen (Höchstmengenüberschreitungen) ließen Verkauf und Verzehr der Fänge nicht zu, darunter PCB (polychlorierte Biphenyle), Lindan (http://de.wikipedia.org/wiki/Lindan)(ein Insektizid) und natürlich sog. Schwermetalle wie bspw. Blei, Quecksilber oder Cadmium.

Mit dem Einzug versierterer (westlicher) Umwelttechnik, Herstellungsverboten stark belastender Stoffe sowie generellen Eintragsminderungen verbesserten sich die Bedingungen deutlich.

Heutzutage können die Havelfischer ihr Produkt Havelfisch wieder unbesorgt an den Endverbraucher bringen, die Spezialität ist wieder eine.

Ich kenne solche Belastungsspitzen also noch aus meinen anglerischen Jugendjahren.

Was im Sediment von Flüssen und Seen noch so alles schlummert, ist dabei eine ganz andere Frage.
Leseprobe (http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/17742/)

Zudem haben sich die Anforderungen an die Wasserreinheit, also auch die Trinkwasserreinheit, gewandelt.
Als Schlagwörter mögen Hormonrückstände aus Arzneimitteln oder die noch unbekannten Gefahren herhalten, die von eingetragenen Nanopartikeln ausgehen.

Eine großflächige Sedimentsanierung scheint mir aus reinen Kostengründen heraus nicht wahrscheinlich, obwohl sie notwendig erscheint.

Fazit: Menschliche Sünden haben immer einen Bumerang-Effekt auf den Menschen selber.
Hoffentlich schafft man es, in Zukunft neue Sünden weitgehend zu vermeiden ... denn die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Albert
26.01.11, 19:55
Habe einen Vortrag mit einer 46 seitige PP-Präsentation vor 45 Zuhörer letztes Jahr in Hannover gehalten. Neben Problematiken bei Tiefseefischen, Aquakultur, Purine, Aaldepression, Fischbestände weltweit, Omega 3 mit neuesten negativen Studien auch über Schadstoffe in Süß-und Salzwasser.
Mal ein Auszug:

Aussage der Chemical Abstracts Service (CAS) von der American Chemical Society:
Die Anzahl der in CAS aufgenommenen Abstracts steigt weiterhin rasant an.

Aktuelle Zahlen der immensen Informationsflut:
- 20.000.000 chemische Verbindungen sind derzeit registriert - 500.000 chemische Verbindungen kommen pro Jahr hinzu - 600.000 Veröffentlichungen erscheinen pro Jahr im Bereich Chemie

Z.B.
Neuartige Nanostoffe wie Silberoxide und bromierte Löschmittel
Pentachlorphenol = PCP
Herbizide wie Roundup
Pyrethroide = eines von hunderten Insektiziden
Polycyclische aromat. Kohlenwasserstoffe = PAK
Polychloride Biphenyle = PCB
Chlorparaffine ,Lindan, Dioxine, PDA
Quecksilber,Cadmium …………………………………………………….
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Problem bei Quecksilber:
Allgemein sind Konzentrationen des Quecksilbers im Süßwasser weitaus höher
jedoch Meerestiere stärker mit Methylquecksilber belastet als Süßwasserfische.
- Verzehr von Tieren wie Thun, Makrele , Schwertfisch oder Heilbutt größeres Gesundheitsrisiko.
Quecksilber in Süßw. wird besser abgebaut als in Salzw. Schuld daran ist das Salz

Im Süßwasser durch Sonneneinstrahlung hochreaktive Sauerstoffverbind. aktiviert, die alle Arten von chemischen Verbindungen aufbrechen können. In diesem photochemischen Prozess wird das Methylquecksilber in weitaus weniger giftige Bestandteile zerlegt.

Anders in Ozeanen . Quecksilber im Meereswasser fest mit dem Salz verbunden , Molekülverbindungen nur schwer mit Hilfe des Sonnenlichts zu spalten.

Wird von Meeresbewohnern aufgenommen und gelangt in Nahrungskette. Fische und Schalentiere lagern Methylquecksilber in ihren Organen ein.
Hauptquelle für vom Menschen mit der Nahrung aufgenommenes Quecksilber.
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- Klärwerke auf neuesten Stand haben keine Chance bei molekular festen chem. Verbindungen !
- Hauptklärung von Phosphat , biol. Ammonium und Phenolen (Bedingt) durch Kies , Eisen (III) Chlorid und Aktivkohle. Desweiteren Belebtschlammbakterien, Quarzmehl und Ozon.

- Östrogene Hormone der Antibabypille sorgen für ein Verweiblichungspotential bei männlichen Fischen im Süsswasser.
(Themse 2003 ) (Eawag 2009) GB, Schweiz, Austria,Germany.


Hormonaktive Stoffe („endokrine Disruptoren“) in der aquatischen Umwelt stellen eine potenzielle Gefährdung für die Gesundheit und das Überleben von Fischpopulationen dar.
Das FIWI (Schweiz) führt Untersuchungen zur aktuellen Situation der Belastung von Fischen aus Schweizer Gewässern mit endokrinen Disruptoren, speziell mit östrogen wirksamen Stoffen, durch.

Studien hatten bereits gezeigt, welche Folgen das Frauenhormon Östrogen im Wasser hat:
Männliche Fische verweiblichen.
Im Extremfall bis zur kompletten Geschlechtsumwandlung der Tiere.
Diese Studien legten den Verdacht nahe, dass Östrogenspuren im Wasser auch für die messbar nachlassende Fruchtbarkeit von Männern in Europa verantwortlich sind.

Forscher sind sicher , dass die Hormone der Antibabypille mit dem Ausscheiden von Frauen-Urin in die Flüsse gelangen.
Da die Unfruchtbarkeit der Briten dramatisch zunimmt und das Trinkwasser auch aus den Flüssen gewonnen wird, sorge man sich zu Recht.


Und wie belastet das Chinesische Meer ist kann sich jeder vorstellen.
Das Schadstoffe von dort auch an Küsten Europas gelangen ist gar nicht so abwegig.

Der Weg der Badeenten (http://www.sueddeutsche.de/wissen/meeresforschung-quietscheentchen-auf-hoher-see-1.912309)

Da ich frei gesprochen habe, hab ich nur meine Schlagzeilen hier kopiert.