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Thema: Steinbeißer (Cobitis taenia)

  1. #1
    GW-Forum Team Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
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    Steinbeißer (Cobitis taenia)

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    Darstellung freundlichst genehmigt durch Hr. Dr. Bernd Stemmer


    Systematik:

    Ordnung: Karpfenartige (Cypriniformes)
    Unterordnung: Schmerlenartige
    Familie: Schmerlen (Cobitidae)
    Unterfamilie: Steinbeißer (Cobitinae)
    Gattung: Cobitis(Anguilla)
    Art: Steinbeißer

    Wissenschaftlicher Name: Cobitis taenia

    Synonyme: Dorngrundel

    Flossenformel:

    D III/6-8
    A III/5
    V 40-42
    C 15-16


    Beschreibung:

    Dieser Fisch ist in den meisten Bundesländern auf der roten Liste.
    Er scheint so selten zu sein, dass viele ihn noch nie gesehen haben.
    Grund genug, sich einmal mehr mit ihm zu beschäftigen.

    Der Steinbeißer gehört zu den Schmerlen und erreicht eine Länge von bis zu 10 cm, unterhalb der Augen besitzen diese Fische einen beweglichen Dorn, daher auch der Name Dorngrundel.
    Wie auch der Schlammpeitzger verfügen auch die Steinbeißer über die Möglichkeit der Darmatmung.

    Steinbeißer bewohnen Deutschland in 3 verschiedenen Arten, die sich regional unterscheiden.

    Neben Europa, gibt es ähnliche Arten aber auch in Asien und Afrika, die nun zum Teil, in Europa im Aquarium-Handel sind.
    Insgesamt soll es in 20 Gattungen, etwa 130 Arten geben, die teilweise sehr ähnlich aussehen.

    Der Steinbeißer besitzt 6 Barteln am Oberkiefer und ist in Norddeutschland sehr fein gezeichnet (Bilder unten), die Tüpfen können aber auch größer sein.
    Oft ist die Färbung je Gewässer leicht abweichend, teilweise findet man Fische die gar keine Zeichnung aufweisen.
    Angegeben sind 14 - 16 dunkle Flecken.

    Steinbeißer scheinen zur Laichzeit (April bis Juni) kleinere Wanderungen zu machen und sammeln sich dann oft an Hindernissen oder Einmündungen.
    Die Eier sollen an feinen Pflanzen abgelegt werden.

    Ernährung:

    Die Steinbeißer fressen ausgesprochen kleines Futter, welches aus dem Sand heraus gesiebt wird.
    Meist gehen sie nachts auf Nahrungssuche, tagsüber sind sie meist im Sand eingegraben.
    Bei der Nahrungssuche wird der Sand mit dem Maul eingesaugt und dann durch die Kiemen wieder ausgestoßen.
    Stück für Stück bewegt sich der Steinbeißer dabei ruckend über den Grund.
    Dort, wo Steinbeißer gefressen haben, können wir etwa 1 cm breite Furchen im Sand beobachten.

    Lebensraum:

    Alle Gewässer mit Sandgrund, die keine zu starke Stömung aufweisen.
    Bäche, Gräben, Flüsse, Baggerseen aber auch kleinere Weiher.
    Jedoch nicht immer in großer Zahl vorhanden.

    Möglichkeiten des Nachweises:

    E-Fischen, oder sehr spät in der Nacht mit der Taschenlampe.
    Oft ist es einfacher, seine Fraßspuren zu finden als den Fisch selbst.
    Die Fleckzeichnung macht es fast unmöglich, diesen Fisch zu finden.

    Bei uns ist er sehr weit verbreitet und gar nicht selten.
    Steinbeißer scheinen aber die Strömung zu meiden und befinden sich oft auf sandigem Grund, der schon etwas länger nicht mehr umgelagert wurde.
    Eigentlich logisch, da ist mehr Futter.
    Zur Laichzeit kommen die Fische zum Rand oder sammeln sich an Hindernissen.
    Oft kann man sie im Mai, Juni dann leichter finden.

    Persönliche Erfahrungen:

    Steinbeißer sind nachtaktive Fische!
    Dieses Verhalten legen sie aber im Aquarium ab, wenn keine Räuber vorhanden sind.
    Im Aquarium sind sie nicht einfach, einfaches Trockenfutter wird nicht angenommen.
    Man kann sie aber in einem eingefahrenem Becken problemlos halten, wenn der Bodengrund aus Sand besteht.
    Wenn nicht zuviel gereinigt wird, finden sie immer etwas.
    Weitere Möglichkeiten sind Lebend- oder Frostfutter. (JBL Discus wird auch genommen)

    Die Tiere scheinen sehr auf Gerüche oder Geschmacksstoffe bei der Futtersuche zu reagieren.
    Nach dem Einwerfen von Trockenfutter wird sehr bald mit der Futtersuche begonnen, oft wird aber das Futter dann mit dem Sand wieder abgegeben.
    Entweder sind sie sehr wählerisch oder können nicht erkennen, dass dies Nahrung ist.
    Sie sind von der Fütterung abgesehen aber sehr leicht zu halten.
    Raubfische lassen sie im Becken recht dicht herankommen, um sich dann blitzschnell im Sand einzugraben.


    Ich habe in den Gewässern schon bis zu 50 Stück/m2 (Laichzeit) gesehen, meist aber weniger 1/ m2 in Baggerseen noch viel weniger.

    Bedeutung:

    Ein wichtiger Fisch in den Nahrungsnetzen nahrungsarmer Gewässer wie etwa Baggerseen.

    Ich selbst denke, die Bestände werden durch seine heimliche Lebensweise völlig unterschätzt, so dass er auf der Liste nichts zu suchen hat.
    Wenn dem so sein sollte, käme ihm eine nicht zu unterschätzende Rolle in den Nahrungsnetzen zu.

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Name:	Boeck-1932.jpg
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ID:	840

    Weiterführend ist diese wundervolle Arbeit über das Tier, von Jörg Bohlen.

    Danke, für Deine Arbeit.

    http://www.joerg-bohlen.de/Publicati...ssertation.PDF
    Geändert von Steini (verstorben am 06.09.2019) (10.01.11 um 01:33 Uhr)

  2. #2
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    Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
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    AW: Steinbeißer (Cobitis taenia)

    Steinbeißer kenne ich in vielen Gewässern.
    Gräben, Flüsse, Seen und so weiter.
    Alles Gewässer mit sandigen Flächen und recht gutem Wasser.
    Hier hätte ich sie aber weniger vermutet.
    Fadenalgen bis zum sandigen Grund,
    die Oberfläche zeitweise völlig bedeckend.
    Das Ufer, von Rindern verwüstet und auch gut gedünkt.

    Vergesellschaftet mit einigen Stichlingen beider Arten.




    Name:  P6280286.JPG
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    Das war mal eine Überraschung!
    Als wir versuchten das Gewässer von den Algen zu befreien, fanden wir etliche Steinbeißer zwischen den Algen.
    Hätte mit Giebeln, Schleien oder Karauschen gerechnet, die aber fanden wir nicht.

    Im Nachherein auch logisch!
    Bei Sauerstoffmangel können sie ja den Sauerstoff an der Oberfläche aufnehmen.
    Ihre Feinde sind dann längst verstorben.

    Steinbeißer, der sich nun Steini heißt um Suchmaschienen nicht zu verwirren.

  3. #3
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    Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
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    AW: Steinbeißer (Cobitis taenia)

    Eine spätere Überprüfung ergab das es da doch noch mehr Fischarten gab.

    Hauptfische waren Steinbeißer und Moderlieschen.
    Aber auch Schleie, Bitterling,Giebel, Aal, und Hecht (letzterer etwa 80cm)
    Gruß Steini

  4. #4

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    AW: Steinbeißer (Cobitis taenia)

    Mit der Seltenheit der Steinbeißer ist das wie mit den meisten heimlicher lebenden Kleinfischen so eine Sache. Bei uns habe ich die letzten Jahre auch immer wieder von einzelnen Experten gehört, dass in einem Bach haufenweise Steinbeißer währen. Wenn wir nachgesucht haben waren aber nie welche zu finden

    Mittlerweile habe ich mir die "Steinbeißer" zeigen lassen. Das waren eindeutig Bachschmerlen, die wir für den Bach auch kannten. Aber da hat sich halt der Begriff Steinbeißer festgesetzt. Irgendwer meinte halt wohl mal das könnten Steinbeißer sein und so richtig kennt die Kleinfische eh kaum jemand, also wird halt was nachgeplappert....


    Ich denke bei den diversen Kleinfischarten weiß eigentlich niemand so genau , wo was drin ist, oder wie selten bestimmte Arten wirklich sind. Mit den roten Listen ist das eh so eine Sache, wer da mal draufsteht, glaube ich, hat keine Chance da jemals wieder zu entkommen.
    "Nicht Sieg sollte der Sinn der Dikussion sein, sondern Gewinn"
    Joseph Joubert

  5. #5
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    AW: Steinbeißer (Cobitis taenia)

    Ist wohl so, vor allem wenn keiner Interesse an der Art hat.


    Die Steinbeißer sind bei uns schon sehr selten.
    Ich denke ich könnte in wenigen Stunden, mit einem einfachen Kescher einige hundert fangen.
    Die Aussage würde ich mir bei kaum einer weiteren Art trauen, Stichlinge oder Kaulbarsch wären viel schwieriger zu bekommen.
    Ich würde den Steinbeißer gar zu der Gruppe der bei uns regional am zahlreichsten vorkommenden Fischen zählen, so wie Rotauge oder Flussbarsch.
    Gruß Steini

  6. #6
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    Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
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    AW: Steinbeißer (Cobitis taenia)

    Steinbeißer als Aquarienfische
    Einige Gedanken

    Steinbeißer sind wunderschöne Tiere die problemlos in Aquarien gehalten werden können.
    Es gibt nicht viele Fische, die für so etwas ähnlich geeignet sind.
    Der Steinbeißer benötigt keine Heizung, bleibt klein und macht auch was Sauerstoff und Filterung betrifft keine Probleme.
    Er kann als Darmatmer selbst von der Oberfläche Luft aufnehmen, wenn es mal zu O² Mangel kommt.
    Er bringt aber die Menschen auch der Natur näher und zeigt dem Beobachter, das er keine saubere, aufgeräumte Umgebung verträgt.
    Der Fisch ist in Haltung weder Nachtaktiv noch Scheu.
    Leider wird er aber im Handel fast nicht angeboten, weil er eben auf der roten Liste ist.

    Mir sagte ein Fachbiologe schon vor Jahren, das seine Häufigkeit bekannt sei, aber es gäbe ja keinen Grund ihn von der Liste zu nehmen.

    Doch den Grund gibt es, der Schutz könnte sich zum Fluch entwickeln.
    Solche Fische sind halt für Aquarien geeignet und wenn der heimische nicht gehandelt werden kann, weicht man eben auf ähnliche aber fremde Arten aus.
    So wie immer, werden einige es schaffen entgegen der Gesetze in die Natur zu gelangen.
    Das aber wäre kein Problem, wenn es sich um heimische Fische handeln würde.
    Nebenbei würde manch einer plötzlich bemerken das es diese Tiere bei uns gibt,
    denn wir sehen halt immer nur das, was wir schon kennen.
    Gruß Steini

  7. #7

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    AW: Steinbeißer (Cobitis taenia)

    Zitat Zitat von Steini Beitrag anzeigen
    Mir sagte ein Fachbiologe schon vor Jahren, das seine Häufigkeit bekannt sei, aber es gäbe ja keinen Grund ihn von der Liste zu nehmen.

    Doch den Grund gibt es, der Schutz könnte sich zum Fluch entwickeln.
    Solche Fische sind halt für Aquarien geeignet und wenn der heimische nicht gehandelt werden kann, weicht man eben auf ähnliche aber fremde Arten aus.
    So wie immer, werden einige es schaffen entgegen der Gesetze in die Natur zu gelangen.
    Das aber wäre kein Problem, wenn es sich um heimische Fische handeln würde.
    Nebenbei würde manch einer plötzlich bemerken das es diese Tiere bei uns gibt,
    denn wir sehen halt immer nur das, was wir schon kennen.

    Da bin ich 100% dabei; genau die Situation die du beschreibst hat mir die chinesischen Schlammpeitzger beschert.

    Es gibt aber noch einen anderen wichtigen Grund; nämlich Glaubwürdigkeit; Wenn ich alles auf die rote Liste zerre, was sich nicht wehren kann, verliert das ganze an Glaubwürdigkeit und Akzeptanz. Das geht dann zulasten der Arten, die wirklich selten sind.
    "Nicht Sieg sollte der Sinn der Dikussion sein, sondern Gewinn"
    Joseph Joubert

  8. #8
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    AW: Steinbeißer (Cobitis taenia)

    Zitat Zitat von Toni Beitrag anzeigen

    Es gibt aber noch einen anderen wichtigen Grund; nämlich Glaubwürdigkeit; Wenn ich alles auf die rote Liste zerre, was sich nicht wehren kann, verliert das ganze an Glaubwürdigkeit und Akzeptanz. Das geht dann zulasten der Arten, die wirklich selten sind.
    Da bin auch ich zu 100% bei Dir.
    Gruß Steini

  9. #9

    AW: Steinbeißer (Cobitis taenia)

    Hallo,

    der Steinbeißer ist bei uns eine absolute Seltenheit. Aus dem Rursystem sind mir lediglich 6 mit dem E-Gerät gefangene Tiere bekann.
    Bis vor 2 Jahren war die Art erloschen.

    Fahre ich 80-100 km über die Grenze in die Niederlande ist der Steinbeißer dort oft die häufigste Art in den Bächen. Dem entsprechend nicht sehr hoch eingeschätzt von der lokalen Fischerei.
    Eine gefangene Scheldekoppe löst dagegen wahre Begeistterungsstürme aus.
    Scheinbar liebt man ja das am meisten was man gerade nicht hat.

    Leider sind die jungen Steinbeisser sehr schwer zu fangen. Die arbeiten sich blitzschnell durch jede noch so feine Netzmasche, das schaffen sonst nur noch Querder.
    Das ist immer dann besonders traurig, wenn das Gewässer geräumt werden soll und man weiß, dass man hunderte Steinbeisser zurücklässt, die am nächsten Tag vom Bagger beerdigt werden.

    LL

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