PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Springkraut, drüsiges (Impatiens glandulifera)



Mattes
05.03.11, 11:11
Drüsiges Springkraut

http://www.gw-forum.de/attachment.php?attachmentid=609&d=1290687602

Systematik: (http://www.gw-forum.de/showthread.php?148-Einf%C3%BChrung-in-die-Biologische-Systematik-%28Taxonomie%29)

Klasse: Zweikeimblättrige (Dicotyledoneae)
Ordnung: Storchschnabelartige (Geraniales)
Familie: Springkrautgewächse (Balsaminaceae)
Gattung: Springkräuter (Impatiens)
Art: Drüsiges Springkraut

Wissenschaftlicher Name: (Impatiens glandulifera)

Synonyme: Indisches Springkraut. Aufgrund der orchideenartigen Blüten und seinem bevorzugten Standort entlang der Flüsse, werden häufig auch Namen vergeben wie zum Beispiel Wupperorchidee.

Beschreibung:

Einjährige, bis 2 Meter (i.d.R. 1,5 Meter) hohe Pflanze mit langen, gegenständigen, bis zu 25 cm langen, scharf gezahnten Blättern. Rötlich/violett, rosa bis weißliche Blüten, die in aufrechten Trauben wachsen. An den rotbräunlichen Strengeln bilden sich knubbelige Gelenke.

Die Blütezeit beginnt in Juni und endet mit den ersten Frost.

Vorkommen/Einwanderung:

Keine Vorkommen in Gebieten mit trockenem Boden. Die Pflanze benötigt für ihren schnellen Wuchs viel Feuchtigkeit. So beschränkt sich ihr Vorkommen in unseren Regionen auf Bach- und Flussufer, Feuchtwiesen und regelmäßig gewässerte Gärten. Sie liebt halbschattige Standorte.

Eigentlich wäre das Springkraut eine gern gesehene Pflanze. Sie wird von unserer Insektenwelt freudig angenommen. Ihre hohe Produktion sehr zuckerhaltigen Nektars lässt sie zum Anflugsmagneten für Bienen und Hummeln werden.

Allerdings handelt es sich beim Springkraut um einen invasiven Neophyten, der sich auf Kosten unserer heimischen Flora verbreitet. Sie führt ihren Siegeszug an unseren Gewässern bereits seit 1900 und ist nicht mehr rückgängig zu machen, so dass sie bereits als neu eingebürgert bewertet wird. Heute ist das Drüsige Springkraut in ganz Europa verbreitet.

http://www.gw-forum.de/attachment.php?attachmentid=588&d=1290675828

Eingeschleppt wurde sie aus Indien und dem Himalayagebiet. Über England (1839) nahm sie ihren unaufhaltsamen Siegeszug auch nach Deutschland. Hierzulande vorangetrieben unter anderem durch Imker, die sie wegen ihrer großen Blüten und dem vielen Nektar favorisierten. Als Zierpflanze wurde sie gerne in unseren Gärten angesiedelt.

Fortpflanzung:

Die Samenkapseln bauen während der Reife einen hohen inneren Zelldruck auf. Durch Berührung (Finger, Regentropfen, Wind) sprengen diese auf und die bis zu 9 Samenkörner pro Schote, werden bis zu 3,5 Meter weit geschleudert. Pflanzen, die diese Art der Verbreitung beherrschen nennt man auch Saftdruckstreuer. Eine Pflanze liefert bis zu 4000 Samen.

Wie die Pflanze nun an ihren Namen gekommen ist, bedarf wohl keiner weiteren Erklärung.

Durch den Umstand, dass die Samen schwimmfähig sind und sie ihren Standort gerne an Flüssen wählt, dienen die Flüsse auch der Verbreitung der Pflanzen. Planzen, die bei Überflutungen weggeschwemmt werden, können an anderer Stelle angelandet wieder Wurzeln fassen.

Problempflanze:

Frühblüher lassen sich kaum vom Springkraut beeindrucken, da das DS bis dahin kaum Abschattung entwickelt. Erst im Sommer setzt die verdrängende Wirkung ein. Dann wirkt sie sehr aggressiv. Springkraut ist sogar in der Lage Brennesseln zu verdrängen.

Verdrängt das Springkraut den heimischen Pflanzenwuchs an kleinen Bächen, bleiben im Winter keine Pflanzen zurück, deren Wurzeln auch in der kalten Jahreszeit überleben. Es entsteht Erosion und Instabilität der Uferböschungen.

Wer den drüsigen Springkraut begegnet, sollte es aus der Erde ziehen. Es lässt sich sehr leicht heraus rupfen. Am besten tut man dies, bevor neue Samenkapseln/Schoten gebildet worden sind, da man sonst eher zur Verbreitung beträgt. Die Pflanzenreste müssen allerdings geräumt werden, da sie am Boden liegend neue Wurzeln bilden und wieder austreiben können. Bei gemulchten Pflanzenteilen besteht die Gefahr hingegen nicht mehr.

Ferner geben die "Bachpaten Freiburg (http://www.bachpaten-freiburg.de)" folgenden Tipp:


Empfehlenswert ist die anschließende Aussaat von standortgerechten Pflanzen wie z.B. Mädesüß, Blutweiderich oder Gilbweiderich: sie bieten neben der Ufersicherung eine gute Herbsttracht für Bienen und viele andere heimische Insekten (insbesondere Wildbienen und Wildhummeln).

Heilwirkung:

In der Heilkunde wird das Springkraut für äußerliche sowie innerliche Anwendungen erwähnt. Innerlich erzeugt es Brechreiz. Äußerlich als Salbe angewendet soll es gegen Hämorrhoiden und Hautausschläge helfen.

Da die Funde zur Heilwirkung aber sehr selten im Netz sind, darf daran gezweifelt werden. Echte Untersuchungen sind gar nicht aufzutreiben. Erbrechen als heilende Wirkung dürfte eigentlich nur im Falle von Vergiftungen in Frage kommen.

Skepsis ist geboten.

Weitere Infos:

Es gibt auch ein heimisches Springkraut (Impatiens nolitangere). Dieses ist jedoch viel kleinwüchsiger und hat gelbe Blüten.


Quellen:

Natur-Lexikon.com (http://www.natur-lexikon.com/Texte/MZ/002/00141-Springkraut/MZ00141-Springkraut.html)
Bachpaten-Freiburg (http://www.bachpaten-freiburg.de/oekologi/neophyt/springfr.htm)

Albert
05.03.11, 19:03
Gut beschrieben ! Sind das Fotos von meiner Gera oder habt ihr das auch ?

Mattes
05.03.11, 19:20
Hallo Albert,

ja, sind deine. Darfst du auch gerne behalten. :lachen:

Doch wir haben hier genüge davon. Einer der die Verbreitung unterstützt bin ich selber. Bisher wüsste ich nichts über ihr invasorisches Leben. Im Garten stehen sie zu Hauf.

Allerdings ist nun damit Schluss. Seit Begehung deiner Gera sind mir die Augen aufgegangen. Und so schön sie sein mögen, werde ich ab diesen Jahr rupfen. Hat mich lange Diskussionen mit Schwiegermama gekostet.

Ein, zwei Pflanzen dürfen sich dieses eine letzte Jahr aber noch eine Galgenfrist erhoffen, der Fotos wegen. Ich will mal sehen, ob sich das springende Korn nicht auf dem Chip bannen lässt. Ein paar Bilder der Blüten brauche ich schließlich auch noch für dieses Portrait.

dat_geit
05.03.11, 22:08
Das Zeug ist auch bereits bei uns auf dem Vormarsch.
Aber wo wohl nicht?:hmm:

Mattes
05.03.11, 22:42
Hi Andreas,

weg bekommen wir sie wohl nicht mehr, wie so viele Arten.

Dennoch, den Kampf am Wasser sollten wir im Auge behalten.

Habe noch einen interessanten Artikel gefunden:

Das Springkraut – eine eurasische Erfolgsgeschichte (http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/?artikelID=20061004)

Aussage unter anderem:


Wo die schöne Inderin heimisch wird, wächst kein Gras mehr

Alexander
07.03.11, 09:58
Bei uns rückt sogar die Bundeswehr aus ...

<a href="http://www.honighaeuschen.de/index.php?id=82&tx_ttnews[tt_news]=6374&cHash=ad40c38b718b29d25395aa7c1fbe752c" Target="_blank">Unbeliebter Einwanderer aus dem Himalaya</a>


Petri
Alex

Albert
10.03.11, 20:38
Danke für die Links.
Richtig, das Springkraut breitet sich von oben nach unten in Fließrichtung an einem Fluss aus.
Habe mal meine Bilder gecheckt. Alle 3 weit unterhalb schon sporadisch im Startloch.

Mattes
10.03.11, 20:43
Die beste Weise für eine Rupfaktion am Fließgewässer, wäre wohl in Wathose, zwei oder vier Leute, die rechts und links verteilt sind und in der Mitte ein Boot, um es mit den Pflanzen zu beladen. Und dann, Strecke machen.

Und das Ganze dann konsequent 6 bis 7 Jahre durchhalten.

Dann hat man wieder 2 Jahre Ruhe. Der nächste Garten in dem es lauert ist sicher nicht weit entfernt. :heimtückisch:

wolfsangler
15.04.11, 21:43
Mattes, Albert, und Alex beansprucht mal nicht alles für euch, das Springkraut ist für alle da :Ironie:
Da die Gegend in der ich lebe extrem kälter als euere Ecke ist, dazu noch im östlichsten Zipfel wohne kommt das Sk. hier leider schon seit vielen Jahren vor.
Das es Brennnessel verdrängt stimmt nicht, wie es die Bilder unten beweisen.
Ich denke es kommt daher das wir hier sehr strenge Winter und die Brennessel im Frühjahr einen früheren Start hat, und das Springkraut etwas später austreibt.
Die Fotos entstanden Ende Juli 2010 an einem Bach ( Feisnitz ) der einen Vorstau und den Haupstausee ( Feisnitztalsperre ) speist.
Der Vorstau ist aber in privater Hand und Angler interessiert das Problem nicht.
Hier bei uns ist die Pflanze schon seit Jahrzehnten vertreten, doch keiner kümmert sich um diese eingeschleppte Plage.
Dieser Stausee ist ca 20km von Selb entfernt, doch eingeschleppte Neozoen und Neophyten kennen bekanntlich keine Grenzen und Entfernungen.
In unserem Verein hat sie jedoch noch kein Fuß gefasst, somit sind wir wohl noch einige Jahre davor geschützt .

Kleine Hilfe. Da das Springkraut aber 1 jährig ist , sprich die Pflanze geht im Winter kaputt , muß man die Pfl. nicht ausreißen, sondern es würde ausreichen sie mit der Sense vor der Fruchtbildung zu mähen. Ich würde die Blütenbildung abwarten, damit zumindest die Insekten daraus noch ihren Nutzen ziehen können.
1 Woche offene Blüten wären ausreichend und dann ab an die Sense.

1440

1441

1442

Mattes
15.04.11, 23:23
Danke für die Einmischung Wolfi,

ein paar Vetos/Gedanken:

Das sie Brennnesseln verdrängt, glaube ich schon. Kommt halt auf verschiedene Umstände an. Substrat, Temperatur, Lage, etc..

Sensen birgt die Gefahr der Fortpflanzung durch Teilung. Siehe Verbreitung durch Überflutung und einhergehender Abtreibung. Da halte ich Rupfen und kontrolliert kompostieren für die bessere Wahl. Oder sollten das Material auch abgetragen werden?

Danke dir für deine Bilder.

wolfsangler
17.04.11, 01:04
Die Nachtigall mal antworte :;:
Das Verdrängen der Bernnnessel hängt wohl doch von der Region ab wie weit die Nessel die Oberhand gewinnen kann. Die Bn. ist aber robuster als das Sk.
Das sensen des Springkrautes vor der Bildung der Samenspringkapseln dürfte aber kein Problem darstellen. Das Springkraut ist wie gesagt Einjährig und kann sich durch ungewollte Stecklinge normal nicht fortpflanzen.
Mattes eine Fortpflanzung durch Teilung der Triebe ( Beispiele = Weidensproße ) ist bei dieser Pflanze nicht möglich !
Selbst die Wurzeln sind nicht vermehrbar, wie es bei Brennnesseln, Teichrosen, Queckengras oder Girsch der Fall ist, denn all diese Pfl. sind mehrjährig und vermehren sich ausschließlich durch Rhizome ( Wurzelvermehrung , sprich Wurzelteilung )
Eine Vermehrung durch Teilung wie du es meinst, wäre vergleichbar mit der Wasserpest, das aber bei dem Sk nicht zutrifft.
Bitte um Info wenn ich mich irren sollte.

Albert
17.04.11, 10:30
Danke für die Links.
Richtig, das Springkraut breitet sich von oben nach unten in Fließrichtung an einem Fluss aus.
Habe mal meine Bilder gecheckt. Alle 3 weit unterhalb schon sporadisch im Startloch.

Hallo Wolfi,
ein Stück voller Springkraut, welches Mattes fotografierte, wurde im März bearbeitet. Ich werde beobachten, wie sich das entwickelt.
Das sich die Pflanze flussabwärts vermehrt, ist bei mir ein Fakt.
Oberhalb meiner Pachtstrecke kommt sie nicht vor.
Ich habe Gartenanlagen bei mir im Verdacht.
Die Vegetation auf dem 2. Foto in Mattes Vorstellung bestand fast ausschließlich aus dem Springkraut. Am Trampelpfad auch Gras.
Ich weiß, das es vor Jahren botanisch auf dem Stück anders aussah. An Brennessel hatte ich ungute Erinnerungen.

1465

Albert
30.07.12, 19:45
Gestern 20 km Kanutour auf der Saale. Von Großheringen bis Naumburg.
Die Ufer großflächig in Monokultur vom Springkraut besiedelt. Bis 3 Meter hoch.

5628

5627

5626

5629

Geronimo
06.08.12, 11:19
Hi, so oder so ähnlich sieht es bei uns momentan auch aus. Habe Den Eindruck, dass dieses Jahr sehr günstig für das SK ist. Dafür hat´s bei uns dieses Jahr kaum Bärenklau.

Grüße Geronimo