Der Gewässerwart hat, so er denn fotoambitioniert ist, viel Umgang mit Makroaufnahmen.

Da wir gerne Portraits von den Dingen verfassen, die uns am Wasser begegnen, brauchen wir Aufnahmen dieser Dinge. Die Makrofotografie ist eine tolle Sache, aber sie hat ihre Tücken.

Allen voran werde ich einen kleinen Fotoexkurs setzen, damit wir alle auf denselben Stand kommen.
Der Beitrag soll Leute erreichen. die nicht mit dem zufrieden sind was sie bisher erreicht haben und sich fragen, was sie denn eigentlich falsch gemacht haben.

Egal ob analoge oder digitale Kamera: Fotografieren ist das Zeichnen mit Licht. Am Ende sitzt ein Film oder ein Chip, der das Licht entgegennimmt, das wir durch ein Objektiv lenken. Je höherwertig die Linsen dieses Objektiv sind, desto besser wird die Abbildungsqualität des Resultates. Wichtig ist, dass wir die richtige Menge Licht abliefern … und die Art und Weise dessen.


Um ein Bild zu produzieren, bedarf es einer sehr genauen Menge Licht, die wir von diesem Motiv erhaschen und durch unser Objektiv auf den Chip oder den Film fallen lassen. Nehmen wir zu viel Licht dabei auf, überbelichten wir das Bild, ist es zu wenig, wird das Bild unterbelichtet. Die Menge muss exakt die richtige sein.

Die Lichtmenge, die wir auf unsere Filmebene (oder heute Chipebene) fallen lassen, lässt sich auf zwei Wegen regulieren.

Grundlegendes:

Zeit und Blende

Die Zeit bestimmt die Dauer, mit der wir den Chip belichten und
die Blende bestimmt wie viel Licht wir dazu benutzen.

Es ist nichts anderes als der Aufgabe nachzukommen einen Eimer exakt randvoll zu füllen. Man kann einen Eimer sehr schnell mit einem großen Wasserstrahl füllen oder man kann sehr wenig Wasser hineintröpfeln lassen, braucht dafür aber wesentlich mehr Zeit. Wichtig ist dann damit aufzuhören, wenn der Eimer randvoll ist. Ist zu wenig drin haben wir die Unterbelichtung erzeugt, umgekehrt läuft er über als Analogie zur Überbelichtung.

Die Verschlusszeit:

In aller Regel bietet die „klassische“ Kamera folgende Verschlusszeiten in Sekunden an (Dahinter stehen die dazu passenden Situationen):

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Typisches Einstellrad für die Verschlusszeiten

etc.
1/1000 Hubschrauber
1/500 Sportfotos
1/250 Personen in Bewegung
1/125 Personen
1/60 Landschaft
1/30 schon schwierig aus der Hand
1/15 ohne Stativ kaum möglich
1/8
etc.



Würde man ein Rennauto in voller Fahrt mit einer 1/30. Sekunde fotografieren, sähe man auf dem Bild nur einen Streifen. Das Auto fährt in einer 1/30. Sekunde ein paar Meter, dementsprechend langgezogen wäre unsere Aufnahme. Wer den Flitzer bewegungsscharf einfangen will, muss also eine 1/500 oder 1/1000 Sekunde als Verschlusszeit vorwählen.

Die Landschaft bewegt sich nicht, daher können wir hier beruhigt eine 1/60 Sekunde ansteuern. Nichts würde verwischt dargestellt, da alles bei der Aufnahme am Platzt steht und sich nicht bewegt.

Eine Person jedoch bewegt sich fast immer. Um hier Verwischeffekte zu vermeiden, gehen wir mit der Zeit auf 1/125 Sek. hoch. Spielende Kinder sind schneller, als jemand der auf einer Wiese im Gras hockt, ergo rauf auf die 1/250 Sek.

Wer einen Rotor eines startenden Hubschraubers gestochen scharf einfangen möchte, der benötigt noch höhere Zeiten: die 1/1000. oder 1/2000. Sek.

Je länger die Zeit, desto höher auch die Chance eine Aufnahme zu verwackeln. Zeiten unter 1/30 sind schwer aus der Hand zu fotografieren. Schon das Herunterdrücken des Auslösers kann die Aufnahme verwackeln. Profis schaffen auch die 1/15. Sek. verwacklungsfrei. Vor dem Auslösen atmen, dann auslösen, dabei die Luft anhalten, Kamera gegen den Körper drücken und drei Bilder in Serie aufnehmen. Das mittlere ist in aller Regel scharf.

Alle anderen benutzen ab dann Stative. Es gibt Kameras, die können vor dem Auslösen der Spiegel hochklappen, damit diese Schwingung während der Aufnahme ebenso wenig für Störungen sorgen kann.

Die Blende:

Ein durchschnittliches Objektiv bietet folgende Werte:

(Angabe in "f"=)

2,8 ganz offen - viel Licht fällt ein - fast keine Tiefenschärfe
3,5
4
5,6 mittlere Tiefenschärfe
8
11
16
32 geschlossen - sehr wenig licht wird eingelassen - hohe Tiefenschärfe


Der kleinste Wert (2,8) bezeichnet die größtmögliche Blendenöffnung des Objektivs an. Bei Blende 32 schließen sich die Lamellen zu einem kleinen Loch, die nur noch wenig Licht durchlassen.

Muss ich wegen der schlechten Lichtverhältnisse viel Licht durch mein Objektiv strömen lassen, reiße ich die Blende auf, z.B. auf 2,8 oder weiter (falls möglich - bauartbedingt). Dafür sorge ich aber auf der Chipebene, dass der Lichtstrahl kaum gebündelt ist und er sehr streut. Dadurch erhalte ich eine sehr geringe Tiefenschärfe. Mein Motiv ist auf einer geringen Tiefenebene scharf, alles davor oder dahinter aber unscharf.

Habe ich die Möglichkeit – durch ausreichendes Licht (Sonnenschein oder Studioleuchten) kann ich es mir erlauben die Blende zu schließen. Helles, aber gebündeltes Licht fällt nun auf den Chip und bildet sich also schärfer auf der Chipebene ab. Unsere Bilder erhalten mehr Schärfe, besser Tiefenschärfe.

In der Makrofotografie ist es oft sehr wichtig viel Tiefenschärfe ins Bild zu bringen. Bei einem Portrait ist es oft umgekehrt. Durch geringe Tiefenschärfe kann ich eine Person darstellen bei der der Hintergrund des Bildes sich unerkenntlich in Unschärfe auflöst. Alle Konzentration des Bildes liegen auf der Person. So kann ich ein Modell vor eine Müllhalde stellen und den unerwünschten Hintergrund quasi durch Unschärfe ausblenden. Man sieht nur die Person.

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mit Blende 3,5 .............mit Blende 8...............mit Blende 32

In der Makrofotografie wäre dies unnütz, wenn wir eine Libelle fotografieren, der Kopf ist scharf, alles andere geht in Unschärfe über und ist nicht mehr zu erkennen.

Wir stellen also fest: Entweder befülle ich meinen Chip sehr schnell mit viel Licht oder ich lasse mir Zeit dabei, gebe wenig Licht, dafür aber umso länger.

Ich kann keinen Rennwagen fotografieren und dabei viel Tiefenschärfe erwarten. Es sei denn es steht sehr viel Licht zur Verfügung. An diesem Punkt seien auch noch mal die kleinen Taschenknipsen erwähnt. Bei gutem Wetter machen sie alle tolle Bilder. Sobald es aber in schlechtere Lichtverhältnisse übergeht, kommt nicht mehr viel bei rum. Schönwetterknipsen.

Die Anfangsblende einer Kamera bestimmt wie lange wir mit dem vorhandenen Licht zurechtkommen. Eine Kamera deren Optik 2,8 als Anfangsblende liefert kann länger dem nahenden Abend widerstehen als eine, deren Werte für die Lichtaufnahmefähigkeit bei 5,6 liegt. Ein Profiobjektiv hat oft einen Durchmesser von 8 cm oder mehr. Taschenknipsen wenige Millimeter.

Zur Verdeutlichung: Drei Aufnahmen, bei denen der Fokus auf die Zahl 70 des Gliedermaßstabes gelegt wurde.


Das Zusammenspiel von Zeit und Blende:

Habe ich wenig Licht muss es lange zur Verfügung stehen. Die Verschlusszeit steigt. Habe ich viel Licht kann ich die Verschlusszeit verkürzen oder die Blende schließen. Man wählt nach Motiv.

Will ich viel Tiefenschärfe, achte ich auf eine hohe Blendenzahl. Will ich schnelle Bewegungen fotografieren, ist eine hohe Verschlusszeit meine erste Priorität. Möchte ich etwas fotografieren, das als einziges scharf auf dem Bild abgelichtet wird, kann ich die Blende öffnen und erhalte so eine sehr geringe Schärfebene.

Entweder Blende zu und Verschlusszeit rauf = Viel Tiefenschärfe bei ruhigem Motiv oder
Verschlusszeit runter und dafür Blende auf = Bewegung gefroren mit wenig Tiefenschärfe.

Früher hatten fast alle Objektive eine Tiefenschärfeskala, an der man ablesen konnte bis wo die Schärfeebene reicht.

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Hier kann man schön ablesen: Roter Strich = Blende 2,8 - die Tiefenschärfe liegt mehr oder weniger ausschließlich bei 10 Meter Entfernung. Bei eingestellter Blende 8 würde sich der Schärfebereich von ungefähr 8 bis knapp 13 Metern ausdehnen. Bei Blende 22 würde die höchste Tiefenschärfe erreicht, nämlich von ungefähr 6 bis über 20 Meter.

Heute hat man bei vernünftigen Kameras einen Abblendknopf, der die Blende für einen Moment so schließt, wie man es für das Foto eingestellt hat. Man nutzt diesen Knopfdruck dann zur optischen Kontrolle der Schärfe und wie weit sie vor dem Motiv und dahinter reicht.

Zusammengefasst:

Vor jedem Bild mache ich mir Gedanken, was ich haben möchte:

kleine Blendenöffnung - Viel Tiefenschärfe (Makroaufnahme – viele Details)
große Blendenöffnung - wenig Tiefenschärfe (Portrait – Schärfe aus den Punkt)
schnelle Verschlusszeit – schnelle Bewegung einfrieren (Rennauto)
langsame Verschlusszeit – gerne mit Stativ (Landschaft)

Bebilderung und Fortsetzung folgt.