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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kapitale Hechte für Angler tabu



Albert
01.04.11, 20:12
Was ich heute in den Norddeutschen Neuesten Nachrichten über den See gelesen habe wird wohl kein Aprilscherz sein.
Da hat der LAV MV für den Groß Labrenzer See die Pacht gespart, da zuwenig heimische Angler den See beangeln und der Verpächter hat sich umgesehen.


Da nur noch relativ wenige einheimische Angler den See nutzten und der Preis, den der Verband an den Fischer zahlen sollte, dem LAV zu hoch war, schloss Piehl schließlich einen Vertrag mit den Hamburgern


Die Hamburger Angler begründen die Festlegung von Höchstmaßen mit der Hege. Die Laichfische sollen im See belassen werden, so der Vorsitzende des Karpfenangelclubs Carsten Röwe. "Wir wollen Nachhaltigkeit erreichen." Irgendwann müsste der Fischbesatz dann nicht mehr von außen geregelt werden, hofft er. Er spricht sich gegen eine maßlose Gier aus, möglichst viele Fische aus Seen zu holen

Große Laichkarpfen und Laichhechte vor der Gier der Angler schützen? In einem See von 262 ha, wo bisher die natürliche Ertragsfähigkeit von einem Fischer evtl.ausgeschöpft wurde?
Mit Mindest- und Höchstmaß. Um auf Besatz zu verzichten.
Für Besatzverzicht bin ich ja immer zu haben, aber ob dieser Weg der richtige ist zumal bei diesem exotischen Fischmix bezweifle ich.

Wie denkt Ihr darüber ?
Karpfenreproduktion, Hechtmortalität, Kannibalismus usw.


Kapitale Hechte für Angler tabu (http://www.nnn.de/nachrichten/home/top-thema/article/1715/kapitale-hechte-fuer-angler-tabu.html)

Pachtgewässerordnung (http://www.deutscher-karpfen-angelclub.de/pachtgewaesser.htm)

Mattes
01.04.11, 20:28
Nachhaltigkeit beim Karpfen? Von einem „Deutschen Karpfen Angelclub“? Nachhaltigkeit durch Höchstmaße?

Doch Albert, das ist ein Aprilscherz.

Das ist doch nichts anderes als die Legimitation für C&R unter einem Deckmantel einer Pseudohege.

Wenn das Beispiel Schule macht und man damit durchkommt, dann Mahlzeit. Aber die Frage ist ja, ob sie damit durchkommen. Kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Dafür müsste im Falle des Karpfens ja auch erst mal die Reproduktion nachgewiesen werden (Zitat: „der See … sei sehr tief“). Zudem noch über Ertrag entnommen werden, was ich mir gerade beim Karpfen kaum vorstellen kann.

Die anderen Arten haben vermutlich nur Alibifunktion, um den Fokus vom Karpfen abzulenken.

Und dann wieder dieser ewige Quatsch mit den Genen.

Ich kenne die Landesgesetzt nicht. Müsste ich mal nachlesen. Kann m.E. aber nicht koscher sein.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
01.04.11, 20:49
Sehr spannend!
Sollte wirklich ein Umdenken beginnen?
Ich denke nein, es geht sicher nur darum große Fische zu fangen. :Hauen:

Was den Karpfen angeht :lachen:, der wird sich ohne Besatz sicher nicht halten und 60 cm Fische sind nun wirklich keine Ausnahme.

Beim Hecht, sehe ich dieses anders und halte es für sehr vernünftig.
Alte Fische mit alten Menschen zu vergleichen zeigt nur wieder völliges Unverständnis der Gegebenheiten. :Klatsche:
Wenn schon den Vergleich zu den Menschen, dann bitte zu der Körpergröße da Fische ja nicht aufhören zu wachsen oder sich fortzupflanzen.
Vergleich: Alle Menschen über 1,5 Meter sind zu alt...Schwachsinn.
Dann kann man auch im Regenwald alle alten Bäume fällen, damit die Anderen mehr Licht erhalten und schneller wachsen.
Nur gibt es dann bald keine Großen Baumarten mehr und der Wald ist ein Anderer.

Ich bin nicht gegen Mindestmaße aber Fenstermaße erscheinen mir besser.
Klar, nur wenn es nicht nur um die Menge der Fänge, sondern auch um die Natürlichkeit der Gewässer ankommen soll.

Hat aber bei gleichzeitiger Berufsfischerei wohl wenig Sinn.

:Bravo: Mutig ist es aber schon, etwas neues zu machen.

Albert
01.04.11, 20:55
Und dann wieder dieser ewige Quatsch mit den Genen.

Weibliche Gene Mattes. Männchen werden rausgeangelt und werden genetischer Luxus da sie im Fanglimit sind. :grins:
Kämpfe um Weibchen sind ja die Vorrausetzung zur Weitergabe von gesunden Genen.
Und die erwiesenen ausgedehnten Wanderungen von etlichen Km bei Großhechten sehe ich das Problem der Kannibalisierung.
Zum Glück ist der See riesig, die in späterer Zeit zahlreichen Großkarpfen werden Schlei und Weißfisch nicht ernsthaft verdrängen können, aber für Ungleichgewichte sorgen.
Aber was wäre, wenn wir unbedarften GW das an unseren Kiesseen kopieren würden ?
Ich sehe das wie Du sehr problematisch.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
01.04.11, 23:20
Tja sicher werden die Milchner dann besonders reduziert das ist sicher richtig.
Aber bei normaler Bewirtschaftung geschieht das mit den Rognern.
Jeder Eingriff hat eben auch Folgen.:hmm:
Einen wirklichen Kampf der Milchner um die Rogner beim Hecht gibt es aber nicht.

Was die Erbanlagen angeht läuft die Anpassung bei den Fischen ungleich schneller ab mit negativen aber auch Fehler ausgleichenden Folgen.

Da die Natur mit zigtausenden Tieren gleichzeitig experimentiert und viele Arten sehr schnell die Geschlechtsreife erlangen.
Hundert Jahre bei Fischen sind mit Jahrtausende bei Säugern gleichzusetzen.
Meine Meinung
Sehr spannend sind da die Buntbarsche in Afrika, da entstehen standig neue Arten.
Nicht in Jahrtausenden, nein in Jahrzehnten und auch noch schneller.

Ich denke, mit einem reinen Mindestmaß schaffen wir die Voraussetzung für die Zucht kleinwüchsiger Fische. Das gleichen wir aber wieder durch Besatzfische aus.
Optimal ist das sicher nicht und besonders die Großhechte sorgen auch dafür das die Bestände nicht überaltern oder sich kranke Fische lange im Gewässer aufhalten.
In unbefischten fischreichen Gewässern sind Meterhechte nicht selten und bei Euch..?
Bei uns sind sie kaum vorhanden.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
02.04.11, 14:54
:hmm:..Mag sein das ich auf das Thema etwas überreagiere.:grins:
Karpfen oder auch die Forellen in dem See haber keine eigendliche Aufgabe...Besatzfische halt. Ob da überhaupt Mindestmaße nötig sind ist fraglich.
Ob nun der Laicherfolg der Großhechte größer oder geringer ist...unwichtig.
Auch die Zucht von Kleinhechten.. unwichtig, die wurde bei verschwinden der Fischerei in 10 Jahren verdrängt werden.
Zu diesen Themen wurde genug untersucht und geschrieben.

Was ich aber vermisse, sind die Auswirkungen die fehlende Großhechte entstehen lassen.

Wie beim Wald, wo große Bäume fehlen damit der Wald schneller wächst.
Da fehlen dann die Pflanzen die Schatten benötigen.

Plomann berichtete in einem seiner Bücher über die Angelei in der Mongolei (0,2 Einwohner Km²) auf Salmoniden.
Nichts mit Alterspyramiede, große Fische, wenige mittlere Fische und sehr viele Kleine.
Hat mich sehr zum Nachdenken gebracht.
Wenn so der natürliche Bestand bei Raubfischen ohne Fischerei ausschaut, sollte das was wir so treiben mit einem natürlichen Bestand wenig zu tun haben.

Man findet oft die Großhechte würden den Nachwuchs fressen so das die Regulatoren der Weißfische fehlen.
Ääää.. das fressen der Kleinen erledigen wohl eher die Halbstarken, da beide auf Unterstände am Rand angewiesen sind.
Ich denke gerade die Großhechte bewirken einen starken Nachwuchs, da sie die Halbstarken auslichten. Wirkung wäre dann, das mehr sehr junge Weißfische verschwinden und kein Hechtbesatz nötig ist. Gleichzeitig würden andere Arten ausgelichtet und ein Überaltern dieser vermieden.
Aus diesem Grund ist Überbestand bei Hechten dann nicht möglich.
Überbestand bei sich selbst erhaltenen Arten...:totlachen:
da kann man alles mit begründen.

Aber Achtung, zeigt immer auch Fehler in der Bewirtschaftung, weil Überbestand so natürlich nicht möglich ist.

Geht es aber um den Hecht-Ertrag sind die Großen untragbar, gewaltiger Grundumsatz um nicht zu verhungern und dann fast 30 kg Futter um weiter um 1 Kg zu wachsen.
Sehr junge Hechte benötigen hier für etwa 5 Kg die sollte man ernten wenn es um Masse geht.

Das war Hecht
Beim Zander und Wels sollte dieses wegen der Brutflege noch entscheidener sein.
Bei Großzandern flüchten dann auch Taucher.
Sicher spielt aber nicht nur die Eiquallität eine Rolle sondern auch die Erfahrung, der Platzwahl, des Partners und anderer Faktoren. So etwas kann man im Labor nicht untersuchen.
Ja, ja...ich traue den Fischen viel zu aber sonst wären sie längst ausgestorben.

Wird sicher nicht alles richtig sein was ich geschrieben habe aber darüber nachdenken sollte man schon.

Gruß vom Steinbeißer,
verschwinde jetzt zum Würmerbaden.

Thomas
05.04.11, 15:21
Zu dem Thema wollte ich schon seit ein paar Tagen etwas schreiben, heute komme ich nun endlich dazu.

Für einen Aprilscherz scheint mir das Thema nicht öffentlichkeitswirksam genug zu sein ... man könnte aber durchaus daran denken.

Macht sich hier wirklich eine C&R-Fraktion breit?

Wenn ich den Stand ehemaliger Diskussionen noch stimmig präsent habe, gibt es Untersuchungen, die gerade den erhöhten Reproduktionserfolg älterer (größerer) Fische belegen wollen.
Die Untersuchungen behandelten meines Erachtens aber größtenteils oder fast hauptsächlich Meeresfischarten, deren Ergebnisse (für meinen wissenschaftlichen Geschmack ziemlich willkürlich) einfach auf Süßwasserarten übertragen wurden.

Allzu oft wird auch einfach vergessen, dass Altfische zum Arterhalt bereits viel beigetragen haben, sonst wären sie auch nicht so alt/groß/schwer geworden. Sie sind an den evolutiv gegenwärtig herrschenden Selektionsdruck gut angepasst und haben sich deshalb durchsetzen können.

Diese bestens angepassten Gene haben sich aber über jeden Ablaichvorgang im Genreservoir der gesamten Population bereits angereichert.
Das heißt im Umkehrschluss, dass die Altvorderen, im Fallbeispiel Großhechte, nicht zwangsläufig besonders schützenswert sind.

Das Arbeiten mit Mindest- u. Höchstmaßen kann sinnvoll sein, z.B., wenn man vor einer komplett gesprengten Alterspyramide in einem Gewässer steht.
Eine permanent-dogmatische Anwendung erscheint mir aber nicht sinnvoll, sondern verstärkt allenfalls den C&R-Beigeschmack.

Die wenigen Informationen, die dem Artikel zu entnehmen waren, lassen also durchaus den Schluss zu, dass ein paar C&Rler einen großen See gepachtet haben und sich nun vereinsintern ungestört austoben wollen.

Hoffen wir, dass dem nicht so ist.

Albert
05.04.11, 18:54
Sehe ich auch so Thomas.
Die Aussage, auf Besatzfische ( in dem Falle Hecht) verzichten zu wollen, halte ich bei der Größe von über 260 ha für wenig fundiert sprich plausibel.
Nicht einmal die natürliche Ertragsfähigkeit dürfte bei der bisher spärlichen Beangelung auch nur angekratzt sein. Geschweige denn die Alterspyramide.

Und was ist, wenn das von Vereinen als Beispielgebend für Kiesseen von bis zu 20 Ha
zielführend herangenommen wird ?

dat_geit
05.04.11, 22:51
Puh......da möchte ich mal gerne wissen, was Robert als Fischereibiologe vom Landesverband dazu sagt.
Werde ihn mal Mitte Mai bei einer Fortbildung dazu befragen.
Meine Meinung deckt sich mit euren Anmerkungen:down:.
Das geht schief......vielleicht übernehmen die bald auch noch Seen in Bayern, weil das ja quasi auch gleich um die Ecke ist......:Klatsche:

dat_geit
06.04.11, 07:12
Wie nötig die unten aufgeführte Maßnahme war, habe ich bereits in einigen Gesprächen mit Robert erfahren, wie jüngst Ende Februar auf der AFGN Tagung in Nortorf.

Der Angelsport-Verband Hamburg stellt erstmalig einen Biologen ein:



Seit dem 01. November 2010 ist der Fischereibiologe Robert Jankowski Angestellter des Angelsport-Verbandes Hamburg. Herr Jankowski ist bereits seit April 2010 als Referent für Umwelt und Naturschutz beim Verband tätig und hat im Rahmen seiner ehrenamtlichen Tätigkeit ein Konzept für die Bonitierung der Verbandsgewässer vorgelegt das die Einstellung eines Biologen erforderlich machte. Dank der Förderung durch die Fischereiabgabe der Hansestadt Hamburg ist es möglich, zunächst bis Ende 2011 befristet, dieses Konzept umzusetzen.

Robert Jankowski hat in Hamburg Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft studiert und verfasste seine Diplom Arbeit über juvenile Rapfen in der Tideelbe. Er war mehrere Jahre in verschiedenen Projekten für die Bundesforschungsantalt für Fischerei in Hamburg tätig. Sein Hauptarbeitsgebiet lag dabei in der Fischereitechnischen Abteilung, wo er neben der Teilnahme an Testreihen zur Entwicklung neuer Schleppnetze auf Dorsch, am Programm zur Reduzierung der Beifänge in der Garnelenfischerei mitwirkte.

Zeitweilig war er freiberuflich und ehrenamtlich mit Befischungen und Freilanduntersuchungen im Gebiet Hamburgs beschäftigt.

Robert Jankowski ist seit seinem sechsten Lebensjahr passionierter Angler und hat zum Anfang seiner Laufbahn mit einer Bambusstippe den Rotaugen nachgestellt.

Mittlerweile gilt sein anglerisches Interesse im Süßwasser eher Schleien und Hechten, im Salzwasser stellt er dem Dorsch nach. Im Hafengebiet geht er aber auch gerne mal auf Zander und Flunder los.

Robert ist fachlich genau der Richtige und auch Privat, wen wundert es leidenschaftlicher Angler, aber leider Einzelkämpfer und betritt viel Neuland bei den Vereinen.
Background ohne Roß und Reiter zu nennen, gab es große Vereine, die überhaupt keinen Gewässerwart besaßen......

Wen wundert dann der Aufhänger dieses Thread