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AW: Deutschlands beste Fischpässe oder welcher Pass funktioniert wirklich ?
Hallo,
Es gibt keinen Fischpass der zu 100 % arbeitet. Ich vermute, den wird es auch nie geben.
Man hat in den letzten Jahren viel Erfahrungen gesammelt und die Treppen sind sehr viel besser geworden. Eine Treppe von heute und eine von vor 20 Jahren sind nicht vergleichbar.
Aber vor 20 Jahren hat man vermutlich auch gedacht, dass man das Problem im Griff hatte.
Es gibt hier ein gewaltiges Potenzial für Selbstbetrug. Bei Untersuchungen zur Wirksamkeit zählt man in aller Regel die erfolgreichen Fische am Ende der Fischtreppe.
Dann kann man am nächsten Tag der regionalen Presse entnehmen, " 5 Lachse an der Fischtreppe XY gefangen. Ein Beweis, dass die Fischtreppe funktioniert."
Möglicherweise hätte das Fazit aber anders lauten müssen, z. B. "Fischtreppe xy mit Mängeln, von 20 Lachsen kehrten 15 wieder zur See zurück".
Solange ich nur die erfolgreichen Passagen zähle, betrüge ich mich ja selbst. Interessant ist viel mehr die Anzahl an Fischen und die Arten, die die Treppe nicht bewältigen konnte oder wollten.
In einer Treppe mit Sichtscheibe konnte ich mehrfach beobachten, wie verschiedene Fischarten oft stundenlang einschwimmen und dann wieder umkehren.
Teilweise sind sie am anderen Tag in der Kontrollreuse, teilweise versuchen sie es erneut, teilweise geben sie auf. Es sind vor allem strömungsliebende Arten, die bei den erfolgreichen Passagen unterrepräsentiert sind. Allen voran der Lachs, aber auch Rapfen, Nase Barbe, und Döbel. Die Fische wittern in der Fischtreppe eine Gefahr und trauen sich nicht in den Kanal einzuschwimmen.
Die Anforderungen der einzelnen Arten sind extrem unterschiedlich. Ich bemerke, dass Lachse schlecht einsteigen, und erhöhe die Wasserführung. In der Folge wandert keine Nase mehr ein.
Kein Fisch stört sich an einer Beleuchtung, eine Barbe schon. Aus Erfahrung weiß ich, dass minimale Änderungen sehr oft deutliche und nicht vorhersehbare Auswirkungen haben.
Eine Fischtreppe ist immer eine Maßanfertigung für eine bestimmte örtliche Gegebenheit. Sozusagen ein neuer Versuch mit nicht ganz gewissem Ausgang. Schon kleinste Abweichungen können gravierende Auswirkungen haben, bis zur Untauglichkeit der Anlage. Dann ist es von Vorteil, wenn man nicht alles in Beton ausgeführt hat, sondern mit beweglichen Elementen noch nachsteuern kann.
Ein weiteres Problem an bestimmten Typen von Fischtreppen ist, nach meiner Meinung, noch gar nicht so richtig ins Bewusstsein gerückt.
Ich meine damit die großen Beckenpässe in deren Becken sich Raubfische wie Hecht, Waller oder Zander einrichten und die passierenden Fische attackieren.
Darunter haben vor allem Smolts zu leiden. Historisch hatten sie es als Raubfeind unter Wasser mit dem Hecht zu tun. Diesem Tag- und Augenjäger entgingen sie durch ihr Wanderverhalten. Sie wandern nachts in der Strommitte oberflächennah und schnell ab. Dadurch treffen sie auf keinen Hecht. In der Fischtreppe ist das aber anders.
Zudem wird der Hecht heute durch Zander und Rapfen zusätzlich verstärkt. Diese Verluste sind aber nicht natürlich.
Wenn eine WKA gebaut wird, mit einem in NRW für Lachsgewässer verbindlich vorgeschriebenen Rechen mit Stabweite von max. 10 mm. habe ich in der Turbine außer Brut und Neunaugen keine Verluste. Mit neuen "fischfreundlichen" Anlagen wirbt die Branche je in letzter Zeit vermehrt um politische Rückendeckung.
Das klappt aber nur, wenn man die Verluste durch Prädatoren in der Fischtreppe als natürliche oder indirekte Schäden außen vor lässt.
Eine Fischtreppe ist immer besser als keine Fischmigraton, aber immer schlechter als eine Umgehung oder ein Rückbau.
Ich warne aber vor der Hoffnung, dass wenn überall eine Fischtreppe steht, das Problem der Fischmigration gelöst ist. Ich darf nicht die einzelne Treppe sehen, sondern ein ganzes Flusssystem. Wenn ich darin 7 Treppen habe, von denen die unterste nicht gut arbeitet oder an jeder Treppe 10 % der Fische das Angebot dankend ablehnen, würde ich das Problem der Migration nicht als gelöst ansehen.
LL
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