Werner H. Baur - Renaturierung kleiner Fließgewässer mit ökologischen Methoden
– Anleitung zum konkreten Handeln

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1. Auflage; 2013
95 Seiten
10,90€ zzgl. Versand
LFV BW Verlag und Service GmbH
ISBN 978-3-944691-00-8

Als ich erfuhr, dass der bekannte und meinerseits sehr geschätzte Autor ein neues Buch veröffentlicht hatte, war mein Interesse sofort geweckt. Da er sich diesmal auch noch mit einem Problem beschäftigt das seit Jahren an mir nagt steigt die Erwartung noch. Da freue ich mich, dass ich die Gelegenheit für eine Besprechung bekomme.

Im ersten Kapitel benennt der Autor die Hauptdefizite vieler kleiner Fließgewässer. An erster Stelle sieht er da das Temperaturproblem aufgrund mangelnder Beschattung. Dabei bezieht er sich nicht nur auf die absoluten Temperaturmaxima, sondern legt auch besonderes Augenmerk auf die Temperaturwechsel im Tagesverlauf. An zweiter Stelle beschreibt der Autor recht knapp die Strukturarmut der Gewässer als weiteres Grundproblem. Drittens behandelt er noch die Problematik der Gewässergüte, wo er zwar eine Verbesserung der Situation gegenüber der 60er bis 80er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts feststellt, gleichzeitig aber vor den noch lange nicht abschätzbaren Folgen von Mikroschadstoffen warnt.

Nach der Darstellung der Defizite, wird quasi als Appetithäppchen, das Potential von kleinen Fließgewässern in gutem ökologischem Zustand anhand der Ergebnisse zweier Elektrobefischungen dargestellt.

Im zweiten Absatz werden die für Verbesserungen relevanten Gesetze und Verordnungen aufgeführt. Hier finden sich auch Hinweise über die möglichen Zeitfenster für die Durchführung der Arbeiten.

Kapitel drei beschäftigt sich mit Negativbeispielen von Renaturierungsmaßnahmen. Der Autor geht hier mit bereits realisierten durchgeplanten Maßnahmen hart ins Gericht.

So zum Beispiel„..... In Umsetzung teurer Pläne werden meist „schön“ anzusehende Mäander in die Landschaft gelegt, die aber häufig den Einheitsbach zur Folgen haben, der so fast überall in Deutschland vorkommen könnte.....“ oder „ …. Ins Trapezprofil „renaturierter“ Bachlauf: nach der „Renaturierung“ individuen- und artenarmer als vorher, wegen fehlender Bepflanzung mit fast flächendeckend veralgtem Bachbett....“

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In der Konsequenz bietet der Autor als Alternative in Kapitel 4 den „ökologischen Ansatz: Veränderungsdynamik zu nutzen“ mit dem Ziel „...regional- und Standortypische, individuelle Gewässer zu schaffen...“ Soll heißen, statt gewisse Strukturen künstlich zu schaffen propagiert der Autor Initialmaßnahmen wie z.B. Störsteine anhand derer das Gewässer selbst wieder beginnt neue Strukturen zu schaffen. Neben einer gewaltigen Kosteneinsparung gegenüber herkömmlichen durchgeplanten Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung, soll das auch eine höhere Qualität der Maßnahmen garantieren.

Im Kapitel fünf, welches den größten Teil des Buches einnimmt beschreibt der Autor nun ganz konkret verschiedene Bauteile, wie z.B. Störsteine, Pfahlbuhnen oder Wurzelstöcke. Wie diese vernünftig eingebaut und welche Auswirkungen von der jeweiligen Anordnung der Elemente zu erwarten sind. Hier geht der Autor sehr ins Detail. Das geht von der richtigen Einbautiefe von Pfahlbuhnen bis zur kurzen Beschreibung der Wuchshöhe verschiedener Weidenarten zur Ufersicherung und Beschattung.

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Das sechste Kapitel „Gedanken zum Verfahren“ rundet das Thema unter anderem mit Hinweisen zur Projektsteuerung und der möglichen Finanzierung einer Renaturierungsmaßnahme ab.

Was kann man zusammenfassend dazu sagen? Vorbildlich ist auf jeden Fall der Systematische Aufbau des Buches. Am Anfang werden knapp die Defizite festgestellt, dann relativ detailliert Lösungen vorgestellt. Abgerundet mit Hinweisen zu rechtlichen Grundlagen, Finanzierungsmöglichkeiten usw.

Hier schreit eindeutig ein Praktiker für Praktiker. Kurz und prägnant ohne unnötiges Fachchinesisch. Somit ist das Buch auch für den wissenschaftlich weniger gebildeten Gewässerwart oder Planer lesenswert und hilfreich.

Natürlich wird der eine oder andere Leser zu einen jeweiligen Punkt gerne mehr erfahren. So ist für mich zum Beispiel nicht wirklich klar geworden welche Strömungsverhältnisse überhaupt nötig sind, dass die im Buch beschriebenen Maßnahmen, die „...die eigendynamische Entwicklungen fördern...“ überhaupt zielführend sind. Im Buch finde ich da nur:
„Folglich bezieht sich dieses Buch vornehmlich auf Bäche des Berg- und Hügellandes und auf Mittelgebirgsbäche, in denen lebensraumrehabilitierende Maßnahmen durch die Förderung der Eigendynamik möglich sind.“
An dieser Stelle würde ich mir etwas mehr Hilfe bei der Einschätzung wünschen ob Maßnahmen zur Förderung der Eigendynamik an einem bestimmten Gewässer überhaupt Sinn machen. Zumindest weiß ich aber nach der Lektüre des Buches nun, wo bezogen auf meine Gewässer evtl. ein Problem liegen könnte.

Im Großen und Ganzen ist dem Autor aus meiner Sicht aber der Spagat zwischen kompakter Darstellung im Sinne guter Lesbarkeit und allumfassender Abhandlung des Themas recht gut gelungen. Im Grunde sollte jeder, der sich mit der Gestaltung und dem Unterhalt von Fließgewässern beschäftigt das Buch zumindest einmal gelesen haben.

Danken möchte ich Herrn Dirk Bastian von Landesfischereiverband BW, der so freundlich war ein Exemplar des Buches zur Rezension zur Verfügung zu stellen.

Hier noch weitere Impressionen aus dem Buch die ebenfalls von Herrn Bastian zur Verfügung gestellt wurden.

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