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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gewässer vom Eis befreien?



Alexander
30.01.11, 09:51
Hallo Zusammen,

nachdem unsere Kiesweiher (1,3 und 3,5ha) nun schon seit Wochen unter Eis liegen, mache ich mir langsam Gedanken darüber, ob sich das für unsere Fische negativ auswirken kann?

Eigentlich war ich ja froh, dass die Weiher schon so früh (November) zugefroren sind, da dadurch der Kormoran keinen Zugriff mehr hatte. Aber jetzt?

Würde es reichen, an einigen Stellen das Eis zu entfernen? Oder würde man damit nur die Fische unnötig mobilisieren?

Wie handhabt ihr das an euren Gewässern? Ach ja, die Weiher sind im Durschnitt 4m tief.

Noch einen schönen Sonntag
Alex

Der Siedler
30.01.11, 11:28
Ich denke, damit richtest Du dann richtig Schaden an. Fische die ihren Biorhythmus auf Winter eingestellt haben, werden wach und erhöhen ihren Stoffwechsel.
Wir haben einen See, der jedes Jahr durch Schlittschuhläufer belästigt wird. Und jedes Jahr gehen wir hin und sammeln die Kadaver verendeter Fische dort ein um sie zu vergraben.
Alle anderen Seen haben dies Problem nicht.
Wenn der See so flach ist und reichlich überbesetzt und ein Sauerstoffmangel bestehen könnte, dann kann man zum nächsten Winter hin, Luftröhren einfrieren lassen. Alles andere ist bis dahin der natürliche Lauf des Lebens.

Thomas
30.01.11, 11:59
Das Schneiden von Eisfenstern ist eine Notmaßnahme ... die nur dann angebracht erscheint, wenn wirklich ein Fischsterben zu befürchten ist.

Wenn auf der Eisfläche viel Schnee liegt (und sie betretbar ist), kann auch größerflächiges Räumen des Schnees helfen.
Dadurch würde wieder mehr Licht in's Gewässer einfallen, das für Photosyntheseprozesse zur Verfügung steht.

Mattes
30.01.11, 12:22
Ein Fachmann beschrieb mir das Aufhacken der Ränder zur Belüftung als Wahl zwischen Pest und Cholera. Die Unruhe die in den See gebracht wird, hat eine enorme Scheuchwirkung.

Als Empfehlung wurde mir das Streuen von nassem Splitt an die Hand gegeben, um die Schlittschuhfahrer um ihren Spaß zu bringen. Das Umweltamt meiner Stadt hat dem aber einen Riegel vorgeschoben, da niemand über die Zusammensetzung des Splitts kundig war. Zudem, was wenn sich jemand genau deshalb verletzt.

Was man auf keinen Fall tun sollte, ist die altbekannte Methode des Einbringens von Heuballen. Diese zehren nur weiteren Sauerstoff.

Das was Thomas sagte ist aus meiner Sicht das einzig Vernünftige. Die Flächen vom Schnee befreien. Dies aber nur unter 100%er Absicherung der eigenen Person und mit einer seetüchtigen Schwimmweste gerüstet. Die Feuerwehr leiht ggf. Material.

Noch besser ist es zu wissen, was unter der Oberfläche passiert. Also ein regelmäßiges Monitoring der Sauerstoffwerte. In den Morgenstunden, wenn der Verbrauch in der Nacht seinen Höhepunkt erreicht hat.

Hier noch einmal die Anempfehlungen von Werner Baur/VDSF für ein solches Szenario.

http://www.ig-gersprenz.de/Fischschutz/Teiche%20im%20Winter.PDF

Alexander
30.01.11, 18:56
@all

Vielen Dank für die Tipps und Hinweise.
Aber die Sauerstoffwerte kann man doch nur bei 20Grad messen?

Gewässerbewirtschaftung ist wirklich ein "weites Feld"

Petri
Alex

Thorsten
30.01.11, 20:03
Die Sauerstoffwerte kannst du immer messen.
Das Einzige, wo mir 20*C in Verbindung mit dem Sauerstoff bekannt sind, ist beim BSB2 bzw BSB5 (http://de.wikipedia.org/wiki/Biochemischer_Sauerstoffbedarf).

Ansonsten kannst du wie gesagt immer messen, solange das Wasser nicht in kristalliner Form vorliegt.

Mattes
30.01.11, 21:19
Stimmt. Sauerstoff messen ist immer drin. Lass dir vom Verein ruhig mal 80 Euro auslegen und versorge dich mit ein paar Tröpfchentests. Die geben auch bei Sauerstoff verwendbare Daten an. Man kann zwar bei der Farbskala schon mal um ein mg/l daneben liegen, aber man bekommt schon brauchbare Anhaltspunkte.

Digital messen ist dann ratsam, wenn es eng wird und die Werte bedrohlich werden. Die Messgeräte liegen aber dann oft bei mehreren Hundert Euro.

Wenn du ein Loch ins Eis getrieben hast, kannst du mit einem (1/4 Zoll) 2 Meter Rohr tief ins Wasser stechen. Daumen drauf und raus gezogen, dann Daumen weg und langsam in ein Behälter fließen lassen und messen. So bekommst du Werte, die nicht dicht unter der Oberfläche genommen wurden.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
31.01.11, 03:41
@all

Vielen Dank für die Tipps und Hinweise.
Aber die Sauerstoffwerte kann man doch nur bei 20Grad messen?

Gewässerbewirtschaftung ist wirklich ein "weites Feld"

Petri
Alex

Je Kälter das Wasser, desto mehr Gase können im Wasser gespeichert werden.
Eine Sättigung wird dann als 100% angegeben.
Gelangt weiteres Gas ins Wasser können kurzfristig auch höhere Konzentrationen erreicht werden z.B 106%, jetzt bilden sich kleine Bläschen und diese 6% steigen an die Oberfläche und werden ausgetragen.
Themperatur und Druck bestimmen also die Gasmenge die im Wasser gelöst werden kann.
Wichtige Parameter für die Sauerstoffbestimmung sind deshalb die Themperatur und die Menge an Sauerstoff.
Nun kann errechnet werden wie hoch die Sättigung ist.
Aus diesem Grund, treten Fischsterben aber oft auch bei hoher Wasserthemperatur und Tiefdruckwetterlage auf.
Die Menge an möglichen Sauerstoff ist gering und der Stoffwechsel im Gewässer sehr schnell.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sauerstoffs%C3%A4ttigung_(Umwelt)

Die Messung des BSB macht man um organische Belastungen im Wasser zu ermitteln.
Hier wird der Sauerstoffverbrauch ermittelt.
Da aber der Stoffwechsel und Sauerstoffgehalt mit der Themperatur zusammen hängen, brauchen wir da eine Versuchsthemperatur.
(und Dunkelheit, da sonst O² in der Probe produziert wird)

Günter
13.11.12, 21:59
@all

Vielen Dank für die Tipps und Hinweise.
Aber die Sauerstoffwerte kann man doch nur bei 20Grad messen?

Gewässerbewirtschaftung ist wirklich ein "weites Feld"

Den Sauerstoffwert kann man bei jeder Temperatur messen, die Temperatur regelt nur den Sättigungswert.


@Mattes
Statt Split geht auch Sand.

smithie
14.11.12, 12:34
Wenn du ein Loch ins Eis getrieben hast, kannst du mit einem (1/4 Zoll) 2 Meter Rohr tief ins Wasser stechen. Daumen drauf und raus gezogen, dann Daumen weg und langsam in ein Behälter fließen lassen und messen. So bekommst du Werte, die nicht dicht unter der Oberfläche genommen wurden.

Macht Du das auch bei normalen Probenentnahme (ohne Eis bzw. nicht O2) so?
Oder wie nimmst Du dann die Proben?

Mattes
14.11.12, 12:56
Hi,

um Mischwasserproben zu erhalten mache ich dies oft so. Allerdings der besseren Handhabe wegen mit einem 1,20 m Rohr. Die Sauerstoffmessung führe ich heute mit langer Sonde am Messgerät durch.

smithie
14.11.12, 13:15
Hi,

um Mischwasserproben zu erhalten mache ich dies oft so. Allerdings der besseren Handhabe wegen mit einem 1,20 m Rohr. Die Sauerstoffmessung führe ich heute mit langer Sonde am Messgerät durch.

Ist die Entnahme einer Mischwasserprobe die "übliche" Variante der Probenentnahme?

Mattes
14.11.12, 16:02
Das Problem des Messens ist doch jenes, dass man immer nur Momentaufnahmen erhascht. Schon unterschiedliche Tageszeiten ergeben vollkommen andere Werte. Alleine deshalb ist es sinnvoll so oft wie möglich zu messen, um eine verfolgbare Kurve zu erhalten und den Verlauf im Blick zu haben.

Wenn ich dann noch verschiedene Messpunkte nehme und nicht nur den vom Ufer xy, sonder Uferabschnitt 1, 2, 3, Seemitte, Bucht, Zulauf, etc. und diese dann durchmische habe ich einen verlässlicheren Wert als die punktuelle Methode. Dadurch, dass ich dabei das Rohr benutze, habe ich dann auch noch eine Wasserprobe, die den Querschnitt von der Oberfläche bis zu 1,2o Tiefe repräsentiert.