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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Besuch einer Kontrollbefischung zur Wiederansiedlung des Lachses in NRW



Mattes
29.09.11, 23:55
Als kleiner Gewässerwart ist man um jeden Einblick dankbar, den man erhält.

So war ich vor einigen Monaten recht erfreut, als ich zur E-Befischung der Eifelrur und deren Nebenflüssen eingeladen wurde, um mich dort einzubringen und ein wenig zu schnuppern.

Angesichts der Tatsache, dass ich mir im nächsten Jahr vorgenommen habe, meinen E-Fischereischein zu machen, ist es logisch, dass ich mich sehr über das Angebot gefreut habe.

Zwei Termine hatte ich mir zurechtgelegt. Einen zur Kontrolle der Überlebensrate, den anderen zur Beurteilung der Abdrift. Der erste Termin fand bereits Mitte September statt.

Wir trafen uns (nach 2,5 Stunden Anreise mit dem PKW) bei Zerkall an der Kall. Mehrere jeweils um die hundert Meter lange Strecken wurden abgefischt. Ich durfte Protokoll führen. Dies hieß nichts Anderes, als die nächsten Stunden auf Unterhaltungen zu verzichten und ein spitzes Ohr zu haben, auf die Zurufe, die da kamen.

Koppen gab es reichlich. Mächtig viele BaFos im Bereich bis 20 cm und halt auch Lachse. Allesamt um die 60 – 80 mm. Allerdings stellten wir an den zwei Strecken, die wir befischten, lediglich eine Überlebensrate von 6-7 % und an der anderen deprimierende 1 % fest. Das Ganze bei einer geschätzten Fangquote von 80%. Reichlich wenig. Auch Bachforellen von diesem Jahr und Neunaugen fehlten weitgehend.

Später wurden die Gründe festgestellt. Im Sommer hatte es ein extremes Hochwasser gegeben. Hierbei wurden jede Menge Bachforellen 0+, Querder und Lachse schlichtweg abgetrieben. Andere Strecken hatten, wie mir im Nachhinein gemeldet wurde, Überlebensraten bis 85% aufgewiesen. Eine Traumquote. Diese Strecken wurden nach dem Hochwasser besetzt und durch das Fehlen der BF 0+ gab es keine Konkurrenten um die Standplätze. Bei dem extrem dichten Bestand an BF finden die Junglachse keine freien Standplätze und werden von den kräftigeren BF ständig angegriffen und getötet.

Beim zweiten Termin in der letzten Woche an Wehe und Inde wurde es für mich dann schon spannender. Ich wurde den Beifängern zugeteilt. Als autarker Trupp trennten wir uns von den anderen und befischten zu dritt die Mündung der Wehe, um die Abdrift der Lachse aus den Besatzstrecken zu untersuchen. In diesem Abschnitt wurden nie Lachse besetzt. Dennoch wurden wir fündig.

Für mich als Neuling war die Herausforderung, innerhalb weniger Sekunden die Fische zu unterscheiden. Schöne Übungsaufgabe. Elritzen gab es zu Tausenden (2.500), dazu Schmerlen, Döbel, BaFos, Lachse und Neunaugen. In der Inde dann auch Äschen, Blaubandbärblinge, Gründlinge, Hasel und eine einsame Jungnase.

Für mich sehr lehrreich, der Einblick in die E-Befischung an sich. Besondere Vorgehensweisen für Gleichstromanwendungen, taktisches Vorgehen bei Unterständen, Aufstellung der Beifänger und verschiedenste Gerätekunde in der Praxis.

Kennenlernen der verschiedenen Fischarten und hoch interessant, die Unterscheidung von autochthonen BaFos und besetzten Tieren. Sie waren klar am Punktemuster zu unterscheiden. Die Wehebachforellen hatte eine scharfe Abgrenzung der roten und schwarzen Punkte, während bei den Besatzfischen die Muster ineinander übergingen. So klar, dass ich sie nach dem zweiten Fund sofort erkennen konnte. Schwieriger war es da schon, Lachse von BaFos zu unterscheiden. Klar, die rote Fettflosse hilft, aber manches Mal war die Rötung so gering, dass ich mich sogar einmal korrigieren lassen musste. Dafür war dann halt nicht die Flosse rot, sondern mein Kopf.

Alles in allem war es für mich eine tolle Sache. Ich habe Menschen kennen gelernt, die Wochenende für Wochenende ihre Freizeit für gestrichen erklären, um sich dem Lachs und seiner Wiederansiedlung zu widmen. Alte Hasen und junges Volk, das wissbegierig den Alten lauscht.

Schön auch für mich anzusehen, wie unser Freund Jochims die Sache anführt und bis ins Detail plant, umsetzt und die Leute mit Aufgaben versorgt. Sein Wort hat dort Gültigkeit und jeder holt sich dort brav seine Order ab. Ungeachtet dessen, ob dies ein junger Nachwuchshelfer ist oder ob es sich um einen alten Hasen handelt.

Das Herrlichste jedoch: Zum ersten Mal im Leben einen Lachs live erleben, in den nassen Händen halten, vermessen und ihn wieder in sein Element zu entlassen. Einen kurzen Blick darauf haben, ob er sich auch gut gerappelt hat und ihm beim wegschwimmen zusehen. Für mich eines der höchsten Gefühle.

Ein paar Impressionen:

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Die Truppe sammelt sich am Treffpunkt


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Geräteausgabe von Heinz


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Christian Moj und seine Zöglinge im Einsatz

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Ewald Braun im Einsatz


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Wehebachforelle. Keine schwarzen Punkte innerhalb der roten Punkte - klare Trennung erkennbar.

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Eine Schmerle


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Mitunter größter Lachs: 168 mm.


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Nur ein Teil derer, die Woche für Woche ihre Freizeit opfern.


EDIT: Ergänzungen des Berichts erfolgt durch Heinz-Josef Jochims

Mattes
11.10.11, 18:11
Der RhFV hat den Bericht in sein Online-Portal aufgenommen.

http://www.rheinischer-fischereiverband.de/index.php?id=53&tx_ttnews[tt_news]=954&tx_ttnews[backPid]=47&cHash=e722126f23934bb07e49c6f1b9bc115d

:cool:

Mario
11.10.11, 19:12
MATTHIAS DAVID, ASV GELDERN 1950 E.V.

An der Quellenangabe müssen die Herren noch arbeiten :Knüppel:

Mattes
12.10.11, 07:29
Wurde soeben korrigiert!