Ergebnis 1 bis 10 von 29

Thema: Ertragsrückgänge der Fischerei in den Gewässern.

Hybrid-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #1
    GW-Forum Team Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
    Registriert seit
    28.12.2010
    Ort
    Niedersachsen
    Beiträge
    2.608

    Ertragsrückgänge der Fischerei in den Gewässern.

    Fast alle klagen über den Rückgang der gemeldeten Fänge.
    In meiner Region sind die Fänge seit den 90er Jahren, locker um 50% gesunken.
    Gefühlt würde ich behaupten die Bestände sind um weit mehr als 50% eingebrochen.
    Das geht eigentlich durch fast alle Arten und betrifft vorrangig Fließgewässer.
    Den Aal hat es hart getroffen, aber auch nicht viel mehr als den Karpfen.
    Schleien, Äsche oder selbst örtlich Brachsen, scheint es mindestens ähnlich über zu gehen.
    Normalerweise werden Kormoran und die Klärwerke als Begründung für die Rückgänge betrachtet.
    Aber sind das wirklich die einzigen Gründe?
    Last mal Eurer Phantasie freien lauf und schreibt ruhig mal Eure Vermutungen.

    Ich könnte mir noch ganz andere Dinge vorstellen und werde zunächst mal einige Gedanken wiedergeben.

    Ein Fachbiologe, sagte mal das es Ihn wundern würde das die ganze Chemie auf den Äckern noch keinen Rückgang der Futtertiere in den Gewässern bewirkt haben soll.

    Ein weiterer Fachbiologe konnte sich nicht vorstellen, das der der Rückgang des von Ihm verfolgten Verschwinden der Äsche "nur" vom Kormoran ausgelöst wurde.
    Aus seiner Sicht müsste es weitere Gründe geben, wie z.b das Futter.

    Über den Einsatz von der Chemie in der Landwirtschaft, sollte man wissen, das so etwas eher der Normalfall wurde und die eingesetzten Mengen steigen.
    Es ist z.B normal geworden alle Unkräuter tot zu spritzen oder selbst zum Ernten die resistenten Nutzpflanzen, vorher ab zu töten.
    Immer größere Flächen werden intensiv so genutzt, extensive Nutzung wie Weidewirtschaft werden immer seltener.

    Ich behauptete, das bei uns Bestände von Wollhandkrabben, Muscheln und Krebsen wenigstens zeitweise einbrachen.

    Wir hören vom Bienensterben.
    Wir hören vom Rückgang der Wiesenvögel.
    Wir hören von Nachweisen im Grundwasser.
    Wir hören von Nachweisen in der Muttermilch.
    Wir hören von Rückständen in Fischen.
    Wir lesen das sich viele von den Stoffen eben doch nicht immer mal eben abbauen.
    Wir lesen das manch ein Mensch, nicht in der Lage oder willens ist, diese Stoffe wie vorgeschrieben zu verwenden.
    Wir wissen, das schon mal Ufer und Gewässer mit besprüht werden.
    Wir wissen ferner das nicht nur in der Landwirtschaft immer neue Stoffe Verwendung finden.
    ...und wir erleben das die Anzahl der Fische weniger wurde.


    Aber wir hören nichts davon, das so etwas nachteilig auf Lebensgemeinschaften in Gewässern wirkte.
    Schon seltsam...oder?

    Viele Stoffe galten halt lange als harmlos, wurden dann aber doch verboten.

    Tobt euch ruhig aus.
    Aber behauptet nichts, was unwahr ist.
    Vielleicht hilft es ja weiteren Lesern zu eigenen Gedanken oder weckt Neugier.
    Gruß Steini

  2. #2

    Registriert seit
    20.02.2015
    Ort
    Niedersachsen
    Beiträge
    122

    AW: Ertragsrückgänge der Fischerei in den Gewässern.

    Hallo Forum
    Ich glaube Neonicotinoide könnten da eine Rolle spielen. Beim Bienensterben ist es ja bewiesen worden und der Gesetzgeber hat einige Mittel davon verboten. Nun klagen die Hersteller dagegen das nicht noch weitere Mittel dieser Stoffgruppe verboten werden. Der holländische Toxikologe Henk Tennekes hat sich sehr mit diesen Stoffen beschäftigt. In seinem Buch "Das Ende der Artenvielfalt: Neue Pestizide töten Insekten und Vögel" steht sehr wissenswertes darüber. Ich versuch mal kurz zu umschreiben.Weil Nikotin toxisch für Warmblüter ist wurde sein Einsatz als Pflanzenschutzmittel verboten. Aus diesem Grund entwickelten Forscher ab 1985 ein synthetisches Nikotinoid . Seit 1991 wagt man den Feldversuch mit Neonikotinoiden. Sie erfreuen sich seitdem bei Landwirten einer immer größeren Beliebtheit. Neonikotinoide sind wasserlöslich, binden sich nicht gut an Bodenpartikel, können damit leicht in Wasserläufe und Grundwasser gelangen und sich so in der Umwelt ausbreiten. Es wird nur sehr schwer wieder abgebaut. Heißt es reichert sich an. Ich glaube das es die Umwelt schädigt. Weniger Insekten bedeutet weniger Nahrung, weniger Nahrung bedeutet auch weniger Fische und Vögel. Auch wenn es für Wirbeltiere weniger giftig sein soll als andere Pestizide.Es bleibt ein Nervengift. Wen es interessiert der kann ja mal googlen. Da steht einiges zu geschrieben.

    Gruß Uwe
    Geändert von UMueller (12.04.16 um 11:27 Uhr)

  3. #3

    Registriert seit
    16.01.2011
    Ort
    NRW
    Beiträge
    36

    AW: Ertragsrückgänge der Fischerei in den Gewässern.

    Hi, schönes Thema.

    Mein Eindruck von meinem Wasser ist ein anderer.

    Hier mal die Hauptgründe die ich sehe:

    Subjektives empfinden / täuschendes Erinnerungsvermögen
    sinkende Nährstofffracht
    Verschiebung der vorkommenden Fischarten und steigende Nachtaktivität
    steigender Anteil der zurückgestzen Fische die in keiner Statistik auftauchen

    und dann alles in Kombination mit einander.


    Auf Genossenschaftsebene sind die Fänge laut Statistik wie im Startpost beschrieben eingebrochen (gegenläufig stieg zeitgleich das Kormoranaufkommen an, trotzdem habe ich ihn bewusst nicht unter den Hauptgründen aufgeführt, wenn man ihn vielleicht auch nicht vergessen darf).

    Ich denke große statistische Fangeinbußen gehen auf die Anglerschaft selbst zurück, meiner Beobachtung nach dauert es sehr lange, bis auf Veränderungen flächendeckend reagiert wird. Bei uns ist es z.B. so, dass inzwischen Barbe und Forelle und Wels befischbare Bestände ausgebildet haben, während z.B. Karpfen, Brasse und Döbel rückläufig sind. Ich sehe aber nur einen ganz kleinen Teil der Angler, die das am Wasser umsetzen, viele fischen halt jahrelang mit schlechten Erfolgen weiter wie gewohnt. Die Leute die das spitz haben, hüten sich oft, das zu verbreiten um weiterhin konkurrenzlos Erfolge ein zu fahren.
    Hinzu kommt das klarere Wasser und parallel ansteigende Freizeitaktivität anderer Gewässerbesucher, was zur folge hat, dass z.B. die immer noch in nennenswerter Menge vorhandenen Brassen schwerpunktmäßig (bis ausschließlich) nachts befischt werden müssten.

    Natürlich gehe ich davon aus, dass die Biomasse insgesamt mit der sinkenden Nährstofffracht ebenfalls Rückläufig ist. Habe hier im Eck noch einen "kleinen" Bach der gefühlt noch auf Stand 70er/80er Jahre ist, was da an Fisch drin ist, ist mengenmäßig unglaublich, aber artenmäßig eben auf Döbel, Gründling, Barsch, Rotauge und Karpfen beschränkt.

    Inwieweit da chemische Komponenten mit rein spielen ist für mich schwer zu beurteilen. Aber war die Belastung zu anderen Zeiten nicht noch höher?

    Grüße Geronimo
    Geändert von Geronimo (24.07.15 um 18:51 Uhr)

  4. #4
    GW-Forum Team
    Themenstarter
    Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
    Registriert seit
    28.12.2010
    Ort
    Niedersachsen
    Beiträge
    2.608

    AW: Ertragsrückgänge der Fischerei in den Gewässern.

    Zitat Zitat von Geronimo Beitrag anzeigen
    Hi, schönes Thema.

    Mein Eindruck von meinem Wasser ist ein anderer.

    Hier mal die Hauptgründe die ich sehe:

    Subjektives empfinden / täuschendes Erinnerungsvermögen
    sinkende Nährstofffracht
    Verschiebung der vorkommenden Fischarten und steigende Nachtaktivität
    steigender Anteil der zurückgestzen Fische die in keiner Statistik auftauchen

    und dann alles in Kombination mit einander.

    Grüße Geronimo
    Vorsicht bei "Subjektives empfinden / täuschendes Erinnerungsvermögen"
    Ist es nicht so, das man früher mehr zurücksetzte ?
    Also bei uns wurden Weißfische früher kaum entnommen, erst durch Zuzug der Russlanddeutschen und der Änderung von Wettfischen zu Hegefischen kam es zu steigender Entnahme der Weißfische.
    So etwas wie ein Zurücksetzen war "früher" normal, wird nun aber eher wahrgenommen seit es tierschutzrechtlich in der Kritik ist.
    Wenigstens bei uns wird wohl weniger zurückgesetzt wie früher, lediglich einzelne Zielfisch-Arten kommen bei uns, in den Genuss von C&R, wobei bei Ihnen der Angeldruck ungleich gestiegen ist.
    (Wer hätte früher schon mit so einem Aufwand gefischt, wo es darum ging sich Essen zu beschaffen, heute ist es Hip selbst seltene Ausnahmefische zu finden.
    Die fetten Großkarpfen z.B gab es ja immer, nur wurden sie gar nicht erst gefangen)

    Insgesamt werden Angler sich aber immer auch gleich verhalten und sich der Beute im Verhalten anpassen.
    Veränderte Arten oder Nachtaktivität sollten den Ertrag kaum verändern.
    Mir wurde auch schon oft gesagt das der Rückgang bei einzelnen Arten daran liegen würde das auf diese Arten (Schleie) keiner mehr fischen würde.
    Die Frage war also, wurden sie weniger gefangen weil sie nicht befischt wurden oder wurden sie weniger befischt weil es nicht mehr lohnte?
    Seit durch verändertem Besatz(?) (nicht Besatzmenge), das zu beobachtende Vorkommen verbessert wurde, schossen sofort auch die Fangzahlen nach oben.
    Es wurde also weniger auf die Schleie geangelt, weil sie praktisch kaum noch vorkam.


    Wobei man sich fragen könnte warum die Arten sich änderten und warum Nachtaktivität (auch bei uns) nun Vorteile bringt.
    Gruß Steini

  5. #5

    Registriert seit
    20.02.2015
    Ort
    Niedersachsen
    Beiträge
    122

    AW: Ertragsrückgänge der Fischerei in den Gewässern.

    Hier mal zwei interessante Links www.pan-germany.org und www.vsr-gewaesserschutz.de
    Der große schwarze Vogel spielt sicher auch eine Rolle aber sinkende Nährstofffracht kann
    eigentlich nicht sein, denn wenn ich sehe was an Gülle und Gärresten auf den Feldern aufgebracht
    oder fast schon verklappt wird , wundere ich mich nicht über geringere Fangmengen. Das alles
    tut unseren Gewässern nicht gut.

    Gruß Uwe

  6. #6

    Registriert seit
    21.08.2015
    Beiträge
    3

    AW: Ertragsrückgänge der Fischerei in den Gewässern.

    Guten Tag

    Seit längerem beschäftigt mich diese Fragestellung und ich möchte meine Überlegungen beitragen, um die Ursachen besser zu verstehen. Ich habe
    eine Gesamtfangstatistik aus Datensätzen ab 1961 erstellt. Seit 1995 nehmen die Fänge kontinuierlich ab, bis sich ab 2010 ein niedriges aber stabiles Niveau der Fangmengen einstellt.

    Zuersteinmal kann die von mir erstellte Statistik nicht fehlerfrei sein, da eine Richtigkeit der Daten nicht mehr nach zu vollziehen ist. Die Tendenz ist aber offensichtlich. Auch können die von mir genannten Jahreszahlen abweichen.

    Folgend Überlegungen:

    1. Der Satzfischpreis war, gemessen an der Besatzmenge damals, günstig
    2. Der demografische Wandel. Mitglieder sind nicht mobil
    3. Änderung der Lebensweise von den Mitgliedern. Anderer Umgang mit der Natur
    4. Stoffeinträge aus der Landwirtschaft z.B. Pestizide, Fungizide, Herbizide, Medikamente Nutztiere, Schwermetalle
    5. Stoffeinträge aus Siedlungsgebieten z.B. Hormone, Chemikalien, Salze, Reifenabrieb und Bremsstäube
    6. Stoffeintrag aus Weltkriegsmunition
    7. Monokulturen am Uferbereich, dadurch bedingt weniger Artenvielfalt der Nahrungsresourcen
    8. Kaum Totholz
    9. Querbauwerke
    10. Strukturarmut
    11. Wenig diverse Sedimente, Veralgung Sedimente

    Unser Flusssystem beherbergt einen guten Fischbestand und es sind höhere Fangmengen möglich.

    Zu bedenken sind die zeitlichen Verzögerungen der Stoffeinträge, d.h Schadstoffe können durch die langsame Fliessgeschwindigkeit des Grundwassers Jahre später eindringen. Jeder genannte Punkt ist ein komplexes Themengebiet für sich, teilweise durch ein starke Lobby vertreten. Dies ist keine Aufgabe für eine Amtszeit und stellt eine Herausvorderung für kommende Generationen dar.


    Beste Grüße

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •