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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bericht: E-Befischung Wilmessee und Untersuchungsausflug in Veert



Mattes
04.10.11, 15:09
Bericht zur E-Befischung einer Auskiesungsfläche – 2,5 ha – bis 8 Meter Tiefe, sowie Erstbegehung einer weiteren, brachliegenden Auskiesungsfläche – 1,5 ha, beides Geldern / NRW.

02.10.2011

Vor etwa 2 Monaten erhielt ich zwischen den Zeilen einer Mail ein traumhaftes Angebot von Heinz-Josef Jochims, mich bei meiner Fischsicherungsmaßnahme am Wilmessee durch sein Team zu unterstützen.

Für meine Aalaktion war es, trotz der Widrigkeiten, die uns erwarten würden, eine tolle Unterstützung und einen Versuch wert, zudem für die Erkundung des Fischbestandes des Wilmes ein großer Fortschritt.

Widrigkeiten deshalb, weil wir uns damit an den Rand des Möglichen einer E-Befischung herantasten würden. Dazu muss man wissen, dass der Wilmes steil abfallende Ufer hat, die es fast jedem Fisch ermöglicht, sich unter dem Wirkungsradius des Stromfeldes hindurch, in die Tiefe zu flüchten. Weiterhin, der erschwerte Umstand sich in einen Uferring aus Totholz zu kämpfen und dass man dort mit eingeschränktem Bewegungsradius in schwer zu bekescherndes Gebiet vordringt. Einziger Lichtblick, der eine Durchführung rechtfertigte, ist eben jener Ring des ins Gewässer ragenden Bewuchses und das sich überlassene Totholz, das vielen Fischen als Ziel einer kurzen Flucht dient.

Die amtliche Genehmigung ging ungleich unkompliziert von statten. Keine zwei Tage nach Antragstellung lag die Genehmigung vor. Rekordverdächtig. Meinen Dank an die UFB-Kleve und dem Kreisfischereiberater.

Albert, der davon Wind bekam, setzte sich postum in sein Auto, der Strecke Erfurt-Niederrhein trotzend, um an der Sache Teil zu haben.

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Albert konnte wie üblich nichts aufhalten.

Er kam bereits einen Tag früher, da wir uns per Zufall einen weiteren Tagespunkt aufgetan hatten. Diesen will ich kurz vorweg nehmen.


Auf der Suche nach Gewässern, Tim-online.de (http://www.tim-online.nrw.de/tim-online/nutzung/index.html) sei Dank, finden sich immer wieder solche, die man eigentlich gar nicht kennt. Diese regen generell mein Interesse und so startete ich im Fall des Veerter Baggerlochs die Suche nach dem Eigentümer. Dieser war relativ schnell gefunden. Der Kontakt gestaltete sich sehr positiv und so wurde Albert und mir auch unbürokratisch der Zugang für eine Erstbegehung gewährt. Vom Besitzer erhielt ich zudem die Info, dass in dieses Gewässer um Ende der 80er Jahre 1000 Aale eingesetzt wurden. Seit her passierte dort nichts!

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Das Veerter Baggerloch, Boot zur Untersuchung inklusive.

Als wir dort zum vereinbarten Termin erschienen wurden wir mit allen bekannten Infos und einem Boot versorgt. Was kann man mehr verlangen? Wir hatten 1,5 Stunden Zeit, um erste Eindrücke zu sammeln. Zugegeben, diese sind nicht sehr positiv gewesen.

Im gesamten See gibt es keine Anzeichen oder Sichtungen von auch nur einer einzigen Wasserpflanze. Keine Uferwiese, keine Röhrichtzone keine UW-Pflanzen. Mehr als 30 Jahre Existenz und keine Entwicklung in diese Richtung. Bei uns taten sich Fragezeichen im Kopf auf. Unsere Suche nach Makrozoobenthos blieb ebenso von zweifelhaftem Erfolg. Die genauen Funde werden in Kürze im Gewässerportrait zu lesen sein.

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Kugelschwimmer (Hyphydrus ovatus)

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Unterlassene Hilfeleistung an Selbigen

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Wassermilbe

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Wassertreter (Haliplus spec.)

Der Sauerstoffgehalt war wie zu erwarten recht niedrig. Zwischen 2,3 und 3,5 mg/l bei einer Sättigung von um die 35% wurden gemessen.

Die Jungfische, die wir gesichtet haben waren jeweils Weißfische unbestimmter Art, sowie Barsche.

Die 16:00-Uhr-Grenze, die uns für unsere Untersuchung gegeben war, war schneller erreicht, als uns lieb war. Am Veerter Baggerloch stehen im nächsten Jahr wohl noch ein paar Termine an.

Wie kann es sein, dass ein Gewässer über 30 und mehr Jahre keinen höheren Bewuchs jeglicher Art enthält? Zugegeben das Ufer fällt sehr schnell, sehr steil ab und die 10% Lebensraum, die man einem „normalen“ Baggersee zuspricht, möchte ich hier gerne auf 5% und weniger reduziert wissen.

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Einer der wenigen interessanten Anblicke des Sees - Wurzelgeflecht

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Und wiederum sind es nur Wurzel, die wir neben ein Paar Algen unter Wasser finden

Um die 1000 Aale, die besetzt wurden, darf ich mich vermutlich ab dem nächsten Frühjahr kümmern. Soviel konnte ich aus den Gesprächen mit dem Eigner entnehmen. Grund zur Freude somit alle Male. Bin sehr gespannt, wie sich diese Tiere entwickelt haben.

Albert und meine Familie beendeten den Tag in gewohnter GW-Manier – am Grill mit frischem Fisch. Red Snapper, Thunfisch, Lachs, Salat und Gemüse, Weißbrot und Diebels.

Danach wurde sich in Form von To-Do-Listen auf den nächsten Tag konzentriert. Die Wartezeit bis zum Morgen überbrückten wir mit unnützem Schlaf.

03.10.2011

Aufwachen, Kaffee, Listen checken, Kaffee, Brötchen holen, Kaffee, packen, warten, Kaffee.

Jan Jeucken von der Waterschap (?) aus den Niederlanden traf zuerst ein.

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Gut gelaunter Jan Jeucken

Der Mann ist E-Fischer von Herz und Beruf und ihm eilt der Ruf voraus eine Koryphäe auf seinem Gebiet zu sein. Mit seiner Erfahrung in der Fischerei per Strom hatten wir einen weiteren Batzen Know-How für das Team gewinnen können, dem Einfluss von HJJ sei Dank. Mit viel Sympathie begannen erste Gespräche über den Aal-Kasten (http://www.gw-forum.de/showthread.php?672-Aal-Ma%DFkasten-nachgebaut), der schließlich seinen Kopf entsprungen war und von mir nachgebaut wurde. Ohne, dass auch nur eine Minute verging, war man „warm“ – die Chemie stimmte einfach – und man verfiel in Fachthemen.

Noch bevor der erste Kaffee die Maschine verließ, kam pünktlich der Trupp von Heinz an. Ihm zur Seite standen Christian Moj und Michael Zocher. Beides ausgefuchste E-Fischer, die vom Meister trainiert wurden. Nach dem kurzen Stopp mit Begrüßungskaffee auf dem Vossumhof, setzte sich die Karawane in Bewegung.

Am Wilmes angekommen wurde die Lage sondiert und die Aufgaben besprochen. Dann wurde die Technik ausgeladen und alles in Bereitschaft versetzt. Nach gut einer halben Stunde waren wir startklar.

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Abladen...

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... sortieren...

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und beladen. Startklar!


Von Anfang an wurde uns klar, dass wir unser gestecktes Ziel zu reduzieren hatten. Die Umstände waren härter und widriger, als man sie in der Theorie hätte ahnen können. So mussten wir uns mit dem Boot teilweise in Uferzonen bewegen, die von oben mit herabhängenden Ästen eingerahmt waren und von unten mit flächendeckendem Totholz übersäht waren. Mangrovenähnliche Zustände. Die erhofften Fangerfolge (auf den Aal) blieben Anfangs vollkommen aus. Wir mussten unser Vorgehen anpassen. Bis dahin waren wenige Schleien und einige kleine Barsche gefangen worden.

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Unsere Wege führten fast immer in schwer zu durchdringendes Geäst


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War der Weg von oben frei, stapelte sich das Holz unter der Oberfläche


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Auch das Manövrieren mit dem Motorboot war eine Herausforderung


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Teilweise mussten wir durch grüne Gucklöcher Sichtkontakt zum Kescher halten

So steuerten wir erst einmal die große Sandbank an, die der See zu bieten hat. Übersäht von einer flächendeckenden Wiese aus Armleuchteralgen, mit bis zu 50 cm Dichte, konnte nunmehr Schleie auf Schleie gelandet werden.

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Sandbank ...

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... mit Armleuchteralgenwiese

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Tinca tinca war in allen Jahrgängen vertreten.

Wir fingen weiterhin Schleien und Barsche und Barsche und Schleien.

Daraufhin stellten wir ein wenig die Taktik um. Einer aus dem Team, Christian, sollte zu Fuß die Uferzonen und die Sandbank erkunden, während sich der Rest des Teams die Uferzonen des Steilufers vornahm, die weniger von Geäst umrahmt waren.

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Nachdem klar war, dass in den "Mangroven" nichts zu holen war...

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... gingen wir den Weg des geringsten Widerstandes...

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und suchten die offenen Ufer ab.

Den Aal bekamen wir nur selten zu Gesicht. Er wird vermutlich in den Untiefen der Uferpackung sein Heil gesucht haben. Unerreichbar für uns. Nur dort, an den wenigen wirklich lichteren Stellen des Ufers, hatten wir eine Chance. Nur vier Aalsichtungen insgesamt holten uns auf den Boden der vorhandenen Struktur. Einen einzigen konnten wir davon abhalten sich ruck-zuck im Sediment zu vergraben oder sein Heil in der Tiefe zu suchen.

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Stolze Aaldame...

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...mit großen Augen

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Und zum ersten Mal in meinem Leben fachte mich ein Aal hörbar an.

Teilweise zweifelten wir an der Bestandsdichte. Wären nicht die hohen Erfolge im Vorfeld mit der Reuse getätigt worden, müsste man glauben, dass es dort kaum Aale gäbe. Wir wussten es aber besser.

Was uns aber am allermeisten in Verwunderung versetzte, war die Tatsache, dass es bei den übrigen Fängen bei Schleie und Barschen bleib. Keine einzige andere Art konnte nachgewiesen werden. Weder Rotauge, Rotfeder noch Hecht gingen uns in die Kescher. Auch kein Barsch größer als 20 cm wurde gefangen. Dieser Umstand ließ uns lange diskutieren und Szenarien ausdenken, wie es dazu kommen konnte. Wären diese Arten dort vertreten, hätten wir sie auch in der Bilanz gehabt. Ergo muss nun davon ausgegangen werden, dass die genannten Arten dort fehlen. 30 Jahre Entwicklung und keine Rotfeder und kein Hecht? Wie kann da sein? Die vorangegangene chemische Wasseranalyse während des GW-Treffs 2011 hatte keine ungewöhnlichen Parameter zu Tage gebracht.

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Begutachtung der Fänge

Die Besitzerin berichtete uns dann auch von dem gesicherten Vorkommen von Rotaugen von vor 15-20 Jahren. Wir ersannen dann unsere Theorie.

Die hohe Population der Barsche und die hohe Präsenz des Kormorans gaben den Anstoß zur Überlegung, dass der K. den Kippfaktor in der Bestandentwicklung gegeben haben könnte. Jahreszeitlich passt das Ganze mit seinem Aufkommen zusammen.

Der Barsch als früherer Laicher ernährt zum Teil sich von der Brut von Rotauge- und Feder. Spielt kein weiterer Prädator in die Entwicklung, reicht die Population der Weißfische aus, um Nahrung zu sein und selber zu überleben. Greift nun aber ein weiterer Prädator, wie der K. in das Geschehen ein, könnte er die Waage kippen und die erfolgreiche Fortpflanzung von Weißfischen gefährden und letztendlich auch kippen.

Wie sonst soll sonst ein Gewässer gänzlich ohne Rotfeder- oder Auge auskommen können. Schon mal versucht ein Rotauge bewusst aus einem Gewässer zu eliminieren? Eigentlich kaum möglich.

Mit einer leichten Enttäuschung im Nacken führen wir ans Ufer und machen uns an die Sortierung unseres Equipments. Gut, dass wir mit zwei Zielen angereist waren. So konnten wir dem See immerhin ein weiteres Puzzelteil entlocken und sind um einige Fragestellungen reicher.

Für mich persönlich war es eine große Ehre Jan Jeucken kennen zu lernen und einen weiteren Einsatz mit Christian und Marcus zu erleben. Der Erfahrungsaustausch mit Heinz mal außen vor gelassen. Alleine dafür lohnt jede Anfahrt.

Am Schluss bedanke ich mich noch herzlich bei Herrn Pfeiffer, dem Besitzer des Fischhandels in Sonsbeck (http://www.fisch-angeln.de/) für die kostenfrei Leihgabe seines Fischtransporters.

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Fischtransporter

Den Aal im Wilmes werde ich nun doch weiter mit den Reusen nachstellen müssen. Die Methode war sehr erfolgreich und wird es vermutlich auch weiterhin sein. Im Frühling nächsten Jahres geht es an dieser Stelle weiter.

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Aalbert nimmt Abschied

Heinz, Christian, Marcus, Jan, Albert - DANKE SCHÖN!!!

Mattes
04.10.11, 18:49
:Klatsche:

Na logisch!!!

Wir haben uns doch gefragt was die weißen Rückstände auf der Armleuchteralgenwiese sind. Ohne es zu Beproben, sage ich mal: Kalk.

Characeen lieben kalkhaltige Gewässer und bei intensiver Photosynthese fällen sie Calciumcarbonat aus. Sie wirken entkalkend.

EDIT:

Wusste gar nicht, dass die Armleuchteralge auf der roten Liste steht. Muss wohl mal die genaue Art bestimmen.

http://www.lanuv.nrw.de/veroeffentlichungen/loebf/schriftenreihe/roteliste/pdfs/s295.pdf

Albert
04.10.11, 20:54
Zu dem gewohnt tollen Bericht einige Ergänzungen und Eindrücke meinerseits.

Zum Veerter Baggerloch: Erstmal sehr idyllisch anzuschauen und Mattes und ich waren begeistert.

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Mit dem Boot raus und unsere Untersuchung und Entnahme von Wasser gestartet. Wir kescherten ordentlich, jedoch blieb das Ergebnis mager.

Odanaten waren vorhanden, deren Larven hatten wir nicht im Kescher.

Etliche Wasseraustriebe der Wurzeln von Uferbäumen (vorrangig Eichen, Buchen, Ahorn, Hybrid- und Schwarzpappeln) hatten uns vorgegaugelt, sie wären voller Makrozoobenthos.

Einige Eintagsfliegenlarven, winzige Egel oder Nematoden, frisch geschlüpfte Cyclopsnauplien, verschiedene Wasserkäfer waren die Hauptausbeute.

Das fädige Algenwachstum an den Uferrändern besiedelte viel im Wasser liegendes Totholz. Keine Wasserpflanzen oder Armleuchteralgen konnten wir in dem einigermaßen klaren Wasser erspähen. Libellenlarven konnten, falls sie es dort im Wasser gab, nur am Totholz das Wasser verlassen. Wasserschnecken auch Fehlanzeige.

Wir wollten nochmal raus um die vergessene Köderfischsenke zu holen, aber Mattes sagte nur lapidar "Schau mal auf die Uhr" . Die 90 Minuten waren schon verstrichen. :shock:

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Das der Sauerstoffgehalt so gering ist, wird nicht nur eine Ursache haben. Viel Laubeintrag und etliches Totholz sowie vermuteter Schlamm bis zur Sohle zehrt ihn auf.

Zudem ist der Baggersee sehr vom Baumbestand (prächtige große Eichen!) in Windschutz genommen. Eine ölige Kahmhaut bedeckte zu großen Teilen die Wasseroberfläche.

Die Abbautätigkeit durch Mikroorganismen wird rege sein.

Einige Wasserwerte:

PH= 7,53
Phosphat > 0,01 mg/l
Co² = 18 mg
KH = 11°
GH = 16°
Chlorid = 18 mg/l
Eisen = > 0,1 mg/l (II + III gesamt)

So ein unberührtes Gewässer sollte in den Jahrzehnten doch einiges mehr zu bieten haben. Durch Laub und Holz kommen viel Huminstoffe jährlich ins Gewässer.

Für Fische wie Schleie und Rotfeder doch ideal, nur die Struktur ist es nicht. Mattes wird noch einiges von der Probenentnahme unters Mikroskop legen.

Zum Wilmes:

Hier brachte das Watfischen von Christian aufschlussreiche Tatsachen ans Licht. Schleien von 6 bis über 40 cm zeugen von einer guten Altersstruktur.

Der Korpulenzfaktor war normal.

Bei den Barschen sah es anders aus. Hier waren es nur kleine Tiere bis 15, vereinzelt bis 18 cm.


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Christian auf der Untiefe mit großflächigen Armleuchterbewuchs.

Viele Schleien in allen Größen und Kleinbarsche wurden ermittelt.


Hier nahmen vor Christian weit über hundert Barsche um 5-6 cm im Schwarm Reißaus ins offene Gewässer. Das konnte nur ich vom Ufer sehen. Aber etliches wurde trotzdem an Barsch und Schlei kurz gefangen.

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Ob die größeren Barsche in tieferen Wasser waren? Warum keine Rotfeder oder Plötze ? Die Wassertemperatur an der Oberfläche betrug knapp 18°C .
Ob der Kormoran, den Jan Jeucken und ich auch gesichtet hatten, dafür verantwortlich ist ? Ich glaube eher nicht. Keine größere Schleie hatte Bisspuren.
Und bei der Struktur mit dem vielen Totholz im Wasser sollte da kein Weißfisch überleben können ?
Stillgewässer sind sowas von verschieden, und geben immer wieder Rätsel auf. Das ist das schöne an diesem Hobby.

Ein Foto hab ich noch, was mich faszinierte. Der Aal hatte wunderschön blau umrandete gesäumte Brustflossen.

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Und dann noch dieses Schwammartiges Gebilde. Eisenbakterien ?

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Mario
04.10.11, 21:45
Albert das schwammartige Gebilde hatten wir hier (http://www.gw-forum.de/showthread.php?599-Unbekannte-Alge%28-%29-%28gel%F6st-Eisenbakterium-Leptothrix-ochracea%29) schon einmal.

Salmo
04.10.11, 21:53
Erst einmal einen Gruß an euch alle, eine tolle Truppe seit ihr hier.

Wenn ich nicht zufällig einen Teil der E-Fischer kennen würde, hätte ich das Ergebnis dieser Befischung angezweifelt.
Wenn aber genau diese Leute keine anderen Arten nachweisen, wird es außer vielleicht einen einzelnen Wels in unerreichbarer Tiefe keine weiteren Arten geben. Aufgrund des Alters eine fast unvorstellbare Situation. Wenn ich das so richtig gelesen habe, gab es früher einmal Rotaugen in diesem See. Diese verschwinden ja nicht ohne Grund. Das wird auch nicht nur eine Ursache haben, hier müssen schon mehrere Ursachen gleichzeitig, auf einen längeren Zeitraum zusammentreffen. Fraßdruck durch den Kormoran allein, schließe ich aufgrund der Uferbeschaffenheit aus. Dezimierung durch den Kormoran ist wahrscheinlich. 100% Ausfall der Brut durch den hohen Barschbestand ist eigentlich nicht vorstellbar, und schon gar nicht, wenn man sich vor Augen führt, wie viele Jahre in Folge das passieren muss bis eine Fischart restlos verschwindet. Aber diese und vielleicht noch weitere negative Faktoren schaffen es schon ganze Arten auszurotten. Ich vermute aber, das es hier in naher Vergangenheit vielleicht ein Fischsterben gegeben hat, bei dem nur die Fischarten eine Überlebenschance hatten, die in der Lage waren sich im Schlamm einzugraben (Aal; Schleie). Da der Barsch eigentlich der Fisch ist, der ein Gewässer, wenn es nicht besetzt wird als erstes besiedelt, würde das auch den Bestand an kleinen Barschen und das Fehlen von großen Barschen erklären.

Gruß Salmo

Mattes
04.10.11, 22:18
Hallo Salmo,

ich hatte den Wilmessee als Musterbeispiel für den Fischschutz vor dem Kormoran in ausgeräumten Gewässern vor Augen. Weder bei den vorangegangen Reusenfängen, noch bei den während der Aktion gefangenen Tieren waren Bissspuren zu verzeichnen.

Da die Tiefen des Sees weniger Sauerstoff aufweisen und sich die Tiere in Baggerseen (Freiwasserliebhaber ausgeschlossen) sowieso lieber in den Randzonen aufhalten und diese quasi flächendeckend mit Totholz übersäht sind, hat der Kormoran mit Sicherheit nicht die Möglichkeit gehabt eine Art gänzlich bis zur Löschung zu bejagen.

Deine Idee des Fischsterbens hört sich logisch an. Wir hatten jüngst zwei harte Winter mit geschlossener und schneebedeckten Eisflächen zu verzeichnen. Wir haben allerdings bei unseren (bisher sporadischen) Sauerstoffmessungen keine Auffälligkeiten festgestellt, so dass es aufgrund der Winter zu Problemen hätte kommen können. Eisläufer und andere Stresskomponenten spielen dort auch keine Rolle.

Zudem muss dass vermutete Fischsterben recht unauffällig von Statten gegangen sein, da uns die Besitzer angesichts der abschließenden Diskussion sicherlich Infos zu Beobachtungen in diese Richtung gegeben hätten.

Könnte ein solches Szenario gleich zwei Arten ausgelöscht haben? Wir vermissen schließlich auch den Hecht.

Übrigens: Herzlich willkommen im Forum. Schön, dass du dich einbringst. Danke.

Salmo
04.10.11, 22:42
Hallo Salmo,

ich hatte den Wilmessee als Musterbeispiel für den Fischschutz vor dem Kormoran in ausgeräumten Gewässern vor Augen. Weder bei den vorangegangen Reusenfängen, noch bei den während der Aktion gefangenen Tieren waren Bissspuren zu verzeichnen.

Da die Tiefen des Sees weniger Sauerstoff aufweisen und sich die Tiere in Baggerseen (Freiwasserliebhaber ausgeschlossen) sowieso lieber in den Randzonen aufhalten und diese quasi flächendeckend mit Totholz übersäht sind, hat der Kormoran mit Sicherheit nicht die Möglichkeit gehabt eine Art gänzlich bis zur Löschung zu bejagen.

Deine Idee des Fischsterbens hört sich logisch an. Wir hatten jüngst zwei harte Winter mit geschlossener und schneebedeckten Eisflächen zu verzeichnen. Wir haben allerdings bei unseren (bisher sporadischen) Sauerstoffmessungen keine Auffälligkeiten festgestellt, so dass es aufgrund der Winter zu Problemen hätte kommen können. Eisläufer und andere Stresskomponenten spielen dort auch keine Rolle.

Zudem muss dass vermutete Fischsterben recht unauffällig von Statten gegangen sein, da uns die Besitzer angesichts der abschließenden Diskussion sicherlich Infos zu Beobachtungen in diese Richtung gegeben hätten.

Könnte ein solches Szenario gleich zwei Arten ausgelöscht haben? Wir vermissen schließlich auch den Hecht.

Übrigens: Herzlich willkommen im Forum. Schön, dass du dich einbringst. Danke.

Es muss ja nicht unbedingt am Sauerstoffgehalt gelegen haben, auch andere chemische Einflüsse könnten hier vielleicht ein Grund sein. Was mich zu dieser Aussage bewegt hat, war das nur kleine Barsche nachgewiesen wurden, und zwei Arten, die beide in der Lage sind sich im Schlamm einzugraben und so ggf. kurzzeitige lebensbedrohliche Situationen zu überstehen. Auch der Giebel und die Karausche wären dazu in der Lage, aber ob diese jemals in dem Gewässer war, ist ja nicht bekannt. Auch ein Fehlen von Muscheln und Schnecken in einem so alten See, deutet eigentlich auf den kurzzeitigen aber starken chemischen Eintrag hin. Und wenn bei den Barschen nur das Laich überlebt hat, erklärt das auch die Größenverteilung. Diese Art wird aber auch als erstes von den Vögeln wieder eingebracht, insbesondere durch Nestbau, da der Barsch ja bekannter weise auf Reisig usw. laicht. Da die Schleie nicht wie andere Weißfische in einem kurzen Zeitfenster laicht, sondern eigentlich das gesamte Sommerhalbjahr kann hier natürlich auch kaum eine Aussage getroffen werden, über eine fehlende Generation.
Nach meiner Vorstellung könnte es alle Arten getroffen haben, nur die nachgewiesenen haben eine Möglichkeit genutzt, um zu überleben. Bei uns in einem Baggersee gab es vor einigen Jahren auch aufgrund von Chemiegiften ein Fischsterben, dort wurden Jahrzehnte zuvor Giftfässer im See versenkt, die dann im laufe der Zeit durch Korrosion undicht wurden und so das Szenario ausgelöst hatten. Dieses geschah allerdings nicht unbemerkt. Es ist aber denkbar wenn das Gewässer weniger kontrolliert und nicht beangelt wird, das die wenigen verendeten Tiere die nicht auf den Grund absinken, vom Wind in einer unbeobachteten Stelle treiben, und dort dann verwesen.

Gruß Salmo

dat_geit
05.10.11, 07:26
Toller Job, den ihr da draussen gemacht habt.:Bravo:

Saubere Vorbereitung und auch das eingesetzte Personal und Gerät vom Feinsten.
Trotzdem kann ich es mir nicht verkneifen anzumerken, dass das Befischen von scharkantigen Seen mittels Elektrobefischung wirklich etwas für erfahrene E-Fischer(in dem Falle dabei) ist und die Erfolge sich wirklich in Grenzen halten können.

Sehr schön habt ihr beschrieben, welche Probleme dabei bestehen.
Daher wird bei uns im Lande selten für solche Vorhaben eine solche Genehmigung erteilt.

Wir haben im letzten Jahr eine solche Befsichung durchgeführt und dabei unterschiedliche Gerätekombinationen getestet, so wie auch die Einstellungen der Geräte durchgetestet.
Das war hartes Brot.

Ausserdem hat man insbesondere in größeren Gewässern den Nachteil, dass sich Standplätze je nach Tageszeit, Witterung und Jahreszeit stark verändern können.
Da bleiben nur noch Multimaschennetze, die aber auch richtig eingesetzt werden müssen.

Ausserdem ist bekannt, dass insbesondere Aale, Quappen und auch Schleie sehr schwierige Kunden für die E-Fischer sind. Auch bei den Karpfen ist das nicht gerade leicht.

Häufig führt das dazu, dass mit Spannungen und Strömen gearbeitet wird, die jenseits von Gut und Böse sind.

Wer sich damit näher befassen möchte, dem kann ich nur die Ausführungen des deutschen Elektrofischereipapstes Dr. Frank Rümmler empfehlen in VDSF Schriftenreihe "Fischerei und Naturschutz" 09/2007 Teil I oder auch Fischwaid 01+02/2008 unter dem Titel Fischbestandserhebungen in Seen und Fließgewässern unter besonderer Berücksichtigung der Elektrofischerei.

Mattes
05.10.11, 14:29
Habe nun die Auswertung vorliegen:

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Albert
05.10.11, 20:42
. Auch ein Fehlen von Muscheln und Schnecken in einem so alten See, deutet eigentlich auf den kurzzeitigen aber starken chemischen Eintrag hin.


Deine Gedankengänge sind nicht ohne und wert, dem nachzugehen.
Jedoch holt ein pelziger Prädator große Muscheln aus dem Gewässer um sie am Ufer zu verzehren. Zahlreiche Schalen zeugen davon.
Schnecken, auch große haben wir auch nachgewiesen.

Veränderungen der chem. Parameter der zurückliegenden 15 bis 20 Jahre wären eine Möglichkeit wenn sie plötzlich erfolgen.

Salmo
05.10.11, 22:45
Deine Gedankengänge sind nicht ohne und wert, dem nachzugehen.
Jedoch holt ein pelziger Prädator große Muscheln aus dem Gewässer um sie am Ufer zu verzehren. Zahlreiche Schalen zeugen davon.
Schnecken, auch große haben wir auch nachgewiesen.

Veränderungen der chem. Parameter der zurückliegenden 15 bis 20 Jahre wären eine Möglichkeit wenn sie plötzlich erfolgen.

Stellt sich als erstes die Frage, wie lange liegen die Muschelschalen schon da. Sind sie frisch, oder liegen sie vielleicht schon 2 oder 3 Jahre? Wurden denn große lebende Muscheln gesichtet? :hmm: Schnecken sind nicht so aussagekräftig, denn diese können auch bei so einem Szenario das Wasser verlassen und sich in die Uferzonen zurückziehen. Einige Schnecken laichen ja sogar auf Land.
Aber es gibt alte Aale, und Aale speichern in ihrer Fettschicht eigentlich ihre ganze Lebensgeschichte. Es gibt wahrscheinlich keinen besseren Fisch um einzelne Elemente (Stoffe) wie Schwermetalle, Dioxine usw. nachzuweisen. Will man dieser Theorie auf den Grund gehen, sollte man ein Tier opfern, und im Labor komplett untersuchen lassen. (Spektralanalyse usw.) Alles andere sind Theorien. Man könnte natürlich auch einfach einen Initialbesatz mit Hechtbrut Hv und laichfähigen Rotfedern machen, und dann einmal schauen wie sich diese Arten in den nächsten 2-3 Jahren entwickeln. Im schlechtesten Fall hat man das Geld für den Besatz im Sand gesetzt. :groggy: Über einen Überbesatz mit mit Hechten Hv, brauchst du dir keine Gedanken machen, das klären die schon von allein, und mit Rotfedern kannst du nichts falsch machen. Setzt du direkt laichfähige Rotfedern, hast du den Vorteil, dass du schon im Folgejahr eine erfolgreiche Reproduktion erkennen kannst.:top:

Steini (verstorben am 06.09.2019)
06.10.11, 01:26
Hallo Salmo
Stimmt schon, mit deinem Besatzvorschlag kann man nicht viel falsch machen.
Nur, ist das ja eben das Besondere, der wurde ewig nicht mehr besetzt.
Das wäre dann futsch.
Mag ja auch sein, dase es der dem Biotop entsprechende Bestand ist.
Vielleicht haben wir ja sonst Wunschvorstellungen, was da alles drinnen sein soll.


Ich denke aber so oder so, dass da noch einige Arten mehr vorkommen.
Mattes, vielleicht solltest Du es nochmal mit der Angel auf Rotaugen versuchen.
Ich denke die sind nun im Großschwarm, auf 4-6 Metern dicht zusammengedrängt.
Es ist ja schon sehr spät im Jahr, viel fressen werden die nicht mehr.

Viel Fisch wird da aber bei dem klaren Wasser auch nicht vorhanden sein.

Ich denke, die meisten hätten nun Wels und Kormoran in Verdacht, ich höre den Schrei nach Besatz regelrecht.

dat_geit
06.10.11, 07:03
Die Bisam können schon ne ganze Menge Muscheln verdrücken.:grins:

Mattes
06.10.11, 09:58
Es wird wohl darauf hinaus laufen, dass ich im kommenden Jahr den See per Tauchgang erkunden muss.

Bei klaren Sichtverhältnissen sollten sich zu a) Hecht finden und zu b) der Muschelbestand überprüfen lassen.