Überklasse: Sechsfüßer (Hexapoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Unterklasse: Fluginsekten (Pterygota)
Überordnung: Neuflügler (Neoptera)
Ordnung: Köcherfliegen (Trichoptera)
In Deutschland sind mehr als 300 Arten bekannt, die Unterscheidung derselben ist teilweise recht schwierig, deshalb beschränkt man sich (auch die Fachliteratur) oftmals auf Zuordnungen nach Überfamilie und Familie.
Bei der Bestimmung von Köcherfliegen und deren Larven spielt das Habitat eine nicht zu unterschätzende Rolle, wenn man einen Imago oder Larven-Fund anhand nachfolgender Kriterien bestimmen möchte.
Die Imagines lassen sich anhand von einigen Bestimmungsmerkmalen recht gut auseinander halten. Hierfür benötigt man folgende Merkmale:
- Größe von Körper und Flügel
- Form der Geschlechtsorgane
- Spornzahl oder Spornformel
- Mundwerkzeuge
- Augen
- Flügel
- Färbung und Behaarung der Flügel
- Fühler
Einen Bestimmungsschlüssel für Imagines findet man z.B. hier: Fliegenfischerseite von Jürgen Gaul. Zur Übersicht der familiären Zuordnung von Imagines habe ich mal eine Tabelle gebastelt:
Überfamilien: Familien: Flügelspannweite d. Imago i. mm Habitat: Fließgewässer Habitat: StillgewässerRhyacophiloidea Rhyacophilidae 8 - 37 XGlossosomatidae 8 – 20 XHydroptilidae 3 – 9 X XHydropsychoidea Philipotamidae 11 – 29 XPsychomyidae 8 – 18 X XEcnomidae 9 – 13 X XPolycentropidae 10 – 30 X XHydropsychiadae 13 – 37 XLimnephiloidea Brachycentridae 12 – 26 XPhyrganeidae 18 – 68 XLepidostomatidae 11 – 22 XLimnephilidae 11 – 58 X XGoeridae 13 – 23 XBeraeidae 8 – 13 XSericostomatidae 20 – 33 XOdontoceridae 24 – 40 XLeptoceridae 10 – 30 X XMolannidae 16 – 31 X XThremmatidae 12 - 13 X
Ich hoffe, es ist noch nicht zu unübersichtlich, denn es geht noch weiter!
Will man nun Larven-Funde exakt differenzieren, was vermutlich häufiger vorkommt, wird man um einen Bestimmungsschlüssel (z.B. n. Wichard, Stresemann oder Brohmer) nicht herumkommen. Eine weitere interessante PDF zu diesem Thema findet man hier: Larvaltaxometrie der Trichoptera in Fließgewässern
Für eine grobe Zuordnung der Familie geht es aber auch ohne. Hier kommen zunächst Unterscheidungen der 2 Larventypen nach dem Habitus zum tragen:
Annulipalpia - Campodeide Larven:
Zu den Überfamilien Rhyacophiloidae und Hydropsychoidea gehörend ist ihr Kopf
nach vorn gerichtet, Kopf und abgeflachter Körper bilden eine fast gerade Linie.
Die campodeiden Larven leben frei oder in verschieden geformten transportablen
oder ortsfesten Köchern, auch die netzspinnenden Arten gehören zu diesen Typen.
Integripalpia – Eruciforme Larven:
Zur Überfamilie Limnephiloidea gehörend weist sie einen walzenförmigen, raupenähnlichen Körper mit nach unten gerichtetem Kopf auf. Diese Überfamilie baut Köcher aus diversen Materialien, hier können Pflanzenteile, Holzstücke, Sand, Kiesel, Muschel- und Schneckenschalen oder Seidengespinste verbaut werden.
Um schon mal eine grobe familiäre Einschätzung anhand des Fundortes Fließgewässer durchführen zu können, sollten wir mal schauen, welche Familien welches Habitat bevorzugen:
- Hydropsychoidea bauen in direkter Strömung ihre Netze.
- Glossosomatidae und Goeridae bauen ihre Köcher auf den Steinen des Bachbettes und leben im Schutz der strömungsfreien Grenzschicht der Steine.
- Limnephilidae bevorzugen strömungsgeschützte Totwasserbereiche hinter und unter überströmten Steinen.
- Rhyacophilidae krallen sich im Sediment des Bachbettes fest und sichern sich zusätzlich mittels eines Seidenfadens gegen das Abtreiben.
Zur einfachen Unterscheidung kann bei der köchertragenden Trichoptera, auch die Köcherform zur Bestimmung herangezogen werden:
Familie: Köcherform: Material: Habitat:
FließgewässerHabitat:
StillgewässerBrachycentridae zylindrisch, selten viereckig Sand, Pflanzenteile XPhryganeidae zylindrisch, schraubenförmig angeordnet Pflanzenteile X
Lepidostomatidae zylindrisch-konisch, manchmal viereckig feiner Sand,
bzw. Pflanzenteile XLimnephilidae zylindrisch Sand, Kiesel, Pflanzenteile X XGoeridae zylindrisch-gerade,
flügelartig verbreitertfeiner Sand mit seitlichen „Stabilisierungs-steinchen“ XBeraeidae konisch, stark gebogen, glatte Oberfläche Sand XSiricostomatidae glatte Oberfläche, konisch gebogen feiner Sand XOdontoceridae konisch gebogen, hinten wenig verschmälert Sand XLeptoceridae konisch, stark gebogen feiner Sand, Pflanzenteile X XMolannidae röhrenförmig oder schildförmig verbreitert feiner Sand X XThremmatidae mützenartig feiner Sand XGlossosomatidae schildkrötenpanzerartig Kiesel, Sand X
Will man nun noch die Familien der nicht köchertragenden Trichoptera auseinander dröseln, bleibt nur noch eine gute Lupe bzw. ein Mikroskop und die Differenzierung nach den oben genannten Bestimmungsschlüsseln, allerdings sei hier gesagt, dass es gerade bei den Larven immer recht schwierig sein wird, eine exakte Zuordnung durchzuführen, Überlappungen der Merkmale bei köcherlosen Trichoptera oder habitatsabhängige Varianten von Köchern sind nicht ungewöhnlich und machen uns die Sache nicht leichter.
Zum Schluss noch einen Link-Tip: Trichoptera-RP-die Köcherfliegenseite von P. J. Neu