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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Dauerfrost - Eisvögel in Not



Helmuth
05.02.12, 18:59
Hallo zusammen,

schon zu Beginn der Altwasserrenaturierungen in der Atteler Aue hatten wir ein schlechtes Gewissen ob der Eisvögel, die ja wie die Weltmeister brüten.

Wir wussten aus alter Erfahrung, dass die Fischfauna förmlich explodieren würde, nach dem die ausgedehnten Altwasserbereiche erneut ockerfrei sein würden.

Seit März 2010 war schon die 2. Generartion diverser Krautlaicher in Unmengen vorhanden, was im Folge natürlich die Eisvogelpopulation explodieren ließ.

Deshab stellten wir im März 2011 einen dringenden EIL-Antrag, SOFORT nach geeigneten, "ausbaufähigen", ortsnahen Hangquellen und Bächen suchen zu dürfen, welche in kleinfischreiche Stillwasser münden würden.

Das Problem im NSG ist ja die totale Verockerung nahezu aller Draine, perennierende Hangquellen mit brauchbarem Wasser sind eine echte Rarität, wenn sie in kleinfischreiche Stillwasser münden sollen. Ortnahe Bäche, ja Bächlein mit natürlicher Jungfischfauna nahezu Fehlanzeige. Wartungsgemäß sind nun die extrem fruchtbaren Altwasser zugefroren und nun das hier:

387838793880

Eisvögel suchen verzweifelt etwas zu fressen und patrollieren ununterbrochen die nahezu toten Draine ab, ohne die geringste Chance hier etwas Verwertbares zu finden.

Der besagte Antrag, mehrfach gestellt, wurde bis dato einfach nicht bearbeitet. :Kotz:

VG Helmuth

Mattes
05.02.12, 19:20
Oh Mann, was für ein Dilemma.

Gerade durch die vergangenen Winter sind bei uns die Populationen der Eisvögel um über 50% eingebrochen.

An einem unserer Seen, dem Holländer konnte ich einen beobachten, der ständig das letzte kleine eisfreie Loch attackierte.

Das einzig Positive daran war/ist, dass man die Tiere dadurch einmal aus der Nähe beobachten kann. Lieber wäre es mir allerdings ich bekäme sie dadurch nicht zu Gesicht.

Helmuth
05.02.12, 19:38
Hallo mattes, die letzten 2 Tage sind zum Weinen. Man hat den Biberteich in der Innaue abgelassen........ Wir kamen dort an und waren nur noch fassungslos. Die 3 Bauern hatten einen amtliche Genehmigung...

Und nun die armen Vögel.

Wir sind moralisch vollkommen am Ende und weil wir solche Dinge offen kundtun haut man auf uns ein.

Ich mag einfach nicht mehr. Mit 65 Jahren macht meine Gesundheit dadurch allmählich Probleme.

Das Drama ist vollkommen hausgemacht. Unser x-fach gestellter EIL-Antrag wurden einfach "vergessen", wahrscheinlich deshalb weil das politische "Mehrheitsentscheidungsbild" nicht gestört werden durfte.

Dazu passt dieser Zeitungsbeitrag und der alte Kommentar darunter:

http://www.ovb-online.de/wasserburg/baggern-rueckkehr-eisvogels-1024600.html

VG Helmuth

Helmuth
06.02.12, 15:40
Lieber mattes,

mich haut so etwas dermaßen aus den Socken, dass ich nicht in der Lage war die gemachten Bilder sofort anzusehen.

Mit 65 Jahren geht so etwas an die Gesundheit.

Sieh Dir bitte die folgenden Bilder an.

Das war unser Musterbiberteich pro Sanierung, der hier schon vorgestellt war und am Mittwoch war geplant ihn der FFH-Behörde vorzustellen:

38813882

Der Eisvogel findet dort kaum noch Insekten und der Rest ist nahezu kaputt.

388338843885

Es lag eine amtliche Genehmigung vor, das Wasser abzusenken................

Man kann nur noch sagen, sehr gründlich vorgegangen.

Der unterbrochene Verockerungsprozess ist nun erneut angekurbelt.

Im Teich waren schon adulte Aitel.............

Woher ???

VG Helmuth

Mattes
06.02.12, 16:10
Helmuth,

besinne dich stets dessen, was du bisher erreicht hast. Dies sollte dir die Kraft geben über manche Rückschläge hinweg zu gehen, auch wenn sie noch so drastisch sind.

Mit behördlicher Genehmigung: Wofür? Für mehr landwirtschaftlichen Ertrag? Zum kotzen.

Hier in NRW haben wir die höchste Quote umgebrochener Grünflächen überhaupt. Mittlerweile pflügen sie jedes Jahr Zentimeter um Zentimeter näher an die Straße oder an Feldwege. Teilweise sind komplette Wege umgebrochen worden und zur Ackerfläche eingeflossen. Wildhecken als Trennung, Fluchtorte, Fehlanzeige. Könnten ja einige qm² in der Berechnung fehlen. Die Kibitze finden keine Plätze mehr. Grenzen zum Gewässer werden beim Güllen gnadenlos übersehen.

Monotone Nutzlandschaft säumt kanalisierte Flussstrecke. Passt zusammen.

Deine Kummer verstehe ich zutiefst. Lass es nicht so sehr an dich ran. Niemanden nutzt dein Infarkt. Dir nicht, deinen lieben nicht, dem Inn nicht.

Helmuth
06.02.12, 20:22
Mattes, Du hast ja Recht, aber erreicht habe ich nichts.

Ich habe mich nur zum Narren gemacht, sonst nichts.

Schau Dir den "gigantischen Schaden" an, den die Biber letztes Jahr verursacht hatten:

3886

etwas "gestohlener Mais".

Dafür gibt es angeblich 100 EURO jährlich als Entschädigung aber das reicht nicht.

Was sagt die Fischerei nach einer Vorortbesichtigung?

Zitat:


....Dort wurde am Oberlauf von den Bibern ein kleiner See angestaut. Nun hat Jemand den Biberbau entfernt und der See ist ausgelaufen.

Es befindet sich darin noch eine Restwasserfläche, in Verbindung mit dem Graben. Eine direkte Gefahr für dort vorhandene Fische sehe ich nicht.
Trotzdem ist das Schade!

Das eine Restverbindung da war ist richtig, aber es gab tiefere Gumpen die mit den vorhandenen Fischen trocken gefallen waren.

Zahllose Fuchsspuren zeugten von den unausweichlichen Folgen.


Von seltenen Libellenlarven, einer enormen Biodiversität, einer guten Wasserqualität, vom Laichen, den Amphibien,.... redet man schon gar nicht.

"Angelsportgeräte" gibt es billig in Massen aus Überschüßen der "Fischfabriken".

Wo?

Bei den Fischzuchten, die ihre unverkäuflichen "Übergrößen" nur an eine einzige Kundschaft los kriegen.

Bei Angelsportvereinen nach dem Motto. "Wer hat den Größten?"

Normale Kundschaften legen gar keinen Wert auf solche Fische über üblicher Portionsgröße.

Ein mir sehr gut bekannter Forellenzüchter meinte bedauernd, die türkischen Gastarbeiterfamilien hätten früher seine alten übergroßen Zuchtfresser weggekauft und in typischen Großfamilienstrukturen kollektiv verputzt.

Solche Strukturen aber sind inzwischen out und somit das Absatzgeschäft.

Als ich meinte, - zerteilen, filetieren meinte er müde lächelnd, kein Markt. Es bleibt nur die Tiermehlfabrik oder Massenangelsport.

Alle Jahre ruft mich ein Freund aus Oberfranken an, Fischernte! - Kannst Du bitte, bitte versuchen x oder y Zentner Karpfen an Angler zu "entsorgen".

Das Zeug wird dann in Unmengen in die Wildgewässer gehauen und was dort passiert kann man sich gar nicht mehr vorstellen.

Nach meinen alten Erfahrungen ist das schlimmer geworden denn je, denn man agiert i.d. R., wie ein Tourimusunternehmen.


Wenn Zeit ist kopiere ich Bilder einiger Fische aus dem Teich hier her.

Gute Nacht


Helmuth

Helmuth
07.02.12, 17:51
Wahllos durcheinander Bilder des Biberteichs vorher und nachher:

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Ein Teil der Fische konnte den Bibersee nicht mehr verlassen und damit hat man wohl die Füchse gefüttert. Wie die Eisvögel haben sie schließlich auch Hunger, bevor man sie abknallt.

Welche Biodiversität sich in und um den Teich gebildet hatte und welchen enormen Postiven die Wassergüte gemacht hatte, interessiert kaum. Hauptsache, die Güllebörse hat eine Stelle zu Verklappung gefunden.

Es gab eine behördliche Genehmigung zur teilweisen Absenkung des Pegels, was gründlich gemacht worden war, wie man sieht.

Wie viele streng zu schützende Arten nun kaputt gemacht wurden, wird man kaum noch erfahren, aber wen interessiert so etwas ?

VG Helmuth

Thomas
07.02.12, 18:14
Wie viele streng zu schützende Arten nun kaputt gemacht wurden, wird man kaum noch erfahren, aber wen interessiert so etwas ?

VG Helmuth

Die Antwort ist einfach, Helmuth: Dich, uns und viele andere, an Natur und Ökologie Interessierte.

Dokumentation hilft immer weiter, um das Problembewusstsein zu schärfen ... Poltern aber nicht. :;:

Klausi
07.02.12, 23:54
Da rollen sich einem ja die Fußnägel auf...
Aber so ist das, wenn das Sagen hat, wer laut Parteibuch dran ist - und nicht, wer die fachliche Ahnung hat.
Hauptsache, die Diäten stimmen und werden regelmäßig erhöht... :übel:

rudi
08.02.12, 02:03
Hallo Helmuth,
sag mal, daß ihr in Bayern Rindviecher habt, weis ich aus Erfahrung!
Hab da Verwandtschaft.
Aus Erfahrung deshalb, weil ich auf einem Bauernhof meine " Zelte " auch schon mal aufgeschlagen hatte.
Nicht wegen der Menschen, oder auf die Verwandschaft bezogen.
Du belehrst mich eines neuen!
Ich dachte immer, ( was man auch so aus der Presse mitbekommt), daß in NRW die Problme mit der Gülle aus der Masttierhaltung so immens ins Gewicht schlagen.
Um die Biber beneide ich euch im bayuvarischen Land.

Helmuth,
es wird wie immer sein:
zuerst hat man die "Grünen" nicht wahrgenommen,
dann hat man sie belächelt,
dann ihre Gedanken überdacht,
Erkenntnisse daraus gewonnen,
dann bedingt aktzeptiert,
nun hört man kein pro oder kontra mehr,
es ist ruhig geworden!
Aber jede Mutter schaut auf biologische Ernährung ihrer Kinder!!!
So naturgetreu als möglich!

Wenn man nun bedenkt, wie klein der Abschnitt ist, in Bezug auf die Zeit,die es benötigt um im Kopfe zu wachsen, so sind wir vielleicht den übrigen vorraus, aber wir sollten ihnen die Zeit einräumen uns einzuholen.

Helmuth
jetzt wirds kriminell!

E`Saupeis red Bayrisch.

Hol dei Pfeien aus der Taschen.
Net locker lossen vor de Obrigkeit,
wardn bis se soweit san
un naher zuschlogn.
Vorbreit sa,
un des bist jo.
Was moanst naher zu ?
rudi

Helmuth
08.02.12, 20:24
Hallo zusammen,

als wenn es noch nicht genug wäre, man hat im Altwassersystem zum Überfluß auch noch einen weiteren sehr ausgedehnten Teich abgelassen und mindestens einen Biberbau trocken gelegt.

In August 2005 sind hier in der Nähe durch das gigantische Hochwasser sehr viele Biber betroffen gewesen......

1989/90 hatten wir diesen Abschnitt mühevoll saniert.

Nun sind noch einige Gumpen unter Eis und es ist nicht ausgeschlossen, dass dort Fische sind.

Die Kopfseggen stehen nun im Trockenen und was sonst noch zerstört ist ???

Der ganze Wahnsinn gleicht einem Krieg gegen die Natur.

Heute waren wir zu einer gewissen Inspektion vor Ort........

Hier einige Bilder:

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Vielleicht hat das Brauchtum eine passende Lösung?

Man braucht unendliche Nerven, um die Ruhe zu bewahren.

Schlimm dabei ist, dass die direkt Betroffenen kuschen und die Klappe halten

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VG Helmuth

Helmuth
31.03.12, 07:26
30.3.2012

Der schon mehrfach absichtlich abgelassene Biberteich füllt sich wieder:

4219422042214222

Der Teich befindet sich in einem FFH-Gebiet!


VG Helmuth