Systematik:

Klasse: Actinopterygii (Strahlenflosser)
Unterklasse: Neopterygii (Neuflosser)
Überordnung: Acanthopterygii (Stachelflosser)
Ordnung: Perciformes (Barschartige)
Unterordnung: Percoidei (Echte Barsche)
Familie: Percidae (Barsche)
Unterfamilie: Luciopercinae
Gattung: Stizostedion (Sander als Gattungsname ebf. noch gebräuchlich)
Art: Zander

Wissenschaftlicher Name: Stizostedion lucioperca, Sander lucioperca

Synonyme: Schill, Sander, Sandbarsch, Hechtbarsch, Fogasch, Fogosch, Zahnmaul, Glasauge, Zannat, Zant


Flossenformel:

D1 XIV, D2 I/19-23
A II/11-13
P 15-16
V I/5


Seitenlinie: 75-100 Kammschuppen

Größe: Bis zu 1,3m

Gewicht: Bis max. 20 kg

Alter: Bis max. 20 Jahre

Beschreibung:

Wie für echte Barsche typisch weisen Zander zwei getrennte Rückenflossen auf, die vordere besteht anatomisch aus Hart- und Weichstrahlen mit dunklen Punktreihen, die hintere lediglich aus Weichstrahlen (s. Flossenformel).
Der Körper ist langgestreckt, spindelförmig und silbrig bis grüngrau gefärbt, dorsal, dunkler, ventral silbrig-weiß. Auf den Flanken weist er dunkle Querbinden auf, die im Alter auch verwaschen erscheinen können. Der freie Rand des Kiemendeckels endet in einem spitzen Dorn.
Eine reflektierende Pigmentschicht innerhalb der Augen (---> Glasauge) weist ihn als vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiven Jäger aus, der auch noch den geringsten Lichteinfall nutzen kann, um seine Beute optisch gegen seine Umgebung aufzulösen. Der Kopf des Zanders läuft cranial spitz zu, das endständige Maul ist bis hinter die Augen gespalten.
Im Maul befinden sich neben ungleichmäßig verteilten, relativ langen, größeren Fangzähnen auch kleinere Bürstenzähne.




Blick in ein Zandermaul (von Thorsten zur Verfügung gestellt, Dank dafür)



Zum Vergleich: Der Blick in einen Hechtrachen


Der Körper ist von kleinen Kammschuppen besetzt, alle einheimischen Barsche, deren größter und schwerster Vertreter der Zander ist, sind sog. Ctenoidschupper. Stammesgeschichtlich stellt die Ctenoidschuppe eine Weiterentwicklung (Ableitung) der ursprünglicheren Rundschuppe (Cycloidschuppe) dar. Der Unterschied zwischen beiden Schuppenformen besteht darin, dass bei den Kammschuppen der Hinterrand der Einzelschuppe kammartig gezahnt ist, während der der annähernd kreisrunden Cycloidschuppe glatt ist.


Nahrung und Jagdverhalten:

Im ersten Lebensjahr besteht diese hauptsächlich aus planktonischen Krebsen, wobei auch nach einigen Monaten Lebensalter schon nach Larven anderer Fischarten geschnappt wird, danach wird zunehmend auf die Hauptnahrungsquelle Fisch umgestellt. Jüngere Zander jagen gerne in Schulen, ältere Exemplare pflegen zunehmend einen solitären Jagdstil. Ähnlich wie beim nahen Verwandten, dem europäischen Flussbarsch, sammeln sich ältere Exemplare gerne unter jagenden Schulen, um energetisch begünstigt bereits angeschlagene, zu Boden taumelnde Beutefische aufzunehmen.
Im Gegensatz zum Hecht ergreift und schluckt der Zander einen Beutefisch überwiegend von hinten.
Neben dem optischen Sinn bedient sich der jagende Zander natürlich auch seines Seitenlinienorgans, um die feinen hydrostatischen Druckwellen eines fliehenden Beutefisches ausfindig zu machen. Gegenüber dem Barsch verfügt er über ein besseres Gehör. Dabei begünstigen ihn anatomisch zwei schlauchförmig ausgewachsene Ausstülpungen der vorderen Schwimmblase, die sog. Schwimmblasenhörner. Diese reizvermitteln auf die paarig angelegten Vestibularorgane im Labyrinth, also strukturell dem Innenohr aller Wirbeltiere.


Vorkommen/Verbreitung:

Mittel- u. Nordosteuropa in Flüssen und auch Seen, westlich der Elbe ausschließlich menschlich verbreitet, Brackwasser der Ostsee (Haffe, Bodden). Kommt nördlich bis zum 65. Grad nördlicher Breite natürlich vor.

Der Zander wurde seit dem 19. Jahrhundert in viele europäische Gewässersysteme eingeführt, so z.B. in Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden sowie Italien und England.
Dies geschah zum Teil, um freie ökologische Nischen aufzufüllen, zum Teil aber schlicht auch, weil der Zander als Sport- wie hochwertiger Speisefisch überall hoch angesehen war, ist und wohl auch bleibt ...
Der Zander zeigte sich nach Einführung vornehmlich in Fluss-Systemen überaus erfolgreich und bildete nach Einführung hochreproduktive, sich selbst erhaltende Populationen.
Ob die Einführung des Zanders in neue Gewässersysteme ökologische Auswirkungen generiert, wird auch heute noch teilweise kontrovers diskutiert.

Die Erfahrungen und Ergebnisse englischer und niederländischer Untersuchungen bringen zum Ausdruck, dass Zanderpopulationen unter geeigneten Bedingungen sowohl Barsch- als auch Hechtpopulationen verdrängen können, sich also im interspezifischen Konkurrenzkampf als durchsetzungfähig erweisen.

In England wurden in den Jahren 1878, 1900 und 1960 Zander aus Deutschland und Schweden in südliche Fluss-Systeme Englands eingeführt/besetzt. Englische Wissenschaftler leiteten daraus ökologische Folgen in Hinsicht auf die Ichthyozönose ab:

"Established in many southern rivers particularly Great Ouse but spreading naturally and by further introductions. Highly appreciated by anglers but not conservationists. Evidence of decline in native Esox lucius and Perca fluviatilis (Linfield and Rickards, 1979).(sic)"

Auch in Spanien wurde der Zander eingeführt und gehört neben dem Wels zu den vorherrschenden Prädatoren der großen Flüsse (bspw. Ebro inkl. den 3 großen Stauseen, der obere Mequinenza, der mittlere Riba-roja und der untere Flix, alle gelegen zwischen Barcelona und Saragossa).


Verwechslungsgefahr:

Besteht wegen geographischer Separation nicht wirklich.
Im Flussystem der Wolga und auch der Donau ist der wesentlich kleiner bleibende Wolgazander (S. volgensis) beheimatet, dem im Maul die auffälligen Fangzähne seines Verwandten fehlen. Darüber hinaus sind die vorderen Teile der Kiemendeckel des Wolgazanders komplett mit Schuppen bedeckt. Im Mittellandkanal wurden im letzten Jahr ebenfalls einige Exemplare gefangen, die vermutlich aus einem nicht angemeldeten Besatzversuch stammen. Der nordamerikanische Verwandte des Zanders ist S. vitreum (Walleye), der eurasische S. marinum, dessen Vorkommen sich vor allem über Schwarzes und Kaspisches Meer erstreckt.
Über weite Teile der USA und im südlichen Teil Kanadas ist der Sauger (s. canadensis) verbreitet, ein naher Verwandter von S. vitreum.

Habitatansprüche:

Zander finden in größeren Flüssen, größeren Seen sowie im ausgesüßten Brackwasser der Ostsee ideale Lebensbedingungen vor. In Hinsicht auf stehende Gewässer werden eutrophe Seen mit geringen Sichtweiten bevorzugt, in Hinsicht auf Flüsse die von Schwebstoffen und Phytoplankton getrübten.
Hecht und Zander kommen vielerorts nebeneinander vor, dennoch lässt sich die Faustregel ableiten, dass sich Zander Hechten gegenüber in weniger sichtigem Wasser durchsetzen, Hechte Zandern gegenüber in relativ klarsichtigem Wasser.
Warum dem so ist, ist über die Lebensweise sowie die zur Verfügung stehende Sinnesapparatur beider Raubfischarten sowie die weiter unten beschriebene Lichtempfindlichkeit jüngerer Lebensstadien des Zanders nahezu selbsterklärend.

Auf eine große Stärke des Zanders ist hinsichtlich seiner Habitatansprüche hinzuweisen: seine Anpassungsfähigkeit. Der Zander ist bestens imstande, sich an die Bedingungen in verbauten, ansonsten strukturarmen Gewässern anzupassen respektive sich unter diesen Bedingungen zurechtzufinden, beispielsweise schnurgerader Kanalführung und durch die Wannenform des Kanalbeckens bedingte Strukturarmut.


Laichzeit:

April bis Juni, Ablaichen ab etwa 12° C. Wassertemperatur möglich

Im Alter von etwa 4 Jahren, Milchner bei 2-4 Jahren, Rogner bei 3-5 Jahren Alter und einer durchschnittlichen Körperlänge von etwa 45 cm wird ein Zander geschlechtsreif. Zur Fortpflanzung werden in 1-3 m Tiefe flache Laichgruben ausgehoben, bevorzugt über hartem, also etwa sandigem oder kiesigem Grund oder in der Nähe von versunkenen Baumstämmen/Ästen respektive Wurzelwerk. In Seen können diese Laichgruben aber auch deutlich tiefer liegen, dem Zander als ausgemachten Hartsubstratlaicher dürfte die Grundstruktur zur Reproduktion besonders wichtig sein.
Pro Rogner werden bis zu 300.000 klebrige Eier einzeln abgelegt, die im Durchmesser etwa 1,5-2 mm groß sind. Wie fast schon annehmbar, zur Dämmerung oder nachts. Nach etwa einer Woche schlüpfen die anfänglich 5-6 mm langen Larven, die sich zunächst von ihrem Dottervorrat ernähren.
Sukzessive erfolgt dann die unter dem Punkt "Nahrung" bereits beschriebene Umstellung auf andere Futterquellen. Zum Ende ihres Geburtsjahres erreichen die Jungzander 6-10 cm Länge.
Der Milcher, der sich zur Laichzeit, also ein temporär auftretender Geschlechtsdimorphismus, durch einen schwarz gefärbten Rücken auszeichnet, dessen Färbung auch noch leicht die Flanken herunterläuft, aber im Längsschnitt nicht die Körpermitte erreicht, betreibt Brutpflege.
Seine Aufgabe besteht darin, das Nest, die Laichgrube vor einer Zusetzung mit feinen Schwebematerialien zu bewahren, der Brut sauerstoffreiches Frischwasser zuzufächeln und potentielle Laichräuber von seinem Nachwuchs fernzuhalten.
In diesem Zeitabschnitt gebärden sich männliche Zander ausgesprochen aggressiv.

In den ersten Lebensstadien ist die Zanderbrut ausgesprochen lichtempfindlich. In einschlägiger Fachliteratur wird bereits eine Belichtungsstärke des Nestes von etwa 1 Lux als grenzwertig angesehen.
1 Lux entspricht in athmosphärischer Luft der Belichtungsstärke einer 1 m entfernten Kerze.

In unverbauten Flüssen führen Zander vor Laichzeit potamodrome Wanderungen aus, um geeignete Laichplätze zu finden und zu besetzen. Die Zurücklegung von Distanzen bis zu 250 km ist zu diesem Zweck wissenschaftlich dokumentiert worden.

Natürliche wie künstliche Bestände des Zanders werden vielerorts durch Besatz gestützt.


Besonderheiten:

Barsche, beispielsweise auch Dorsche gehören anatomisch zu den Physoclisten. Das bedeutet, dass im adulten Zustand kein Verbindungsgang, der sogenannte Ductus pneumaticus, mehr zwischen der Schwimmblase und dem Darm besteht.
Daher sind Barsche wie Dorsche empfindlich gegen, etwa im Drill, künstlich herbeigeführte Tiefenänderungen.

Der zu einer abrupten Tiefenänderung zugehörige Gasaustausch kann von Physoclisten nur wesentlich langsamer als von Physostomen bewerkstelligt werden, also solchen Gruppen unter den Fischen, die auch adult anatomisch/morphologisch noch einen Ductus pneumaticus vorzuweisen haben.
Bei Physoclisten muss der Gasaustausch über das Blutgefäßsystem erfolgen, dazu befinden sich eng an der Schwimmblase liegende Gasdrüsen.

In einschlägiger Literatur wird diskutiert, dass bereits ein zu kurzfristiger Aufstieg aus einer Tiefe von 10 m zu einer irreversiblen Schädigung eines Zanders führen kann. Meeresanglern sind die Auswirkungen von Drills aus noch größerer Tiefe bekannt, die Fische erbrechen an der Oberfläche ihre Schwimmblase und verenden.

Die Anfälligkeit/Verletzbarkeit gegenüber äußeren Einflüssen wird bei fishbase mit 61 von 100 (=sehr empfindlich) Skalierungspunkten angegeben.

Seit einigen Jahren etabliert sich der Zander auch als Nebenfisch der Karpfenteichwirtschaft, vor allem deshalb, weil bei ständig sinkenden Fangerträgen die Nachfrage nach dem Speisefisch Zander kontinuierlich anwächst. Zudem suchen Angelvereine oft nach größeren Satzfischen.
Neben der klassischen Teichwirtschaft laufen auch seit längerer Zeit schon Aufzuchten in Kreislaufanlagen, in denen das ganze Jahr über ideale Temperaturen zum Wachstum herrschen.
Bei Beckenhälterung bis zum Satzfischalter wird zunehmend mit handelsüblichem Trockenmischfutter gefüttert.

Über die Änderung von Licht und Temperatur lässt sich sogar ohne Stimulanz über Hormonzugaben ein Ablaichen außerhalb der natürlichen Laichzeit induzieren.

Unter solchen Hälterungs- und Aufzuchtbedingungen kommt es in den früheren Lebensstadien zu ausgeprägten Kannibalismus, der eine ständige Größensortierung erforderlich macht.


Quellen und Literaturzitate:

Andreas Vilcinskas: Einheimische Süßwasserfische
Wikipedia: Der Zander
www.fishbase.org, http://www.fishbase.org/summary/Sander-lucioperca.html
Register of international introductions of inland aquatic species, Stizostedion lucioperca


Fotos: