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Thema: Moderlieschen (Leucaspius delineatus)

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    GW-Forum Team Avatar von Thorsten
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    Moderlieschen (Leucaspius delineatus)


    Darstellung freundlichst genehmigt durch Hr. Dr. Bernd Stemmer

    Synonyme: Malinchen, Moderloseken, Mutterloseken, Zwerglaube, Sonnenfischchen, Modke

    Systematik:

    Klasse: Osteichthyes; Knochenfische
    Ordnung: Cypriniformes; Karpfenartige
    Familie: Cyprinidae; Karpfenfische
    Gattung: Leucaspius
    Art: Moderlieschen

    Flossenformel:

    D III/8
    A III/11-13
    P I/13
    V II/8

    Max. Länge: 6-12cm
    Max. Gewicht: 10g
    Max. Alter: 2 Jahre, selten auch 3-4 Jahre
    Geschlechtsreife: Ende des 1ten, Anfang des 2ten Lebensjahres

    Schlundzahnformel

    ein- oder zweireihig 4-5

    Schuppenzahl entlang der Seitenlinie:

    Entlang der Seitenlinie befinden sich 7-12 Schuppen. Zu beachten ist beim Moderlieschen, dass die Seitenlinie unvollständig ausgebildet ist. An einer gedacht fortgeführten Seitenlinie zählt man 44-48 Schuppen. Die Schuppen fallen bei Berührung leicht aus.

    Körperbau:

    Der Körper des Moderlieschens ist stromlinienförmig, seitlich leicht zusammengedrückt und schlank. Der Rogner wird etwas größer und korpulenter als der Milchner. Der Bauch ist weißlich gefärbt, die Seiten silberfarben und der Rücken bis hin zu braungrün. An den Seiten haben sie einen bläulich gefärbten Streifen, der besonders zum Schwanzstiel hin deutlich zu erkennen ist. Moderlieschen besitzen ein oberständiges Maul, welches steil nach oben gerichtet ist. Die Augen sind verhältnismäßig groß.

    Fortpflanzung:

    Die Geschlechtsreife tritt zwischen dem Ende des ersten und Anfang des zweiten Lebensjahres ein. Die Milchner bilden zur Laichzeit einen Laichausschlag am vorderen Teil des Kopfes aus. In ihrem Samen befindet sich ein bakterienhemmendes Sekret, das bei der Befruchtung auf die Eier aufgetragen wird.

    Die Laichzeit des Moderlieschens liegt im Zeitraum von April bis Juni. Wenn die Wassertemperatur 18ºC erreicht, beginnen die Rogner mit der Ablage des Laichs in Form von Laichbändern. Dazu bilden sie eine kurze Legeröhre aus. Die Eier haben einen Durchmesser von ca. 1mm und sind farblos. In den Ovarien der Rogner werden insgesamt zwischen 500 und 3.500 Eier gebildet, (Repa 1978), Bialokoz (1973) gibt eine Anzahl von 700 - 2.100 Stück an. Die Eier in den Ovarien entwickeln sich aber nicht alle vollständig zu befruchtungsfähigen Eiern. Pro Gramm Körpergewicht liegt die Eizahl nach Repa demnach bei 228 - 1.300 Stück.

    Die Eier werden in mehreren Etappen (idR. 3-5) an Stengel von Wasserpflanzen abgelegt. Je nach Größe des Rogners sind es zwischen 50 und 140 Stück (Schaumburg 1989) pro Etappe, die abgelegt werden. Die Stengel der Wasserpflanzen werden vom Rogner vor dem Laichvorgang gereinigt. Das Ablaichen kann sich sogar über mehrere Wochen hinziehen. Nach 5-12 Tagen (110 Tagesgraden) schlüpfen dann die Larven. Die Milchner betreiben Brutpflege. Dabei stoßen sie die Stengel der Wasserpflanzen mit dem Kopf an, oder fächeln mit den Flossen, um die Eier so mit Frischwasser und damit mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Es kommt vor, dass in einem Gelege mehrere Rogner ihren Laich ablegen, so dass die Gesamtzahl pro Gelege bis 350 Eier erreicht.

    In Fließgewässern unternehmen Moderlieschen zum Teil Laichwanderungen stromaufwärts.

    Lebensraum:

    Das Moderlieschen bevorzugt stehende und langsam fließende Gewässer mit einer pflanzenreichen Struktur. Es kommt selbst in kleinen Tümpeln und Gräben vor, wo es sich bevorzugt im Schutz von Wasserpflanzen aufhält. Moderlieschen sind Schwarmfische.

    Verbreitung:

    In Europa kommt das Moderlieschen von der Wolga und dem Kaspischen Meer bis nach Zentralfrankreich vor, wobei sich die Art auf das Tiefland konzentriert. Moderlieschen fehlen in Großbritannien, Südwestfrankreich, Italien, der iberischen Halbinsel, in Skandinavien und weitgehend auf dem Balkan. Für Moderlieschen wird die weitere Verbreitung des Laichs durch Wasservögel regelmäßig in Artbeschreibungen erwähnt.

    Nahrung:

    Sie ernähren sich von Anflugnahrung sowie tierischem und pflanzlichem Plankton. Dazu gehören z.B. Mückenlarven, Wasserflöhe und Hüpferlinge. An Wasserpflanzen konsumieren sie u.a. die kleine Wasserlinse und die weiße Teichrose.

    Besonderes:

    Die Seitenlinie des Moderlieschens ist unvollständig ausgebildet, und verläuft nur über die ersten 7-12 Schuppen.

    Gefährdung:

    Das Moderlieschen ist in der Roten Liste gefährdeter Arten der BRD als gefährdet eingestuft.

    Die Ursache für den Rückgang liegt einerseits im Verlust naturnaher Kleingewässer, unbedachten vollständigen Grabenräumungen und der Eutrophierung der Gewässer.

    Für den Rückgang des Moderlieschens scheint neben der Gefährdung ihrer natürlichen Lebensräume auch der Blaubandbärbling wesentlich mit verantwortlich zu sein, der sich als nicht heimische Fischart seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sehr erfolgreich in Europa ausbreitet. Laut einem Zeitungsbericht der Berliner Zeitung vom 25.06.2005 erkannten Forscher des Winfrith Technologie Center, dass durch den Blaubandbärbling ein intrazellulärer Parasit, der dem Überträger einer Lachskrankheit ähnelt (Sphaerothecum destruens), auf die Moderlieschen übertragen wird. Hierdurch brachen in einem Versuch die Bestände des Moderlieschens in 3 Jahren um 96% ein.

    Verwechslungsgefahr:

    Mit jungen Lauben. Hier kann die unvollständig ausgeprägte Seitenlinie des Moderlieschens als Unterscheidungsmerkmal angeführt werden.

    Weiterführende Links und Studien:

    Das Moderlieschen, Neue Brehm Bücherei, Andreas Arnold, Holger Längert
    ISBN-3-89432-439-2
    Geändert von Mario (05.02.11 um 15:01 Uhr)

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