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Thema: Besatzfischstämme

  1. #1
    GW-Forum Team Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
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    Besatzfischstämme

    Die meisten Gewässer werden regelmäßig mit Fischen besetzt.
    Was für Fische?
    Na eben, Karpfen, Forellen, Hechte, Schleien, Zander u.s.w
    Jetzt machen sich viele noch Gedanken um die Größe der Besatzfische und das war es.

    Nur was für einen Fisch besetze ich eigentlich?
    Sind Hechte alle gleich, oder doch je nach Herkunft unterschiedlich?
    Komisch, bei den Standardbesatzfischen scheinen Herkunft und Stamm keine Rolle zu spielen, das sind dann einfach Schleien oder auch Rotaugen.
    Bei Fischen die viel genauer betrachtet werden wie dem Lachs, spielen Stämme plötzlich eine riesen Rolle.
    Klingelt da was?
    Der Lachs ist ein Wanderfisch, der immer auch etwas streut!
    Da sollte es bei reinen Süßwasserbewohnern viel deutlichere Abgrenzungen innerhalb der Art geben.
    Denn dort sind Trennungen der Lebensräume viel wahrscheinlicher.

    Ist der Hecht aus dem Moorsee, identisch mit dem vor Rügen oder haben sich da Anpassungen ergeben?
    Der eine vielleicht an saures Wasser, der Andere an den Salzgehalt angepasst, ich denke schon.
    Ein Beispiel, Seeforellen wandern aus Seen zum Laichen bergauf, es gibt aber auch wenigstens einen Stamm der zu Tal abwandert um zu laichen.
    Saiblinge der gleichen Art, leben oft innerhalb des gleichen See`s zusammen.
    Auch wenn es die gleiche Art ist bilden sie dort Stämme, sehr kleine Planktonfresser und große Raubfische.

    Wir mischen alles immer bunt durcheinander, ohne wie ich denke zu wissen wie sehr.
    Sicher hängt aber der Erfolg sehr viel vom richtigen Besatzfisch ab.
    Der Züchter kann da wenig Interesse zeigen, er will möglichst viel erzeugen und hat somit eine andere Zielsetzung.
    Wir aber sollten uns geeignetes Besatzmaterial suchen.

    Leider stellt sich die Frage wie, viel findet man da nicht zu.
    Sicher sollte man aber immer versuchen Fische aus ähnlichen Lebensräumen zu beschaffen.
    Weiter keine Tiere aus der Hochzucht oder reinen Aquakultur.

    Ich selbst gehe regelmäßig die Wand hoch wenn ich: Blutauffrischung und Inzucht höre, dass Gegenteil ist eben der dem Gewässer eigene, angepasste Stamm.
    Na ich hoffe mal das sich die Besatzfische oft nicht halten um nicht viele Besonderheiten für immer verloren zu haben.

    Ich denke man sollte viel mehr den Stamm beachten als auf den Preis zu schauen.
    Da man es den Fischen aber nicht ansehen kann welche Anlagen sie in sich tragen ist viel Vertrauen dem Lieferanten gegenüber Voraussetzung.

    Beispiel Karpfen: Da gab es sehr viele Stämme nun sind viele nicht mehr erhalten. Globalisiert so zu sagen.
    Es gibt da großwüchsige, schnellwüchsige, welche mit weniger Gräten, oder auch solche die auch bei geringeren Themperaturen ablaichen.
    Nachgefragt wird aber der Preis...
    Also, Handelsware die was weis ich wo herstammt und alles mögliche einschleppen kann.
    Keiner fragt nach auf der J.H Versammlung welcher Stamm besetzt wurde.
    Jeder macht aber einen Unterschied zwischen Trabbi und BMW.

    So ist es auch beim Zander, ich kenne ihn nur bei uns als Flußfisch.
    Seen und Altarme bewohnt er bei uns nur in geringer Anzahl, nun mag es aber sein das es da besser angepasste Stämme gibt?
    Quappe ist auch so ein Ding?
    Sind Quappen aus einem Bestand von Flußfischen geeignet in einem Baggersee zu leben oder sollte man da lieber auf Fische eines See-Bestandes zurückgreifen. (oder umgekehrt)

    Das dabei auch regional weitere Unterschiede bestehen sollte aber auch nicht vergessen werden.
    Deutschland unterscheidet sich sehr stark im Klima.
    An der Nordseeküste ausgeglichende Themperaturen (Schmuddelwetter), in anderen Regionen (Binnenland) aber auch größere Unterschiede zwischen Sommer/Winter, da für aber im Sommer wärmer und im Winter kälter.


    Das ist halt ein Hilferuf an alle die da etwas gefunden haben, dieses mal hier zusammen zu führen.


    Steinbeißer
    Geändert von Steini (verstorben am 06.09.2019) (20.08.11 um 13:16 Uhr)

  2. #2
    GW-Forum Team Avatar von Thorsten
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    AW: Besatzfischstämme

    Hi Steinbeißer,

    spannendes Thema, über das wir uns schon häufiger Gedanken gemacht haben in der Runde.
    Du hast sehr gut umrissen, dass bei den Salmoniden auf die Stämme geachtet wird, bei den anderen Arten, dagegen kaum.

    Ich bin vor ein paar Tagen über einen Artikel gestolpert, der mich etwas nachdenklich gemacht hat in dieser Beziehung.
    Dort wurde festgestellt, dass es beim Stör Probleme geben kann, wenn zu wenige der Art vorhanden sind, und diese noch genetisch verwandt sind. Also das Gegenteil von dem, was ich bisher über die dem Gewässer angepassten Stämme gelesen habe. Ob dies für andere Arten übertragbar ist kann ich nicht sagen. Ich bin auf alle Fälle mal wieder nachdenklicher geworden. Ganz so einfach ist es wohl doch mal wieder nicht......

    Hier der Artikel dazu.

  3. #3
    GW-Forum Team
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    Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
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    AW: Besatzfischstämme

    @Thorsten hatte ich gelesen. Hochinteressant!

    Wenn die Anzahl zu gering wird, paaren sich immer wieder fast gleiche Tiere.
    Dann gleichen sie sich immer mehr und sind dann aber immer schlechter in der Lage, sich anzupassen.
    Ein Krankheitserreger oder etwas Anderes kann dann schnell das endgültige Aus sein, da ja alle gleichzeitig betroffen werden.
    (Ich hab aber auch im Hinterkopf, das bei der Partnerwahl da entgegen gesteuert wird. (Menschen))

    Kann aber auch gut gehen und zu neuen Arten führen.
    Das ist dann Schicksal, aber eben das Risiko bei zu kleinen Restbeständen.
    Steini

  4. #4
    GW-Forum Team Avatar von Thomas
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    AW: Besatzfischstämme

    Zitat Zitat von Steinbeißer Beitrag anzeigen
    Dann gleichen sie sich immer mehr und sind dann aber immer schlechter in der Lage, sich anzupassen.
    Ein Krankheitserreger oder etwas Anderes kann dann schnell das endgültige Aus sein, da ja alle gleichzeitig betroffen werden.
    (Ich hab aber auch im Hinterkopf, das bei der Partnerwahl da entgegengesteuert wird. (Menschen)
    Hmm, Steini ... dann schau Dir mal europäische Königshäuser über die Geschichte an oder abgelegene Dörfer in Bayern oder Schwaben.

    Inzucht ist und bleibt auch bei der menschlichen Partnerwahl ein Problem ... sind zu wenige Genotypen in der engeren Paarungs-Auswahl und kommt über längere Zeit kein 'frisches Blut' hinein, sind meist schwere körperliche oder geistige Behinderungen die Folge.

    Macht es nicht einfacher, als es ist, ihr ahntet es schon ... ein Gen oder eine Genausprägung kann auch erst bei sich ändernden Bedingungen der abiotischen oder biotischen Umweltfaktoren seine Stärke zeigen und sich über Reproduktion im Genpool der Population durchsetzen.

    Das reine Pochen auf 'gehört hierher, gehört also ausschließlich hier auch rein' ist zu kurz gedacht.

    Die Meinung eines Evolutionsbiologen, nicht mehr, nicht weniger.
    Geändert von Thomas (21.08.11 um 09:39 Uhr)
    ~~~

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.
    (Aphorismus von G.C. Lichtenberg)


    Gruß Thomas

  5. #5

    AW: Besatzfischstämme

    Hallo,

    wir reden hier über 2 Probleme gleichzeitig.

    Das Problem des genetischen Flaschenhalses ergibt sich doch nur bei einer zu geringen genetischen Basis der autochthonen Population. Das ist aber nicht automatisch der Fall.. Wenn die einheimische Restpopulation zu wenige Individuen aufweist oder diese genetisch wenig Varianz aufweisen, habe ich aber tatsächlich ein Problem. Sind sich die Tiere genetisch zu ähnlich, kann der Stamm sich nicht weiterentwickeln und wird auf kommende Veränderungen nicht reagieren können. Bei ausreichender Varianz habe ich zum Beispiel Tiere, die auch mit wärmerem Wasser noch zurechtkommen. Erwärmt sich jetzt das Wasser, kommen diese Tiere vermehrt zum Zuge und immer mehr Nachkommen erben diese Fähigkeiten

    Dass ich die Diskussion über Stämme nur bei den Salmoniden finde, hat einen ganz einfachen Grund, ich kann am Aussehen einer Bachforelle erkennen, ob ein Fisch so aussieht wie alle anderen Forellen im Bach oder nicht. Das ist beim Karpfen nicht möglich.

    Gerade auch bei den Salmoniden ist der Stamm entscheidend für die Reproduktion. Bachforellen haben auf Grund der unterschiedlichen Verhältnissen ihrer Heimatgewässer eine sehr große Spreizung ihrer Laichzeiten. Es gibt extrem frühe und späte Laichzeiten. Laicht aber ein Besatzstamm zu spät, sind die guten Standplätze am Ufer von den einheimischen Brütlingen besetzt und der Besatzfisch erleidet auf den nicht optimalen Standplätze größere Verluste durch Fressfeinde und weniger Nahrung. Laicht der Stamm zu früh, kann die ganze Brut verloren gehen, weil es noch kein Plankton gibt.

    Liegen die Laichzeiten vom Besatzstamm und einheimischem Stamm weit genug auseinander, findet kaum eine Durchmischung statt und ich erhalte mir teilweise sehr saubere autochthone Bestände. Stelle ich hier den Besatz ein und die BF sind in der Lage geeignete Laichgebiete zu erreichen, habe ich mein Ziel schon erreicht.

    Bislang sind viele Bestände der BF eben nicht in der Lage zu reproduzieren, da machte der fremde Stamm nicht mehr viel kaputt. Als Folge der WRRL werden wir immer mehr BF Gewässer haben, in denen die Reproduktion wieder möglich wäre. Jetzt fehlen aber die Restbestände der geeigneten Forellen. Jeder Restbestand ist ein genetischer Schatz und sollte genutzt werden. Reicht ein Bestand nicht mehr aus um genetisch sauber zu bleiben, muss ich überlegen, mich mit einem anderen Gewässer in der Nähe zusammen zu tun. Dazu sollte ich aber einen Fachmann hinzuziehen.Das ist allemal besser als der LKW aus Dänemark. Besatzfische aus der Zucht sind bei kaum einer anderen Fischart so ungeeignet wie bei der BF . Fast durchweg sind z.B. amerikanische Browntrout u.Ä eingekreuzt oder es sind nur weibliche Tiere.

    Bei den anderen Arten ist nach meiner Einschätzung der Zug bereits abgefahren.

    Bei den Standard-Besatzarten handelt es sich um Stämme und Linien, die seit Generationen in der Zucht stehen. Da gibt es keine Herkunft mehr.

    So beobachte ich seit längerem, dass Schleien in Gewässern in denen sie früher regelmäßig laichten, das jetzt nicht mehr tun. Lediglich in alten, vergessenen Altarmen gibt es keine Probleme. Diese treten aber an Gewässern auf, die regelmäßig besetzt werden. Zugegeben, nur eine Vermutung, dass die Satzschleien schon überzüchtet sind.

    Eine gewisse Einflussmöglichkeit habe ich noch bei Wildfängen. Hier sollte man die nächstgelegene Population nehmen.

    In NRW gibt es erste Ansätze das gesetzlich zu forcieren. Der Besatz bei allen ganzjährig geschützten Arten darf nur aus NRW stammen, ansonsten ist eine Genehmigung der Oberen Fischereibehörde erforderlich.
    Nur schade , dass manche so selten im Gesetz blättern. Es ist wahrlich frustrierend, wenn man nach 3 Jahren die Genehmigung zum Besatz einer solchen Art erhalten hat, nachdem die Genetiker grünes Licht für den Besatzstamm gegeben haben und ein halbes Jahr später kippt der Oberlieger eine halbe Tonne aus Polen ins Wasser, die er als Restposten billig kriegen konnte.

    Wie Gesetze auch negativ wirken können erleben wir zur Zeit in NRW. Durch das Verbot des RB Besatzes in Fließgewässer sind viele Vereine für ihren Altarm für das Vatertagsangeln auf BF umgestiegen. Dadurch sind diese in NRW ausverkauft. In der Folge werden BF aus aller Herren Länder eingekauft und bereichern jetzt die Genetik unserer Forellenbäche.

    LL

  6. #6
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    Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
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    AW: Besatzfischstämme

    @Loto Lota
    und gleichzeitig eine gute Wende zum Thema zurück zu kehren.

    Mit Gedanken zur Schleie bin ich aufgewacht.
    Warum verdammt, werden die Schleien im Gebiet bei Mattes so riesig? (50 bis über 60 cm)
    Könnte auch wieder an einem Stamm liegen, oder an besonders günstigen Bedingungen.
    Wurde der Besatz beider Gewässer, zufällig vom selben Züchter geliefert?

    L.L ich kann mir das nicht vorstellen das die Schleien schon zu sehr überzüchtet sind, da sie oft natürlich als Beifisch in Karpfenteichen nachgezüchtet werden (einige Laichfische als Beifische).
    Sollten sie aber künstlich nachgezogen werden, dann ist das sicher möglich.
    (mit künstlich meine ich: Laichfische hypophysieren , abstreifen und in Zugergläser erbrütet.)
    Minuten später.. könnte gut möglich sein...., Danke.
    Aber, auch bei uns verschwanden die Schleien immer mehr, erstaunlicher weise in den Gewässern wo Besatz eingebracht wurde. In einigen unbesetzten gibt es sie reichlich.
    Könnte der Hinweis auf Krankheiten sein, muss aber nicht, können als Stamm auch ungeeignet sein.
    Seit dem Wechsel zu einem anderen Züchter (den hatten wir auch vor 20 Jahren), werden sie wieder überall gefangen.
    Das muss jetzt aber nicht am Züchter liegen, die Bedingungen haben sich auch etwas verändert.
    Nur eins weiß ich sicher, Welse und Karpfen hatten da nichts mit zu tun.
    Das muss andere Gründe haben.
    Vielleicht diese: http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=199493

    Steini
    Geändert von Steini (verstorben am 06.09.2019) (21.08.11 um 09:59 Uhr)

  7. #7

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    AW: Besatzfischstämme

    Das Thema sorgt leider auch bei uns in S-H immer wieder für einigen Unmut.

    Aber ich verweise noch mal an dieser Stelle auf den Leitfaden des VDFF

    Gute fachliche Praxis fischereilicher Besatzmaßnahmen

    http://www.vdff-fischerei.de/fileadm...t_al__2007.pdf

    den es ja inzwischen auch kostenfrei zum Download gibt.

    Dort wird spezielle ab Seite 43 ff auf das Thema eingegangen (genetische Rahmenbedingungen) und wie ich meine wissenschaftlich sauber die Problematik abgehandelt.

    Allerdings weise ich gerne noch einmal darauf hin, das insbesondere bei den anadromen Wandersalmoniden von Natur aus durch Straying ein genetischer Austausch ermöglicht wird.
    Nur zu kurzen Erläuterung für die nicht in der Materie stehenden Mitleser kehrt hierbei eine entsprechende Anzahl von bis zu 10% z.B. bei Lachsen in fremde Flusssyteme(straying) zurück, um dort zusammen mit den angestammten Fischen zu laichen. Es wird also das Rückkehren in seinen Heimatfluss, das sogenannte Homing von der Natur gezielt umgangen.
    Das wurde bereits 1989 sehr gut in Finnland beschrieben siehe http://www.sekj.org/PDF/anzf27/anz27-131-138.pdf

  8. #8

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    AW: Besatzfischstämme

    Zitat Zitat von Steinbeißer Beitrag anzeigen
    @Loto Lota
    und gleichzeitig eine gute Wende zum Thema zurück zu kehren.

    Mit Gedanken zur Schleie bin ich aufgewacht.
    Warum verdammt, werden die Schleien im Gebiet bei Mattes so riesig? (50 bis über 60 cm)
    Könnte auch wieder an einem Stamm liegen, oder an besonders günstigen Bedingungen.
    Wurde der Besatz beider Gewässer, zufällig vom selben Züchter geliefert?

    L.L ich kann mir das nicht vorstellen das die Schleien schon zu sehr überzüchtet sind, da sie oft natürlich als Beifisch in Karpfenteichen nachgezüchtet werden (einige Laichfische als Beifische).
    Sollten sie aber künstlich nachgezogen werden, dann ist das sicher möglich.
    (mit künstlich meine ich: Laichfische hypophysieren, abstreifen und in Zugergläser erbrütet.)
    Minuten später.. könnte gut möglich sein...., Danke.
    Aber, auch bei uns verschwanden die Schleien immer mehr, erstaunlicher weise in den Gewässern wo Besatz eingebracht wurde. In einigen unbesetzten gibt es sie reichlich.
    Könnte der Hinweis auf Krankheiten sein, muss aber nicht, können als Stamm auch ungeeignet sein.
    Seit dem Wechsel zu einem anderen Züchter (den hatten wir auch vor 20 Jahren), werden sie wieder überall gefangen.
    Das muss jetzt aber nicht am Züchter liegen, die Bedingungen haben sich auch etwas verändert.
    Nur eins weiß ich sicher, Welse und Karpfen hatten da nichts mit zu tun.
    Das muss andere Gründe haben.
    Vielleicht diese: http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=199493

    Steini
    Wir wissen ja aus der Karpfenzucht und speziell aus der KOI-Zucht, dass das Wachstum teilweise extrem durch entsprechendes Protein gesteigert werden kann (kennen wir ja selbst vom Menschen her).
    Könnte da vielleicht auch ein Schlüssel über die natürliche Nahrung (z.B.:Wollhandkrabbben...) und entsprechendes Aufkommen von Anfütterungsmitteln auf der einen Seite, so wie die Grundbedingungen bei der Auswahl von Besatzgewässern auf der anderen Seite geben. Hiermit meine ich, dass Schleien typischer Beibesatz sind bei Karpfenbesatz oder auch schwierige Gewässer häufig mit Schleien besetzt werden, in denen sonst kaum Edelfische sich anpassen können. Gerade dort werden sie aber nicht schnell wachsen. Denn Schleien stellen z.B. bei Sauerstoffwerten unter 5mg/l zum größten Teil die Nahrungsausfnahme ein.

    Recht gebe ich euch beim Besatzmaterial. Es ist schon abenteuerlich welche Größenspanne gerade bei den S2 vorhanden ist oder auch erwartet wird.
    Das sind inzwischen Werte von bis zu 100% im Größenvergleich normal.
    Das finde ich erstaunlich. Hier ist bestimmt auch zu trennen zwischen traditioneller Teichzucht und Kreislaufanlagen mit Warmwassersystemen.
    Die Forderung eben auch gerade von gut konditionierten Fischen beim Herbstbesatz spielt da wohl auch eine Rolle.

    Wobei meines Erachtens das ganze keine genetischen Ursachen hat, sondern allein über die Nahrungsaufnahme gesteuert wird.

  9. #9
    GW-Forum Team Avatar von Thomas
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    AW: Besatzfischstämme

    Zitat Zitat von Lotalota Beitrag anzeigen
    Hallo,

    wir reden hier über 2 Probleme gleichzeitig.

    Das Problem des genetischen Flaschenhalses ergibt sich doch nur bei einer zu geringen genetischen Basis der autochthonen Population. Das ist aber nicht automatisch der Fall.. Wenn die einheimische Restpopulation zu wenige Individuen aufweist oder diese genetisch wenig Varianz aufweisen, habe ich aber tatsächlich ein Problem. Sind sich die Tiere genetisch zu ähnlich, kann der Stamm sich nicht weiterentwickeln und wird auf kommende Veränderungen nicht reagieren können. Bei ausreichender Varianz habe ich zum Beispiel Tiere, die auch mit wärmerem Wasser noch zurechtkommen. Erwärmt sich jetzt das Wasser, kommen diese Tiere vermehrt zum Zuge und immer mehr Nachkommen erben diese Fähigkeiten

    LL
    Ein ausgezeichneter Beitrag, LL

    Genau darauf habe ich mit meinem Kurzbeitrag abgezielt.

    Genau diese genetische Verarmung wird bei BaFos nämlich noch durch Durchgängigkeitsprobleme verschärft. So entstehen aus theoretischen 'Großpopulationen' mit hoher genetischer Varianz untereinander reproduktiv isolierte 'Kleinpopulationen' mit geringerer genetischer Varianz.

    Der stammeszugehörige Genpool kommt in seiner Gesamtheit nicht mehr zur Durchmischung untereinander, sondern nur lokal kleinere Teile desselben.

    Dadurch enstehen lokal weniger variable Genotypen, die sich an den Umweltbedingungen zu beweisen haben (Selektion). Dies kann im Laufe der Zeit zu einer genetischen Verarmung führen, die im schlimmsten Fall, bspw. bei sich schlagartig und dramatisch verändernden Umweltbedingungen, zu einer Auslöschung der betrachteten Teilpopulation führen kann.

    Lasst uns hoffen, dass die Umsetzung der WRRL diesen theoretischen Flaschenhals wieder erweitert (Bezug der Ausführungen: BaFo -Populationen).

    Zum anderen sollte aber nicht verschwiegen werden, dass solche Vorkommnisse (Isolationen von Teilpopulationen untereinander) prinzipiell die Artentstehung befördern (können).

    Wenn sich die Teilpopulationen A und B untereinander genetisch und/oder ethologisch hinreichend fremd geworden sind, können Unterarten entstehen. Beispielsweise deutlich unterschiedliche Laichzeiten, die dazu führen, dass eine natürliche Reproduktion nicht mehr stattfindet.
    Unterarten deshalb, weil sich im Labor oder der Zucht noch fertile Nachkommen erzeugen lassen.

    Schreitet dieser evolutive 'Entfremdungsprozess' weiter fort, schauen wir eines Tages auf 2 Arten ... der Spaltungsprozess ist vollzogen.

    Insofern kann eine genetische Auffrischung durch einen ähnlichen Stamm durchaus sinnvoll sein, erweitert er doch wieder die Varianz und somit die Anzahl verschiedener Merkmalsträger, die der Selektion unterworfen werden.

    Ein lokal autochthoner Stamm hat die beste physische Fitness im Verhältnis zu seiner Umgebung, zu den derzeit herrschenden Umweltbedingungen. Der Genpool muss aber variabel (variant) und somit flexibel genug sein, um sich auf lokal oder regional ändernde Umweltbedingungen einstellen zu können. Nur das erhält die Art in einem betrachteten Bereich über die Zeit.

    Im besten Fall aus eigener Kraft heraus, also eine sich selbst (art)erhaltende Population.

    Ich halte die verschiedene genetische Grundausstattung innerhalb einer Population für sehr wichtig.
    Geändert von Thomas (21.08.11 um 14:29 Uhr)
    ~~~

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.
    (Aphorismus von G.C. Lichtenberg)


    Gruß Thomas

  10. #10
    GW-Forum Team Avatar von Albert
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    AW: Besatzfischstämme

    Um bei Fliessgewässer zu bleiben, die genetische Verarmung wird durch Besatzfische weiter fortschreiten. Das wurde hier schon richtig bemerkt.
    Aber auch Fischzüchter unterliegen optischen Verkaufszwängen um die Ware an den Angler zu bekommen.
    Nicht die toll gepunktete Rotgetupfte Bachforelle hat immer die besseren Gene die sich in einem Gewässersystem herausgebildet haben, sondern auch nicht so schön gepunktete
    männliche wie weiblichen Tiere sind oft wertvoller. Bei ausgeglichenen Beständen eines funktionierenden Fliesssystemes haben alle ihre Chance zur Weitergabe ihrer gespeicherten Informationen
    und der Embryo wird durch die Zusammenführung der Erbanlagen das beste draus machen und diploid .
    Paart sich ein Wildes Männchen mit einem Besatzweibchen (oder umgekehrt), hat der Embryo schlechtere Karten für die Zukunft wie der Embryo in der benachbarten Kiesaushebung wo 2 autochthone Bafos ihre Erbanlagen weitergeben.
    Hier mein Beitrag aus einem Fachseminar:

    Zitat Zitat von Albert Beitrag anzeigen
    So,hier mein Feedback von der heutigen Bildungskonferenz.

    Zu „Die Aquakulturproduktion von Salmoniden für den Besatz freier Gewässer“
    Dr. Helmut Wedekind -Direktor Bayr.Institut Starnberg

    Leider nicht auf Stick überspielt bekommen,da er 15 Uhr einen Termin in Peitz hat.
    Zusammenfassung :
    -Bei dem Besatz mit Salmoniden gilt es nicht einen Put-and -Take -Besatz sprich Attraktionsbesatz zu planen,da das teuer ist und wenig bringt (10-20 % des Besatzes werden höchstens gefangen,der Rest bleibt verschwunden).

    - eine genetische Varianz sollte bei Zucht von Vereinen im Hauptaugenmerk liegen.
    Nicht die vollkommen bspw. schöngepunkteten Bf sollten selektiv zur Vermehrung herangezogen werden ,sondern ein breitgefächerter Stamm.Die Natur regelt ganz allein wer sich vermehrt und wer nicht. Man schließt damit eine Delta-Inzuchtreferenz aus.

    - Bei Kauf von Besatz auf Zertifikat durch Gesundheitsamt bestehen.

    Geschlechter der Salmoniden sollen ausgeglichen sein ,sonst verbreiten weniger Männchen ihre Gene an Nachwuchs.Ein großer Teil der Weibchen bleibt außen vor beim Laichen.

    Beispiel: 1 M + 3 W = 3 Ind. Zum Laichen
    5 M + 15 W = 15 Ind. Zum Laichen

    aber 20 M + 20 W = 40 Ind. Zum Laichen.

    M = Männchen
    W = Weibchen


    Beachtung bei Besatz mit Zuchtsalmoniden.

    -Bei geringer Bestandsdichte wurde größere Positionseffekte festgestellt, wenn Besatzfische beigesetzt werden.

    -Besatzfische unterliegen immer Wildbestandsfischen bedingt durch Eichung auf Menschen und Fütterung.
    -Kein Fluchtverhalten,im Gegenteil .
    -Territoriale Kämpfe im Zuchtbetrieb nur bei sogenannten Bio/Vitalforellen mit wenig Besatz üblich.Durch herkömmlichen höheren Besatz und Aufzucht wirkt es aggresionshemmend (Lustlos, da immer Futter )

    -Gefahr für Besatzsalmoniden durch fehlenden Fluchtreflex in Unterstände wie Gefahr durch Komoran,Mensch,Mink .
    -Einbringung von Sauerstoff in Zuchtbetrieben erhöht die Bestandsdichte ,bei Verbringung in freie Gewässer später äußerst nachteilig z.B. im Sommer oder nach starken Regen mit weniger Sauerstoffwerten.
    Desweiteren dauert es Wochen ,vom Künstlichen Futter entwöhnt zu werden und sich umzustellen.
    Das kann einen schädlichen Stress bewirken.

    Wiederfangrate bei Besatz über 15 cm = unter 20 %
    Gute Ergebnisse zeigen Brutfische bis 8 cm.Entspricht in Eigenschaften später den Wildfischen.
    Gruß
    Albert

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