Seite 1 von 2 1 2 LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 10 von 16

Thema: Glasaal - vorgestreckt oder selber aufgestiegen - wie viele bleiben am Ende übrig?

  1. #1
    GW-Forum Team Avatar von Mattes
    Registriert seit
    21.10.2010
    Ort
    tiefster linker Niederrhein
    Beiträge
    2.397

    Glasaal - vorgestreckt oder selber aufgestiegen - wie viele bleiben am Ende übrig?

    Ein Teil der Glasaale, der an die Küsten gelangt wird gefangen, vorgestreckt und ggf. wieder besetzt. Das wissen wir ja nun.

    Ich frage mich, ob es wirklich weniger Mortalität unter den Jungaalen gibt, wenn man sie vorstreckt, anstatt sie einfach allesamt wandern zu lassen.

    Hat jemand Zahlenmaterial wie hoch die Verluste auf beiden Seiten sind? Wie viel Prozent der natürlich aufsteigenden Aale in unseren Flüssen wandert wirklich wieder ab?

    Und die andere Seite: Wie hoch ist die Sterblichkeitsquote schon alleine beim Fang der Tiere? Wie viele erliegen diversen Krankheiten in der Fischzucht? Wie viele von ihnen sind in geschlossene Gewässer gewandert? Wie viele hängen in Räucheröfen?

    Ist es wirklich sinnvoll die Tiere in Farmen vorzustrecken?
    Gruß vom Mattes

    Zuhause ist da, wo das Land platt ist, Kühe und Pappeln rumstehn, der Nebel wabbert und Diebels getrunken wird.


  2. #2
    GW-Forum Team Avatar von Albert
    Registriert seit
    24.10.2010
    Ort
    in der Mitte Deutschlands
    Beiträge
    1.941

    AW: Glasaal - vorgestreckt oder selber aufgestiegen - wie viele bleiben am Ende übrig

    Und die andere Seite: Wie hoch ist die Sterblichkeitsquote schon alleine beim Fang der Tiere?
    Mattes, die Mortalität ist meines Wissens in Frankreich beim Glasaalfang höher als in Großbritannien. In GB um die 20-25%.
    Finde leider den Fachartikel auf die Schnelle nicht.
    Gefühlt würde ich das Verhältnis "Besatz" in Fließanbindungsgewässer gegenüber einem Aufstieges positiv beurteilen.
    Verluste durch Prädatoren würden minimiert.

    Zahlenmaterial? Wer soll das herausfinden?
    Gruß
    Albert

  3. #3
    GW-Forum Team Avatar von Georg
    Registriert seit
    22.10.2010
    Ort
    Harz
    Beiträge
    1.318

    AW: Glasaal - vorgestreckt oder selber aufgestiegen - wie viele bleiben am Ende übrig

    Tja Mattes, das ist schon eine gute Frage, wenn es um den reinen Besatz geht,
    hat die Studie von Knöschke/Schreckenbach/Brämick eindeutig gezeigt, daß der Glasaal klar im Vorteil ist,
    zumal bei den Farmaalen fast nur Weibchen besetzt werden, langfristig keine gute Lösung.
    Wenn man sie frei in unseren aquatischen Kulturlandschaften wandern lassen würde wäre die Verlustrate
    sicher extrem hoch, Albert hatte das ja auch schon erwähnt.
    Um hier verwertbare Zahlen zu bekommen, müsste man jeden Glasaal vor dem Aufstieg markieren,
    dabei entstünde aber wieder Verlust durch den Fang, s.o..

    Hätte aber auch einen Vorteil, es würde langfristig Arbeitsplätze schaffen, da könnte man ganze Horden
    von Projektgruppenteilnehmern langfristig in Vollzeit beschäftigen.

  4. #4
    GW-Forum Team Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
    Registriert seit
    28.12.2010
    Ort
    Niedersachsen
    Beiträge
    2.608

    AW: Glasaal - vorgestreckt oder selber aufgestiegen - wie viele bleiben am Ende übrig

    @Mattes
    Schwer da eine richtige Antwort zu finden.
    Die Natur hat das Erfolgsmodell Aal, im Ganzen durch Erprobung geschaffen , wenn die Aale als Glasaale aufsteigen,
    wird das die durch Erprobung gefundene günstigste Verteilung sein.
    Wenn wir eingreifen, weil wir denken, dass wir einen günstigeren Weg gefunden haben, ist das schon ganz schön vermessen.
    Wir betrachten dabei dann schnell nur die Verluste, das Modell Aal im Ganzen überschauen wir nicht.
    Wir stören halt den natürlichen Ablauf, der aber sehr lange erprobt wurde.
    Ich denke wir wollen die Natur verbessern, wenn sie wegen Schädigungen durch uns, selbst nicht mehr zurecht zu kommen scheint.
    Wir sollten lieben die Schädigungen beseitigen oder lediglich unterstützend vor Ort eingreifen.
    Es ist wohl recht einfach, der Fang der Glasaale hilft dem Aal sicher nicht.
    Glasaalfang und Aalbesatz, hilft den Menschen, dem Aal selbst wahrscheinlich nicht.

    Wenn der Aal vor Ort nicht zu finden ist, sollte man versuchen den Grund zu beseitigen.
    Besatz, ist oft wie das übermalen von Rost, es ist Schönfärberei.
    Wenn alles schön ist, dann braucht man nichts zu ändern.
    Diese Änderungen, sind es aber die nun nötig wären.
    Man könnte das Vorkommen der Aale auch als Indikator für durchwanderbare, gesunde Flusssysteme sehen.
    Deutschland importiert seine Besatzaale............warum?
    Deutschland fördert den Aalbesatz..............warum?
    Will man wirklich die Art unterstützen, oder lediglich den Indikator vorweisen und die Nutzung erhalten?
    Ich denke, etwas Farbe und der Rost ist verschwunden, dann sind alle zufrieden.

    Die Glasaal Fischerei gehört halt stark eingeschränkt, der Fernhandel gehört natürlich verboten, aber auch der Handel innerhalb Europas, sollte mal überdacht werden.
    Das hilft der Fischerei und den Anglern, aber ganz sicher nicht dem Aal.
    Gruß Steini

  5. #5

    Registriert seit
    01.07.2014
    Ort
    Heidenrod/Hessen
    Beiträge
    55

    AW: Glasaal - vorgestreckt oder selber aufgestiegen - wie viele bleiben am Ende übrig

    Finde das Statement von Steini top!!!! Würde das bedenkenlos unterschreiben.

    Wenn der Aal in irgendeinem Gewässer nicht mehr auftritt hat das sicherlich einen gewichtigen Grund. In dann zwangsweise dort hinzuverfrachten kann demzufolge für den Aal nicht förderlich sein....und was nutzt es dauerhaft sich damit rühmen zu können Aale im Gewässer zu haben wo zweifelhaft ist ob davon jemals auch nur einer zurück zu seinem Startpunkt kommt um abzulaichen.....
    SAC Dörnberg Kalkofen

  6. #6

    AW: Glasaal - vorgestreckt oder selber aufgestiegen - wie viele bleiben am Ende übrig

    Hallo,

    ich finde es nicht unnatürlich, wenn ich beim Farmaal fast nur Weibchen habe. Das wird sich auch nicht auf Dauer negativ auswirken. Im Gegenteil, es entspricht vielmehr den natürlichen Verhältnissen im Süsswasser. Hier entwickeln sich fast alle Aale zu Weibchen. An den Küsten gibt es dagegen ganz überwiegend Milcher. Ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis im Süsswasser ist unnatürlich.
    Bei abwandernden Blankaalen der Rur liegt der Milchneranteil < 10%. Das Ganze ohne Besatz.

    LL

  7. #7
    GW-Forum Team
    Themenstarter
    Avatar von Mattes
    Registriert seit
    21.10.2010
    Ort
    tiefster linker Niederrhein
    Beiträge
    2.397

    AW: Glasaal - vorgestreckt oder selber aufgestiegen - wie viele bleiben am Ende übrig

    Hi lota,

    deine Zahlen entsprechen meinen Fängen in den Reusen innerhalb geschlossener Gewässer. Ich kann nicht sagen in welchem Alter die Tiere eingesetzt wurden, aber die Männchen stellen auch im Zwangslebensraum ein ähnliches Aufkommen dar. Mit den 10% bewegen wir uns schon am oberen Limit.
    Gruß vom Mattes

    Zuhause ist da, wo das Land platt ist, Kühe und Pappeln rumstehn, der Nebel wabbert und Diebels getrunken wird.


  8. #8
    GW-Forum Team Avatar von Thorsten
    Registriert seit
    22.10.2010
    Ort
    Raum Karlsruhe
    Beiträge
    778

    AW: Glasaal - vorgestreckt oder selber aufgestiegen - wie viele bleiben am Ende übrig

    Zitat Zitat von Lotalota Beitrag anzeigen
    Hallo,

    ich finde es nicht unnatürlich, wenn ich beim Farmaal fast nur Weibchen habe. Das wird sich auch nicht auf Dauer negativ auswirken. Im Gegenteil, es entspricht vielmehr den natürlichen Verhältnissen im Süsswasser. Hier entwickeln sich fast alle Aale zu Weibchen. An den Küsten gibt es dagegen ganz überwiegend Milcher. Ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis im Süsswasser ist unnatürlich.
    Hallo LL,

    diese Vorkommensverteilung ist mir neu. Vmtl. habe ich da eine Bildungslücke. Gibt es Untersuchungen, was die Geschlechtertrennung verursacht? Temperatur/ Nahrung; warum steigt ein Aal auf ein anderer nicht, etc?

    Danke und VG

  9. #9
    GW-Forum Team Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
    Registriert seit
    28.12.2010
    Ort
    Niedersachsen
    Beiträge
    2.608

    AW: Glasaal - vorgestreckt oder selber aufgestiegen - wie viele bleiben am Ende übrig

    Recht wichtige Frage Torsten.
    Wenn fast alle Weibchen aus dem Süßwasser stammen, sollten derzeit die Verluste an Weibchen auch besonders hoch sein.

    Wenn aber lediglich gute Bedingungen diese zu Weibchen machten, könnte ein weniger an Aalen auch die Bedingungen für sie verbessern.
    Dann würden ab einem gewissen Punkt die Männchen weniger werden.
    Dann wär es ähnlich wie bei der Wandertaube, das es sie halt nur in großer Anzahl überleben können.
    Kann ich mir beim Aal aber so nicht vorstellen.
    Gruß Steini

  10. #10
    GW-Forum Team Avatar von Albert
    Registriert seit
    24.10.2010
    Ort
    in der Mitte Deutschlands
    Beiträge
    1.941

    AW: Glasaal - vorgestreckt oder selber aufgestiegen - wie viele bleiben am Ende übrig

    Hallo,
    wäre die Rur auf den britischen Inseln, wäre der Anteil der Männchen aber bestimmt höher.
    Anders, wenn sie noch 1.000 km weiterwandern oder mehr. Ihre Entwicklung bleibt ja nicht stehen.

    bei vorgestreckten Aalen um 10 cm kann man noch keine Geschlechterunterschiede erkennen.
    Bei 17 cm schon, das ist für die Aquakultur des Aales wichtig. Ein Weibchen geräuchert bringt halt
    mehr auf die Waage. Hab ich jetzt mal nüchtern/emotionslos geschrieben.

    Die Fischer am Achterwasser/Usedom hatten überwiegend Mänchen in den Reusen. (1978-1988)
    Habe 2 der Fischer oft begleitet um life zu sehen was in die Reusen schwamm.

    Am wichtigsten halte ich die Fragestellung: Wieviel Glasaale dürfen sich unbemerkt einen Fluss
    zwischen Skandinavien und Nordafrika aussuchen ohne auf ein Wehr zu stoßen oder der Mortalität
    später durch den Menschen zu erliegen.
    Ich denke, der Anteil ist gar nicht so niedrig, denn es gibt ihn immer noch,
    was bei einer anderen Tierart schon lange nicht mehr der Fall wäre.
    Gruß
    Albert

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •