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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wanderverhalten der Fische im Herbst/Winter



Steini (verstorben am 06.09.2019)
29.12.11, 01:55
Hallo zusammen,
was ändert die kalte Zeit am Verhalten der Fische ?
3 Beispiele werde ich hier einstellen.

Ich erlebte sie da ich damals ständig auf der Suche nach Köderfischen, mit Angel und Senke umherzog.
Köderfische im Winter fangen ?
Ja, ist oft leichter als im Sommer.

Mein Verein verfügt unter anderem über einen Altarm, teilweise wurde dieser zugeschüttet einzelne Bögen sind aber durch Gräben verbunden.
Die größte Breite ist etwa 100m einzelne Stellen sind bis zu 3,5m tief durchschnitlich aber ist die Tiefe dieses schwach durchflossenen Gewässer etwa 1,3m.
Gesammte Fläche etwa 100 ha groß.
Nun einer meiner Lieblingsplätze dort ist ein recht schmaler scharfer Knick, oberhalb und unterhalb schließen sich flache Gräben und Bereiche an die selten tiefer als 1,2m sind .
Dort aber ist es bis zu 2,7m Fläche etwa 0,5 ha.

Im Sommer ist dort nicht viel los, mal ein Hecht ein paar Aale, einige Köderfische.
Aber ab Oktober beginnt es, die Fische kommen hier in großer Zahl zusammen.
Tausende handgroße Rotaugen, Rotfedern, Brachsen und noch viel mehr Kleinfische sind am Ende des Jahres dort versammelt.
Nicht nur am Grund, auch an der Oberfläche kann man sie dann in dichten Schwärmen beobachten.
Mit der Angel geht dann immer etwas, mit der Senke (ä..ich mache mir die Netze aus Kiemengarn selbst) ist es ein Kinderspiel.
Klar lockt eine solche Versammlung auch Raubfische an, an manchen Tagen kocht das Wasser.
Barsche und Hechte schlagen sich dann den Bauch mächtig voll, aber auch Hauben u.Zwergtaucher oder Eisvögel sind zur Stelle.
(Kormorane meiden diesen Platz, dort sind immer Menschen unterwegs.)
Das verrückte dort, es friert dort fast nie zu, wärmeres Tiefenwasser wird dort wohl an die Oberfläche gewirbelt werden.
Nun mal vorsichtig betrachtet was dort gefangen wird, dort werden etwa 1/5 aller Hechte aus diesem Großen Gewässer erbeutet.
Also noch einmal, 20 % der Hechte auf 0,5% der Fläche oft in nur 2 Monaten, bei den Großhechten steigt der Anteil weiter an.
Angeldruck ist dort im Herbst sehr groß 2 - 3 Angler am Wochenende gleichzeitig ist normal.

Warum ist das so?
Ich denke, im Herbst finden die Weißfische kaum noch Futter, da die Sonne einfach nicht mehr genug Kraft besitzt.
Sie würden aber noch fressen aber wegen der niedrigen Themperatur eben weniger.
Die Futtermenge lohnt aber nicht mehr die aktive Futtersuche, Konkurenz zwischen den einzelnen Fischen ist also nicht mehr vorhanden.
Zeit also, dass Überleben zu sichern.
Sicher ist es sicherer im Schwarm an einer günstigen Stelle den Winter, ruhig und energiesparend zu verbringen.
Sind Feinde dort, können sie einfach unmöglich alle fressen.

Warum aber sind nun so viele Hechte dort ?
Die Hechte verbrachten den Sommer lauernd in den flachen Gräben.
Der Stoffwechsel war in der warmen Jahreszeit höher als im Winter, aber sie hatten ja Zeit.
Die Tage waren lang und die Weißfische waren aktiv auf Futtersuche, sie schwammen also den Hechten früher oder später vors Maul.
Kann schon sein das der eine oder andere Hecht lieber zu Hause geblieben wäre, dort wo er jedes Versteck kannte, wo er vertraut mit den Gegebenheiten ist.
Nur wenn der Magen kneift muß man wohl sehen wo das Futter ist, gleichzeitig sterben nun die See u.Teichrosen, verstecken wird immer schwerer.
Die Suche beginnt.....
Dumm nur wer sucht verbraucht Energie, die Nahrung bleibt aber verschwunden und die Tage werden immer kürzer, lauern und warten bringt nicht mehr viel.
So stelle ich es mir vor, klar so könnten Hechte aus vielen km Strecke zusammen kommen, um ein Paradies vor zu finden.
So kann ich mir auch erklären warum Hechte von Ansitzanglern im Winter so oft gefangen werden, obwohl sie im Winter nicht so viel Nahrung benötgen.
Hechte suchen dann aktiv, die Tage sind kürzer und weite Teile des Gewässers ohne Fische.

Eine Brücke über einen flachen Graben
Weiter unterhalb giebt es eine Brücke, Brücken ziehen mich immer magisch an, dort ist meist durch die Enge eine Vertiefung zu finden.
So auch hier, ober und unterhalb der Brücke ist es etwa 70cm tief, der Rest des Grabens etwa 30 cm.
In der warmen Zeit sind die Fische meist in kleinen Trupps unterwegs, im Herbst aber sammeln sie sich an der Brücke oder wandern ganz ab.
Je kälter es wird, je dichter wird der Schwarm bis er sich im ruhgen Randbereich der Tiefe zusammenzieht.
Einmal konnte ich sie nicht finden, bis ich unter ein Krautbüschel griff, da ich durch den Gummistifeln etwas gespürt hatte.
Da waren sie, etliche Hundert dicht zusammengedrängt. (habe mit der Hand mal eben einige entnommen:lachen:)
Wird es aber richtig kalt, verlassen sie die Tiefe dort und wandern in einen flachen (20 cm) Nebenarm ohne Strömung und verschwinden im Schlamm.
Dieses geschiet auch in dem erstgenannten Bereich, auch dort ist ein Nebenarm ohne Strömung in dem wenn es wirklich kalt wird der Fisch steht.

So etwas läuft auch in den großen Gewässern ab.
Wir wundern uns dann warum auf engstem Raum sehr viel Raubfisch gefangen wird, die Raubfische werden wohl einen Grund haben dort zu sein.
Oder aus Sicht des Anglers, zur richtigen Zeit am richtigen Ort macht viel aus.
Solche Stellen sind überall zu finden, wenn man sie den sucht.
Tiefe Kiesseen an Flüssen, Vertiefungen oder ruhige Bereiche, dort stehen die Großen, dort ist das was einen Raubfisch schnell wachsen lässt.
Solch Plätze sollten aber ewentuel auch besonnderen Schutz erhalten wenn es nötig ist.

Mal sehen ob Jemand weiteres beschreibt.

Taiga
29.12.11, 23:29
Hallo Steini
Deine Beschreibung ist sehr Interesant, und ähnelt meinen Beobachtungen in einen unserer Gewässer, das einen
Bach als Einlauf hat (21ha). Jedes Jahr Ende Oktober ziehen hunderte von Rotaugen in den Einlaufbach rein, und verharren dort an einer bestimmten Stelle fast genau drei Wochen, bevor sie wieder verschwinden. Der Bach ist dort 1,20m breit und 30cm tief. Oberhalb dieser Stelle ist eine Steinpackung und ein Sandfang die Durchlässig sind.
2009 habe ich in der Steinpackung eine Biologische Untersuchung in dieser Zeit gemacht, und in jeden Sieb waren
mehr Organismen als zur Hauptproduktionszeit im Mai.
Auch im See ist mir aufgefallen das in Ufernähe Rundrum die Fische im Kreisverkehr schwimmen. Sie haben alle eine größe bis 12cm aber nicht größer. Da wir in dieser Zeit ca. 100 Kormorane und 50 Silberreiher am See haben, frage
ich mich ob da Zusammenhänge bestehen könnten. Gruß Taiga