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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Senkrechte Schilfufer in Altwassern des Inns



Helmuth
01.02.12, 20:56
Fast senkrechte Schilfkanten

Seit Jahrzehnten beobachten wir inntypische Verlandungsphänomene am sedimentreichen Inn, wo auch Ockerprozesse häufig sind.

Hier eine kleine Bildcollage historischer "Luftaufnahmen"-Aufnahmen die von Bäumen an der Hangleite herab entstanden:

3782

Ab einer gewissen Prozessphase hört eine weitere Verlandung fast auf, bzw. dauert sehr lange.

Das Uferschilf steht fast senkrecht, ohne weiteres Vordringen.

Momentan beproben wir das Sediment, da amtliche Proben nicht zu kriegen sind.

Sehr wahrscheinlich hat auch hier die Verockerung, Sauerstoffmangel, fehlendes Hohlraumsystem (ultrafeine Sedimente), Wassermangel im Rhizombereich, aber auch toxische Kontamaination etwas damit zu tun.

Die Forschung hat schon begonnen.

VG Helmuth

Mattes
01.02.12, 21:30
Helmuth,

wie viele Jahre liegen in Etwa zwischen den verschiedenen Aufnahmen.

Albert
01.02.12, 22:11
Was Du hier alles einstellst Hellmuth, finde ich sehr spannend und interessant.
Erstmal Danke für die vielen Infos.
Eine Frage hätte ich dazu. Wäre es möglich, eine Karte einzustellen und die Strecken, welche Du vorstellst zu nummerieren? Oder mit Buchstaben oder Fluss-Km zu versehen.
Da können wir (ich) uns (mir) ein besseres Bild machen.
So kann man den Beiträgen von Dir und auch von Toni besser folgen. Mit Ortsbezeichnungen kann ich z.B. wenig anfangen.
Von Kevelar habe ich bis zum Sommer auch noch nie gehört und wusste nicht wo es liegt. :;:

Mattes
01.02.12, 23:06
Von Kevelar habe ich bis zum Sommer auch noch nie gehört und wusste nicht wo es liegt. :;:

Wenn es dir hilft, Albert, werde ich Kevelaer nummerieren. :ärger:

Helmuth
05.02.12, 18:00
Hallo Thomas, hallo mattes,

danke für die "Blumen".

Diese Bilder hatten einige meiner Leute geschossen, die sich seit 40-50 Jahren hier sehr engagieren, um IHR Flussgebiet zu erhalten.

Diese verrückten Typen hatten extra große Bäume an der Innleite ausgesucht, um von dort aus alle Jahre Bilder der Lacken zu schießen. Denen war und ist nichts zu blöd, aber die Leiten sind inzwischen fast völlig zugewachsen.
Bei bei liegt u.a. ein Satz Magazine voller ähnlicher Diapositive, die aber nicht exakt beschriftet waren. So kann ich wenigstens bei den Bilder der Collage nur schätzen. Zeitraum einige Jahre. Aber man merkt, dass diese Schilfkanten seit 20 Jahren an großen Uferzonen sich nur wenig verändert haben. Einige Lacken sind fast "statisch" in der Form und Größe.

Mit der Regierung hatte ich telefonisch vereinbart gehabt,an markanten Stellen Schlammbohrkerne zu entnehmen, aber nun wurde mir mitgeteilt, das ein renommiertes Fachinstitut aus Berlin (?), empfohlen von Herrn Prof. Melzer (TUM) wird ab heuer hierhier intensiv tätig sein. Man prüft u.a. auch die Verockerungsproblematik sehr genau.
Wir sind nur Laien und man hatte uns von Seiten des VERBUND-Innkraftwerke (Maßnahmenträger) mitgeteilt, dass wir die Befunde bekommen. Also brauchen wir nur Geduld.

Wie es aussieht haben wir mit dem VERBUND wirklich das grosse Los gezogen.
Leute waren extrem skeptisch. Dadurch bekam ich vorübergehend massive Probleme, wegen unserer Idee, uns mit alten "Rivalen" zu verbandeln, denen Sie die Schuld gaben, dass das Inngebiet derartig vergammelte. Die trauen Kraftwerksbetreibern traditionell nicht über den Weg. Sie verlangen zuerst einmal Beweise für ernsthafte "Reue".

Karten bergen ein Copyrightproblem und das ist DAS größte Handicap. Ich habe dazu keine Lösung.

VG Helmuth

Helmuth
30.05.12, 13:47
Das Thema "Schilf" wirft immer neue Fragen auf und zwar im Zusammenhang mit dem extrem feinen Sedimenten, den eisenhaltigen Wasser und anderen inntypischen Faktoren.

dazu u.a. : http://www.wzw.tum.de/loek/invasionsoekologie/downloads/lang_dipl.pdf


Eine weitere Funktion des Aerenchyms ist die Belüftung des Bodens, der die Rhizome
umgibt, der sogenannten Rhizosphäre. Die Belüftung des Bodens ist notwendig, um dort den
anaeroben Abbau von organischem Material zu verhindern. Der aerobe Abbau von
organischem Material durch Mikroorganismen im Boden verhindert, dass für das Schilf
toxische Stoffe wie Schwefelwasserstoff (H2S), verschiedene Eisen- und
Manganverbindungen oder verschiedene toxische organische Verbindungen entstehen, die bei
anaerobem Abbau gebildet werden würden (siehe Tabelle 2) (Brändle 1990). Wären diese
toxischen Substanzen in der Rhizosphäre des Schilfs vorhanden, würden sie teilweise auch zu
einem Absinken des pH-Werts in den sauren Bereich führen, was das Schilf zusätzlich
schädigen würde.
Neben einem Transportweg für Sauerstoff ist das Aerenchym auch ein Sauerstoffreservoir,
mit dessen Hilfe kurzzeitige anaerobe Verhältnisse ausgeglichen werden können, das aber
maximal für 24 bis 36 Stunden ausreicht (Studer & Brändle 1984 zitiert nach Grosser et al.
1997 S. 8). ..........

Seit 1990 baue ich aus "Hobby" Pflanzenklärteiche und dabei nutzt man natürlich das "Klär- und Belüftungspotenzial" von Sumpf-und Wasserpflanzen.

Am Inn stellt man die o. abgebildeten Phänomene fest, obwohl die Wassertiefe in den Altwasser abnimmt, dringt das Schilf häufig nicht mehr weiter vor und bildet die typischen "harten Kanten".

Ob das etwas mit längst gebundenen Schad-und Nährstoffen zu tun hat und dem Mangel an Hohlraumsystemen, mit anaeroben Verhältnissen in ultrafeinen Sedimentgrund, mit sich änderten hydraulischen Verhältnissen, Temperaturschwankungen,.......?????

Als man mit schwerem Gerät über Schilfzonen fuhr, die Uferzonen mit Baggern "abzog" sah es so aus:

4998

4999


Welchen Einfluß hat das auf das umliegende Ökosystem und die Biodiversität?

Auf die Klärwirkung der Ufervegetation?

Oft findet man Weiden, die fast direkt am Wasser und im Schiff stehen, aber verdürren....

??????????

Thomas
30.05.12, 14:11
Oft findet man Weiden, die fast direkt am Wasser und im Schiff stehen, aber verdürren....

??????????

Welche (biologische) Art von Weiden, Helmuth?

Bitte konkretisieren ...

Helmuth
30.05.12, 14:52
5000 5001

Thomas
30.05.12, 15:45
Also?

Helmuth
30.05.12, 16:56
Also?

lieber Thomas,

es sind verschiedene Weidenarten, die an vergleichbaren Standorten offenbar eingehen oder sich nach einer Verjüngung oder Aufstocksetzung nicht mehr erholen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Weiden_(Botanik)

An was das genau liegt????

An einigen Stellen, wo das Sediment meterhoch liegt und die Weiden von Bibern auf Stock gesetzt wurden, also einige Meter über dem Wurzel-Stock, gäbe es noch eine Erklärung für den "Saftmangel", aber Bäume die im angehäuften Ockerschlick stecken scheinen aus anderen Gründen kaputt zu gehen.

Fortsetzung 31.5.12:

An der Stelle welche gerade halbwegs zugänglich war standen Stümpfe von verrottenden Weidenstämmen und aus einem dieser Stämme wuchsen noch ein paar Zweige: 5053

http://www.baumkunde.de/Salix_alba/

Welche Weiden und deren Bastarde an anderen vergleichbaren Ockerschlamm-Sedimentstellen zwischen RO und WS gerade betroffen sind ist bis dato nicht exakt geklärt, allerdings war ein hoher Forstbeamter mehrere Tage mit uns im Winter im Gelände wegen FFH-Managementplanung (Leitenwälder+Auwaldbestand) und hat die Situation besichtigt und durchdiskutiert. Nebenbei wurden natürlich dabei auch die Boden und Wasserverhältnisse stichprobenhaft gemessen, wie Fe-Gehalt, O2-Verhältnisse, ph-Wert und es ging natürlich auch um besagte Feinst-Sedimente, die jegliche Hohlräume hermetisch abdichten, es seit den es kommt durch Erschütterung zu Bodenverflüßigungsvorgängen und durch Schilfrottevorg#ngen zu chemischen Reaktionen unbekannter Art, die m.E. Langzeitfolgen auszulösen vermögen. Rottevorgänge > Silagesaftbildung etc. haben wir z.B.an vielen aufgelandeten Stellen seit x jahren in Verdacht, die umliegenend Restgewässer zu tangieren (Silagesickersaft ist ja besonders geeignet Gewässern den Sauerstoffrest zu geben.

Weil wir bis heute davon wenig bis keine Ahnung haben und wurde das Befahren und Bearbeiten jeglicher Ufer- und Schilfzonen bei den vergangenen "Sanierungen" völlig vermieden und genau deshalb hatten wir ausdrücklich Bagger-SCHIFFE geplant und eingesetzt, um solche Zerstörungsprozesse penibel zu vermeiden. Was mit Schilf passiert, dessen Rohrhalme zerstört sind, kann man u.a. oben ja lesen.
Jeder Bauer weiß, was Grassilage bedeutet und wie gefährlich Sickersäfte sind. Unter den inntypischen Verhältnissen kommen zahlreiche weitere gefährlich und unbekannte Faktoren hinzu, die unübersehbar riesigen Zonen betroffen haben bzw. hatten.
Die Bilder völlig verockerter Gewässer und anaerobe Schlammzonen sprechen für sich. Ganze Gewässerabschnitte haben extreme hohe O2-Zehrung die nicht auf lokale Stellen beschränkt ist. Extrem wechselnde Wasserpegel und Temperaturen ändern das Bild permanent, extreme Sedimentfrachten und plötzliche Temperatureinbrüche im Sommer, geringe Sichttiefen etc. haben bis dato völlig unbekannte Folgen. Fest steht nur, hier stimmt was nicht und zwar im großem Umfang.
In weiten Bereichen verschwinden z.B. die Wasservögel, was man mit bloßem Auge sehen kann. Wo man 1982 extra wegen der hohen Vogeldichte und Artenzahl ein Vogelschutzgebiet auswies ist heute im Sommer fast nichts mehr los.
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Randthema:
Offenbar sind hier nur noch im Winter fischfressende Vögel, wenn die umliegenden Seen zugefroren sind UND es permanente frische Besatzfische gibt.
Darunter natürlich auch Fische zum Spielen wie C&R, damit es den Hobbyanglern nicht langweilig wird. (Annahme pers.)
Über den so genannten "Vernünftigen Grund" dazu bräuchte man gar nicht zu diskutieren. ..................

VG Helmuth