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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Entwicklung von Marmorkarpfen in europäischen Gewässern



Mario
30.06.11, 22:02
2006

Die Sache mit den Marmorkarpfen im Holländer See (http://www.gw-forum.de/showthread.php?223-Der-Holl%E4nder-See-in-Geldern-NRW&p=4848&viewfull=1#post4848) lässt mir irgendwie keine Ruhe.

Nach den mir vorliegenden Aufzeichnungen wurden im Jahre 1974 ca. 100 Stück Marmorkarpfen besetzt. Über Alter / Größe / Gewicht ist nichts bekannt. Rein rechnerisch liegt der Besatz smarte 37 Jahre her. Wenn man den Angaben auf fishbase.org (http://www.fishbase.org/Summary/SpeciesSummary.php?genusname=Hypophthalmichthys&speciesname=nobilis&lang=German) glauben kann, haben Marmorkarpfen eine Lebenserwartung von max. 20 Jahren. Das bedeutet: der oben abgebildete Fisch kann nicht vom ursprünglichen Besatz stammen. Ergo bleiben nur zwei Optionen: Nachzucht oder illegaler Besatz (wie z.B. beim Waller) :hmm:

Hat einer von euch genauere Infos zur max. Lebenserwartung bzw. Reproduktion in europäischen Gewässern?

Es gibt zwei Erkenntnisse die gegen einen "wilden Besatz" sprechen dürften:

1. vor einigen Wochen wurde im Holländer Marmorkarpfen gelandet der nach glaubwürdiger Aussage größer als das obige Exemplar
2. es gibt nach Schätzung eines Vereinsmitgliedes einen Bestand von 20-30 Marmorkarpfen im Holländer. Mattes hält eine Stückzahl von ca. 10 Tieren für realistischer

Mattes du hast doch die alten Fanglisten gesichtet oder? Taucht da mal irgendwo einer dieser Fressmaschinen auf?

Warum der Holländer so arm an Fischnährtierchen ist seit der letzten Untersuchung wohl hinreichend geklärt.

Mattes
30.06.11, 23:21
Um Mitdenker mit Hintergrundinfos zu versorgen:

Der Holländer See wies bei einer Bodenprobe (Greiferproben - nach wissenschaftlichen Schema) gerade mal 1 Gramm Trockengewicht an Fischnährtierchen auf (Handauszählung nach Siebung). Seen, die im Mittelfeld liegen, wie der Heitkamp hatten 29 Gramm Trockengewicht intus.

Während im Heitkamp eine Vielzahl Arten des Makrozoobenthos und Mollusken nachgewiesen wurden, beschränkte sich die Feststellung im Holländer fast ausschließlich auf Zuckmückenlarven und ein paar Schnecken.

Also sehr gut Möglich, dass der scheinbar hohe Bestand an Marmorkarpfen den Fischnährtierchen die Nahrungsgrundlage entzieht und somit zumindest anteilig an dem Notstand beteiligt ist.

Zu den Fanglisten: Nein Mario, nicht ein einziges Tier wurde je in den Listen angegeben. Die sind halt so glitschig, wie es immer gerne heißt.

Wenn die Leute wüssten, wie gut die Filets schmecken.

2007
Mein heutiges Abendessen: Marmorkarpfen an Cocktailtomaten. Ich muss sagen, ich war baff, wie gut das Teil schmeckt. Soll mir nie wieder einer erzählen, die Teile schmecken moderig.

Mattes
01.07.11, 11:44
Habe nun eine Stunde im Netz gewühlt. So gut wie keine verwendbaren Aussagen zum möglichen Alter der Tiere gefunden. Nur die einheitlichen Aussagen. dass eine Vermehrung in hiesigen Gewässern so gut wie auszuschließen ist.

Was ist denn mit Steini? Du hast doch fast über jeden Fisch ein Buch.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
01.07.11, 14:51
Stimmt, über die Zucht kann ich ja was schreiben.
Aber erst später !

Marmorkarpfen filtern aber kaum Algen aus dem Wasser, sie bevorzugen das tierische Plankton.

An den Algen tun sich die Silberkarpfen wohl.
Die haben einen noch feineren Filter.

Steini

Steini (verstorben am 06.09.2019)
01.07.11, 20:01
Also, die Marmorkarpfen sind nicht in der Lage feinste Algen herauszufiltern.
Nur vielzellige wie Blau u. Sichelalgen (ich übernehme das jetzt mal so).
Ich kann mir nicht vorstellen das sie alle aus dem Besatz von 74 stammen.
Ich würde aber auch Euren Besatzlisten nicht trauen und mal vorsichtig herum fragen.
In so vielen Jahren und sicher einigen Gewässerwarten ist vieles möglich.

Mattes Du nicht, Du solltest mittlerweile als Gegner bekannt sein dir wird man das nicht erzählen.
Kann so sein, muß aber nicht.

Genau so gut können sie aus Gartenteichen stammen.
Illegal, aber leider regelmäßig gelangen so neue Fische in die Gewässer.
Das ist sicher nicht die Ausnahme sondern einfach die Normalität.
So wie der See gelegen ist, sollten da sicher einige Eimer Besatz im Jahr entsorgt werden.
Wohlstandsmüll, auch wenn die Fische, Krebse, Schildkröten und Pflanzen da nichts für können.
Die Leute wollen die Fische loswerden, aber bringen es aber nicht übers Herz die lange gepflegten Tiere zu toten.
Viele werden dann gefressen, verhungern oder überstehen den Winter nicht.
Alle 3 Grassfischarten sollten da aber wenig Probleme mit haben.

Aber ich kann mir nicht vorstellen das 10-20 Tiere den See leer fressen.

Zur Vermehrung:
Alle 3 laichen in Ihrer Heimat in Regionen mit reißendem Wasser über Kies aber mit sehr hohen Wassertemperaturen (20-26 C) ab.
Der weiße Amur über dem Grund, Silber- und Marmorkarpfen eher an der Oberfläche.
Die 1mm großen Eier quellen dann auf bis sie die Dichte des Wassers erreichen (40-100 fach).
Nach 1-2 Tagen schlüpfen aus den pelagischen Eiern dann schwimmfähige Larven.
Diese Bedingungen haben sie bei uns nicht!
Es wird aber behauptet das einige Fische auch im See zur Laichreife gelangen und Eier beim Fang aus ihnen hervorquellen.
Notablaichen im See, ist das möglich ?
Könnte es sein das wenige Eier so zu Schlupf gelangen wenn sie z. B auf Unterwasserpflanzen sinken.
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=200640&page=2

Da gab es noch einen regen Austausch im PN Bereich auch mit Leuten aus der Fischerei.
Ach so, an Ufos glaube ich nicht!
Aber ausschließen.....

Steinbeißer

Mattes
01.07.11, 20:43
Habe hier ein paar Schuppenbilder von dem Tier.

2009

2010

2011

2012

2013

Wage mich aber an keine Aussage.

Georg
01.07.11, 20:50
Phuuuu, diese Schuppen sind aber schwere Kost,
habe mich eben mal dran versucht, komme auf etwa 11-12 Jahre. :kratz:

Thorsten
01.07.11, 21:54
Grob käme ich auf gut 20 Jahre. Ich habe die zweite Schuppe von oben gewählt, und anhand vom Durchschnittsabstand, der Ringe, die ich recht gut erkennen konnte die schlechteren Bereiche geschätzt.

Thomas
02.07.11, 10:25
Meine Versuche an 2 verschiedenen Schuppen ergaben jeweils 15 Jahre.

Mattes
08.07.11, 08:46
Habe die Schuppen Herrn Feldhaus (LANUV-Albaum) vorgelegt.

Er kommt auf zirka 10 Jahre, Tendenz eher etwas Jünger.

Nun frage ich mich, wie die Tiere ihren Weg ins Gewässer gefunden haben?

Thomas
08.07.11, 19:43
Hmm, sieht so aus, als hätte ich mit der Altersbestimmung ziemlich daneben gelegen.

Habe heute auch die angelsächsische Tante google ausgiebig gequält, um an Wachstumsraten von Marmorkarpfen zu gelangen.
Außer ein paar Abstracts war nichts Erwähnenswertes dabei.

Denen ließ sich aber immerhin entnehmen, dass ein Marmorkarpfen (Fallstudie: Mississippi) jährlich bis zu 2,7 kg Gewicht machen kann.

Das macht die Annahme, der Fisch sei 10 Jahre alt oder jünger, nicht gewiss, aber immerhin wahrscheinlicher.

Wie lang war der 32Pfünder eigentlich, Mattes?

Wenn wir die Angabe haben, können sich Begeisterte gerne der Bertalanffy-Gleichung zum stetigen, aber alterlich verlangsamten Längenwachstum von Knochenfischen annehmen.
Unter 3.1.2 auch unter dem Aspekt der Gewichtszunahme (http://www.fao.org/docrep/W5449E/w5449e05.htm), viel Spaß :grins::

Mattes
08.07.11, 21:05
N´Abend,

Mist, ich habe es nicht mehr genau im Kopf und muss die offiziellen Zahlen abwarten oder mal die anderen fragen, die dabei waren. Ich habe so was um die knapp vor 60 cm in Erinnerung. Könnte mich aber auch täuschen.

Er wog aber 39 Pfund. 16, noch was Kilo.

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