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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der Diepold in Dessau, ein sensibles Altgewässer in der Mulde-Aue



Albert
21.07.11, 20:04
Ein Fischsterben ist nicht zwangsläufig ein Naturgegebenes Phänomen.
Schuld sind immer Menschen, egal in welcher gesellschaftlichen Stellung.
Ist es nicht eigenartig. Wenn 50 Vögel tot vom Himmel fallen sind alle berufene Verbände, Behörden
und Medien mit Recht sensibilisiert.
Aber bei hunderten toten Fischen fühlen sich nur sehr wenige als deren Anwalt.
Wasser ist der Ursprung allen Lebens und es ist an der Zeit, dass Fische extrem höhere Aufmerksamkeit genießen
und Vorhersehbares gar nicht erst passiert.

Der Diepold in Dessau (http://www.das-angelportal.de/gewaesser/diepold-in-dessau.html) hat rund 4 Ha und liegt im FFH-Gebiet untere Muldenaue.
Ein Dessauer Wanderfischfreund und Naturschützer hat mir heute diesen Link geschickt.
Die Bilder sind schockierend. Wohl nach der Schneeschmelze aufgenommen.
Ich werde das Dessauer Umweltamt anschreiben, mir eine Stellungnahme abzugeben wie so etwas in Zukunft auszuschließen ist.


http://www.youtube.com/watch?v=mQXB1oq5mrE

Mattes
21.07.11, 21:39
Ein Fischsterben ist nicht zwangsläufig ein Naturgegebenes Phänomen.
Schuld sind immer Menschen, egal in welcher gesellschaftlichen Stellung.
Ist es nicht eigenartig. Wenn 50 Vögel tot vom Himmel fallen sind alle berufene Verbände, Behörden
und Medien mit Recht sensibilisiert.
Aber bei hunderten toten Fischen fühlen sich nur sehr wenige als deren Anwalt.
Wasser ist der Ursprung allen Lebens und es ist an der Zeit, dass Fische extrem höhere Aufmerksamkeit genießen
und Vorhersehbares gar nicht erst passiert.



Albert, dies unterschreibe ich. Ob dies weiterhin im Verein passieren wird, weiß ich jetzt nicht, aber das was du da geschrieben hast ist Ansporn für eine Zukunft am Wasser. Ich bin dabei.

Ich bin gespannt auf den Verlauf dieser Geschehnisse.

Albert
27.07.11, 19:59
Ich habe heute Antwort vom Umweltamt Dessau-Roßlau bekommen und bin erstmal positiv überrascht das es so schnell ging.
Hier mein Anschreiben und die Antwort von der Leiterin des Amtes Frau Dr.Kegler:

Sonntag, 24.08.2011
Sehr geehrte Frau Dr. Kegler,

am Donnerstag bekam ich per Mail von einem Wanderfischfreund diesen You Tube-Link vom Diepold in Dessau:

http://www.youtube.com/watch?v=mQXB1oq5mrE

Ich bin sicher, Sie sind genauso schockiert über diese Bilder wie ich.
Da ich mich in meiner Freizeit in Erfurt und Thüringen für den Schutz der Wildfische einsetze und mit 5 gleichgesinnten Freunden aus 4
Bundesländer ein gewässerökologisches Forum betreibe, habe ich dieses für die Öffentlichkeit zugängliches Video mit einem Beitrag in das Forum gesetzt.

Mir liegt nicht daran jemanden anzuprangern da dieses Fischsterben mit hundertprozentiger Sicherheit keiner gewollt hat.
Vielmehr bin ich an Ihrer Antwort stark interessiert, wie die Stadt Dessau-Rosslau in Zukunft so ein Fischsterben am Diepold auszuschließen bereit ist.
Folgende Fragen drängen sich mir auf.

Gibt es Überlegungen oder bereits Pläne für eine Sanierung/Entfernung von Schlammablagerungen, da die Fische aus meiner Sicht unter einer geschlossenen Eisdecke bei Sauerstoffzehrung erstickt sind ?
Haben Sie im Zuge der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie finanielle Hilfen des Landes ausgelotet, da der See nach Aussage einer Kollegin von mir, welche aus Dessau stammt, periodisch bei Hochwasser der Mulde überflutet wird ? In Thüringen würde ich bei der ähnlichen geografischen Lage eines Sees zum Fließgewässer 1. Ordnung bei der TLUG durchaus Chancen sehen.



Gibt es Erkenntnisse über die Höhe der Schlammschicht und über Gewässerparameter vom Diepold ? Desweiteren wäre die Zusammenstellung der Fischzönose von Interesse. Z.B. Besatz von Karpfen, katadromen Wanderfischen und seltenen Fischarten.

Da ich schon oft in Dessauer Hotels übernachtet habe und die Stadt und das Umland schön und attraktiv finde, sind wir bestimmt einer Meinung, dass ein ökologisch intakter Diepold für die Lebensqualität der Bürger Ihrer Stadt von großem Interesse ist und so ein grausames Fischsterben nie wieder vorkommen darf. Und dass Sie als Leiterin des Amtes für Umwelt- und Naturschutz auch Anwältin der Wildfische sind, davon bin ich überzeugt.

Der Fairnis halber teile ich Ihnen mit, das ich meine Mail und Ihre Antwort zusammen im Forum veröffentliche und immer über Fortschritte
und positive/negative Veränderungen am Diepold die Lesergemeinde in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf den laufenden halte.

Zum Forum:

http://www.gw-forum.de/forum.php

Auf Ihre informative Stellungnahme und Feedback bin ich sehr gespannt und verbleibe mit freundlichen Grüßen aus Erfurt

Albert Dieter Schulz


Sehr geehrter Herr Schulz,

entschuldigen Sie bitte, dass ich Ihnen erst heute antworte. Mir raucht nur zur Zeit der Kopf, weil wir gerade in der Übergabephase unseres neuen Tierheims sind und naturgemäß eine Menge Probleme auftreten.
Vielen Dank erst einmal für Ihre Nachricht und auch dafür, dass Sie uns die Möglichkeit geben, Ihnen und allen Nutzern Ihres gewässerökologischen Forums die Situation zu erläutern..
Das Gewässer Diepold ist in den 30er Jahren als Kiesgrube entstanden und wird in den letzten Jahrzehnten als Angelgewässer genutzt.

Am 30.Januar 2010 kam es zu einem starken Fischsterben im Gewässer. Vertreter des Anglerverbandes der Stadt hatten uns informiert. Der fast vollständig zugefrorene See wies noch eine eisfreie Fläche von wenigen m² auf. In diesem Restloch, das am Gewässerrand mit geringer Wassertiefe und Schlammablagerungen war, befanden sich ca. 180 verendete Bleie von 30 bis 50 cm Länge, 15 Welse und 1 Hecht. Es gab keine Anzeichen von Gewässerverunreinigungen durch den Eintrag wassergefährdender Stoffe.
Eine von uns durchgeführte Sauerstoffmessung vom 01.02.2010 um 11:00 Uhr ergab:
T Luft - 0,9 °C
T Wasser - 2,7 °C
O 2 Wasser - 1,5 mg/l

Die direkte Ursache für das Fischsterben war, wie Sie auch bereits vermutet haben, die Sauerstoffzehrung unter der Eisdecke und wahrscheinlich, so die Meinung der Vertreter des Anglerverbandes, eine Stresssituation im Restwasserloch, in dem sich die Fische sammelten,und die dann zu einer weiteren, lokalen Sauerstoffzehrung geführt hat. Inwieweit Prädatoren beteiligt waren, die Schlamm eingetragen haben, konnte nicht geklärt werden.
Obwohl mit Sicherheit die lang anhaltende Kälteperiode in diesem Winter zur genannten Situation beigetragen hatte, war es für uns als Amt wichtig, das Gewässer genauer untersuchen zu lassen.
So wurde in der folgenden Vegetationsperiode die Gewässerflora bewertet. Der Biologe kam zu folgender Bewertung:

"Angelgewässer fast ohne Vorkommen von Gewässermakrophyten. Zum Zeitpunkt der Kartierung geringe Sichttiefe (10cm) durch Algenwuchs. Möglicherweise ist hier ein hoher Fischbesatz durch Karpfenartige und Pflanzenfresser der Grund. Aber auch die Praxis der Anfütterung kann im Zusammenhang mit der starken Beanglung ein Grund sein. Auffällig waren die hohen Egelabundanzen im Wasser."

Im Ergebnis kann festgestellt werden, dass das Gewässer botanisch verarmt ist und die natürlichen Funktionen gestört sind. Als eine erste Maßnahme zur Verbesserung wurde mit den Vertretern des Anglerverbandes über die Fischereibewirtschaftung diskutiert und für alle Angler gültige Regeln aufgestellt. Außerdem werden wir mit dem Anglerverband ein Gewässerentwicklungskonzept erarbeiten. Als ersten Schritt haben am 22. Juni 2011 Vertreter der unteren Naturschutzbehörde und des Anglerverbandes die Schlammmächtigkeit gemessen. Die Berufsfeuerwehr hatte uns dafür ein Boot zur Verfügung gestellt.
An ca. 30 Messpunkten wurde die Schlammstärke gemessen. Die Wassertiefe betrug an diesem Tag bis zu 2,7 m (max. 3,2 m). An einigen Gewässerabschnitten war die kiesige Gewässersohle deutlich feststellbar, ohne Anzeichen von Schlamm, an anderen Stellen waren Schlammstärken von bis zu 0,5 m (max. 0,8 m) festgestellt. Eine sehr starke Verschlammung des Gewässers hat sich nach unseren bisherigen Erkenntnissen also nicht bestätigt. Die maximalwerte an Wassertiefe und Schlammmächtigkeit waren lokal an einer Stelle festzustellen, was auf einen Kolk schließen lässt.

Zwischenzeitlich haben wir diese Fragen mit einem Biologen diskutiert, der die Möglichkeit einer geförderten Maßnahme (ELER) erkunden und das Projekt auch leiten wird. (Leider wurde die Stadt nicht berücksichtigt, als im Land ein Katalog von Umsetzungsmaßnahmen im Hinblick auf WRRL aufgestellt wurde.)
Als Vorbereitung dazu wird das städtische Vermessungsamt die exakten Gewässerprofile einmessen, da unsere Stichproben nur einen unvollständigen Anhaltspunkt liefern können.
Alles Weitere werden die noch folgenden Untersuchungen zeigen.

Zur gegenwärtigen Besatz des Gewässers haben wir nur unvollständige Erkenntnisse. Neben Rotfedern (ggw. Hauptart), Bleie, Güster, Aland, Döbel und einigen Karpfen finden sich auch Hechte, Zander, Barsche, Welse und Aale.

Entschlammungsmaßnahmen sind allerdings in unserem Raum ein großes Problem wegen der Schadstoffbelastung. Besonders in den Gewässern, die mit der Mulde in Verbindung stehen, ist der Schlamm in der Regel sehr hoch belastet mit Arsen und ß-HCH, einem Nebenprodukt der ehemaligen Lindan- Produktion in Bitterfeld. Das hat zur Folge, dass die Entsorgung aufgrund der exorbitanten Kosten (Sonderabfall) nicht finanzierbar ist. Und der Diepold ist nur eines von vielen Gewässern, die uns am Herzen liegen

Ich würde mich sehr über Anregungen und Hinweise Ihrerseits freuen, die uns bei der Lösung des Problems helfen könnten.


Auch für Sie ganz herzliche Grüße

Dr. Gabriele Kegler

Amt für Umwelt- und Naturschutz
Finanzrat-Albert-Straße 2
06862 Dessau-Roßlau



Entschuldigen muss sich Frau Dr.Kegler nicht, ich denke, sie hat sehr schnell und umfassend geantwortet. Dafür gebührt Ihr mein Respekt und Dank.

Umfassend geantwortet deshalb, weil wir jetzt einen (wenn auch noch unvollständigen) Einblick in den Diepold gewonnen haben. Punkte für Diskussionsbedarf sind gegeben.

Damit Ihr einen Überblick habt, zu Lindan und ß-HCH folgendes:
Zitat:
Hexachlorcyclohexan (HCH) wird seit Ende des Zweiten Weltkrieges kommerziell hergestellt. Bei der Synthese von HCH aus Benzol und Chlor entsteht ein Isomerengemisch („technisches HCH“), das sich aus 65 bis 70 Prozent Alpha-HCH, sieben bis 20 Prozent Beta-HCH, 14 bis 15 Prozent Gamma-HCH, sechs bis zehn Prozent Delta-HCH und ein bis zwei Prozent Epsilon-HCH zusammensetzt. Von diesen ist nur das Gamma-Isomer für die insektizide Wirkung verantwortlich. Als Lindan bezeichnet man das Produkt, das zu mindestens 99 Prozent aus Gamma-HCH besteht.
Die Bundesrepublik Deutschland verbot die Anwendung des technischen HCH 1977. Für Lindan besteht bis heute ein beschränktes Anwendungsverbot [BGBl., 1980 und 1986]. In der DDR war ab Mitte der 70er Jahre technisches HCH das neben Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT) am häufigsten verwendete Insektizid, welches die DDR in größeren Mengen produzierte. Zudem importierte sie HCH auch aus den osteuropäischen Ländern. Zu einem sehr hohen Eintrag in die Umwelt führte auch der Einsatz des „technischen HCH“ in Wildabwehrmitteln, Nebelkerzen, Frostschutznebelkörpern und im Materialschutz, der in der DDR bis in die 80er Jahre andauerte.



Die HCH-Isomere unterscheiden sich in ihrer räumlichen und kristallinen Struktur. Generell besitzen alle Isomere eine geringe Wasserlöslichkeit, wobei jedoch Gamma-HCH um ein Vielfaches besser löslich ist als Alpha-HCH und Beta-HCH. Letzteres ist wegen seiner symmetrischen Struktur völlig unpolar, womit sich auch erklären lässt, dass sich Beta-HCH stärker im Fett anreichert, als die anderen Isomere.

Zusätzlich kommt es durch Produktionsrückstände aus der Lindanherstellung zu einer Kontamination der Umwelt. Pro produzierter Tonne Lindan entstehen etwa neun Tonnen nicht insektizidwirksamer Abfallisomere, die man früher oft unbedacht auf Deponien ablagerte. Diese Produktionsabfälle sind sehr wahrscheinlich die Hauptquelle der HCH-Kontamination von Fischen in Mulde und Elbe.

Zwischen 2004 und 2009 sanken die Werte für Beta-HCH in Brassen aus der Mulde bei Dessau kontinuierlich um etwa 95%.

Link:

Umweltdaten Mulde/Elbe (http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/4032.pdf)

Auch gibt es 5 Studien zu diesen persistenten Chlorkohlenwasserstoffen (CKW),
die 5. Studie bezieht sich auf Überschwemmungsflächen der Mulde im Gebiet der Stadt Dessau. Seite 7 !

Studie Dessau (http://www.uns.ethz.ch/people/hs/scholzr/publ/UNS_A10.pdf)

Eine weitere Studie bezieht sich auf Versuche mit Mikrobiellen Aktivitäten zum beschleunigten Abbau von ß-HCH. Jedoch ist der Erfolg nicht wie erhofft messbar.

Lindan (http://www.ufz.de/data/Lindan_Artikel2952.pdf)


Es ist stark anzunehmen, dass diffuse kontinuierliche ß-HCH- Einträge Stillgewässer immer wieder konterminieren. Die Rückstände in Böden zeugen davon. Könnte evtl. beim Diepold auch so sein.
Landwirtschaftliche Böden sind für die Viehhaltung und Agrarerzeugung nicht umsonst gesperrt. Aus meiner Sicht würde selbst bei einer Entfernung der Schlammschicht die Belastung von Einträgen weiterhin auf Dauer gegeben sein.
Mir fällt da als Vergleich der erhöhte PCB- Dioxinwert im Rhein bei Aalen und schweizer Seen in den letzten Jahren ein.
Diese Umweltgifte waren in den Gletschern durch Niederschlag eingelagert und seit den neunziger Jahren schmelzen diese und geben Dioxin und PCB frei.

Zu Arsen:
Kann ich nur schreiben „Dito“! Periodische Hochwässer werden kaum den Schlamm im Diepold abtragen.
Weniger ein Problem der Mulde, jedoch der angrenzenden Auenstillgewässer.
In der Mulde nur bei Hochwasser durch Ausspülungen von Böden oder Auengewässer vergleichbar hoch.

Zitat:
Es gibt im Bereich der Muldeaue eine hohe Arsenmobilität.
Eingriffe in den Wasserhaushalt einer Flußaue durch Deiche/Wehre und unterschiedliche Nutzungen (Landwirtschaft, Kies-/Sandgewinnung) beeinflussen die Schadstoffmobilität und Wasserqualität.



Link:
TU Berlin (http://opus.kobv.de/tuberlin/volltexte/2003/639/)


Oberhalb des Dessauer Stadtwehres wird es reichlich Arsenablagerungen geben, welche zum Teil durch Hochwasser ausgespült und mit den Wassermassen in die Elbe gelangen.
Springen nicht die Lachse das Stadtwehr schon hoch?

Hoffentlich kommt es bald weg und wird durch eine Sohlrampe ersetzt.
Aber es gibt noch andere Punkte, welche Diskussionswürdig sind.
Was meint Ihr?

Albert
11.08.11, 22:11
Heute 7.30 Uhr fuhr ich zum Diepold nach Dessau um mir einen Eindruck zu verschaffen und war gegen 9 Uhr dort.
Herr Mardicke vom städt. Umweltamt begrüßte mich und wir führten ein sehr informatives Gespräch.
Informativ natürlich für mich. Dafür bedanke ich mich herzlich bei Herrn Mardicke. Vielleicht kann meine Idee eines Kleindurchlaufes der Mulde über einen Graben bei entsprechenden Wasserstand für einen Wasseraustausch im gewissen Umfang hydrogeologisch geprüft werden.
Am Südostufer hatte ich einen abgelegenen Platz am Wasser gefunden, der Wind kam von Nordost, später wechselnd.
Wassertemperatur an Oberfläche 17,4 °C in 2 Meter Tiefe 16,1°C, Luft von 17°C auf 25°C gegen 16.30 Uhr steigend.

Nach dem Auspacken zog ich erst mal den Neopren über und ging ins Wasser.

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Aus 2 Meter Tiefe eine Wasserprobe abgefüllt und den Grund nach Leben begutachtet. Kies und Schlamm sowie Sediment wechselten sich ab.
Rote Mückenlarven in grüner Farbe gab es zuhauf. Leider war die Sicht nur um 30 cm, egal ob Oberfläche oder tiefer.

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Das Wasser war durch Grünalgen, welche im Wasser schwebten, sowie Cyanobakterien fast undurchsichtig.

Die Wasserwerte stell ich später rein, Beachtung verdient der Phosphatwert mit 0,43 mg/l in 2 m Tiefe und 0,54 mg/l am Ufer. O2= 0,45 mg/l in 2 m Tiefe und 6,3 mg/l an im Oberflächenwasser.

Nach den 3x14 Messungen (auch aus 1m Tiefe hab ich geprobt) wurde ein Claim von 20 Meter abgesteckt und nach Kleinfischen gesenkt, Mit 0,3 mm Kescher nach Insektenlarven im Wasserpflanzenteppich und Totholz gefischt und mit dem Planktonkescher von 0,25 µm die Algen und Kleinlebewesen gefischt und gesiebt.
Ich war Ehrlich geschockt von der Fülle an Leben in Ufernähe und bis 150 cm Tiefe. So eine Odonatenfülle einer Art ist mir noch nicht begegnet.
Bei 50 Individuen hab ich auf meinem 20 m Areal aufgehört. Bei meinen Abschlussrundgang gegen 16 Uhr um den See komme ich geschätzt über 1.000 Individuen. Nach ersten Sichtungen der Fotos dürfte es sich um die kleine Pechlibelle Ischnura pumilio handeln. Früh war es noch klamm und ich hatte mit dem linken Foto Glück.

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Die Fülle an Kleinkrebsen wie Daphnien, Cyclops, Schwarzen Mückenlarven, Köcherfliegenlarven, Schnecken, Egel usw ließ mich meinen Claim sofort auf 10-12 Meter zurückstecken. Die Artenvielfalt erschlug mich fast.
Den Uferbewuchs hab ich auch dokumentiert, insgesamt 183 Fotos geschossen.
Eine kleine Auswahl stell ich hier rein.

Mein erstes Fazit:
2 Seerosenhybridbestände, Wasserpest im erheblichen Ausmaß, eine weitere Wasserpflanzenart im begrenzten Umfang.
Indikatoren der Fischnährtierchen, der ans Wasser gebundenen Insekten sind überreichlich vorhanden.
8 Proben hab ich mit heimgebracht um sie unter dem Mikroskop zu begutachten. In meinen 250ml Aufzuchtgefäßen für die Quappen der PGF mit einem Stengel der Wasserpest zur Sauerstoffversorgung kam alles lebend heim. Auf dem Beifahrersitz schien die Sonne und die Stengel perlten nur so.
Der Diepold ist augenscheinlich ein gesundes Gewässer. Die Monokultur der Unterwasserflora und der Fischbestand gilt da ausgegrenzt.
Die Fischzönose dürfte durch jährliche Besatzmaßnahmen nicht zusammenpassen. Im Gespräch mit Anglern am Nordufer wurde mir berichtet, das Welse, Hechte, (Rapfen), Aland, Rotfeder, Plötze Karpfen den See beherbergen. Schleien wurden verneint. Der Hecht als Sichträuber dürfte es zur Zeit schwer haben.
Einen Tag dort zu untersuchen ist für den Naturinteressierten viel zu wenig um Aussagen zu treffen. Also komme ich wieder. :Ja:
Für mich ist der Diepold ein Gewässer, in dem man sich verlieben kann, wohnt man in der Nähe.
Um die Schadstoffbelastung und die Nahrungskette mit Anreicherung in Prädatoren kann ich natürlich keine Aussage treffen.
Das Gewässer wird nach Berichten von autochthonen Mitmenschen jährlich durch die Mulde überflutet. Da kann der Wasserstand bis 1,70 Meter höher sein und es findet ein Austausch des Wassers statt. Nur, das Hochwasser auch Schadstoffe mit einbringen ist ja fast Naturgegeben.

Albert
12.08.11, 20:23
Hier noch einige Fotos von gefundenen Wasserpflanzen, Uferphyten und Eintagsfliegenlarven. Auch die Wasserwerte habe ich visualisiert.
Der Auwald um den Diepold -mal dicht, mal licht- macht einen guten Eindruck. 6 Arten von Bäumen hab ich flüchtig gezählt, darunter etliche Eichen.
Verschiedenste Kleinvögel besiedeln die Vegetation um den Diepold. 2 Zauneidechsen waren für meine Kameras zu schnell. Eine Erdkröte und ein Teichfrosch habe ich bei meinen Rundgang beobachtet. Das war mir zuwenig. Jedoch berichteten die anwesenden Angler von etlichen Individien mehr.

Zum Glück für alle Bewohner des Habitates gibt es keine Pflegemaßnahmen.
Totholz fällt um und bleibt liegen. Ähnlich wie im Wilmesee bei Mattes nur noch Artenreicher an Makrozoobenthos und extrem dichter an Individuen im Wasser.
Die versch. Fungi-Arten, selbst Mykorrhiza sowie schwarzbraune Collembolen und Bakterien zersetzen das Ufertotholz
stetig. Ufermahd ist zurecht verpönt.

Eines macht mich nachdenklich. Warum gibt es so wenig Jungfische des Jahrganges 2011 ? Nur 2 kleine Plötzen konnte ich senken, an meinem Kiessee wären es in der Zeit einige hundert in 10 Arten gewesen. Fast eine Stunde hab ich mit Senken zugebracht. Immer 5 Minuten drin gelassen und anderes gemacht. Und mein abgestecktes Areal auf rund 80 Meter deswegen erweitert. Schöne Rotfedern hatten die Angler ja gestippt, auch Aland.

Aber wie schon geschrieben, für einen Angler und Gewässerwart ein Eldorado. Wenn man den Blick für den ganzen Biotop hat. Und den haben wir ja hier.

Trotz Lindan,ß-HCH und Arsenrückständen. Bei Arsen hatte ich eine Studie vor Jahren gelesen, das ein Fluss sich bei einer bestimmten Menge selbst reinigt. Ich finde sie leider nicht. War sogar die Menge und die Kilometerzahl angegeben. :Panik:

Dem Umweltamt Dessau werde ich alles visualisieren, bestimmen und zusenden. Bei einigen Fotos zur Bestimmung brauch ich Euch Experten. Einiges wird auch im Artenporträt übernommen, da wir noch keine Fotos von den Arten haben.

Die Seerosen-hybriden sind so ein Kandidat für eine Verlandung von Augewässer. Eigentlich alle Seerosen. Die Entfernung der 2 noch kleinen Bestände wäre aus meiner Sicht ratsam. Bleiben die 2 Bestände jedoch begrenzt, dann wäre für einen Verbleib nichts auszusetzen.

Albert
12.08.11, 20:25
Wasserwerte: Aktualisiert durch Besuch 05.09.11

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Analyse der Wasserwerte:

- Bei Betrachtung der GH und der temporären KH ist das Wasser ausreichend gepuffert.
Wie es bei einer über 3 wöchigen Hitzeperiode ausschaut ist ungewiss.
Die großen Mengen an kan. Wasserpest stehen im Verdacht, dem Wasser eine biogene Entkalkung zuzuführen.
Dazu das Algenvorkommen. Der KH-Puffer könnte tagsüber bei Sonnenschein aufgebraucht werden und die abgegebene
Sauerstoffmenge toxisch auf die Fischkiemen wirken. Nachts wird sich der KH-Wert stabilisieren.

- Bei dem natürlichen Vorgang der Eisenmenge Fe+ (II) am Bodengrund ist die gelöste H2CO3 ausschlaggebend.
Die Wasserpflanzen haben ausreichend Fe (II) als Nahrung zur Verfügung.
Im freien Wasser überwiegt natürlicherweise das unlösliche Fe (III) durch Einfluss des O2.

- Die Stickstoffverbindungen Nitrit und Nitrat sind vernachlässigbar. Nitrifikationsbakterien verrichten im
Schlamm gute Arbeit und Nitrit wird in ungefährliches Nitrat umgewandelt.

Problembehaftet sind die Phosphate als Nährstoffe für Schwebalgen und Cyanobakterien.
Ich habe 2x die Phosphatwerte gemessen, das Ergebnis blieb. Als Opportunisten fühlen sie sich in Verbindung mit
gelösten Stickstoff pudelwohl.

- Mg und Ca als Geochemikalien beinhaltet die KH, der Rest zur GH dürften die unlösslichen Natriumverbindungen
ausmachen.Der Chloridgehalt ist dementsprechend.

Kalium ist am Bodengrund feststellbar und als diffuse Quelle dürfte das Blattlaub des Herbstes dienen.
Auch ein Indikator für lebendige Verarbeitung des Schlammes durch anaerobe Mikroorganismen und für den
Nahrungskreislauf der Hydrophyten wichtig.

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Albert
14.08.11, 13:30
Meine Proben vom Diepold hab ich nun unter dem Mikroskop bestaunen können.
Leben im Wassertropfen ist hier sprichwörtlich zu nehmen.
Unter dem Mikroskop sind bei 20-facher bis 350-facher Vergrößerung eine erstaunliche Vielfalt an Leben zu betrachten.
Jungfischlarven haben nach Aufbrauchen des Dottersackes ein vielfältiges Ernährungsspektrum in ihrer Umwelt im Diepold.
Das spannendste war eine Ansammlung von noch unbekannten Schwammähnlichen Filtrierern an einem Pflanzenteil. Auf der Oberfläche der 2mm großen Individuen sammelten sich etliche Kleintierchen an.
Offenbar eine ungewollte Symbiose der Filtrierer.

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Das trübe Wasser hat den Ursprung in diesen Algen:

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Hier weiteres Leben, alle Models wanderten danach in mein Tümpelaquarium:

Thomas
14.08.11, 15:11
Süßwassermilben in den ersten Bildern, ab 13 Mückenlarven ... beim schwammartigen Organismus bin ich noch am recherchieren, sieht aber tatsächlich wie eine Spongilide (Süßwasserschwamm) aus.
Der macht da ja glatt 'ne Menge Wirbel :;:

Sauber, Albert

Albert
14.08.11, 19:51
Genau Thomas, SW-Milben hatten wir ja auch bei Mattes festgehalten. Danach sind noch 4 Bilder - für das Auge winzige - Habroleptoides-Eintagsfliegen zu sehen. Die hatten sich in den Stengel der
Wasserpest versteckt. Es folgt auf 2 Bilder eine Cyclopsart, welche sich durch ruckartige Bewegungen auszeichnen. Auf dem folgenden Bild mehrere Cyclops und Links oben ein Rädertierchen was auch auf Foto 15 zu sehen ist. Auf Foto 16 sind Stäbchenbakterien, welche ich nicht schärfer bekam.

Süßwassermilben, Cyclops und Eintagsfliegenlarven gab es in hoher Abundanzdichte.
Eine Spongilideart hatte ich auch im Kopf, mal sehen was recherchiert werden kann.
Das von der Gruppe abgetrennte Tier lebt noch und pumpt in meinem Tümpelbecken ordentlich weiter.

Albert
15.08.11, 19:18
Hier noch Fotos vom Baum- und Strauchbestand sowie der Sumpf-und Uferpflanzen.
Desweiteren habe ich nochmal die Fotos der Monokultur "Kanadische Wasserpest" dabei.
Den Begriff Auenwald zeichnet sich durch in diesem Wald angestammte Bäume und Sträucher aus.
Schwarzerle Acerpseudoplatanus Schwarzpappel Populus nigra, Gemeine Esche Fraxinus excelsior, Baumweide, Traubenkirsche, Wildbirne
Winterlinde, Eberesche, Stieleiche, Bergahorn sind typische Uferphyten mit den genetischer Eigenarten der an die Umwelt angepassten Bedingungen.
Ebenso Hecken und Sträucher. Hasel Corylus avellane, Hartriegel Cornus sanguinea, Pfaffenhütchen Evonymus europaea, Heckenkirsche Lonicera xylosteum
sowie Brombeere Rubus caesius und der Gemeiner Schneeball wären dafür geeignet.
Die 3 fettgeschriebenen Arten habe ich festgestellt, sicher gibt es noch weitere. Die Zeit zur Inventur war einfach nicht da.
Aber auch problematische Neobiota wie Knöterisch und Robinien sind nach Gespräch mit Herrn Mardicke vorhanden.

Auf mich wirkt der Auwald um das Ufer lebendig und er zeugt von vielfältigen Pflanzenwuchs. Die Geraaue nördlich von Erfurt ist z.B. noch eine Monokulturlandschaft dagegen.
Insekten aller Arten sind reichlich vorhanden, die vielen Larven im Gewässer sprechen für sich. Was naturgemäß die Vertreter der Vogelwelt am Diepold heimisch werden ließ.
Frau Dr. Kegler schrieb mir ja auch zur Problematik von ß-HCH und Arsen. Als Unwissender darüber wäre ich fast geneigt, von Biotopähnlichen Verhältnissen am Diepold zu schreiben.
Wie schon geschrieben klammere ich die Zusammenstellung der Fischzönose und der Hydrophyten bewusst aus.

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dat_geit
21.08.11, 12:23
Zunächst einmal saubere Arbeit. Das ist eine verdammt gute wissenschaftliche Grundlage, die du da abgeliefert hast Albert und sollte vor allem den Unwissenden mal zeigen, wieviel Aufwand zu treiben ist, ein Gewässer zu beurteilen.
Da kommt ja nun einiges an Informationen zusammen. Schön finde ich es auch, dass du deine persönlichen Einschätzungen und Gedanken hast einfließen lassen.
Ich bin auch echt sprachlos angesicht einer solchen Artenfülle und auch den Verhältnissen im Gewässerumfeld.
Über die Historie kennen wir ja nun auch einiges.
Aber ich denke hier ist der Schlüssel auch im Besatz und vor allem den Verlauf der Sauerstoffwerte zu suchen. Ich glaube auch nicht, dass hier nach eingelagerten Giften zu suchen ist, sondern wie schon richtig angeführt sich innerhalb des Gewässers toxische Verbindungen lösen können und insbesondere unter den Einwirkungen einer Eisdecke in Kombination mit einer massiven Sauerstoffzehrung schnell zu einer Vergiftung führen können.
Der Stress ist dann für mich lediglich eine Beschleunigung aber nur sekundär Ursächlich.
Würden wir einen patologischen Befund machen, um eine Verbesserung zu erzielen, müßten wir uns zunächst auf die primären Faktoren stürzen.
Viel Sauerstoff hattest du ja nicht zu bieten.........
Ich wünschte ich hätte bei meinem aktuellen Problem deinen Gerätefundus, besonders das Photometer......

Albert
21.08.11, 13:34
Deine Einschätzung teile ich absolut.
Der Sauerstoffwert ist jedoch temporär zu betrachten, Nachmittags schien die Sonne und die Wasserpest assimilierte auf Hochtouren.
Da hatte ich schon alles im Wagen verstaut und meinen Rundgang angebrochen.


Aber ich denke hier ist der Schlüssel auch im Besatz...

Für mich der General unter den Schlüssel. Ich weiß immer noch nicht genau was an Arten und deren Individuen in welcher Abundanz im Wasser ist.
Aber Zander (auch wenn das Auengewässer trüb ist), Waller und vor allem Karpfen in großen Stückzahlen gehören nicht in das komplizierte System eines Auen-Restgewässers.
Dazu gute Bestände von Großbleien und anderen Weißfischen, welche auch ihren Sauerstoffbedarf anmelden.
Zumal der Diepold periodisch durch das Muldehochwasser überflutet wird und ein Verlassen von Fischarten aus dem Diepold sowie ein Zuwandern aus der Mulde ein Fakt sein dürfte.
Die Mulde ist nur wenige Meter entfernt.
Im Dezember war es bekanntlich bitterkalt und schneereich. Unglückliche Umstände für die Fischzönose. Makrophyten werden nicht genug assimilieren, Laubeinfall des Herbstes und die Masse an Wasserpest wird durch aerobe Mikroorganismen und Makrozoobenthos weiter verarbeitet, abgebaut und dem Kreislauf zugeführt. Die werden als erste unter weiteren Sauerstoffzehrungen verenden.


und vor allem den Verlauf der Sauerstoffwerte zu suchen. Ich glaube auch nicht, dass hier nach eingelagerten Giften zu suchen ist, sondern wie schon richtig angeführt sich innerhalb des Gewässers toxische Verbindungen lösen können und insbesondere unter den Einweirkungen einer Eisdecke in Kombination mit einer massiven Sauerstoffzehrung schnell zu einer Vergiftung führen können.
Der Stress ist dann für mich lediglich eine Beschleunigung aber nur sekundär Ursächlich.

Wer das anders sieht wie wir beide soll uns mit Argumenten vom Gegenteil überzeugen.

Ich rätsel immer noch über die viel zu wenigen Kleinfische dieses Jahrganges. Also werde ich nochmal hinfahren. EinTag ist viel zu wenig, es gibt noch etliches zu entdecken.

Mattes
25.08.11, 21:15
Hallo Albert, Guten Abend Frau Dr. Kegler,

als Gewässerwart eines Gewässers, welches "meiner" Stadt gehört, habe auch ich den Zusammenschluss am runden Tisch gesucht. Zwar schenkt man mir Gehör, direkte Hilfe habe ich bisher aber nicht erhalten. Vielmehr hat man mich gebeten ein Gutachten über den Angelverein erstellen zu lassen. Die Kassen sind knapp, das Wissen bescheiden.

Dieses Gutachten erstellen wir derzeit. Ich ahne aber böses, wenn die Faktenlage erbracht wurde und es zur Handlung übergeht.

Lese ich nun, welche Hebel in Dessau für die eigenen Gewässer umgelegt werden, welche Untersuchungen promt auf den Weg gebracht und welche Projekte dem folgen sollen, kann ich nur meinen Hut ziehen. Hier scheint es einen scharfen Blick zu geben und viel wichtiger: Handlungsbereitschaft.

Dem Umweltamt der Stadt Dessau zolle hiermit meinen Respekt.

Dir Albert aber noch viel mehr. :;:

Albert
05.09.11, 22:09
Heute besuchte ich wiederum den Diepold und war pünktlich mit der Berufsfeuerwehr eingetroffen. Das Umweltamt Dessau organisierte ein Schlauchboot, welches die Feuerwehr stellte.
Mit dem hilfsbereiten Feuerwehrmann als Käptn sowie Frau Dr. Kegler und Herrn Mardicke begann unsere Fahrt entlang des Uferbereiches, um Odonata-Exuvien als Tötungsfreien Beleg der Bodenständigen Libellen zu finden. Was auch gelang. Da es regnete, sind die Exuvien als Burger zwischen Küchenpapier gelagert um die Feuchtigkeit aus den Hüllen zu bekommen.

Hier noch ein paar Aufnahmen: Meine Vermutung wäre die kleine Pechlibelle, Georg erscheinen die Merkmale eher der großen Pechlibelle zugeordnet.
Habe auch eindeutig ein Weibchen fotografiert. Eine eingehende Bestimmung wird das noch klären. Die hohe Abundanz der Libellenart war auch heute ersichtlich, andere Arten hab ich nicht entdeckt.

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Durch das Boot bekam man Wasserseitig vom Ufer ganz andere Einblicke. Ich musste nicht waten, der Ufergrund wurde so geschont. Äußerst angenehm gestaltete sich unser Gespräch um den Diepold
und andere Auengewässer. Da soll es noch einige Perlen geben. Für mich klang das ungefähr so als wäre der Diepold noch nicht paradiesisch genug. Schwer genug, sich das vorzustellen, aber ich glaube selbstverständlich Frau Kegler und Herrn Mardicke. Vielleicht ergibt sich nächstes Jahr eine kleine Begutachtung der Auenrestgewässer.
Noch was zur Geschichte des Diepolds: In den dreißiger Jahren als Kiesgrube für den Autobahnbau genutzt und somit dann als See entstanden.
Hier ein paar Fotos vom Verdrängungswettbewerb der Uferphyten:

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Die 2 Seerosenfelder wurden besichtigt und ich durfte eine Blüte zur Bestimmung mit nach Hause nehmen, welche jetzt in meinen kleinen Tümpelbecken schwimmt:

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Ein paar Meter vom Ufer entfernt lag ein Baum im See und kurz über der Wasseroberfläche siedelten sich diese Pilze an. Wurde aber an einigem Totholz gesehen:

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Herr Mardicke machte mich noch auf diese giftige Pflanze incl. der Beerenfrüchte, direkt über der Wasseroberfläche am Ufer aufmerksam:

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Hier noch ein paar Bewohner des Diepold, welche wieder zurückgesetzt wurden.

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Weitere Fotos folgen noch. Eine Höhle, welche der Eisvogel gern annimmt wurde entdeckt. Nachmittag hab ich den Gesellen selbst in Augenschein genommen. Leider setzte er sich viel zu weit für ein Foto auf einen Ast, kurz über dem Wasser. Naja, das kenn ich zur Genüge. Irgendwann klappt das mit dem Fotografieren.
Auf alle Fälle bedanke ich mich für die Hilfe mit dem Boot bei der örtlichen Feuerwehr und bei Frau Kegler sowie Herrn Mardicke ganz herzlich.

Albert
06.09.11, 11:17
Hier Fotos von Kleintierchen aus dem Diepold, welche ich mit dem Mikroskop aufgenommen habe.
Mir stellt sich die Frage, wie hoch die Biomasse der Kleintiere wie Insekten, deren Larven und des Makkrozoobenthos im Diepold ist.
Ich habe den Planktonkescher nur kurz ins Wasser gehalten, unter den Wasserpflanzen gehalten und wieder hochgeholt.
Ich brauchte nicht einmal vorsichtig sein, alles zu bergen. An den Pflanzen, die wieder ins Wasser gelangten, saß noch genug an Tierchen.
Da ich unvorsichtigerweise neben Laub und Pflanzenteilchen der Wasserpest auch einen Gelbbrandkäfer und eine kleine Libellenlarve nach Hause nahm,
werde ich den Inhalt meines Tümpelbeckens in einer anglerisch ungenutzten Tongrube im Oktober aussetzen.
Die Larve der Büschelmücke, noch ganz jung, habe ich auch reichlich entdeckt. Als Glasmückenlarve auch bekannt.
Für Klein- und Jungfische ein überreich gedeckter Tisch, der Diepold.

Albert
06.09.11, 11:19
Hier weitere Fotos und die aktualisierten Wasserwerte:

Da es einen verlandeten Abflussgraben gibt, an welchen ich mit Herrn Mardicke schon bei meinen ersten Besuch stand, geht mir die Idee durch den Kopf,
das an der Jonitzer Mulde oberhalb der Mühle einen Zulauf geschaffen werden könnte, welcher den Diepold mit frischen, sauerstoffreichen Wasser speist.
Ich meine, der kleinere Muldearm liegt oberhalb des Diepold.
Den Zulauf zu steuern und vor allem bei Hochwasser zu schließen ist sicher möglich. Ob man das prüfen könnte, Herr Mardicke ?
Es muss ja nicht eine große Durchflussmenge sein.
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Albert
05.05.12, 20:01
Hat sich einiges an Erkenntnissen angesammelt.

Das Umweltamt Dessau hat die Schlammächtigkeit feststellen lassen.
Der Diepold ist zwar ein altes Auskiesungsgewässer vor rund 80 Jahren, aber durchaus als Auen-Restgewässer durch die unmittelbare Nähe zur Mulde zu betrachten.
Und solche Gewässer verlanden mit der Zeit. Das sind natürliche Vorgänge, auf dem Diepold bezogen mit einem Unterschied.
Er ist tiefer als ehemalige Flusslauf-Restgewässer. Und es gibt von der Mitte des Gewässers zum Südufer hin eine Schlammmächtigkeit von 10 bis 120 cm.
Darüber befinden sich immer noch über 2 Meter Wasser.
Hochwasser der Mulde sorgen für eine Ausspülung des Schlammes bis zum Kiesgrund vom Nordufer zur Gewässermitte hin.
Ein natürliches Restgewässer wäre schon verlandet oder höchstens noch ein Laichgewässer für Amphibien.
Fischsterben, in heutiger Zeit für Naturfreunde kaum zu ertragen, die gab es vor hundert oder auch tausend Jahren in verlandeten Restgewässern zwangsläufig und sind Naturgegeben.
Unsere generelle heutige Problematik mit solchen Restgewässer ist darin zu sehen, das Flüsse in unserer Kulturlandschaft nicht mehr mäandrieren dürfen um neue Auengewässer zu schaffen.
Die Alternative wäre der Erhalt und eine Sanierung solcher Gewässer. Nur, das ist finanziell kaum zu stemmen und höchstens bei Kleingewässer von unter 1 Ha möglich.

Deshalb kann ich die Aussagen in dem Youtube-Video, wo die Dessauer Behörden für das Fischsterben verantwortlich gemacht wurden aus meiner Erkenntnislage überhaupt nicht bestätigen. Herr Pietzsch hat nicht berücksichtigt, das eine Unmenge Pflanzenbiomasse durch sauerstoffzehrende Mikrobiologischen Verarbeitungsprozesse (einen Herbstlaubeintrag sowie große Wasserpflanzenteppiche) verarbeitet werden. Der Diepold liegt in einem faszinierenden Au-Wald aus versch. Auentypischen Hart- und Weichholzbäumen.
Dazu kommt die große Fülle von überwinterungswilligen Makrozoobenthos, welche auch ihren Sauerstoffbedarf haben.
Das darf bei der sauerstoffzehrenden Schlammbildung nicht ausgeblendet werden und muss man unbedingt in die Gesamtbetrachtung einfließen lassen.

Dem Umweltamt Dessau zolle ich meinem Respekt, Frau Dr. Kegler und Herr Mardicke haben mich toll unterstützt und mit Infos versorgt. Dafür vielen Dank.

Ende September suchte ich den Kontakt mit Herrn Wetzel vom Anglerverein Dessau e.V. und damit ergab sich in der Folge ein fruchtbarer Austausch.
Ich wurde eingeladen, am 27.04.2012 zur Vereinsversammlung meine Erkenntnisse vorzustellen, was ich gern wahrnahm.
Der Verein ist einer der ältesten in Deutschland und über 800 Mitglieder stark.
Meine Vortragszeit hab ich ganz schön strapaziert, was mir gar nicht so bewusst war. Fische waren ein Teil meiner Gesamtbetrachtung. Augehölze, Makrozoobenthos, Wasserpflanzen, Vorschlag einer Besatzgestaltung mit Autypischen limnophilen Fischarten und das Gewässerprofil hatte ich im Lichtbildervortrag eingearbeitet.
In der Pause wurde ein reger Austausch getätigt. Für mich war das sehr angenehm, der Versammlung beizuwohnen und mir wurden weitere Gewässerschätze in Aussicht gestellt.
Auch bei Herrn Wetzel und den Vereinskameraden möchte ich mich für die Einladung und den Austausch bedanken.

Ich kam nicht umhin, den Titel zum Diepold zu ändern, die Erkenntnisse sorgten dafür.

Albert
13.10.12, 22:09
Am Donnerstag, den 09. August habe ich mir einen Tag Auszeit genommen und wieder den Diepold besucht.
Um 8 Uhr schon kam ich am Wasser an und das Autoradio hatte mir einen regenfreien Tag mit viel Sonne und 20 °C versprochen.
Ich war ganz allein und gönnte mir erst mal einen großen Kaffee und setzte mich ins Gras um meine Aktionsplan zu überdenken und meine Blicke einfach
schweifen zu lassen. Mit der Ruhe war es gleich vorbei, als sich eine sehr schöne dunkle metallic-blaue Libelle neben mir niederließ, welche wohl gerade ähnliche Gedanken hegte.
Ok dachte ich, kalter Kaffee schmeckt auch und machte mich ans Tagwerk.
Erst mal die Wasserwerte messen und nach Plankton an der selben Stelle wie 2011 keschern. Nach 15 Minuten hatte ich meine Schalen schon gut gefüllt und machte mich an die Zählung
und fotografierte die kleinen Wassertierchen. Es war eine unglaubliche Fülle wie 2011 und ich gebe hier eine kleine Auswahl wieder.

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Die Wasserbewohner schnell zurück ins Biotop und dann bewaffnete ich mich mit der Senke um Kleinfische zu ermitteln. Leider Fehlanzeige. An meinem Kiessee hätte ich in 30 Minuten
200 Kleinfische in 5-6 Arten habhaft werden können. Warum aber nicht im Diepold ? Letztes Jahr nur 2 kleine Weißfische (vermutl. Aland). Dieses Rätsel bleibt in 2012 ungelöst.
Das Wasser war wieder trüb vor Algen, Sichttiefe wenige centimeter. Aber Nahrung in Hülle und Fülle.
Der Phosphatgehalt ist gegenüber 2011 zurückgegangen, wenn auch nur geringfügig. Nitrat im grünen Bereich.

Als nächstes begann ich den zunehmend aktiven Libellen fotografisch nachzustellen.
Dabei traf ich eine neue Art an, welche mich schon beim Kaffeetrinken beehrte. Die gebänderte Prachtlibelle - Calopteryx splendens war rege aktiv und ich zählte 30
Exemplare auf wenigen Meter Uferlänge.
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Auch meine alte Bekannte aus 2011, die große Pechlibelle war wieder reichlich vertreten.

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Fortsetzung folgt.

Albert
13.10.12, 22:55
Als nächstes begann ich meinen Rundgang um den Diepold und wieder staunte ich, wie Pflanzen Flächen besiedeln und sich gegenseitig verdrängen.
Ihre ureigensten Eigenschaften, immer zum Licht zu drängen und die unmöglichsten Flächen zu besiedeln, nur um der Konkurrenz zu entgehen kennt man aus dem Amazonas
aber funktioniert auch in einen sich selbst überlassenen deutschen Auwald. Und Auwälder sind leider kaum noch vorhanden. Die Hart-und Weichholzauwälder der Mulde sind
wohl die noch einzigen größere Biotope in Deutschland. Die Artenvielfalt an Pflanzen, Insekten, Vögel und eigentlich auch der Fische erklärt sich aus intakten Flussauen.
Eigentlich auch der Fische, im benachbarten Rehsumpf habe ich im klaren Wasser am späten Nachmittag sehr viele Weiß-und auch Raubfische gesehen.
Es gibt sie bestimmt auch im Diepold, 1-2 Besuche im Jahr von mir sind da nicht ausagekräftig.

Was mich immer wieder beeindruckt sind die Totholzbäume und Äste im Wasser, welche auch ein Garant für einen ausgezeichneten Makrozoobenthos im Diepold ist.
Angler können nicht alle Stellen befischen, haben aber noch ausreichend Platz für Würfe ohne Hängergarantie. Für Fische ein Eldorado, welche auch Deckung vor Kormorane
haben.

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Fortsetzung folgt.

Albert
13.10.12, 23:28
Die Pflanzen am Gewässer besiedeln dicht an dicht bis zum Ufer den Boden.
Bis 5 meter ans Ufer reichen Brombeerhecken, dann beginnt eine Artenvielfalt bis zur Wasserfläche.
Keine Mähung, kein Baumschlag, alles bleibt sich selbst überlassen. Pilze verarbeiten in Gemeinschaft mit Bodeninsekten Totholz und Laub,
Fluginsekten, Käfer, Schmetterlinge und Libellen siedeln in reicher Artenzahl und finden einen gedeckten Tisch vor. Das zieht Vögel und Amphibien an und mit Prädatoren
wie Bussard, Milan (ich denke an weitere ) schließt sich der Kreis.

Die Wasserpest scheint mir 2012 weniger ausgebreitet wie 2011. Ich habe die Großteppiche vom letzten Jahr vermisst.

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Fortsetzung folgt.

Albert
14.10.12, 00:58
Die Chance, einen Au-Wald in Augenschein zu nehmen, die hab ich gern genutzt.
Wird doch die Gera-Aue nördlich von Erfurt bis zur Buga-Eröffnung 2021 naturnah umgebaut.
Dafür ist der Diepold mit seinen Auentypischen Bäumen und Buschwerk wie geschaffen.
Am Ufer Schwarzerle und Pappel und im Hinterland Ahorn, Stieleiche, Buche und Linde der Hartholz-Aue.

Mir drängte sich bei dem Rundgang die Frage auf, wie sich die Pflanzlichen Teile, ich denke an Blätter, Rinde und Äste, mit ihren Gehalt an Huminen
auf die Wasserorganismen der Fische und des Zoobenthos auswirken. Denn einen Laubeintrag im Herbst wird es reichlich im Diepold geben.
Und das stetig jedes Jahr. Reicht die Menge an Huminstoffen, chemische Verbindungen und Pathogene Stoffe in Zellen auszustoßen und den gesunden Kalziumhaushalt
zu erhalten?
Der Giftstoff Hexachlorcyclohexan (HCH) und Arsen wurde ja bekanntlich in den Diepold durch Chemiebetriebe bei Hochwasser bis 1989 eingetragen.
Prof. Dr. Steinberg, mit dem ich 2009 und 2010 im Austausch stand, konnte in Forschungen beweisen, dass die Geochemikalie Huminstoffe, welche weltweit vorkommen,
sich bei Wasserflöhen und Nematoden Lebensverlängernd bis 12% auswirkten. Dabei wurde von Nematoden ganz gezielt Humine aufgenommen.
Und in Stillgewässer des Amazonas wurden Salmler nachgewiesen, wo das Wasser einen PH-Wert um 3 hatte.
Normalerweise löst sich ein Fischskelett in solch eine Lebensfeindlichen Wasser auf. Nur die Huminstoffe haben das verhindert.
Antworten werde ich nicht bekommen, die Forschung befindet sich noch am Anfang.

Hier einige Eindrücke des Au-Waldes:

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Und zum Schluss die Wasserwerte des Tages:

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Albert
14.10.12, 12:50
Der Rehsumpf:

Nachmittags um 16 Uhr hab ich vom Diepold dann zum Rehsumpf gewechselt. Der liegt nur wenige hundert Meter als Altwasserarm vom Diepold entfernt.
Es fällt mir schwer, dieses Gewässer zu beschreiben denn so etwas gibt es eigentlich nicht. Dachte ich bis zum 09.08.12 um 16 Uhr.
Nur mit Pol-Brille, Wasserflasche und 2 Kameras bewaffnet hab ich ein Teilstück von 80 Metern erkundet.
Überall Leben, als erstes einen Hecht von geschätzten 70 cm entdeckt. Dann die vielen Weißfische von 6 bis 30 cm. Das Wasser war klar und leicht huminös braun.
Schwimmblattpflanzen, Wasserpflanzen, die Flora und Fauna am Ufer, hier passte alles zusammen.
Konzentriert habe ich mich auf Bestände des Froschbisses Hydrocharis morsus-ranae und des in Deutschland selten gewordenen Gemeinen Schwimmfarn Salvinia natans.
Dabei entdeckte ich 4 schöne Exemplare der Schwanenblume Butomus umbellatus, welche als typische Auwaldpflanzen auch stark rückläufig sind. Schöne Streifen des Schilfrohres
wechselten sich mit anderen Pflanzenteppichen wie Brombeere und Brennessel ab.
Ich werde bei dem Angelverein und dem Umweltamt nachfragen und um Erlaubnis bitten, den Rehsumpf mir in 2013 näher anzuschauen. Ähnlich dem Diepold.
Da in 300 Meter Entfernung Menschen badeten, wären eventuell auch Fotos und Videos Unterwasser möglich.
Gegen 18.00 Uhr beendete ich meinen Besuch, noch schnell zur Tanke was essen sowie auftanken und ab auf die Autobahn. Bei Leipzig West dann ein großer Stau.
War mir egal, so konnte ich meine 250 Fotos des Tages noch mal sichten.

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