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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Laichen bei uns Karpfen?



Toni
06.02.12, 20:29
Da das Thema gerade dabei ist einen anderen Fred zu zerbrösln stellt ichs mal extra rein.

Ich habe das Thema schon vor eine paar Jahren in unserem Vereinsforum angeschnitten. Wir kamen zu dem Ergebnis, dass zwar immer wieder Kameraden von kleinen Karpfen berichten wo eigentlich keine gesetzt werden, aber ein echter Nachweis ging ab. Erst als ich letztes Jahr die Rosenheimer Innflutmulde nach einem Hochwasser abfischen wollte konnte ich tausende K0 neben anderer Brut mitten im Schilf beobachten und auch einen Teil fangen. Die überschwemmte Fläche war letztes Jahr ca. 13,5ha. In dem ganzen Gelände sind nur zwei dauerhaft wasserführenden Pfützen. Dort müssen die Karpfen abgelaicht haben.

Beim Hochwasser verteilen sie sich dann in der Fläche und finden dort Futter in rauen Mengen. Gut ein paar Wochen später vertrocknen dann die meisten irgendwo im Schilf, aber die Brut kommt definitiv auf. Und das im Inn!! Also mein Eindruck ist mittlerweile, dass es eben dort mit der Karpfenvermehrung klappt wo kleine abgeschnittene flache Pfützen sind. Idealerweise mit ebenfalls warmen Übeschwemmungsflächen rundrum. Aber das wissen wir ja aus der Teichwirtschaft.

Ein bischen siehts mir nach meinem derzeitigen Stand wie bei den Zandern aus. Die Fische Laichen, Brut schlüpft und verhungert.

Steini (verstorben am 06.09.2019)
07.02.12, 01:24
Keine Frage laichen die bei Euch.
Es sind Flussfische, genau Eure Bedingungen passen.
Wenn dann das Hochwasser nicht zu schnell fällt, wenig Wind ist und es warm bleibt kein Ding.
Über Jahrhunderte wurden Zuchtteiche so angelegt das diese Bedingungen möglichst getroffen wurden, eine künstliche Befruchtung wurde lange nicht betrieben.
Es wird dann aber nicht immer geklappt haben.

Ich habe selbst mal kleine Karpfen in der Weser selbst gesehen 2cm etwa, aber Spiegelkarpfen.
Na gut, bei uns habe ich nun in über 25 Jahren 2 Gewässer gehabt wo sich Karpfen 1-2 mal erfolgreich vermehrten. (hunderte handgroßer Tiere)
Beides waren Gewässer in denen lediglich Giebel, Aal und Karpfen bis zum Herbst überlebten.(Pfützen nicht unähnlich)
Ich kenne aber auch Gartenteiche und Weiher in der Nähe Bremens wo es jährlich geschieht.
Je weiter wir von der Küste wech kommen (Süden, Osten), je besser sollten die Bedingungen aber den Karpfen zusagen.
Das Wetter ist im Binnenland einfach stabiler.(Im Sommer wärmer,im Winter kälter)
Auch in NRW (Paderborn) gab es mal eine alte Kiesgrube, da waren Karpfen die Hauptfische neben Schlei und Gründling, besetzt wurde der seit Jahrzehnten nicht.
Ich denke aber auch das manchmal einige Wenige überleben ohne das Wir es mitbekommen.
Wahrscheinlich können sie schon, sind aber dem Konkurrenzkampf und Feinden unter den Deutschen Bedingungen kaum gewachsen.

Geronimo
07.02.12, 13:04
Hi,

bei mir am Wasser habe ich in den letzten 15 Jahren immer wieder laichende Karpfen beobachten können. Bisher dachte ich aber auch, dass das fast nie erfolgreich ist.
Bis mir zufällig, ein vielleicht 10cm langes Exemplar in die Hand fiel (2006). Da wurde ich aufmerksam, da dieser Fisch nicht aus Besatz stammen konnte.
Also ausschau gehalten und die letzten drei Jahre im Herbst, bei Dunkelheit, über der Steinpackung fündig geworden. Ein- und zweijährige Fische; auf 10m Uferlinie bis zu 5 Stück.

Schleien in der Gößenordnung 5-10cm, die nicht aus Besatz stammen waren übrigens auch dort vertreten, aber ungleich schwerer zu fangen, denn sobald sie in den Lichtkegel der Taschenlampe kommen, sind sie auch schon weg...

http://farm8.staticflickr.com/7018/6835047407_8bf129386e_z.jpg (http://www.flickr.com/photos/60730613@N03/6835047407/)August 2006

http://farm8.staticflickr.com/7167/6835065821_fb9c307b8d_z.jpg (http://www.flickr.com/photos/60730613@N03/6835065821/)Oktober 2009



http://farm8.staticflickr.com/7142/6835046643_5cb0f1c93d_z.jpg (http://www.flickr.com/photos/60730613@N03/6835046643/)September 2010


Grüße Geronimo

Toni
07.02.12, 13:43
Hi Geronimo,

was für eine Art von Gewässer ist das? Fließwasser? Stillwasser? Überschwemmungsfläche?

Geronimo
07.02.12, 14:29
Hi, es handelt sich dabei um einen durchflossenen Flachlandsee; (125 ha, ca. 75% der Fläch max. 2m tief) sowie sich das daran anschließende Flusstück von ca. 2,5km länge. Die Wassertemperatur ging in den letzten Sommern in der Regel bis über 24°. Karpfen habe ich in beiden Gewässerteilen gefunden, Jungschleien bisher nur im See.
Überschwemmungsflächen entlang des Flusses werden in der Regel ab anfang Aprill nicht mehr überflutet und wenn dann nur für wenige Tage.

Grüße Geronimo

Lotalota (verstorben am 21.09.2019)
15.02.12, 05:44
Hallo,

damit Karpfen ablaichen, müssen 2 Bedingungen erfüllt sein.

Es muss geeignetes Laichsubstrat (vorzugsweise Gräser) vorhanden sein und die Ablaichtemperatur muss erreicht werden.

Diese beträgt bei der Zuchtform (Spiegelkarpfen) 21 Grad und bei der Wildform 19 Grad.

Ablaichen bedeutet aber nicht auch schon erfolgreiche Reproduktion.

Damit die Brut überlebt, müssen 2 weitere Bedingungen erfüllt sein.

Der Jungkarpfen ist sehr lange auf Plankton als Nahrung angewiesen.
Daher müssen während dieser Phase stabile Wetterverhältnisse herrschen, da ansonsten das Planktonangebot drastisch absinken kann.

Vor allem sollte der Jährling zum Beginn der Winterruhe mindestens 50 Gramm auf die Waage bringen. Verfehlt er dieses Gewicht, überlebt er zwar in der Regel den Winter, geht aber im Frühjahr ein, wenn er den Körper auf die steigenden Wassertemperaturen einstellen muss. Dieser Vorgang verbraucht sehr viel Energie, Energie, die der Fisch dann nicht mehr hat.

Das Kernproblem ist der Umstand, dass in den meisten Gewässern die Ablaichtemperatur zwar erreicht wird, aber vor allem bei der Zuchtform, zu spät damit der Jungkarpfen noch das erforderliche Mindestgewicht erreichen kann.

Der Unterschied bei der Laichtemperatur zwischen Zucht- und Wildform ist mit 2-3 Grad eher gering, in der Praxis entscheidet dieser kleine Unterschied oftmals über Leben oder Tod der Brut.
Zudem ist die Wildform deutlich anspruchsloser in Bezug auf das Laichsubstrat.

Nach meiner Einschätzung kommt es in der Masse der Gewässer nicht einmal zum Ablaichen. In etlichen anderen Gewässern kommt es in Jahren mit günstigem Witterungsverlauf vereinzelt zur Reproduktion.
Gewässer mit regelmäßiger, erfolgreicher Reproduktion dürften die absolute Ausnahme sein. Mit ist jedenfalls kein Gewässer bekannt, in dem der Karpfen sich selbst erhaltende Populationen bildet.

Wenn sich dass durch eine Klimaerwärmung einmal ändern sollte, können wir uns bei dem Vermehrungspotential des Karpfens warm anziehen.

LL

Gangfisch
15.02.12, 12:37
Hallo Lotalota,

im Großen und Ganzen stimme ich Dir zu. Allerdings reicht es bei der relativ hohen Lebenserwartung der Karpfen aus meiner Sicht völlig aus, wenn die Tiere nur alle paar Jahre erfolgreich laichen (inkl. positiven Bedingungen für die Jungfische im entsprechenden Jahr), um damit eine selbsterhaltende Population zu bilden. Im Bodensee ist dies definitiv der Fall!

Nach 2003 hatten wir letztes Jahr wieder ideale Bedingungen für die Karpfen. So konnten im Spätsommer auch wieder zahlreiche Jungfische in einer erstaunlichen Größe nachgewiesen werden.

Ach ja, weil Ausnahmen so schön für die Regel sind: Kenne im Schwarzwald ein paar Teiche, in denen die Karpfen schon ab 16 Grad mit dem Laichen beginnen. Über den Erfolg kann ich allerdings nichts sagen.

Grüße, vom gerade etwas stürmischen Bodensee

Schnickes
21.02.12, 01:09
Ich bin zufällig auf diesen Beitrag zu dem Thema gestoßen:

Pflanzen sich unsere Karpfen in unseren Gewässern erfolgreich fort? (http://www.fischereiverein-ehingen.de/html/karpfenfortpflanzung.html)

koppe
15.06.12, 20:49
Hallo!

Möchte nur kurz etwas schreiben.

Komme aus der Steiermark,hat ja möglicherweise klimatisch etwas mit bereits gering mediterranen Einflüssen zu tun.
Bei und gedeihen zum Beispiel Maronibäume bereits vorzüglich.

Kenne mehrere regelrechte Pfützen OHNE geeignetes Laichsubstrat,wo Karpfen ohne menschliches Zutun ablaichen.

So auch in meinem Hausteich,der etwa 2,5m tief ist,steil abfallende Stein-Lärchen-Holzböschungen ohne jegliche Flachwasserzonen oder Unterwasserbepflanzung.

Das passiert bei uns sonst auch sehr häufig bereits in wirklich kleinen Teichen ab etwa 100 qm Wasserfläche.

Dürfte sicherlich mit stabileren Frühlingsdurchschnittstemperaturen zutun haben.Allerdings bin ich über erfolgreiches Ablaichen in unseren Alpenseen nicht ganz sicher,hier dürften die Temperaturen jeweils zu spät ihr Optimum erreichen.