PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Aktion Aal - die Zweite



Mattes
13.07.11, 12:16
Nach der gelungenen Aktion bezüglich der Aalrettung in der Waldkuhle (http://www.gw-forum.de/showthread.php?219-Die-vergessenen-Aale) im letzten Jahr, habe ich heute morgen das definitive OK der Fischereirechteinhaber eines weiteren Gewässers erhalten, die dort vorhandenen Aale zu bergen.

Die Genehmigungen seitens Bezirksregierung, lokaler UFB und der Rheinfischereigenossenschaft für Fang und Wiedereinsatz liegen ebenso erneut vor.

Dieses mal habe ich mich jedoch in Unkosten gestürzt und habe soeben eigene Reusen bestellt. Zwei Doppelreusen. Also je 2 Steert verbunden durch jeweils 6 Meter Leitnetze.

Diese Aktion ist auf einen längeren Zeitraum ausgelegt und wird vermutlich über 2 Jahre andauern, da das Gewässer recht groß ist und das Vorkommen nur mündlich überliefert ist. Es liegen also keine Erkenntnisse vor, wie viele Tiere in dem 2,5 ha großen Gewässer leben.

Es handelt sich um eine alte eingefriedete Fischzuchtanlage, die nie wirklich in Betrieb gegangen ist. Der Besatz liegt gute 20 Jahre zurück. Seither wurde der See nie beangelt, da er auf einem privaten eingezäunten Grundstück liegt.

Das erste Tier werde ich in den kommenden Tage (oder ein, zwei Wochen) klassisch per Angel landen wollen. Nach einer genauen Untersuchung auf den gesundheitlichen Zustand kann die Aktion dann starten.

Hier in diesem Beitrag werde ich euch regelmäßig Bericht erstatten, wie es voran geht.

Mattes
21.08.11, 16:43
Vorgestern war Startschuss!

Der letzte Besatz ist nicht wie oben steht 20 Jahre her, sondern 30.

Es ist wieder mal ein Gewässer, dass mir der Zufall vor die Füsse geworfen hat. Entlang der Umzäunung trage ich seit zwei Jahren immer die Lurche über die Straße. Daher ist es zum Kontakt mit dem Besitzern gekommen. Anfang hatte ich gefragt, ob ich mal eine Wasserprobe zur Analyse mitnehmen darf. Dies wurde mir gewährt.

Der See war dann auch Tagesordnungspunkt beim diesjährigen GW-Treff. Wir haben uns alle wissbegierig darauf gestürtzt und gestaunt. Nach weiteren Gesprächen, Aufklärung und ein wenig Überzeugungsarbeit bekam ich dann auch grünes Licht für eine weitere Fischsicherungsmaßnahme. Ich darf die Aale bergen.

So wie auch bei der letzten Aktion, war auch diesem Besitzer anfänglich die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Hatten sie sich doch insgeheim auf eine leckere Köstlichkeit gefreut, aber halt nur so lange, bis ich ihnen sagte, dass die Tiere in den Rhein gebracht werden, um abwandern zu können.

Ich versprach dem Besitzer aber ein Exemplar, dass ich für ihn räuchern lassen werde. Es wird jenes Tier sein, das ich noch zu untersuchen habe. Folgt in den nächsten zwei, drei Tagen mit Doku.

Vorgestern war ich also dort und habe in der Dämmerung die erste Reuse aufgestellt. Für die zweite war es leider schon zu dunkel. Danach bauten mein Nachbar und ich unsere Behausung für die Nacht auf und warfen die Ruten aus. Tauwurm auf Grund in Ufernähe, mitten auf eine Sandbank. Klassisch halt. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Keine Stunde verging, da hatte ich den ersten Aal gelandet. Ein stattliches Tier von 92 cm. Wie zu erwarten war, war er sichtlich gut genährt. Äußerlich war er augenscheinlich gesund und wies keine Verletzungen durch Kormoranattacken auf.

Der Besitzer erzählte uns, dass in der Rushhour bis zu 20 Ks den See frequentieren. Als ich dort war, konnte ich zwei Tiere beobachten. Er, der Besitzer, berichtete mir, dass er nun schon länger keine Jungfische mehr gesichtet hatte, im Gegensatz zu früheren Zeiten.

Ich relativierte ihm gegenüber die Sorge, da der Fisch in diesem Gewässer ausreichend Schutzmöglichkeit vorfindet. Dazu muss man wissen, dass dort seit jeher alles Totholz dort belassen wird, wo es hinplumpst. Seinen dies ganze Bäume, die ins Wasser stürzen oder große Äste, die hineinbrechen. Auch schneidet dort niemand etwas zurück oder hegt was auch immer.

2287

Ich glaube schlichtweg, die Fische haben sich dem Druck angepasst und kommen erst dann aus der Deckung, wenn der K auf seinem Schlafbaum sitzt. Zudem habe ich Jungfische gesichtet. Nicht im Freiwasser, aber häufig zwischen den Gehölzschichtungen in Ufernähe.

Das Angelerlebnis war ein Ausnahmetripp. Welcher Angler träumt nicht von einem Ansitz, in dem seit 30 Jahren kein Mensch mehr den Tieren nachgestellt hat. So genoss ich es, dass sich um 02.00 Uhr nachts noch eine kapitale Schleie an meinem Wurm vergriff. Sie maß 59 cm. Danach war Schlafenszeit.

2286

Auch die Schleie war frei von Bissspuren des schwarzen Vogels. Dies könnte ein Hinweis sein, wie wirkungsvoll Totholz im Wasser ist. Gerade dann, wenn es sich um künstliche, strukturlose Auskiesungsflächen handelt.

Am nächsten Morgen, nachdem wir unsere sieben Sachen wieder verstaut hatten, gingen wir daran, die zweite Reuse auszulegen und die erste zu kontrollieren. Schnell war ein guter Platz gefunden. Auf dem Rückweg hoben wir die erste Reuse. In der ersten Kammer hatte sich ein einsames Männchen verlaufen. Die Augen sind riesig. Ich freute mich schon, dass wir den ersten hatten, den ich habe noch gut den Satz von einem Mitarbeiter des RhFV im Ohr: Neue Netzte fangen schlecht. Bei heben der zweiten Kammer dann großes Staunen. 4 große Tiere lagen darin. Somit sind die ersten 6 Tiere im Sack.

Bilder und Maße folgen in den nächsten Tagen. Muss mir erst so einen schönen Kasten bauen, wie sie ihn beim ECI benutzt haben. War eine sehr schonende Angelegenheit.

Gleich fahre ich wieder hin, um die Ausbeute der letzen Nacht zu kontrollieren. Bin sehr gespannt.

Wenn dort nun schon wieder min. 5 Tiere auf mich warten, muss ich morgen schon die erste Tour zum Rhein einplanen, da mein Aquarium nicht genügend Platz für mehr Tiere bietet.

Hoffe zwar dort viele Tiere einzusammeln. Kann es mir aber kaum erlauben jeden Tag zum Rhein zu düsen, da die auch jedes Mal 80 KM Fahrt bedeutet. Die Tiere werden so wie beim letzten Mal oben in Emmerich frei gesetzt. Direkt vor der Niederländischen Grenze.

Albert
21.08.11, 18:01
Welch seltenes Glück Mattes. Danke für den Bericht.
Ganz allein an der Jungfer aller Gewässer in NRW. Und dann noch Nachts.
Du wirst noch mehr Geheimnisse erfahren. Halte unseren Voyeurismus auf den laufenden.

Mattes
21.08.11, 19:17
Tja, komme gerade zurück. Der Fang der ersten Nacht war wohl ein Glücksgriff. Beziehungsweise, die Reuse war sachgerecht aufgestellt. Dies war in der letzten Nacht nicht mehr der Fall.

In der ersten Nacht muss die Reuse wohl zufällig so gelegen haben, dass die bebleite Seite auch plan zum Gewässergrund gelegen hat und die Reusenkammern geöffnet, senkrecht im Wasser standen.

Dieses Mal war es nicht so. Fehler beim Auslegen! Kein Aal in Sicht!

Die erste Reuse hatte einen Dreher, so, dass die Öffnungen der Kammer in sich zusammengefallen war. Man kann die Lage nach dem Auslegen nicht mehr kontrollieren, da es an den Stellen zu tief ist, um einen Kontrollblick nach getaner Arbeit darauf zu werfen.

Bei der zweiten Reuse lag es vermutlich daran, dass sie zu wenig Spannung hatte und das Leitnetz wellenförmig verlief. Hier konnte man es von der Oberfläche aus sehen. Es könnte aber auch daran liegen, weil die gesamte Reuse auf einem Bett von Armleuchteralgen gebettet abgelegt ist und somit nach unten keinen "harten" Abschluss findet, sondern der Aal theoretisch unter dem Leitnetz hindurch sein Heil suchen kann.

Also, ich lerne täglich dazu. Ich werde weiterhin verschiedene Auslegearten probieren müssen und auch verschiedene Stellen erproben. Bei einem See mit stark abfallenden Ufer keine Leichte Sache. Bei nächsten Mal werde ich mir auch einen Anker mitnehmen. Muss sehr witzig ausgesehen haben, als ich immer wieder versucht habe die Reuse mittels Zug zu straffen. Anstelle die in die Länge zu ziehen, habe ich mich immer nur mit dem Boot an die Reuse herangezogen. Bewegt hat sich nichts, nur ich mich.

Es gibt aber auch noch ein sehr nettes Angebot eines freundlichen Kollegen, der mir angeboten hat das Projekt mittels E-Befischung zu unterstützen. Wenn ich ihn das nächste Mal treffe, werde ich mit ihm mal die Möglichkeiten eruieren.

Das Schöne an der Sache .... nichts läuft mir davon. Ich habe Zeit.

Mattes
23.08.11, 23:58
Als ich die Reusen eingekauft habe, stand auf der Verpackung: "Aalreuse". Ich werde die Teile wohl reklamieren müssen, da man mir aus Versehen scheinbar Schleienreusen zugesandt hat.

Heute war wiederum kein Aal, anstelle dessen aber 10 Schleien in den Fangkammern.

7 Stück unter 10 cm
3 Stück unter 20 cm

Eigentlich ein Grund zur Freude. Somit ist über min. 2 Jahrgänge die Selbstreproduktion nachgewiesen. Zudem wurde mein Boot von einem großen Schwarm junger Barsche umschwommen, während ich in Neopren hantierte.

Ich will nun versuchen das eine Ende der Reuse gewässerauswärts zur Mitte hin mit einem Anker auf Grund zu legen und das andere Ende zum Ufer hin wie gehabt mit Seilen zu fixieren. Dabei sollte es mir gelingen die benötigte Spannung aufrecht zu erhalten. Werde berichten. Tipps sind willkommen.

Übrigens: Keine einzige der Schleien hatte Kormoranbissspuren aufgewiesen. Wieder ein Beleg für das Funktionieren von Struktur, die Schutz bietet. Der K. kann scheinbar (in Auskiesungsflächen) nur dort nachhaltigen Schaden anrichten, wo Struktur/Deckung fehlt.

Was Schleien in Reusen treibt, bleibt mir ein Rätsel. Möglicherweise sind sie hinein getrieben worden, aber in jeder Kammer Flüchtlinge?

Steini (verstorben am 06.09.2019)
24.08.11, 00:27
Hi Mattes
Ich kenne einige Gewässer wo Schleien nur nachts unterwegs sind.
Am Tage sind sie verschwunden.
Komis hätten dann keine Möglichkeiten.
Aber sie wandern in Trups grundnah durchs Gewässer, warum sollten sie nicht in die R schwimmen.
Steini

Mattes
25.08.11, 23:21
Mist!

Meine Aale haben den Schwimmblasenwurm (Anguillicoloides crassus).

2315

Nun stellt sich mir die Frage, wie dies sein kann? Der Schwimmblasenwurm wurde doch mit den asiatischen Importen eingeführt. Seit wann gibt es diese Praxis?

Mal davon abgesehen, dass sie sich im Rhein vermutlich eh sehr schnell angesteckt hatten, hatte ich erwartet dies nicht vorzufinden.

Auf den Bildern ist eine äußerlich makellose und intakte Schwimmblase zu sehen.

2314

Trotz der Verwendung eines frischen Skalpels machte mir die dicke Wand einige Schwierigkeiten. Nach dem Öffnen purzelten 14 Würmer heraus. Da stellt sich mir gleich die nächste Frage. Wieso werden sie nicht mehr? Wodurch wird die Anzahl der Individuen begrenzt? Sie könnten sich doch auch vermehren, bis der Wirt daran stirbt. Die Natur ist schon verdammt ausgefuchst.

Mattes
25.08.11, 23:32
Hier noch ein Bild der ersten "Ernte":

2316

Ich war recht erstaunt. Heute bin ich erst dazu gekommen den ersten Schwung genauer zu begutachten. Sie kamen aus der Reuse in einem Schwung in den Kübel und daraus umgehend ins Aquarium. Ich habe dabei immer von einem Männchen berichtet. Heute erst konnte ich feststellen, dass es derer drei sind. Es war vorher in dem Gewusel nicht ersichtlich gewesen, was zu welchem Tier gehört. Da ich mein Aquarium mit einigen Röhren ausgestattet habe, war auch hier nie ein Überblick zu erhalten. Beim Messen kam dann das Staunen über die Wundersame Vermehrung.

Um mal die Verwandlung der Augen, beim Blankaal deutlich zu zeigen, konnte ich dieses Foto aufnehmen.

2317

Mattes
26.08.11, 21:11
Komme gerade zurück vom Wilmes.

6 Aale (5 Weiber, 1 Mann) und zwei Schleien waren in den Reusen.

Habe die Reusen nun auch umgesetzt. Erhoffe mir nun eine bessere Quote. Obwohl die Quote ja gar nicht mal so schlecht ist.

Mein Untersuchungsopfer hatte ich heute Abend auf dem Teller. Keine drei Stunden nach dem Räuchern. Führt einem vor Augen, wie wertvoll dieser Fisch für das Volk war und wie jämmerlich die Situation heute aussieht. Habe schon fast ein schlechtes Gewissen gehabt. Aber er war verdammt lecker.

Somit aktueller Stand:

13 Aale - 4 Männchen - 9 Weibchen

Morgen oder Übermorgen erfolgt dann die erste Fahrt zum Rhein.

Mattes
26.08.11, 21:33
Habe heute auch noch mal mit dem Besitzer die Jahreszahlen der Vergangenheit durchforstet.

1983 hat er den See gekauft. Der Besatz wurde zirka 2 Jahre vorher getätigt. Also 1981, macht 29 Jahre. Der Schwimmblasenwurm wurde 1980 in Deutschland erstmals nachgewiesen. Hätte man den See nur ein Jahr vorher besetzt, wären die Aale nun frei von dem Parasiten.

Angenehmerweise hat der jetzige Besitzer noch Kontakt zum Vorbesitzer und somit zum Besetzer. Er will den Kontakt zwischen uns herstellen. Da bekomme ich dann Infos aus erster Hand.

Zur Schwimmblase: Bräuchte mal ein Bild einer Schwimmblase, die frei vom Schwimmblasenwurm ist. Dann könnte mal mal nachsehen, ob die Schwimmblase "meiner" Aale Vernarbungen ausweisen.

Weiß einer, was das für kleine Bläschen sind, die sich um die Schwimmblase herum gruppieren?

Edit: Es ist mir übrigens gelungen die Otolithen aus dem Untersuchungstier zu bergen. Werde bald Bilder einstellen versuchen sie zu präparieren.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
27.08.11, 02:28
Hier noch ein Bild der ersten "Ernte":

2316

Ich war recht erstaunt. Heute bin ich erst dazu gekommen den ersten Schwung genauer zu begutachten. Sie kamen aus der Reuse in einem Schwung in den Kübel und daraus umgehend ins Aquarium. Ich habe dabei immer von einem Männchen berichtet. Heute erst konnte ich feststellen, dass es derer drei sind. Es war vorher in dem Gewusel nicht ersichtlich gewesen, was zu welchem Tier gehört. Da ich mein Aquarium mit einigen Röhren ausgestattet habe, war auch hier nie ein Überblick zu erhalten. Beim Messen kam dann das Staunen über die Wundersame Vermehrung.

Um mal die Verwandlung der Augen, beim Blankaal deutlich zu zeigen, konnte ich dieses Foto aufnehmen.

2317

Mattes, hast Du noch mehr Bilder von diesem Tier ?
Ich meine richtige Bestimmungsbilder.
Der kommt mir verdammt komisch vor, mit dem Freisetzen solltest Du vielleicht noch warten. Beweise
Wenn das ein Japaner ist, hast Du einen Volltreffer gelandet.

Der See wurde nur 1 mal besetzt !
Im Folgenden Jahr wude der Parasit in Europa erstmals nachgewiesen.
Da müsse also Besatzfische importirt worden sein.
Die Aale in dem See haben den Wurm, wenn der anders da nicht hereingekmmen sein kann, oder der Aal so gar ein Fremdfisch ist hast Du einen 6er mit Zusatzzahl.
Wer die geliefert hat, sollte zu bestimmen sein.
Und der wird den schwarzen Peter weiterreichen wollen.
Wenn das ein Asiat ist, dann Scheiße könnte sich der Vorgang beweisen lassen.
Wenn nicht, na dann passt mein Esel.

Mattes
27.08.11, 06:50
Moin Steini,

ja, habe sie alle noch da. Wollte ja morgen erst zum Rhein fahren.

Wie sieht es denn mit der Kette der Zwischenwirte aus? Da sind ja auch juvenile Barsche und Rotaugen, etc. auf der Liste. Könnten die nicht über beispielsweise den Kormoran in ein Gewässer gelangen?

Werde auf alle Fälle noch einige Bilder machen.

Mattes
27.08.11, 13:25
Habe wie Steini gestern bis spät in die Nacht nach dem japanischen Aal recherchiert. Das gefundene Material ist rar gesäht. Weis jemand, wie man beide Arten äußerlich unterscheiden kann?

Albert
27.08.11, 14:36
Ist viel im chinesischen Web zu lesen, aber es gibt nicht mal ne Übersetzung in englisch.
Aber das mit Glasaalen gehandelt und weltweit per Luftfracht verkauft wird, ist bedenklich.
Wir können von den Philippinen problemlos anfordern und besetzen.
Aber Achtung! Mindestbestellmenge 5 kg. :shock:

Alibaba (http://german.alibaba.com/product-free/glass-eel-103187001.html)

Hier für Großbesteller. Gratis 10 kg !

Alibaba produkt free (http://german.alibaba.com/product-free/glass-eel-108737466.html)

Mattes
31.08.11, 19:23
Harter Vormittag!


Um 09:00 Uhr ging es ohne Frühstück zum Wilmes. Reusencheck.

4 Aale, 7 Barsche und eine Schleie.

2328
Fangerfolg mit der Reuse

2342
Erstmals waren Barsche darin

2330
Schleien sind hier häufig Beifang

Mit den 4 Aalen ging es flott nach Hause. Dort wurden die anderen 11 Tiere eingesammelt und zusammen mit den anderen in einen großen Mörtelkübel verfrachtet. Sauerstoffpumpe einhängen und los geht. Fast! Der Mörtelkübel hatte einen Riss. Dietmar mein Helfer hatte ihn entdeckt. Gut so, mein Auto wäre vermutlich überflutet worden und die Aale hatten trocken gelegen, bis wir die 40 KM bis zum Rhein gefahren wären. Also alles wieder auspacken, umfüllen, einpacken, Hänger mit Maßkasten anhängen .... und los ging es. Endlich. Die Zeit drängte. Bis 12:30 Uhr musste ich parat für den Job stehen.

Rhein in Sicht! Der Orianiendamm ist mit sehr groben Pflastersteinen befestigt. Wir wurden auf den letzten 300 Metern ordentlich durch gerüttelt.

2331
Dann wurde alles zum Ufer getragen.

2332

2333
Alles wurde dokumentiert. So verlangt es die Behörde.

Einzeln wurden die Tiere dem Bottisch entnommen, gewogen, vermessen und dann wurde endlich die Klappe der Freiheit geöffnet und die Tieren fühlen den Rheinsand unter sich.

2334

2335
Das schwerste Tier wog 1,81 KG minus 190 Gramm für den Kescher = 1,79 Kilo bei 94 cm Länge.

2336
Äußerst zielstrebig schlängelten sie sich zum Wasser, tauchten in die Fluten und verschwanden auf Nimmerwiedersehen.

2337

2338

So wurden heute also die ersten 15 Tiere frei gelassen. Für mich ein herrlicher Tag. Mögen sie ihren Weg unbehelligt finden und sich vermehren. Wer weiß, ob wir nicht irgendwann einmal die Ahnen am Haken haben.

2341
Beim Händewaschen verabschiedete ich den letzten Kandidaten.


Hier noch ein Bild der "Mannschaft". Übrigens stammen alle Bilder dieses Berichts von meiner 7-jährigen Tochter, die immer und überall dabei sein will/muss.

2340
Im Hintergrund: Dietmar, mein Nachbar, die gute Seele, die mich immer unterstützt.

Zum Schluss der Rhein bei Griet. Aufgenommen natürlich auch von Amelie, die mich zu meinem Erstaunen noch fragte: Papa, soll ich auch die Landschaft noch fotografieren? Ich glaube, ich darf mächtig stolz sein auf meine Kleine.

2339

Rückfahrt, zwei Knäcke, umziehen, ab zur Arbeit. Leider war es zu hektisch, um solch einen Moment entsprechend genießen zu können. Bei nächsten Mal fahre ich wohl am Wochenende.

Werde nachher mal die Fangtabelle einstellen.

Albert
31.08.11, 20:25
Für mich ein herrlicher Tag.
Danke für den Bericht. Dein herrlicher Tag dürfte Jahre anhalten.

Georg
31.08.11, 23:02
Mensch Mattes, ich beneide Dich um die Möglichkeiten am Wilmes, eine tolle Aktion.
Übrigens, Deine Tochter wird mir langsam unheimlich, erst das botanische Wissen, nun noch der Umgang mit der Kamera...
ich denke, ihr Werdegang zeichnet sich so langsam ab. :icon_respekt:

Thomas
01.09.11, 18:30
Was für eine geniale Aktion.

Bleibt nur zu hoffen, dass die Aale nicht am nächstbesten Haken oder im nächstbesten Fischernetz hängenbleiben und auch ihren Weg in die Sargassosee finden.

Hoffentlich holst Du aus dem Wilmes noch etliche andere, dicke Aale heraus, Mattes. :Pils:

Mattes
02.09.11, 19:17
Auf der Suche nach Antworten zu meinen Fragen, habe ich heute den Verband kontaktiert. Die gute Seele Sven hatte wie üblich den rechten Ansprechpartner für mich parat und gab mir die Kontaktdaten.

Da ich die Person nicht befragt habe, ob es ihm Recht ist hier auch namentlich genannt zu werden, unterlasse ich dies vorerst.

Ich rief ihn an und er war umgehend bereit mir Infos zu geben. Er selber hält sich für keinen Experten, andere tun dies sehr wohl.

Resultat aus dem Gespräch:

Es gibt kein äußerliches Unterscheidungsmerkmal zwischen den japanischen und dem europäischen Aal. Dies lässt sich nur über die DNA analysieren. Ich hätte also gar keine Möglichkeit dies in Erfahrung zu bringen. Hintergrund war ja Steinis Überlegung ob man per Zufall mal ganz dicht an der Quelle sitzen würde.

Nun denn, so ist dem aber nicht. Es war nie reguläre Praxis Aale aus Importen zu besetzen. 1980 wurden in Norddeutschland eine große Menge Aale aus Japan/Taiwan importiert, um diese für den Verzehr in den Handel zu bringen. 1,2 Tonnen Aale dieser Ladung waren allerdings zu klein, um geräuchert zu werden. Man beschloss seinerzeit die Aale in die Flüsse zu besetzen. Ich muss noch mal nachfragen, ich glaube es war die Weser und ein weiterer Fluss in denen die Tiere ausgesetzt wurden. So fand der Schwimmblasenwurm erstmals Zugang zu unseren Gewässern. 10-12 Jahre später war der Parasit über ganz Europa verstreut. Heute sind 90 - 95 % der Bestände infiziert.

Was ich auch nicht wusste: Der Schwimmblasenwurm gefährdet die Reise in die Laichgebiete auch indirekt. Nicht nur durch die Schädigung der Schwimmblase direkt, sondern auch durch den gehinderten Aufbau der Fettreserve.

Einen Buchtipp zum Aal habe ich auch erhalten: Tesch: "Der Aal" (http://www.amazon.de/Aal-Friedrich-Wilhelm-Tesch/dp/3800145634/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1314983660&sr=8-1)

Steini (verstorben am 06.09.2019)
03.09.11, 00:52
Das Thema wurde auch von Parteien durchaus ernst genommen.
http://www.sav-hannover.com/Downloads/Aal_Bundestag%202004.pdf

Vielleicht sollte man sich einige Namen merken.
Steini

@ Dank Mattes wieder etwas schlauer.
Das schließt aber ja auch nicht aus das , das Japaner sein könnten.

Albert
03.09.11, 11:01
Was ich auch nicht wusste: Der Schwimmblasenwurm gefährdet die Reise in die Laichgebiete auch indirekt. Nicht nur durch die Schädigung der Schwimmblase direkt, sondern auch durch den gehinderten Aufbau der Fettreserve.

Einen Buchtipp zum Aal habe ich auch erhalten: Tesch: "Der Aal" (http://www.amazon.de/Aal-Friedrich-Wilhelm-Tesch/dp/3800145634/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1314983660&sr=8-1)


Zusammenfassung: Gesund wie ein Fisch im Wasser ?
Zum wissenschaftlichen Vortrag von Prof.Dr.Schreckenbach.

Parasiten :
Das Einschleppen der Neozoen in europ. Wasserkreisläufe wie den asiat. Schwimmblasenfadenwurm
zeigt an Hand von Studien, das der Aal damit immer besser zurechtkommt , sprich Abwehrmaßnahmen im Körper aktiviert. Die Natur hilft sich selbst !
Das Bundesamt für Lebensmittelüberwachung hat aus allen deutschen Flusssystemen Aale untersucht und ein Zurückgehen des Bandwurmes festgestellt. Die Häufigkeit vieler Individuen in einem Tier nimmt ab. Dafür ist das Immunsystem des Aales verantwortlich , durch biochemische Prozesse wird ein Fortkommen im Aalkörper erschwert.


Dazu kommen Dioxin und PCBs, welche sich im Fett des Aales in Süßwasser anreichern und bei Zurückgreifen auf die Fettreserven, bedingt durch die Wanderung, sorgt das bei dem Aal für eine Selbstvergiftung. Diese Aale scheiden für die Fortpflanzung ebenfalls aus.

Mattes
29.09.11, 21:05
Hatte ja die Otolithen des Aals geborgen. War eine ganz schöne Sauerei.

Seinerzeit hatte mit Gerhard Feldhaus den Schleifprozess beschrieben, den man durchführen muss, wenn man die Jahresringe sichtbar machen möchte. Einfach mit feiner Körnung schleifen. Auf der Fingerkuppe liegend, bis eine flache Scheibe entsteht. Nicht zu fest, damit er nicht bricht.

Mein erstes Ergebnis war nicht ganz so gut (Bild 1-3):

2452

2453

2454

Man erkennt deutlich die Kratzer, die das 120er Papier hinterlassen hat, zudem ist die Scheibe noch zu dick.

Heute Abend habe ich mich wieder an den Stein gesetzt und ihn weiter bearbeitet. Ein wenig dünner habe ich ihn geschliffen. Als Ergebnis erhielt ich wieder eine Kraterlandschaft. Dann kam mir mein Maniküreset in den Sinn und so habe ich dann die Oberflächen poliert.

Und siehe da... glasklar abgegrenzte Ringe treten zum Vorschein. Zum Zentrum hin, wird es zugegebenermaßen unschärfer. Das liegt vermutlich daran, dass ich mit einer Fingerkuppe nicht plan schleifen kann.

2455

Und nun geht´s in die Raterunde. Bin sehr gespannt auf eure Zahlen.

Der zweite Otolith liegt übrigens gerade in Albaum auf dem Schreibtisch von Herrn Feldhaus. Bin auf seine Aussage sehr gespannt.

Tipp: Besatz war 1981. Also vor 30 Jahren, zzgl. des Alters, dass sie zum Zeitpunkt des Besatzes inne halten. Wie viele Jahre waren das wohl?

Albert
30.09.11, 19:49
Ich schätze 30 + 5 Jahre :hmm:
Da die Weidenblattlarven und Glasaale auf dem Weg nach Europa kaum Ringe im Otolith bilden (nehme ich an) könnten es auch 33-34 Jahre sein.

Mattes
30.09.11, 20:42
Also ich komme auf 34-36 Ringe.

Habe mal markiert. Allerdings großzügig, bei zweien bin ich mir nicht sicher.

Tendenz also eher in Richtung 34. Zzgl. Larvenstadium.

2465

Mattes
04.10.11, 16:22
Was sich gestern am Wilmes getan hat, war einen eigenen Bericht wert. Da verschiedene Fragen aufgeworfen wurden, will ich die Diskussion nicht hier hinein bringen.

Zu lesen: Hier (http://www.gw-forum.de/showthread.php?744-Bericht-E-Befischung-Wilmessee-und-Untersuchungsausflug-in-Veert&p=6191#post6191)