Bericht zur E-Befischung einer Auskiesungsfläche – 2,5 ha – bis 8 Meter Tiefe, sowie Erstbegehung einer weiteren, brachliegenden Auskiesungsfläche – 1,5 ha, beides Geldern / NRW.

02.10.2011

Vor etwa 2 Monaten erhielt ich zwischen den Zeilen einer Mail ein traumhaftes Angebot von Heinz-Josef Jochims, mich bei meiner Fischsicherungsmaßnahme am Wilmessee durch sein Team zu unterstützen.

Für meine Aalaktion war es, trotz der Widrigkeiten, die uns erwarten würden, eine tolle Unterstützung und einen Versuch wert, zudem für die Erkundung des Fischbestandes des Wilmes ein großer Fortschritt.

Widrigkeiten deshalb, weil wir uns damit an den Rand des Möglichen einer E-Befischung herantasten würden. Dazu muss man wissen, dass der Wilmes steil abfallende Ufer hat, die es fast jedem Fisch ermöglicht, sich unter dem Wirkungsradius des Stromfeldes hindurch, in die Tiefe zu flüchten. Weiterhin, der erschwerte Umstand sich in einen Uferring aus Totholz zu kämpfen und dass man dort mit eingeschränktem Bewegungsradius in schwer zu bekescherndes Gebiet vordringt. Einziger Lichtblick, der eine Durchführung rechtfertigte, ist eben jener Ring des ins Gewässer ragenden Bewuchses und das sich überlassene Totholz, das vielen Fischen als Ziel einer kurzen Flucht dient.

Die amtliche Genehmigung ging ungleich unkompliziert von statten. Keine zwei Tage nach Antragstellung lag die Genehmigung vor. Rekordverdächtig. Meinen Dank an die UFB-Kleve und dem Kreisfischereiberater.

Albert, der davon Wind bekam, setzte sich postum in sein Auto, der Strecke Erfurt-Niederrhein trotzend, um an der Sache Teil zu haben.

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Albert konnte wie üblich nichts aufhalten.

Er kam bereits einen Tag früher, da wir uns per Zufall einen weiteren Tagespunkt aufgetan hatten. Diesen will ich kurz vorweg nehmen.


Auf der Suche nach Gewässern, Tim-online.de sei Dank, finden sich immer wieder solche, die man eigentlich gar nicht kennt. Diese regen generell mein Interesse und so startete ich im Fall des Veerter Baggerlochs die Suche nach dem Eigentümer. Dieser war relativ schnell gefunden. Der Kontakt gestaltete sich sehr positiv und so wurde Albert und mir auch unbürokratisch der Zugang für eine Erstbegehung gewährt. Vom Besitzer erhielt ich zudem die Info, dass in dieses Gewässer um Ende der 80er Jahre 1000 Aale eingesetzt wurden. Seit her passierte dort nichts!

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Das Veerter Baggerloch, Boot zur Untersuchung inklusive.

Als wir dort zum vereinbarten Termin erschienen wurden wir mit allen bekannten Infos und einem Boot versorgt. Was kann man mehr verlangen? Wir hatten 1,5 Stunden Zeit, um erste Eindrücke zu sammeln. Zugegeben, diese sind nicht sehr positiv gewesen.

Im gesamten See gibt es keine Anzeichen oder Sichtungen von auch nur einer einzigen Wasserpflanze. Keine Uferwiese, keine Röhrichtzone keine UW-Pflanzen. Mehr als 30 Jahre Existenz und keine Entwicklung in diese Richtung. Bei uns taten sich Fragezeichen im Kopf auf. Unsere Suche nach Makrozoobenthos blieb ebenso von zweifelhaftem Erfolg. Die genauen Funde werden in Kürze im Gewässerportrait zu lesen sein.

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Kugelschwimmer (Hyphydrus ovatus)

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Unterlassene Hilfeleistung an Selbigen

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Wassermilbe

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Wassertreter (Haliplus spec.)

Der Sauerstoffgehalt war wie zu erwarten recht niedrig. Zwischen 2,3 und 3,5 mg/l bei einer Sättigung von um die 35% wurden gemessen.

Die Jungfische, die wir gesichtet haben waren jeweils Weißfische unbestimmter Art, sowie Barsche.

Die 16:00-Uhr-Grenze, die uns für unsere Untersuchung gegeben war, war schneller erreicht, als uns lieb war. Am Veerter Baggerloch stehen im nächsten Jahr wohl noch ein paar Termine an.

Wie kann es sein, dass ein Gewässer über 30 und mehr Jahre keinen höheren Bewuchs jeglicher Art enthält? Zugegeben das Ufer fällt sehr schnell, sehr steil ab und die 10% Lebensraum, die man einem „normalen“ Baggersee zuspricht, möchte ich hier gerne auf 5% und weniger reduziert wissen.

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Einer der wenigen interessanten Anblicke des Sees - Wurzelgeflecht

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Und wiederum sind es nur Wurzel, die wir neben ein Paar Algen unter Wasser finden

Um die 1000 Aale, die besetzt wurden, darf ich mich vermutlich ab dem nächsten Frühjahr kümmern. Soviel konnte ich aus den Gesprächen mit dem Eigner entnehmen. Grund zur Freude somit alle Male. Bin sehr gespannt, wie sich diese Tiere entwickelt haben.

Albert und meine Familie beendeten den Tag in gewohnter GW-Manier – am Grill mit frischem Fisch. Red Snapper, Thunfisch, Lachs, Salat und Gemüse, Weißbrot und Diebels.

Danach wurde sich in Form von To-Do-Listen auf den nächsten Tag konzentriert. Die Wartezeit bis zum Morgen überbrückten wir mit unnützem Schlaf.

03.10.2011

Aufwachen, Kaffee, Listen checken, Kaffee, Brötchen holen, Kaffee, packen, warten, Kaffee.

Jan Jeucken von der Waterschap (?) aus den Niederlanden traf zuerst ein.

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Gut gelaunter Jan Jeucken

Der Mann ist E-Fischer von Herz und Beruf und ihm eilt der Ruf voraus eine Koryphäe auf seinem Gebiet zu sein. Mit seiner Erfahrung in der Fischerei per Strom hatten wir einen weiteren Batzen Know-How für das Team gewinnen können, dem Einfluss von HJJ sei Dank. Mit viel Sympathie begannen erste Gespräche über den Aal-Kasten, der schließlich seinen Kopf entsprungen war und von mir nachgebaut wurde. Ohne, dass auch nur eine Minute verging, war man „warm“ – die Chemie stimmte einfach – und man verfiel in Fachthemen.

Noch bevor der erste Kaffee die Maschine verließ, kam pünktlich der Trupp von Heinz an. Ihm zur Seite standen Christian Moj und Michael Zocher. Beides ausgefuchste E-Fischer, die vom Meister trainiert wurden. Nach dem kurzen Stopp mit Begrüßungskaffee auf dem Vossumhof, setzte sich die Karawane in Bewegung.

Am Wilmes angekommen wurde die Lage sondiert und die Aufgaben besprochen. Dann wurde die Technik ausgeladen und alles in Bereitschaft versetzt. Nach gut einer halben Stunde waren wir startklar.

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Abladen...

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... sortieren...

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und beladen. Startklar!


Von Anfang an wurde uns klar, dass wir unser gestecktes Ziel zu reduzieren hatten. Die Umstände waren härter und widriger, als man sie in der Theorie hätte ahnen können. So mussten wir uns mit dem Boot teilweise in Uferzonen bewegen, die von oben mit herabhängenden Ästen eingerahmt waren und von unten mit flächendeckendem Totholz übersäht waren. Mangrovenähnliche Zustände. Die erhofften Fangerfolge (auf den Aal) blieben Anfangs vollkommen aus. Wir mussten unser Vorgehen anpassen. Bis dahin waren wenige Schleien und einige kleine Barsche gefangen worden.

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Unsere Wege führten fast immer in schwer zu durchdringendes Geäst


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War der Weg von oben frei, stapelte sich das Holz unter der Oberfläche


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Auch das Manövrieren mit dem Motorboot war eine Herausforderung


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Teilweise mussten wir durch grüne Gucklöcher Sichtkontakt zum Kescher halten

So steuerten wir erst einmal die große Sandbank an, die der See zu bieten hat. Übersäht von einer flächendeckenden Wiese aus Armleuchteralgen, mit bis zu 50 cm Dichte, konnte nunmehr Schleie auf Schleie gelandet werden.

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Sandbank ...

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... mit Armleuchteralgenwiese

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Tinca tinca war in allen Jahrgängen vertreten.

Wir fingen weiterhin Schleien und Barsche und Barsche und Schleien.

Daraufhin stellten wir ein wenig die Taktik um. Einer aus dem Team, Christian, sollte zu Fuß die Uferzonen und die Sandbank erkunden, während sich der Rest des Teams die Uferzonen des Steilufers vornahm, die weniger von Geäst umrahmt waren.

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Nachdem klar war, dass in den "Mangroven" nichts zu holen war...

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... gingen wir den Weg des geringsten Widerstandes...

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und suchten die offenen Ufer ab.

Den Aal bekamen wir nur selten zu Gesicht. Er wird vermutlich in den Untiefen der Uferpackung sein Heil gesucht haben. Unerreichbar für uns. Nur dort, an den wenigen wirklich lichteren Stellen des Ufers, hatten wir eine Chance. Nur vier Aalsichtungen insgesamt holten uns auf den Boden der vorhandenen Struktur. Einen einzigen konnten wir davon abhalten sich ruck-zuck im Sediment zu vergraben oder sein Heil in der Tiefe zu suchen.

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Stolze Aaldame...

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...mit großen Augen

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Und zum ersten Mal in meinem Leben fachte mich ein Aal hörbar an.

Teilweise zweifelten wir an der Bestandsdichte. Wären nicht die hohen Erfolge im Vorfeld mit der Reuse getätigt worden, müsste man glauben, dass es dort kaum Aale gäbe. Wir wussten es aber besser.

Was uns aber am allermeisten in Verwunderung versetzte, war die Tatsache, dass es bei den übrigen Fängen bei Schleie und Barschen bleib. Keine einzige andere Art konnte nachgewiesen werden. Weder Rotauge, Rotfeder noch Hecht gingen uns in die Kescher. Auch kein Barsch größer als 20 cm wurde gefangen. Dieser Umstand ließ uns lange diskutieren und Szenarien ausdenken, wie es dazu kommen konnte. Wären diese Arten dort vertreten, hätten wir sie auch in der Bilanz gehabt. Ergo muss nun davon ausgegangen werden, dass die genannten Arten dort fehlen. 30 Jahre Entwicklung und keine Rotfeder und kein Hecht? Wie kann da sein? Die vorangegangene chemische Wasseranalyse während des GW-Treffs 2011 hatte keine ungewöhnlichen Parameter zu Tage gebracht.

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Begutachtung der Fänge

Die Besitzerin berichtete uns dann auch von dem gesicherten Vorkommen von Rotaugen von vor 15-20 Jahren. Wir ersannen dann unsere Theorie.

Die hohe Population der Barsche und die hohe Präsenz des Kormorans gaben den Anstoß zur Überlegung, dass der K. den Kippfaktor in der Bestandentwicklung gegeben haben könnte. Jahreszeitlich passt das Ganze mit seinem Aufkommen zusammen.

Der Barsch als früherer Laicher ernährt zum Teil sich von der Brut von Rotauge- und Feder. Spielt kein weiterer Prädator in die Entwicklung, reicht die Population der Weißfische aus, um Nahrung zu sein und selber zu überleben. Greift nun aber ein weiterer Prädator, wie der K. in das Geschehen ein, könnte er die Waage kippen und die erfolgreiche Fortpflanzung von Weißfischen gefährden und letztendlich auch kippen.

Wie sonst soll sonst ein Gewässer gänzlich ohne Rotfeder- oder Auge auskommen können. Schon mal versucht ein Rotauge bewusst aus einem Gewässer zu eliminieren? Eigentlich kaum möglich.

Mit einer leichten Enttäuschung im Nacken führen wir ans Ufer und machen uns an die Sortierung unseres Equipments. Gut, dass wir mit zwei Zielen angereist waren. So konnten wir dem See immerhin ein weiteres Puzzelteil entlocken und sind um einige Fragestellungen reicher.

Für mich persönlich war es eine große Ehre Jan Jeucken kennen zu lernen und einen weiteren Einsatz mit Christian und Marcus zu erleben. Der Erfahrungsaustausch mit Heinz mal außen vor gelassen. Alleine dafür lohnt jede Anfahrt.

Am Schluss bedanke ich mich noch herzlich bei Herrn Pfeiffer, dem Besitzer des Fischhandels in Sonsbeck für die kostenfrei Leihgabe seines Fischtransporters.

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Fischtransporter

Den Aal im Wilmes werde ich nun doch weiter mit den Reusen nachstellen müssen. Die Methode war sehr erfolgreich und wird es vermutlich auch weiterhin sein. Im Frühling nächsten Jahres geht es an dieser Stelle weiter.

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Aalbert nimmt Abschied

Heinz, Christian, Marcus, Jan, Albert - DANKE SCHÖN!!!