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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zander, der Unbekannte.



Steini (verstorben am 06.09.2019)
25.06.11, 12:40
Der Zander erfreut sich einer großen Beliebtheit bei Anglern, Fischern und Verbrauchern.
In fast allen Gewässern wird er besetzt, obwohl er in weiten Teilen Deutschlands früher nicht heimisch war.
Verdammt, was weiß ich denn schon über diesen Fisch ?
Na sicher, ne Menge, aber auch gleichzeitig verdammt wenig.
Ich weiß, dass es sich um einen bodenorientierten Raubfisch des Freiwassers handelt.
Ich erlebe, dass er mit ausgebauten Gewässern wenig Probleme hat und dort auch recht gut abwächst.
In Gewässern, die dem Hecht zusagen, spielt er aber nur eine Nebenrolle.
Ich kann sie jährlich auf den Nestern beobachten und mir ist bekannt, dass die Brut sehr lichtempfindlich ist.
Ich kenne auch ne Möglichkeit, sie künstlich zu erbrüten, so dass viele gleichzeitig schlüpfen.
Auch, dass sie mitlerweile mit Trockenfutter gemästet werden...


Aber, was bewirkte das Verbreiten der Zander?

Gibt es unterschiedliche Stämme und wenn ja, wodurch unterscheiden sie sich ?

Die Weserzander sollen mal aus der Elbe eingebracht worden sein. So um 1930.

Ich kenne aus meiner Kindheit Weserzander, die ein sehr kleines Maul hatten, alles mittelgroße Fische mit einem kleinen Kopf.
Wenig später tauchte ein neuer Typ auf !
Sehr großes Maul und ich meine, nicht so hochrückig.
Das sind auch keine Kleinfischjäger mehr, selbst handgroße Fische werden auch von 60 cm Zandern genommen.
Der Typ breitete sich nun rasch aus und ist heute der Zander, der vorkommt.
Nette Fische, im Durchschnitt etwa 60 cm, oft über 90 cm und selten über 100 cm.
Große Zander über 90 cm haben wir nun viel häufiger als gleich große Hechte.
Was mich aber am meisten wundert, ist, dass sie recht spät ablaichen. Mai bis Mitte Juli, je nach Wetterlage.
Bei dem sehr großen natürlichen Verbreitungsgebiet sollten sie doch Stämme gebildet haben.

Weiß da Jemand etwas ?


Nur, völlig positiv war die Einbürgerung sicher auch nicht.
Mit dem Zander und dem Rapfen haben wir nun 2 Freiwasserjäger mehr, die abwandernden Jungwanderfischen nachstellen.
Einer am Grund und einer an der Oberfläche, kommt nun noch der Wels dazu, der aber überall und zu aller Zeit.
Rhein und Weser waren für Wanderfische mal sehr berühmt, von der Oder habe ich weniger gelesen.

Kann aber auch völlig andere Gründe haben.

STEINI

Taiga
09.12.11, 22:45
Hallo Steini
Ich hab mich gerade durch das Forum gewühlt, als ich deine Frage in Rot gelesen habe. Es gibt sicher andere Stämme beim Zander. Das ist der Wolgazander, der hier aber nicht heimisch ist. Irgendwer hat sie bei uns in den Mittellandkanal geworfen.? Ihm fehlen vorne die Fangzähne (Hundszähne) und die Maulspalte reicht bis zur Augenmitte. In der Seiteninie sind72-75 Schuppen. Er hat auch deutlich dunklere Streifen, 5-7 Stück bis zum Bauchansatz. Seine Rückenflosse ist sehr hoch, also höher als bei unseren Zandern. Niemand weiß genau, welche Auswirkungen sie auf den normalen Zander haben. Alle Wolgazander sind mitzunehmen. Ich habe auch Bilder, weiß aber nicht, ob ich sie veröffentlichen darf, weil sie von der IGM sind. Aber das Problem können wir bei Bedarf auch anders regeln. Gruß Taiga

Steini (verstorben am 06.09.2019)
12.12.11, 00:23
Hallo Taiga,

mit Stämmen meinte ich Fische die aus räumlich unterschiedlichen Gewässern stammen.
Donau und Elbe z.B.

Den Wolgazander würde ich als eigene Art betrachten.

dat_geit
12.12.11, 16:25
Moin aus dem regenreichen Norden mit reichlich Hochwasser.
Mit dem Zander habe ich mich lange befasst.
Deine Beobachtungen über den Körperbau sind völlig richtig.
In der Tat gibt es lediglich eine Art bei uns.
Der Wolgazander ist eine eigene Art, die bei uns nicht heimisch ist.
Bei uns hier in S-H und HH herrscht der Elbstamm vor.
Charakterisiert man diese Fische, wird man es wohl unter anderem über das Nahrungsangebot machen.
Hier ist der Stint seine Hauptnahrungsgrundlage.
Ausserdem gehört der Aal zu seiner Leibspeise, gerne sonstige Weissfische, die aber durchaus auch kleiner und schlanker sein dürfen.
Daher ergibt sich ein sehr gutes Wachstum , was sich in einem überdurschnittlichen Laängenwachstum bemerkbar macht.
Ein Elbzander kann bereits im zweiten Jahr gut 35-40 cm erreichen.
Auch werden schnell Maße von 80-100cm erreicht.
Aber die Fische sind im Korpulenzfaktor eher unterdurchschnittlich.
Anders sieht es in den Seen aus.
Dort wachsen die Zander langsamer und erreichen aber einen höheren Korpulenzfaktor.
Dort gehören halt auch Karpfen, Karauschen, Schleie, Brassen usw. ins Nahrungspektrum.
Die Böcke sind teilweise bei den Fluszandern extrem hochrückig.
Leider finden wir in der einschlägigen Literatur kaum Hinweise auf solche Beobachtungen.
Bauch listet zwar sehr unterschiedliches Wachstum nach Herkunft auf, geht darauf aber nicht näher ein.
Die wissenschaftlichen Lücken wurden in den letzten Jahren sichtbar, als es darum ging zu ergründen, woher die extremen Bestandsschwankungen herrühren, die es nicht nur in stehenden Gewässern gibt.
Bis heute kann man nicht abschliessend die sog. Zandermüdigkeit erklären, die aähnlich wie bei den nahen Verwandten den Barschen, zu einem bestandgefährdenden Kannibalismus führt.
Der Schlüssel ist vermutlich in der Brutnahrung zu sehen.
Aber da warten wir noch mal ein paar Jahre ab.
Hoffe, dir ein wenig geholfen zu haben.

Andreas