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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fische in sauerstoffloser Zone, kann das sein?



rudi
14.10.11, 09:02
Vergangenen Sonntag wollte ich eine Sauerstoffmessung an meinem Hausgewässer durchführen. In der Annahme, dass sich der See schon in der Vollzirkulation befindet, nahm ich den portablen Fischfinder (ich glaube beim Lidl mal erworben) mit.

Bei der Sauerstoffmessung mit einem Gerät von WTW musste ich feststellen, dass es noch nicht soweit war. Ich hatte die gemessene Sprungschicht wie üblich während des Sommers bei ca. 7 Metern Tiefe. Die absolute Sauerstoffuntergrenze lag bei ca. 9 Metern. Der Fischfinder zeigte jedoch vereinzelt Fische in 13 und 17 Metern Tiefe an.

Was glaubt ihr, kann das sein?

Habe darauf hin das Sauerstoffmessgerät noch einmal neu kalibriert, was aber bei der erneuten Gegenmessung die gleichen Werte brachte.

Ist da ein Gerät nicht zuverlässig?

An eine neue Fischart glaube ich nicht!

Die Fische wurden auf Grund angezeigt.

Karpfen können ja mal für eine geringe Zeit Sauerstoffmangel weg stecken!

Nur was für Futter (Lebewesen) sollten sie da vorfinden?

Hat jemand von euch schon mal so eine Beobachtung gehabt?

Sollte das tatsächlich möglich sein, das es Karpfen waren, so hieße es letztendlich, dass hier ein Futtermangel vorliegt.

Worauf zu reagieren wäre!

Gruß Rudi

Der Siedler
14.10.11, 09:27
Moin,

ich halte das auch meiner Sicht für grundsätzlich möglich,
denn a) hatten wir in dem M-See (wie in der Gewässevorstellung beschrieben) im Sommer in 3m Tiefe einen Sauerstoffgehalt von 0,55mg/l und trozdem noch lebendigen Fisch in der Gegend.

Und b) bin ich in der Diskussion mit anderen GW`lern aus meiner Region die ebenfalls Aquarianer waren oder sind der Meinung, das Fische sich bis zu einem gewissen Punkt, durchaus an Extremsituationen gewöhnen können.

Allerdings glaube ich, hier gibt es immer noch mehr "Superexperten" (mein ich ehrlich so) die uns das genau erklären können.

Gruß
Hagen

Albert
14.10.11, 10:45
Nur was für Futter (Lebewesen) sollten sie da vorfinden?

Könnten nur rote Mückenlarven sein. Die Die Chironomidenlarven können ihren Stoffwechsel von Atmung auf Gärung umstellen.
Aber nur kurzfristig, der fehlende Sauerstoff im Körper muss wieder ausgeglichen werden.
Aber in 13 bis 17 Meter Tiefe eine Ansiedlung dieser Fischnährtierchen größerem Umfanges?
Über eine längere Periode der Sauerstoffarmut?
Aus der Tiefe habe ich noch keine Schlammprobe entnommen.

Thomas
14.10.11, 10:51
Die absolute Sauerstoffuntergrenze lag bei ca. 9 Metern.
Der Fischfinder zeigte jedoch vereinzelt Fische in 13 und 17 Metern Tiefe an.

Was glaubt ihr, kann das sein?

[...]

Nur was für Futter (Lebewesen) sollten sie da vorfinden?

Hat jemand von euch schon mal so eine Beobachtung gemacht?

Sollte das tatsächlich möglich sein, das es Karpfen waren, so hieße es letztendlich, dass hier ein Futtermangel vorliegt.

Worauf zu reagieren wäre!

Gruß Rudi


Hi Rudi,

Lebewesen gibt es auch in anaeroben Zonen, bspw. im oder über dem Sediment des Sees.

Tubifex spec. (Schlammröhrenwürmer). Im Wasserkörper darüber kannst Du Larven von Zuckmücken (Chrironomiden) oder auch Larven von Büschelmücken (Chaoborus spec.) finden.

Deren Stoffwechsel kann sich auf sauerstofflose Zustände einstellen, dabei wird Milchsäure oder Alkohol als Endprodukt angereichert.
Chaoborus-Larven steigen regelmäßig auf und betreiben zur Kompensation nächtliche Notatmung.

Unter 2mg/l O2-Gehalt hieße für Karpfen bereits akute Sauerstoffunterversorgung, die weitgehende Auswirkungen auf den Organismus nach sich ziehen würde. Im Verhalten bspw. Nahrungsverweigerung.
Kritisch wird es bereits unterhalb 4mg/l, unterhalb 0,5mg/l herrschen Letalbedingungen.

Mir fehlt derzeit aber leider eine Angabe, wie lange Karpfen solche zeitweiligen Bedingungen überhaupt überleben würden ...

Bei mir kommen mehrere Fragen auf:
1) Hast Du O2 bis zum Grund (17m) gemessen?
2) Wird der See evtl. über Grundwasser gespeist?
3) Wie sicher bist Du Dir, dass dieses Lidl-Echo Dir Fische angezeigt hat? Eine Sicheldarstellung beherrscht das Gerät vermutlich nicht, richtig?

Steini (verstorben am 06.09.2019)
14.10.11, 18:43
Hallo Rudi, am Ebro habe ich mal vor einem Abwasserausfluss gefischt. Massen von Meeräschen standen am Rand der Wolke. Aber auch innerhalb dieser Wolke, waren sie auf Futtersuche. Wir machten einen Fehler, wir setzten den Setzkescher auch in die Wolke. Nach wenigen Minuten war der Fang tot. Frag lieber nicht was da so alles am Haken hing. Stellt sich mir die Frage:Können Fische die Luft anhalten?

Die Karpfen schwammen dort nicht nur in der Wolke, nein die verschwanden regelmäßig gleich im Rohr. Dort war ein ständiger Wechsel zu beobachten. Das Abwasser war definitiv ungeklärtes Brauchwasser, mit allem was Menschen so von sich geben.


Als wechselwarme Tiere sollten sie das ja, besonders bei einem kalten Körper ein Welchen aushalten. Als Angler wiederum weiß ich aber auch, das Fische sehr schnell ermüden wenn ich die Atmung behindere. Viel O² scheinen sie also nicht speichern zu können. O² Mangel wird aber sicher nicht sofort zum Tod führen. Aber in der Tiefe können eben auch andere Stoffe gelöst sein die den Fisch vergiften würden wenn er so etwas nicht erkennt.

Genau so kann es aber auch sein, das dein Fischfinder Dich genarrt hat. Fische zeigt er dann an wenn sich im Echo eine Luftblase befindet.
Pflanzenteile oder auch Tüten und vieles mehr werden so als Fisch erkannt. Fische ohne Schwimmblase, werden aber z.T. nicht erkannt.

Georg
14.10.11, 21:55
Hallo Rudi,
ich glaube zu wissen, welchen Fishfinder Du verwendest, ich habe ein ähnliches Gerät von einem großen Angeldisconter, ich nutze es nur zur Tiefenanzeige bei meinen Belly-Boot-Trips und ich muss Dir sagen, verlasse Dich bitte nie auf die Fischsymbolanzeige dieses Gerätes.
Ich hatte mal eine sensationelle Fischanzeige auf dem Display, die mir äußerst merkwürdig vorkam, bei genauerem Hinsehen (per Aquascope) entpuppten sich die Fischsymbole als abgesunkenes raues Hornblatt oder ähnliche Wasserpflanzen, in den Quirlen waren genug Luftblasen um den Fishfinder zu täuschen. Ich habe bei meinem Gerät die Fischsymbole gänzlich ausgeschaltet, die Tiefenanzeige ist recht genau, die Temperaturanzeige hingegen ist wieder sehr ungenau.

Grundsätzlich halte ich es schon für möglich, das sich Flossenträger kurzfristig in anaerobe Zonen vorwagen können, jedoch wird sich dieses Zeitfenster ähnlich wie bei der Luftexposition auf wenige Minuten beschränken, leider war es mir bisher noch nicht vergönnt, Blutgasanalysen von Fischen in verschiedenen Stressphasen durchzuführen, obgleich mich dieses Thema ungemein reizen würde.

rudi
15.10.11, 08:43
Hallo Jungs,
danke für die vielen Beiträge.

Hagen, ich hatte 0,00 mg/L auf der Anzeige. Albert, der See ist den ganzen Sommer über geschichtet, das bedeutet das diese Bedingungen lang anhaltend sind. Thomas, Ich denke schon, das der See Grundwasseranschluss hat, zumal der Pegel sich verändert.
Wissen tu ich das aber nicht.

Bei 6,5 °C am Grund müsste das schon sein, da ich die auch in November wenn möglich sogar Dezember schon gemessen Habe.
Ebenso die Beobachtung, das er im Winter an bestimmten Stellen erst später gefriert. Eine Sichelfunktion hat der Fischfinder nicht, ist ein Billiggerät, hatte mal eben 40 Teuro selbst investiert um die Vereinskasse nicht zu belasten, aber trotzdem Informationen über meine Jungs da unten zu bekommen, jedoch nicht um sie zu fangen! Steini, Luftblasen? müssten die nicht aufsteigen ebenso wie Faulgase. Georg, klär mich doch bitte mal auf. Was zum Teufel ist ein Aquaskope ?

Ich denke auch, das das Billiggerät mich verarscht hat, aber worauf springt das Teil an? Wasserpflanzen in 17 Metern Tiefe - unmöglich, keine Fotosynthese. Hatte die Erscheinung aber mehrfach auf dem Weg mit dem Boot zu meiner Messstelle. Auch ohne Fortbewegung des Bootes im treibenden Zustand.

Das war irgendwie schon komisch.

Gruß Rudi

Toni
15.10.11, 19:05
Was zum Teufel ist ein Aquaskope ?


Guckst du..http://www.segelkontor.com/wassersport/spass-im-wasser/aquascope-meeresboden-sichthilfe-unterwassersichtgeraet/a-1358/?ReferrerID=11

Ein ausgesprochen hilfreiches Gerät um mal eine Blick in den Tümpel zu werfen.

Petri
Toni

Georg
15.10.11, 20:52
Ich denke auch, das das Billiggerät mich verarscht hat, aber worauf springt das Teil an?
...

Tja, das ist eine gute Frage,
wie gesagt, Kraut, auch abgerissenes wurde als Fischsymbol angezeigt, ausgehöhlte Baumstämme, Autoreifen, alles was in irgend einer Form eine Luftblase enthalten kann wird als Fischsymbol angezeigt, deshalb hab ich diese Funktion auch ausgeschaltet.
Toni, vielen Dank für die visuelle Erklärung,
man kann sich die Teile auch recht einfach selbst bauen, dafür reicht ein kleiner Eimer, eine Kaffeedose, eine Milchkanne oder ein anderes zur Verfügung stehende Gefäß, sowie eine Plexiglasscheibe, der Eimerboden wird herausgeschitten, die Plexiglasscheibe mit Heißkleber eingeklebt, fertig.

Mario
16.10.11, 09:48
Hallo Rudi,


Georg, klär mich doch bitte mal auf. Was zum Teufel ist ein Aquaskope?

Wenn hier im Forum ein Text blau hinterlegt ist, steckt meistens ein Link dahinter. Dieser Link führt dich direkt ins Kompendium. Dort findest du (zu vielen hier verwendeten Fachbegriffen) die passende Erläuterung.

rudi
25.10.11, 10:34
Danke Mario,
für deinen Hinweis.
Bin neu hier und für jeden Hinweis dankbar.
Muss hallt noch ein bisschen Erfahrung sammeln.
Danke n
Rudi